Anfängerfehler
in Barcelona
Anfängerfehler
in Barcelona
10 Barcelona Anfängerfehler
mit denen du dich sofort als Tourist outest
Seit den Olympischen Spielen 1992 legte Barcelona einen kometenhaften Aufstieg hin und ist beliebt wie nie zuvor. Was wenige wissen: in den 80er-Jahren hielt man die Stadt eher für ein Moloch als einen Touristenmagneten. Das hat sich gründlich geändert und führt zu nie dagewesenen Touristenmassen.
Und diese Touristen treten regelmäßig in kleinere oder auch größere Fettnäpfchen, mit denen sie sich unweigerlich also solche outen. Ich lebe nun inzwischen seit 3 Jahren in dieser tollen Stadt und möchte dir zeigen, welche typischen Fauxpas (kultureller und anderer Natur) es gibt und wie du sie vermeidest.
1. In „Barça“
Urlaub machen
Vielleicht wünschen sich tatsächlich viele Fußballfans einmal hier Urlaub zu machen… Denn „Barça“ ist der Spitznamen für den nicht ganz unbedeutenden Fußballclub, der vor allem in letzter Zeit extrem erfolgreich war. Die Stadt Barcelona sollte der weltgewandte Reisende damit aber nicht verwechseln…
2. Die Unabhängigkeits-
diskussion
Das Thema mit dem größten Sprengpotential: viele Deutsche vergleichen den katalanischen Wunsch nach Unabhängigkeit gerne mit dem absurden Bestreben einiger Bayern nach einem eigenen Land. Damit macht man es sich aber viel zu einfach: die spanische Geschichte ist komplex und vor allem durch den Bürgerkrieg mit anschließender Franco-Diktatur gezeichnet. Die Katalanen kämpften damals erfolglos dagegen an, was zu jahrzehntelanger Unterdrückung und dem Verbot der katalanischen Sprache führte. Deshalb: verhaltet euch in dieser Diskussion lieber neutral und interessiert, ansonsten sind euch böse Blicke sicher.
3. Der dicke,
fette Sonnenbrand
Nicht nur ungesund, sondern das Erkennungszeichen schlechthin: der hummerrote, großflächige Sonnenbrand. Zwar sind deutsche Touristen im Normalfall etwas vorsichtiger als die angelsächsischen Kollegen, wer aber abends nicht glühen will, nimmt sich besser Sonnencreme und –schirm zum Stand mit. Die Creme könnt ihr auch gerne aus Deutschland mitbringen, die kostet in Spanien nämlich fast immer das Doppelte.
Bonustipp: cremt euch auch bei Wolkenhimmel ein, die UV-Strahlung lässt sich davon nämlich nur mäßig beeindrucken.
4. Relaxen am Strand
von Barceloneta
Wo wir schon beim Strandvergnügen sind – am Stadtstrand Barceloneta fällt das Entspannungslevel eher mau aus. Im Sommer feiern dort Horden von nordeuropäischen Touristen lautstark ihren Sonnenrausch.
Entsprechend schmutzig ist der Sand und auch das Wasser. Einem Abfall des Promillelevels beugen pakistanische Bierverkäufer vor, indem sie im Minutentakt vorbeikommen und „Cerveza Beer, Mojitos, Coca Cola“ plärren.
Besser: den Zug zum Strand von Castelldefels nehmen und richtig relaxen. Dort wohnt übrigens auch Barça-Superstar Lionel Messi – und der muss es ja wissen.
5. Essensanpfiff
Wann sollte man essen gehen
Spanische Essenszeiten sind für uns Deutsche sehr ungewöhnlich und das ist noch recht verharmlosend ausgedrückt. Während das Mittagessen üblicherweise um 14 Uhr eingenommen wird (und das ohne germanisches Frühstück), füllen sich die Restaurants für das Abendessen erst langsam gegen 21:30 Uhr. Warum das so ist? Nun, Spanien verwendet die falsche Zeitzone und müsste die Uhr eigentlich eine Stunde zurückdrehen.
Begibt man sich also um 20:00 auf die Suche nach einem Restaurant, passieren normalerweise diese beiden Dinge, die den gesunden Menschenverstand ziemlich aushebeln können:
1) Um 20:00 Uhr öffnen die meisten Restaurants gerade erst und sind noch komplett leer. „Restaurant leer=nicht gut“, der Tourist von Welt möchte so einen Laden selbstverständlich meiden.
2) Man sucht also weiter. Hier und da entdeckt man ein Restaurant, das gut besucht ist und praktischerweise seine Speisen in sämtlichen Sprachen dieser Erde erklärt. Mit von der Partie oft auch ein restauranteigener Promoter.
Option 2 solltet ihr auf jeden Fall wie die Pest meiden, ein Restaurant, in dem Leute bereits um 20 Uhr vor vollen Tellern sitzen, ist zu 95% ein Reinfall. Besser: informiert euch per App vorher, wo man gut isst. Foursquare oder Tripadvisor sind dafür empfehlenswert.
6. Direkt
ins Restaurant setzen
Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Spanien üblich sich vom Personal einen Tisch zuweisen zu lassen. Dazu wartet man auf den Kellner und sagt ihm für wie viele Leute man einen Tisch braucht. Auf der Terrasse gelten übrigens andere Regeln, dort kann man sich normalerweise direkt setzen, es sei denn es gibt bereits eine Reservierung.
7. Paella
aus der Hölle
Bei geschätzten 95% der Paella-anbietenden Restaurants in Barcelona ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Warum? Eine gute Paella zu machen ist nicht ganz einfach und sie schmeckt auch nur richtig gut, wenn sie fachmännisch und frisch zubereitet wurde. Die Industrieküche bietet dazu Alternativen aus der Tiefkühltruhe. Das geschulte Auge kann diese Restaurants aber leicht enttarnen, denn normalerweise steht ein Pranger der Schande vor diesen Läden, gesponsort von der jeweiligen Tiefkühlkette (z.B. Paellador oder OK Paella). Indizien für eine gute Paella: sie ist niemals günstiger als 13 € und die Mindestbestellung sind 2 Portionen. Außerdem gilt es den nächsten Punkt zu beachten:
8. Abzocken lassen
von Touri-Restaurants
Mehrwertsteuer? Nicht inklusive. Zwar ist dieser Trick verboten, er wird aber dennoch weiterhin gerne praktiziert. Es gilt in den Menüs also darauf zu kucken ob dort so etwas steht wie “IVA no incluida”. Das bedeutet dann einen Aufschlag von 10 %. Auch für den Terassenservice werden übrigens häufig 10 % extra verlangt – das ist allerdings relativ gängig und auch nicht illegal.
Keine Getränkekarte: normalerweise sind Getränke in Barcelona wesentlich günstiger als in Deutschland. Gerade in der Innenstadt sollte man sich aber nochmal vergewissern, wie viel das Bier denn tatsächlich kostet. Ein anderer Trick von Abzockläden ist es einen Maßkrug zu servieren, wenn man ein großes Bier verlangt.
Gedeck: manchmal wird ungefragt der katalanische Klassiker Pan con Tomate (Brot mit Tomate und Olivenöl) serviert. Ihr könnt davon ausgehen, dass ihr dafür am Ende zur Kasse gebeten werdet.
9. Kleine
Kaffeekunde
Eine gute und eine schlechte Nachricht: die Kaffeepreise in Spanien liegen bei etwa der Hälfte, von dem was man in Deutschland hinlegen muss. Dafür ist die Qualität leider nicht wirklich toll. Cappuccino ist beispielsweise eher unüblich und selbst wenn man ihn bestellt bekommt man meist einen Milchkaffee (Café con Leche).
Den ungeschulten nordeuropäischen Touristen erkennt man daran, dass er sich nachmittags einen Milchkaffee einverleibt. Für Spanier ist das ein Frühstücksgetränk, das in den heißen Nachmittagsstunden viel zu schwer ist. Wenn schon Milch, dann bestellt euch einen Cortado (Espresso mit Milchschaum) oder im Sommer sehr beliebt, der Cortado con hielo (Cortado, serviert mit Eiswürfeln – siehe Foto).
10. Hotel auf oder
in der Nähe von Las Ramblas
Die Ramblas sind eine DER Touristenattraktionen in Barcelona. Zu Unrecht? Jein, die Straße ist wirklich prachtvoll und die Architektur sehenswert. Wäre es nur nicht vollgestopft mit schlechten Restaurants, Taschendieben und Hütchenspielern.
Ansehen solltet Ihr euch die Ramblas auf jeden Fall, euer Hotel bucht ihr aber besser mit ausreichend Sicherheitsabstand. Nachts treiben sich dort nur noch lärmende, betrunkene Touristen, Prostituierte und sonstige Kleinkriminelle herum. Nicht unbedingt ein Ort in dessen Nähe man wohnen möchte, oder?
Besser: Das Stadtviertel Born, was immer noch recht laut sein kann oder das südliche Eixample, z.B rund um Urquinaona.
Fazit
Wenn ihr diese Punkte beachtet, werdet ihr vorbildliche Touristen sein. Die Chance, dass ihr abgezockt werdet, einen schlechten Eindruck hinterlasst oder gar einen schlechten Eindruck von Barcelona erhaltet, werden geringer und ihr könnt damit einen entspannteren Urlaub genießen!
Fallen dir noch weitere Fauxpas oder Fallen ein? Falls ja, hinterlasst bitte einen Kommentar!
Der Autor: Robert Brandl stammt ursprünglich aus München und lebt seit 2012 in Barcelona. Er betreibt einen Blog unter robertbrandl.com und hat keinerlei Pläne diese wunderbare Stadt jemals wieder zu verlassen. Auf Twitter findet man ihn unter @robertbrandl.
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich 2015 – 2021
Mit Unterstützung von meinem Mann, Robert Brandl