Ausstellung
Golucho
Ausstellung
Golucho
Golucho
eine Ausstellung im MEAM
„Golucho“
Ausstellung im MEAM, Barcelona
März – April 2015
Am Mittwoch hatte ich das große Vergnügen an meiner ersten Presse-Führung teilzunehmen. Das MEAM lud mich dazu ein und der Künstler führte uns durch die Ausstellung.
Golucho ist ein Künstlername, sein richtiger Name ist Miguel Ángel Mayo. Er wurde 1949 in Madrid geboren und lebt jetzt etwas zurückgezogen in einem Städtchen in der Provinz von Alicante. Er ist zugleich Poet und Maler – und das spiegelt sich in seinen Werken wider. Und auch in seiner Person. Fast scheu hat er sich vorgestellt, hat nur wenig über seine Werke preisgegeben.
Bei einer meiner Fragen, die ich mit „Dieses gefällt mir besonders…“ begonnen hatte, sagte er: „Es gefällt dir? Das reicht – mehr musst du nicht wissen“. Bei anderen Werken hat er dann doch ein paar interessante Dinge erzählt – auch wenn er im Ganzen sehr wortkarg war.
Bei dem Werk „Lara“ hat er erwähnt, dass er die Holztafel im Nachhinein zerstört hat. Und auf meine Frage, was es mit dem Rot auf sich hat, sagte er, dass es Poesie und die Antwort in jedem von uns zu finden sei.
Bei dem Werk „abuela“ (Oma) gefiel ihm die Landschaft irgendwann nicht mehr – und deswegen übermalte er diese rot.
Auch wenn seine Worte und Gesten sehr karg und schüchtern waren, so sieht man seine Offenheit und Tiefe doch in seinen Werken. Dort scheint alles hineinzufließen. Er zeigt die Menschen wie sie sind: meist nackt, mit Falten und Rundungen und vor allem mit tiefen Gefühlen.
Auch seine Technik ist beeindruckend. Die Bleistiftzeichnung „Porträt der Schlaflosigkeit“ zum Beispiel ist so realistisch und ergreifend – das habe ich vorher noch nicht gesehen!
Auf die Frage ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handele, antwortete Golucho: „Eigentlich ist es eine Frau, aber wenn Sie alle einen Mann darin sehen, ist es eben ein Mann“.
Dieses Werk – frei übersetzt „Einsamkeit der Grenzen“ hat mich besonders interessiert. Der Schmerz des alten Mannes, sein Alter und seine Nacktheit haben etwas faszinierendes. Und es handelt sich wieder um einen Bleistiftzeichnung! Unglaublich!
Besonders interessant fand ich die Haut des Mannes – an manchen Stellen ist das Papier abgekratzt worden – es sieht so aus, als hätte er dort einen Ausschlag.
Ich habe also nachgefragt: warum und wie hat der Künstler das gemacht? Golucho hat es mir gerne ausführlich erklärt, aber da stießen meine Spanisch-Kenntnisse dann doch an ihre Grenzen. Ich habe nur soviel verstanden: er hat das Papier an den Stellen angefeuchtet und mit einer Rasierklinge (?) das Papier aufgekratzt. Außerdem hat er gesagt, dass er dieses Bild schon lange im Kopf hatte und das er es nicht malen konnte, da er nicht das richtige Model hatte. Irgendwann traf er dann Paco….
Golucho stellte viele Menschen aus seinem Freundeskreis, seiner Familie oder seinem Städtchen da. Diese Frau in dem Werk „Die Welt und Alicia“ ist eine Freundin gewesen. Sie starb vor einiger Zeit an einer Krankheit. Das hat ihm sehr zu schaffen gemacht, denn Alicia ist noch in weiteren Werken vertreten. Und man sieht ihr – und somit ihm – die Angst an!
Fazit
Der Direktor José Manuel bezeichnete Golucho als den derzeit besten spanischen Maler. Er gestand mir aber auch, dass die Arbeit mit Golucho nicht einfach war… Beides kann ich nachvollziehen.
Die Ausstellung ist auf jeden Fall sehenswert. Auch wenn man – so wie ich – den Namen Golucho vorher noch nicht gehört hat. Seine Werke sind einmalig. Sie gehen eine Beziehung mit dem Ambiente des Hauses ein und werden auch dich nicht unberührt lassen. Du wirst sicher besonders über die Bleistift- und Kohlestiftarbeiten erstaunt sein.
Das MEAM kann für 9 Euro besucht werden. Im ersten Stock wirst du diese Ausstellung und im Zweiten, Teile der ständigen Sammlung finden.
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich 2015 – 2021