Ausstellung im
Thyssen-Bornemisza Museum
Ausstellung im
Thyssen-Bornemisza Museum
Ausstellung im Thyssen-Bornemisza Museum
Proust und die Künste
Proust und die Künste
Ausstellung im Thyssen-Bornemisza Museum
bis 8. Juni 2025
„Proust y las Artes“ heißt die neue Sonderausstellung des Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid. Noch bis zum 8. Juni 2025 untersucht das Museum des bekannten Kunstdreiecks der spanischen Hauptstadt die Beziehung zwischen dem französischen Schriftsteller Marcel Proust und der Malerei, die ihn nicht nur in seinem Leben, sondern auch in seinem Werk inspirierte.
Proust griff nie selbst zum Pinsel – doch seine Schreibmaschine schuf Welten, in denen Licht, Perspektive und Erinnerungen wie in Kunstwerken wirken.
„Mein Buch ist ein Gemälde“, schrieb Marcel Proust über sein wichtigstes Werk, den siebenbändigen Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, in dem er sich besonders umfassend mit bildender Kunst beschäftigte. Deshalb findet sich einer der bedeutendsten Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts nun in einem der wichtigsten Kunstmuseen der Welt wieder – in der Ausstellung „Proust und die Kunst“.
Alles Wichtige
auf einen Blick
Ausstellung:
Proust und die Künste
Ausstellung im Thyssen-Bornemisza Museum
bis 8. Juni 2025
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 10.00 – 19.00 Uhr,
Samstags von 10.00 – 23.00 Uhr
Preise:
14 Euro für Erwachsene, Kinder bis 18 Jahre kostenlos
10 Euro für Personen über 65 Jahren und Studenten
Freier Eintritt: Montag, 12.00 – 16.00 Uhr + Samstag, 21.00 – 23.00 Uhr
Audioguide:
Auf Spanisch und Englisch; Dauer 1 Stunde; enthält außerdem die weitere Sonderausstellung sowie die Dauerausstellungen für 5 Euro.
Tipp:
Du kannst dich vorab mit einer Spotify-Liste mit den beliebtesten Stücken von Proust auf die Ausstellung einstimmen. Hier anhören.
Wer war
Marcel Proust?
Marcel Proust (Paris, 1871 – Paris, 1922) war ein französischer Schriftsteller und Sozialkritiker, dessen Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als das bedeutendste Werk der französischen Romanliteratur des frühen 20. Jahrhunderts gilt und ihn zu einem der einflussreichsten Autoren der Weltliteratur werden ließ.
Er wurde als Sohn eines angesehenen Arztes und einer kultivierten Mutter geboren und litt seit seiner Kindheit an schwerem Asthma, was sein Leben nachhaltig prägte. Ab seiner Jugend begann er sich in Salons der Belle Époque zu bewegen und verkehrte in Künstler- und Literatenkreisen, die ihn zu seinen Figuren und Schauplätzen inspirierten.
Er gilt als Meister der detailgenauen Innerlichkeit, also einer minutiösen psychologischen Analyse, und schuf mit langen Satzperioden und einer mosaikartigen Struktur eine Erzählweise, die das Genre des Romans nachhaltig veränderte.
*Proust sitzend, mit seinen Freunden Robert de Flers und Lucien Daudet.
Zur Ausstellung:
Proust und die Kunst
Die Ausstellung über Proust und seine Beziehung zur Malerei ordnet sich in neun Abschnitte ein: „Die Freuden und die Tage“, „Paris“, „Swanns Anteil“, „Guermantes Anteil“, „Venedig“, „Ruskin“, „Modernität“, „Balbec und Elstir“und „Die wiedergefundene Zeit“ – die sich von den Namen der sieben Bänder und wichtige Motive, Orte oder Figuren ableiten.
Dreh- und Angelpunkt ist also das Hauptwerk des Autors, das nicht nur die Malerei in den Fokus nimmt, sondern auch das Paris und die wohlhabende, Pariser Oberschicht Ende des 19. Jahrhunderts.
Der erste Teil – Die Freuden und die Tage – beschäftigt sich mit der frühen Begeisterung von Proust für die Kunst. Schon in seiner Jugend besuchte er oft das Louvre und interessierte sich für die holländische, französische und italienische Malerei. Sein ästhetisches Bewusstsein entwickelte sich durch Bilder wie „La Sagrada Familia“ von El Greco, dessen Kopie, gemalt von Prousts Freund Raimundo de Madrazo, in diesem Abschnitt hängt.
Der zweite Teil der Ausstellung – Paris – zeigt die französische Hauptstadt während der dritten Republik sowie das künstlerische, intellektuelle und soziale Leben der Bourgeoisie Mitte des 19. Jahrhunderts. Jene Zeit war geprägt von eleganten Garderoben und köstlichen Banketten und den vom Stadtplaner Baron Haussmann durchgeführten Umgestaltungen, die das Pariser Stadtbild bis heute prägen. Der junge Proust begann sich in diesem Zeitraum für die Malerei, das Theater und Musik zu interessieren.
Das große Porträt von der französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt, gemalt von Georges Clairin, auf der die Künstlerin in einem eleganten, weißen Satin-Kleid mit Fellabsätzen auf einem roten Sofa den Betrachter des Bildes geradezu zu beurteilen scheint, zeigt die Interessen von Proust. Der Schriftsteller war nicht nur persönlich mit dem berühmten Maler bekannt, sondern war auch ein Bewunderer von Sarah Bernhardt, die als die bekannteste Darstellerin ihrer Zeit gilt.
Im nächsten Raum widmet sich die Ausstellung der Romanfigur Charles Swann, beziehungsweise dem ersten Band des Buches „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“- In Swanns Welt. Swann repräsentiert dabei die wohlhabende Bourgeoisie; ein kultivierter Mann, der sich mit der Malerei und Literatur besonders gut auskennt und sich obsessiv in die oberflächliche Odette de Crécy verliebt, was ihn in die Selbstzerstörung treibt. Das Gemälde „Der Kreis der Rue Royale“ von James Tissot in der Ausstellung zeigt unter anderem den Kunstkritiker Charles Haas, der Proust zu jener Romanfigur inspirierte. Andere gezeigte Werke wie „Diana mit ihren Gefährtinnen“ von Johannes Vermeer oder „Die Einsamkeit. Erinnerungen an Vigen, Limousin“ von Jean-Baptiste Camille Carot werden von Charles Swann explizit erwähnt.
Der Abschnitt Guermantes Anteil beschäftigt sich mit dem dritten Band des Romanzyklus, „Die Welt der Guermantes“. Zentrale Figuren im Buch sind der Baron de Charlus, Aristokrat, Dichter und Homosexueller sowie Oriane de Guermantes, in der Proust die Schönheit der französischen Bourgeoisie vereint. Gezeigt werden in dem Abschnitt Nachtgewänder, Gemälde von Frauen mit aufwändigen Hüten und Porträts von Robert de Montesquio, einem französischen Schriftsteller und Dandy, der Marcel Proust als Vorbild für den Baron de Charlus diente.
Im gleichen Raum werden außerdem einige Gemälde von Mariano Fortuny y Madrazo und Turner sowie Zeichnungen von Whistler vorgestellt, die Prousts enge Beziehung zu Venedig verdeutlichen sollen.
In den folgenden Ausstellungsabschnitten geht es also nicht mehr um das Hauptwerk von Proust, sondern viel mehr um Maler, Schriftsteller, Orte und Erfindungen, die ihn in seinem Schreiben beeinflussten. Zum Beispiel setzte sich Marcel Proust intensiv mit „The Bible of Amiens“ von John Ruskin auseinander, übersetze und erweiterte das Buch sogar. Ein Exemplar von 1904 kann man sich ansehen. Außerdem war er begeistert von Künstlern seiner Zeit wie Manet, Monet, Degas oder Renoir, denen sich die Ausstellung ebenfalls ausführlich widmet.
Die Sonderausstellung endet mit dem Teil – Die wiedergefundenen Zeit – Titel des letzten Bandes des Zyklus. In ihm geht es um die Katastrophe des Ersten Weltkriegs, dem geistigen und physischen Verfall einer einst verherrlichten Gesellschaft und der Einsicht, dass nur die Kunst die zersplitterte Zeit wieder vereinen und der Vergänglichkeit Dauer verleihen kann.
Bilder von Marcel Proust auf dem Sterbebett, Selbstporträts von Rembrandt und Bände der ersten Editionen seines Hauptwerkes beschließen die Ausstellung.
Fazit
Die Ausstellung lohnt sich. Obwohl ich zugeben muss, dass man sie deutlich besser versteht, wenn einem Proust und sein Hauptwerk ein Begriff sind.
Ich hoffe, dass ihr euch mit diesem Text nun bestens vorbereitet fühlt.
Eure Katharina
Kurze Anmerkung von Céline: Renoirs „Nach dem Mittagessen (La fin du déjeuner)“ aus dem Städel ist ein alter Freund von mir – ich habe nämlich einige Jahre im Städel Museum, Frankfurt gearbeitet. Und einmal habe ich sogar ein Kunstwerk von Frankfurt nach Madrid ins Thyssen begleitet. Das war 2010. Es steigen bei dieser Ausstellung also zwei Erinnerungen in mir auf. 😉
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2025
Mit Unterstützung von Katharina Jahn.