Castellers:
Menschentürme
Castellers:
Menschentürme
Castellers
vor der Sagrada Família
Ich weiß noch, dass ich in meinem ersten Jahr in Barcelona immer auf der Suche nach den sogenannten Castellers war. Ich wollte sie unbedingt einmal live sehen und habe es immer verpasst. Bis ich sie dann unverhofft zweimal hintereinander gesehen habe!
Unverhofft, kommt oft!
...unverhofft
kommt oft!
Es hat lange Zeit gedauert, bis ich schließlich meinen ersten Menschenturm gesehen habe. Das geschah recht zufällig, als ich in der Altstadt unterwegs war – meine Güte war ich happy! Seitdem habe ich die Castelleres schon sehr oft und vor allem immer unverhofft sehen können. Da biegt man einfach um die Ecke und zack – da proben sie. Oder man geht auf eine Stadt-Veranstaltung und ist zufällig zur richtigen Uhrzeit dort.
Und genauso überraschend war es auch an diesem Sonntag. Ich lief die Avenida Gaudí Richtung Sagrada Familia herunter rund wunderte mich über die Menschenmengen auf der Straße vor der Geburtsfassade. Und plötzlich erhob sich ein türkisfarbener Turm! Diesmal hatte ich zum Glück auch meine Kamera dabei! Deswegen kann ich euch jetzt auch ein paar tolle Menschentürme zeigen.
Die Geschichte
der Castelleres
Die Castelleres sind Menschentürme, die ihren Ursprung in Tanzveranstaltungen haben, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Valls bei Tarragona stattfanden.
Bei diesen wurde gegen Ende jedes Tanzes eine abschließende Hebefigur entwickelt. Diese Hebefiguren wurden immer ausgeklügelter und riskanter und sie waren das Highlight dieser Tänze. So kam es, dass die Figuren weiterentwickelt wurden. Es entstanden eigene Vereine und Wettkämpfe. Der Tanz ging in den Vereinen irgendwann verloren und man konzentrierte sich nur noch auf den Aufbau der Menschentürme.
Die Castelleres-Vereine sind in ganz Katalonien verbreitet und sie treten regelmäßig gegeneinander an. Sie sind auch bei Stadtfesten und Feiertagen zum Amüsement zu sehen. Es gibt verschiedene Arten von Türmen, denn deren Aufbau kann unterschiedlich ausgeführt werden. Wichtig ist allerdings, dass sie meist bis zu neun menschliche Stockwerke erreichen. Dabei sind die kräftigsten Männer im unteren Stockwerk, der „Pinya“ (Zapfen) – sie werden von der umstehenden Menge gestützt. Je höher man kommt, desto mehr Frauen, Jugendliche und Kinder kommen zum Einsatz.
Das leichteste Kind darf den „Schlussstein“ bilden. Es trägt den Namen „Enxeneta“ (Eichhörnchen) und muss für einige Sekunden an der Spitze den Arm heben – und wenn der Turm in dieser Zeit nicht bricht, haben sie es geschafft. Dann wird der Menschenturm schnell wieder abgebaut, damit die unteren Stockwerke entlastet werden. Das Spektakel dauert meist um die 5 Minuten.
Und hier meine ersten Castelleres, damals auf der Plaça St. Jaume:
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich 2015 – 2021