Venedig 2024
Die Kunstbiennale
Venedig 2024
Die Kunstbiennale
Ein Erfahrungsbericht
Kunstbiennale Venedig 2024
Unter dem Motto „Fremde überall – Foreigners Everywhere – Stranieri Ovunque“ findet noch bis November 2024 die Kunstbiennale in Venedig statt.
Im Juni 2024 war ich für einen Tag an der Kunstbiennale in Venedig – endlich einmal in das im Zweijahresrhythmus stattfindende Epizentrum der zeitgenössischen Kunst tauchen!
Soll man sich darauf vorbereiten und wenn ja, wie, oder einfach treiben lassen im Meer der Ausstellungen? Beides! Hier teile ich gerne meine Erfahrungen, damit du vor lauter Kunst doch noch Biennale siehst.
Eure Jacqueline
Alles Wichtige
auf einen Blick
Laufzeit: noch bis 24. November 2024
Öffnungszeiten:
Montag Ruhetag
Giardini und Arsenale:
20. April bis 30. September, 11.00 – 19.00 Uhr (letzter Einlass 18.45 Uhr)
1. Oktober bis 24. November, 10.00 – 18.00 Uhr (letzter Einlass 17.45 Uhr)
Nur im Arsenale:
bis 30. September: Freitag + Samstag verlängerte Öffnungszeiten bis 20 Uhr (letzter Einlass 19.45 Uhr)
Feiertage: 17. Juni, 22. Juli, 2. und 30. September sowie am 18. November 2024 geöffnet.
Preise der offiziellen Webseite:
3-Tageskarte:
40 Euro für Erwachsene (gültig für 3 aufeinanderfolgende Tage, Schließtage werden nicht mitgezählt)
Wochenkarte:
50 Euro für Erwachsene (gültig für 7 aufeinanderfolgende Tage, Schließtage werden nicht mitgezählt)
Tagesticket:
30 Euro für Erwachsene (für 1 Eintritt in den Giardini und 1 Eintritt im Arsenale)
20 Euro für Personen über 65 Jahre, mit Wohnsitz in Venedig (ein gültiger Ausweis ist am Eingang erforderlich)
16 Euro für Studenten und/oder unter 26 Jahren (ein gültiger Ausweis ist am Eingang erforderlich)
freier Eintritt für Kinder bis einschließlich 6 Jahren, Menschen mit Behinderung und eine Begelitperson (ein gültiger Ausweis ist am Eingang erforderlich, benötigen ein frei-Ticket)
+ 50 Cent Online-Reservierungsgebühr
Wo kann ich Tickets kaufen?
Tickets können vor Ort gekauft werden. Es empfiehlt sich aber, diese im Voraus online zu erwerben, um unnötiges Anstehen zu vermeiden.
Auf der offiziellen Webseite der Biennale sind sämtliche Informationen sowie der Ticketkauf nur auf Italienisch und Englisch verfügbar. Außerdem sind sogar in der Version auf Englisch einige Informationen dann doch wieder auf Italienisch (siehe Screenshots).
Wenn du dich beim Ticketkauf nicht aufs Glatteis begeben möchtest, dann empfehle ich dir, die Tickets über unsere Webseite zu kaufen, und zwar hier. Da kannst du alles auf Deutsch abwickeln.
In beiden Fällen sind die Tickets flexibel, das heißt man muss den Tag nicht im Voraus wählen (auch wenn man bei Tiqets einen Tag wählen muss, sind sie dennoch an einem beliebigen Tag einlösbar).
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Die Kunstbiennale Vendig
Wann soll ich hinfahren?
Die diesjährige (bereits die 60.!) Kunstbiennale dauert vom 20. April bis zum 24. November 2024 und ist jeden Tag außer montags (mit gewissen Ausnahmen) geöffnet.
Möchtest du alle, die im zeitgenössischen Kunstbetrieb Rang und Namen haben, treffen, dann empfiehlt sich die Eröffnungswoche (Opening Week). Ok, die ist jetzt leider schon um, aber man kann sich das schonmal für 2026 merken. 😉 Dann ist aber auch viel los und die Ausstellungen sind richtig voll.
Ich war an einem Dienstag im Juni da, was sehr angenehm war. Zwar ist man nicht allein unterwegs, doch wurde es nie zu voll und man musste auch nirgendwo anstehen. Wähle einfach die Tage, die dir am besten passen für eine Reise nach Venedig. Dass die Stadt generell im November nicht so voll ist wie im Juli/August, versteht sich von selbst und unter der Woche ist wohl auch weniger los als am Wochenende.
Gute Frage
Wie lange braucht man für die Kunstbiennale?
Alles hängt vom Anspruch ab, den man an die Biennale und sich selbst stellt und natürlich die Zeit, die man zur Verfügung hat. Ich war einen Tag dort, d.h. von 11 Uhr bis ca. 18 Uhr, und zwar in den beiden Ausstellungsgeländen Arsenale und Giardini, welche übrigens nahe aneinander liegen. Das war sportlich und auch anspruchsvoll und doch war es für das erste Mal an der Biennale in Ordnung für mich. Wenn du mit Zeit und Muße die Ausstellungen besichtigen möchtest, dann sind zwei Tage das Minimum (es gibt Tickets für 1, 3 oder 7 Tage).
Außerdem empfehle ich, mindestens 1–2 Tage zusätzlich in Venedig zu verweilen, um in der Stadt weitere, zur Biennale gehörenden Ausstellungen zu besuchen (und auch mal in Ruhe einen Aperitivo zu machen!). Oft sind diese in speziellen Locations, wie Kirchen und Paläste. Dieses Jahr gehört sogar ein Frauengefängnis dazu (Pavillon des Vatikans!).
Ob man viel oder wenig Zeit hat: Ich empfehle, sich im Voraus über die Höhepunkte der Hauptausstellungen sowie der Länderpavillons zu informieren: über Kulturjournale im Fernsehen, Webseiten, welche über die Biennale berichten, oder auch die offizielle Pressemappe.
Vor Ort habe ich mir den offiziellen Führer gekauft, der sämtliche Künstler der Hauptausstellungen vorstellt sowie die Länderpavillons vorstellt. Ist man sehr an Kunst interessiert, dann lohnt es sich, diesen Führer schon vorher zu bestellen und zu Hause durchzuschauen. Da kann man sich schon mal vormerken, welche Kunst man unbedingt sehen möchte, und verpasst bestimmt nichts!
Vorbereitung ist gut, aber es ist auch nicht schlecht, Neues, Unvorhergesehenes entdecken zu wollen, was kein Problem sein sollte bei dem großen Angebot an verschiedensten Ausstellungen!
Planung ja oder nein?
Wie kann man sich vorbereiten?
Die Biennale ist eine Mischung aus:
- zwei großen Ausstellungen,
- verschiedene Länderpavillons,
- kollateralen Events,
und dies alles verteilt auf drei Gebiete:
- Giardini (Gärten),
- Arsenale (ehemalige Schiffswerft),
- sowie mehrere Orte in der Stadt Venedig selbst.
Dazu gesellen sich viele Ausstellungen in Stiftungen und Museen, die zwar nicht zum offiziellen Programm gehören, aber zur selben Zeit stattfinden.
Während der Biennale gibt es also sehr viel Kunst zu sehen in Venedig. Also ob es nicht schon genug zu entdecken gäbe in der Stadt! Du siehst: entweder bleibst du eine ganze Woche dort oder du musst Prioritäten setzen…
Es gibt keine inhaltliche Reihenfolge, das heißt, man kann schlicht dort anfangen, wo es einem am besten passt.
Ich kam direkt vom Flughafen mit dem Alilaguna Transfer, der zwei Haltestellen in der Nähe der Biennale hat: Bacini – Arsenale Norte und Giardini. Ausgestiegen bin ich bei Bacini, um dann zu Fuß zum Arsenale zu gehen (früh am Morgen durch ein Wohnquartier ohne Touristen – sehr schön!). Es gibt übrigens eine Garderobe mit Schließfächern für Taschen und kleines Gepäck.
Wäre ich schon in Venedig gewesen, hätte ich vermutlich bei den Giardini angefangen. Dort gibt es mehr, und auch größere, Länderpavillons zu sehen, die inhaltlich anspruchsvoller sind. Sprich: ist man noch frisch am Morgen, dann kann man das alles besser aufnehmen!
Während ich im Arsenale zuerst durch die Hauptausstellung ging, fing ich in den Giardini mit den Pavillons an. Auch hier gilt: das kann man so machen, wie man Lust hat.
Wo soll man
mit dem Besuch anfangen?
Kunst, Kunst, Kunst und zwar in allen Formen, Formaten, Materialien, Gerüchen und Farben, die man sich nur vorstellen kann. Es ist ein Fest für die Sinne, das aber auch sehr zum Denken anregt.
Das Thema der 60. Biennale ist „Foreigners Everywhere“ (Fremde überall). Der brasilianische Kurator Adriano Pedrosa hat den Fokus auf Künstler aus dem Globalen Süden gesetzt sowie auf diejenigen, welche traditionell zu sozialen Randgruppen gehören, so wie zum Beispiel Indigene oder Queer. Es ist eine sehr bunte Biennale und man sieht Kunst, die in Museen unserer Breitengrade nicht oft zu sehen ist. Für mich war das tatsächlich eine Horizonterweiterung, auch wenn mich nicht alles gleich angesprochen oder mir gefallen hat.
Faszinierend fand ich, wie die verschiedenen Länder das Thema aufgegriffen und Künstler und Kuratoren für ihre Pavillons beauftragt haben, die nicht in das traditionelle Länderschema passen und doch Teil der jeweiligen Gesellschaft sind.
Dies ist zum Beispiel der Fall in den Pavillons von Deutschland, England, Spanien, Schweiz, Dänemark, USA und Australien, deren Besuch ich sehr empfehlen kann.
Aber was gibt es
jetzt genau zu sehen?
Celines
Top 5 Pavillons
September 2024, mittlerweile war auch ich, Céline auf der Biennale. Die Bilder von Jacqueline und ihre Erklärungen waren toll, aber ich wollte es natürlich auch mit eigenen Augen sehen! Ihr ja sicher auch. 😀
Damit ich nicht alles wiederhole, dachte ich mir, ich zeige euch einfach meine Top 5 Pavillons / Kunstwerke der Kunstbiennale 2024!
Deutscher Pavillon – Giardini
Das war offen gesagt, der letzte Pavillon, den ich auf der Biennale besucht habe. Da ich Arsenale zuerst und nach einer kurzen Mittagspause dann noch die Giardini gemacht habe, schmerzten mir bereits die Füße und der Kopf brummte. Ich war kurz davor aufzugeben, gab mir dann aber doch den Ruck und ging in den Deutschen Pavillon hinein. Und ich bin froh drum. Denn dieser Pavillon war für mich fast der beeindruckendste. Auch wenn er keinen Löwen bekommen hat und auch sonst so in den gängigen Top-10-Listen nicht anzutreffen ist, fand ich ihn grandios, abwechslungsreich und mit viel Arbeit verbunden.
Unter dem Namen Thresholds (Schwellenwerte) gibt es Installationen und Videokunst von Yael Bartana „Light t the nation“ und „Farewell“, die einen an die „Zukunft“ und „Raumfahrt“denken lassen.
Aber das große und imposante Werk ist von Ersan Mondtag, einem türkischen Immigranten in dritter Generation. In die große Haupthalle wurde ein Gebilde gebaut, das sich über 3 Etagen erstreckt, in das man rein kann und von oben auch noch einen Blick auf die Installationen Yael Bartana hat. Der Name der Arbeit ist „Monument eines unbekannten Menschen“. Hier finden wir „Fragmente eines Lebens“ – im Erdgeschoss die Arbeitswelt, im ersten Stock die Wohnwelt und im obersten Stockwerk die „Terrasse“. Der unbekannte Mensch ist dem Künstler nicht unbekannt, nur uns. Denn es handelt sich um die „Lebensgeschichte“ seines Opas Hasan Aygün, der in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kam. Er arbeitete über 30 Jahre in der Firma Eternit – eine Firma, die aus Asbest Baumaterialien herstellte. Dass das Material nicht gesund ist, muss ich hier nicht sagen. Aber Hasan musste das gefährliche Material tagtäglich einatmen und das wurde ihm dann natürlich zum Verhängnis. Der Staub, der sich überall in diesem Konstrukt befindet, legt sich auch uns auf die Lunge, sodass man ein Gefühl von den Arbeitsbedingungen Hasans erahnen kann.
Eine sehr spannende Arbeit, die uns einen Einblick in das Leben Hasans verschaffen soll, das in mir zumindest direkt Mitgefühl erweckt hat.
Italienischer Pavillon – Arsenale
Der italienische Pavillon scheint minimalistisch in der Ausführung, ist aber trotzdem beeindruckend. Der Titel lautet „Due Qui – To hear“. Die Übersetzung scheint misslungen, ist es aber nicht. 🙂 Denn „due qui“ heißt eigentlich „zwei hier“. Und nicht „um zu hören“. Aber beides macht Sinn. Denn es gibt zwei Installationen und eine davon hat definitiv etwas mit „Hören“ zu tun. Die Erklärung des Künstlers Massimo Bartolini lautet: Man soll lernen, wie hören – oder besser gesagt „zuhören“ als eine Form der Aufmerksamkeit gegenüber anderen funktionieren sollte.
Im ersten riesigen Raum, sehen wir zunächst „nur“ einen langen weißen Balken am Boden, auf dessen einem Ende eine asiatische Figur steht. Eine Wand ist lila, die Zweite grün angemalt.
Im zweiten Raum sehen wir eine Gerüstkonstruktion. Im ersten Moment denkt man – ups, nicht fertig geworden, bis man erkennt, dass das Gerüst wie ein Labyrinth angelegt ist und verschiedene Töne erklingen. Kommt man im Zentrum des Labyrinthes an, sieht man eine Art Brunnen – wie es meist in grünen Labyrinthen ist. Dieser hier hat aber eine weiße Masse, die sich nach oben und unten wölbt und neben zwei anderen Objekten ein regelmäßiges Geräusch macht.
Ungarischer Pavillon – Giardini
Von außen ein wunderschöner Pavillon mit modernistisch angehauchten Mosaiken – so hat er auf sich aufmerksam gemacht. Dann bin ich zum Eingang und man hat direkt ein futuristisches, buntes Etwas gesehen. Diese grellen Farben haben mich angezogen. 😉
Der Pavillon stellt die Werke Marton Nemes aus, die unter dem Titel „Techno Zen“ laufen. Auch wenn das nicht meine Musikrichtung ist – die Farben, die Bewegungen und die Geräusche haben trotzdem auf mich gewirkt. Er sagt selbst, dass die Werke einen psychedelischen Charakter haben, ja hypnotisch wirken. Sie sollen den Betrachter aus der harten realen Welt abholen und in einen fluoreszierenden, schwindelerregenden, bunten Traum holen. Und irgendwie hat er das auch bei mir geschafft.
Skandinavischer Pavillon – Giardini
Ich konnte zuerst nicht so genau zuorden in welches Land dieser Pavillon gehört – ich dachte an etwas Asiatisches. Aber der Plan und dann auch die Erklärung sagten: Skandinavisch??
Man kommt in den Pavillon hinein und Gerüste aus Bambustsämme verzieren den Raum. Es sind echte Baumstämme zu sehen, die durch die Decke reichen und man kann die Baumkronen erahnen. Es sind asiatische Gewänder ausgestellt, asiatische Klänge sind zu vernehmen – und auf der anderen Seite des Gebäudes ist ein riesiger Drachenkopf zu sehen. Warum sind wir hier also in Schweden, Norwegen und Finnland?
Die Arbeit stammt von Lap-See Lam (Konzeptgeber und Filmkünstler), Kholod Hawash (Textilien) und Tze Yeung Ho (Musik). Genannt wird die Arbeit „The Altersea Opera“. Der Drachenkopf ist ein Werk Lu Guangzhengs.
Auch wenn ich gerade nicht mehr über die Hintergründe sagen kann, ich nenne diesen Pavillon, weil er eine solche Ruhe ausstrahlt. Einfach hinsetzen und den Moment genießen.
Amerikanischer Pavillon – Giardini
Der amerikanische Pavillon ist in aller Munde – auch wenn er keinen Preis gewonnen hat, ist er wahrscheinlich der Publikumsliebling! Denn er ist so bunt, wirklich bunt und hat Werke, die eine richtig filigrane Arbeit bedeuten. Alles ist mit bunten Perlen und Bändchen geschmückt und der Hintergrund ist tiefgründig.
Der Künstler ist Jeffrey Gibbson und die Arbeiten stehen unter dem Slogan: „The Space in which to place me“ (Der Raum, in dem ich mich aufhalten soll). Mit der Perlenvielfalt stellt er sowohl seine familiäre indianische Choctaw und Cherokee-Hinterschaft dar, als auch die Seite der Queer-Community. Das Bunte von Queer und die Tradition der Indianer – in Form von Perlen und Stoffen – sollen hier vereint und verdeutlicht werden.
Das waren jetzt nur 5 Pavillons, die mir besonders aufgefallen sind. Darüber hinaus gibt es noch folgende interessante und preisgekrönte Arbeiten!
Giardini: Der australische Pavillon des Künstlers Archie Moore mit dem Titel „kith and kin“ (grob übersetzt: Freunde und Familie) erhielt den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag. Da musste ich also auch hin und oh Schreck – das war der einzige Pavillon, der eine Warteschlange hatte. Lohnt es sich 20–30 Minuten zu warten? Für mich persönlich eher nicht so. Versteht mich nicht falsch – der Hintergrund der Arbeit steht außer Frage (Aborigines) und auch die Ausführung war sicher sehr anstrengend und langwierig (der Stammbaum an der Wand, der zwei Stämme der Ureinwohner Australiens aufgezeichnet). Aber mir hat hier das Aha-Erlebnis gefehlt.
Arsenale: Eine Neuseeländische Arbeit, die im internationalen Pavillon im Arsenale zu sehen ist, hat ebenfalls einen Preis gewonnen: den Preis für den besten Künstler. Es ist das Mataaho Collective, das aus vier Maori-Frauen besteht. Der Titel lautet: „Takapau“. Die Installation schmückt gleich den zweiten Raum, wenn man das Arsenale-Gelände und den Pavillon betritt. Der Raum wurde mit Hi-Vis-Bänder (die eigentlich auf Sicherheitsjacken zu finden sind und reflektieren) und Schnallen aus rostfreiem Stahl ausgestattet. Eine tolle Arbeit, die einfach nur Wunderschön aussieht. Takapau ist eine fein gewebte Matte der Maori, die bei Zeremonien – besonders Geburten – genutzt wird. Der Moment zwischen Licht und Dunkel – und das sollen die Hi-Vis Bände nachbilden.
Arsenale: Auch im Arsenale und ebenfalls ein hochgelobter Pavillon ist der libanesischer Pavillon. Und auch mir hat dieser sehr gefallen. Das Traditionelle, die Inszenierung – es war ein rundum gelungener Raum. Mounira Al Solh hat „A Dance with her Myth“ (in Tanz mit der Mythologie) – was für ein toller Titel für uns erschaffen. Es geht in diesem Mythos um die phönizische Königstochter Europa. Das Zentrum bildet hierbei ein Boot, ein Film gibt mehr Auskunft und die zahlreichen Masken machen das Bild komplett.
Giardini: Den holländischer Pavillon hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Aber die Werke haben es mir doch irgendwie angetan. Gruselig ja, verstörend auch, aber irgendwie gut. Der Titel der Ausstellung ist: „The intenational celebration of Blasphemy and the Sacred“ (Das internationale Fest der Blasphemie und des Sakralen). Es geht um die einstige koloniale Macht der Niederländer, um Plantagenarbeiter, die als Sklaven der vermögenden Länder leiden mussten. Es geht um Arbeiter der Republik Kongo und die Skulpturen sollen uns deren Schicksal vor Augen führen.
In der Stadt: Den estnischer Pavillon hätte ich gerne besucht. Aber leider war dieser bereits geschlossen, als ich abends vor Ort eintrudelte. Edith Karlson hat mit “Hora lupi” (Die Stunde des Wolfes) in der Kirche Santa Maria delle Penitenti in Cannaregio ein wundervolles Werk geschaffen. Gruselig, aber ein toller Kontrast zu der Kirche. So zeigen es mir jedenfalls die Bilder, die ich gesehen habe…
Tipp: Wer ein Werk einer berühmten „alten“ Künstlerin sehen möchte, der muss im Giardini in den Zentral-Pavillon. Denn hier versteckt sich ein Werk Frida Kahlos!
Nicht vergessen
Augen auf in der Stadt
Vermutlich bleibst du mehr als ein Tag in Venedig und kommst so in den Genuss dieser wunderschönen Stadt. Schlendert man während der Biennale herum, dann kommt man ganz unverhofft an dem einen oder anderen Länder“pavillon“ vorbei. Sehr oft besteht dieser aus einem Ausstellungsraum und meistens sind sie kostenfrei zu besichtigen. Deshalb lohnt es sich, genügend Zeit in Venedig zu verbringen, um auch von diesem Angebot Gebrauch zu machen.
Wir waren zum beispiel noch in folgenden Pavillons, die sich in den kleinen und großen Gassen Venedigs verstecken:
Bosnien Herzegowina – im Palazzo Zorzi: Titel: „The Measure of the sea“
Lithauen – in der Kirche Chisea di Sant‘ Antonin: „Inflammation“
Zypern in einem kleinen (heruntergekommenen) Gebäude: „On a wild flower – lined gravel track off a quiet thoroughfare…“
Mongolai: in einem Gebäude kurz vor dem Arsenale-Eingang: „Discovering the present from the future“
Hongkong: gegenüber dem Eingang zum Arsenale: „Courtyard with Attachments“
Fazit
Unbedingt hin! Es ist ein Erlebnis, auch für alle, die sich nicht als Kunst-Freak bezeichnen. Für Kunstinteressierte ist die Biennale ein Paradies, in dem es viel mehr zu sehen und erleben gibt, als man aufnehmen kann. Dazu kommt das einmalige, majestätische Venedig, welches hier eigentlich als Kulisse dient, und doch letztlich der zeitgenössischen Kunst den Rang abläuft.
Mehr über die Geschichte der Biennale sowie eine Beschreibung der beiden Ausstellungsgelände Giardini und Arsenale erfährst du auf unserer Seite dazu.
Eure Jacqueline
und jetzt auch Céline 😉 🙂
Offizielle Webseite (ENG): labiennale.org/en/art/2024
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2024
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner.