Bruce Nauman
im Stedelijk Museum
Bruce Nauman
im Stedelijk Museum
Performance Kunst
in Amsterdam
Bruce Nauman
Ausstellung im Stedelijk Museum
Juni – 24. Oktober 2021
Das Stedelijk bietet dem Kunstinteressierten bis zum 24. Oktober 2021 die Möglichkeit in die Welt von Bruce Naumans einzutauchen. In Zusammenarbeit mit dem Tate Modern Museum würdigt das Stedelijk das Leben und Schaffen Naumans mit der bis jetzt größten Ausstellung seiner Werke in den Niederlanden.
Wer ist
Bruce Nauman?
Nauman wurde 1941 in Fort Wyne in Indiana geboren. 1964 schloss er sein Studium der Mathematik, Physik und Kunst an der University of Wisconsin ab.
Nach seinem Master Abschluss in Kunst 1966 an der University of California unterrichtete er am Art Institute in San Francisco.
Im selben Jahr fand die erste Einzelausstellung Naumans in Los Angeles statt. Zur dieser Zeit entwickelte er sich von der Malerei hin zur Bildhauerei, Film, und Performance Kunst. Seit 1989 lebt und arbeitet Bruce Nauman in Galisteo in New Mexico.
Bruce Nauman gilt als Maßstab und Inspiration für viele jüngere Künstler. Seine Werke definierten die Grenzen der Kunst neu und so wundert es nicht, dass die Ausstellungen des mehrfach ausgezeichnete Künstlers in den Museen der Welt wahre Publikumsmagnete sind. Als Inspiration für seine Skulpturen, Installationen und Bilder dient die Mehrdeutigkeit und die verschiedenen Abstufungen der alltäglichen menschlichen Erfahrungen und Sinneswahrnehmungen. Dabei sind die Materialien und Medien mit deren Hilfe Naumann seinen Visionen Leben einhaucht genauso vielseitig wie deren Thematik.
Auf spielerische, tragische und bisweilen absurde Art und Weise stellt sich Nauman Fragen über Leben, Tod, Liebe, Gewalt, Frustration und Hilflosigkeit. Der Gebrauch von Sprache mit all ihren Anagrammen, Wortspielen und Palindromen ist genauso ein Werkzeug Naumans wie das Konzept der Wiederholung.
Die Ausstellung
im Detail
Der Besucher kann sich darauf freuen, das gesamte Repertoire Bruce Naumans in einer Ausstellung erleben zu dürfen. Mit über 40 Ausstellungsstücken, von bisher selten gezeigten Exponaten bis hin zu einigen seiner berühmtesten Werken, entdeckt der Kunstinteressierte die Vielseitigkeit Naumans. Dabei stehen die Themen Körper, Sprache, Kontrolle und das Studio des Künstlers im Fokus.
Den Besucher erwarten Werke, die bis jetzt kaum ausgestellt wurden, bis hin zu raumfüllenden Installationen. Zu sehen sind vor allem Arbeiten, die eine Neuausrichtung des Künstlers bedeuteten.
Die Ausstellung eröffnet mit der Videoinstallation „Washing Hands Normal“ (1996). Die Art und Weise, wie der Künstler dieses doch alltägliche Ritual auf zwei Bildschirmen vollführt, erweckt im Betrachter fast schon eine Art von Angst oder gar Panik. Die aktuelle gesundheitliche Lage im Hinterkopf bekommt dieses Exponat eine erschreckend aktuelle Dimension.
“My Name As Though It Were Written On The Moon” (1968) hängt in luftigen Höhen, dem Besucher entrückt, wie der Mond selbst. Die Apollo 8 Mission zum Erdtrabanten inspirierte Bruce Naumann zu diesem Kunstwerk. Die Wiederholung einzelner Buchstaben ist eine Referenz zu den sich ständig wiederholenden Bildern der Mondoberfläche durch die damaligen Medien.
Interaktiv kann der Kunstinteressierte werden, wenn er den buchstäblich roten Knopf des „Carousel“ (1988), drückt. Anstatt bunt bemalte Pferde und Kutschen drehen sich hier allerdings Tierkadaver langsam im Kreis, welcher sich als Element, in einigen von Naumanns Werken wiederfindet.
In einem der größeren Räume verbreitet „Clown Torture“ (1987) ein mulmiges Gefühl. Mit den lustigen Gesellen aus dem Zirkus hat diese Videoinstallation wie der Titel schon erahnen lässt, nichts zu tun. Verschiedene Handlungen des Protagonisten im Clownskostüm wirken verstörend und hinterlassen ein Gefühl des Versagens.
Abschließend möchte ich noch das für mich faszinierendste Exponat der Ausstellung erwähnen. Das wohl auch Naumans berühmtestes Werk sein dürfte.
Die Neonarbeit „Seven Figures“ (1985) zeigt sieben Figuren beim Geschlechtsakt. Das grelle Aufleuchten der bunten Neonröhren erzeugt Bewegung und die Thematik des sexuellen Aktes fesselt den Besucher. Nach kurzer Zeit wird diesem allerdings klar, dass dieser Akt hier nicht zur angestrebten Befriedigung führt. Die ständig sich wiederholenden, gleichen Bewegungen erzeugen Monotonie und zerstören jede sexuelle Spannung.
Fazit
Klare Botschaften darf der Besucher nicht immer erwarten. Die Aussage der Werke bleibt oft offen zur Interpretation. Sicher ist nur, dass man sich auf ein außergewöhnliches Erlebnis einstellen darf!
Am beeindruckendsten fand ich persönlich Naumans Verwendung von Neon Röhren in seinen Werken. Normalerweise kennt man die ja eher als Verwendung für Reklame, die sich mit positiven Nachrichten an den Betrachter wenden. Die Bandbreite der Gefühle, die Bruce Naumann mit ihnen und seinen andren Arbeiten erzeugt, reicht von urkomisch bis hin zu Unbehagen oder gar verstörend.
Die Möglichkeit bei einigen Exponaten auch physisch zu einem Bestandteil des Werkes selbst zu werden, erinnerte mich an ein Zitat Naumans:
„(If) I was an Artist and I was in the studio, then whatever I was doing in the studio must be Art.”
Dann muss mein Fazit der Ausstellung wohl lauten: „Wenn ich ein Teil des Kunstwerks werde, dann bin ich Kunst!“
Text- und Bildrechte: Celine Mülich, 2021
Mit Unterstützung von Boris Hermann
Die Bilder haben wir gemacht. Wir veröffentlichen diese mit dem Wissen, dass Bruce Nauman noch lebt und die Rechte der Veröffentlichung bei ihm liegen. Deswegen haben wir uns an Raumaufnahmen gehalten, die immer mehrere Werke zeigen.