Dalí & Gaudí zu Gast
in Paris
Dalí & Gaudí zu Gast
in Paris
2 Katalanen in Paris
Atelier des Lumières
Dalí, das endlose Rätsel &
Gaudí, der Architekt des Imaginären
Ausstellung im Atelier des Lumières
Juni – 2. Januar 2022
Im Atelier des Lumières geben sich gerade zwei Katalanen die Ehre: der Maler, Bildhauer und Visionär Salvador Dalí und der Architekt der Sagrada Familia: Antoni Gaudí.
Was ist das
Atelier des Lumières?
In einer Gießerei aus der Zeit der industriellen Revolution findest du heute – genauer gesagt seit 2018 – ein modernes Digitalzentrum. Bruno Monnier, der Präsident der Stiftung Culturespace, die das Atelier (und noch weitere Standorte in Frankreich) schuf, wollte auf digitale Art und Weise einen Zugang zu den großen Künstler der Zeit schaffen. Und wir von museos finden, das es ihm auch gelungen ist. Klar sind Originale Werke immer noch das Nonplusultra, aber bevor jemand gar keine Kunst sieht, halten wir diese Art für einen ersten Zugang zur Kunst gut! Deswegen behaupten wir: Kunstmuffel – ab ins Atelier des Lumières! 😉
Im Inneren findest du eine große Halle, die durch verschiedene Trennwände unterbrochen wird. Du kannst dich hier auf einen der Puffs setzten oder hoch auf die Empore gehen und das Spektakel von Oben beschauen. Du kannst dich frei hin und her bewegen!
Part 1
Der Architekt Gaudí
Die Ausstellung über Gaudi ist mit „Architekt des Imaginären“ überschrieben und dauert etwa 10 Minuten. Produziert wurde dieser Teil von dem Studio Cutback.
Drei seiner Werke werden in einzelnen, kurzen Sequenzen gezeigt. Zunächst entfalten sich vor den Augen des Betrachters die farbenfrohen Mosaike des Park Güell (natürlich inklusive der berühmten Echse) untermalt durch Musik von George Gershwin (1898 – 1937), einem amerikanischen Komponisten.
Die Fassade der Casa Batlló ist als Nächstes zu sehen, gefolgt vom magischen blauen Innenhof und den Fenstern der Beletage mit ihren kreisförmigen Ornamenten, die ebenfalls in Blau gehalten sind.
Dann darf natürlich die Sagrada Familia nicht fehlen! Details der Geburtsfassade und der Passionsfassade sind zu sehen, begleitet von den Worten „Was ist Wahrheit?“, die angeblich Pontius Pilatus bei Jesus‘ Verurteilung aussprach und „Gethsemane“, dem Namen des Gartens, in dem Jesus vor seiner Kreuzigung betete. Es folgen die imposanten Türme der Sagrada, die schließlich nach unten verschwinden und Projektionen des vielfarbigen Innenraums Platz machen. Dazu singt ein Chor, und die Akustik ist so gut, dass man sich leicht vorstellen kann, wirklich in der hoch aufragenden Sagrada in Barcelona zu stehen.
Part 2
Der kuriose Dalí
Salvador Dalis Teild er Ausstellung läuft unter dem Namen „Dalí, das endlose Rätsel“ und wurde von Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto und Massimiliano Siccardi produziert.
Seine Werke werden nun etwa 40 Minuten (!) lang gezeigt, ebenfalls aufgeteilt in kurze Sequenzen mit thematisch zueinander passenden Motiven. Gemälde sind ebenso darunter wie Zeichnungen, Fotografien, Installationen und Filme aus mehr als 60 Jahren seines künstlerischen Schaffens, für das Gaudi übrigens eine große Quelle der Inspiration darstellte!
Der Titel „Das endlose Rätsel“ (Dali – The Endless Enigma) geht auf eines seiner Gemälde aus dem Jahr 1938 zurück. Es könnte wohl auch gut als Motto über Dalis gesamtem, ebenso vielfältigen wie rätselhaften Werk, ja über sein Leben stehen. Dalí gilt häufig noch als „verrückt“, „schräg“ sowie genial.
Die Gemälde werden fließend in mehreren Ebenen eingeblendet – so wirken sie sehr dreidimensional und man kann die Symbole nacheinander auf sich wirken lassen. Der Soundtrack zur Ausstellung kommt von Pink Floyd und ist sehr gut auf die Motive abgestimmt. Wenn diese gruselig werden, wird auch die Musik düster.
Los geht alles mit dem Ei, aus dem Dalí schlüpft und den Betrachter mit in seine Welt nimmt. Und mittendrin ist man wirklich, denn man steht nicht wie in einem normalen Museum vor Bild, sondern die Werke und ihre einzelnen Elemente hüllen den Besucher förmlich ein. Alle Wände und auch der Fußboden sind mit Projektionen bedeckt. Ebenso wie die Türen: ich landete versehentlich in der Putzkammer, als ich am Ende den Ausgang suchte… 😉
Auf das Ei folgen Dalís Darstellungen von Cadaqués, der Stadt, die er als „den bei Weitem schönsten Ort der Welt“ bezeichnete (und, wer dieses weiße Städtchen kennt, kann nur zustimmen).
Als Nächstes ist das Theater in Figueres an der Reihe, dessen Architektur, Ausstattungen und Kostüme von Dali gestaltet wurden und das heute als Museum dient. Nun sind Dalís Reminiszenzen an Jean-François Millets „Angelus“ zu sehen sowie (unter anderem) und das Kunstwerk mit dem vielleicht längsten und verwirrendsten Titel der Welt: „Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen“ (wobei die auffälligsten Elemente Tiger und schlafende Nackte nicht einmal erwähnt werden 🙂
Nicht viele wissen, dass Dali auch Schmuckdesigner war – hier sind einige seiner Preziosen zu sehen und wollen sich zunächst gar nicht so recht in sein Werk einfügen, bis die Details auffallen: das Herz tropft, beginnt also zu zerfließen, wie wir es auch von den berühmten Uhren kennen. Aus dem Auge, das von Diamanten umrahmt als Brosche dient, fließt eine Träne und dann geht es nahtlos weiter zur Traumsequenz mit dem weit geöffneten Augen, die Dali für Alfred Hitchcocks Film „Ich kämpfe um dich“ konzipierte.“
Beendet wird die Ausstellung von Werken aus Dalis neoklassizistischer Phase, in der er sich von Michelangelo und Raffael inspirieren ließ und beispielsweise Raffaels „Schule von Athen“ verblüffend stilecht auf die Leinwand brachte.
Text- und Bildrechte: Celine Mülich, 2021
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz