Biennale Venedig 2024
Biennale Venedig 2024
Die Biennalen in Venedig
Kunstbiennale 2024
In diesem Artikel wollen wir einen kleinen Spagat zwischen grundsätzlichen Erklärungen zur Biennale geben, als auch auf die Architektur Biennale von 2023 eingehen und bereits auf die Kunstbiennale von 2024 aufmerksam machen.
Es wird also absolute Grundlagen, einen Erfahrungsbericht und eine kleine Vorschau geben.
Viel Spaß beim Lesen!
Meine Bewertung:
Positiv:
Es ist ein spektakuläres Gelände. Die Architektur Biennale war spannend, aber wir freuen uns schon ganz besonders auf die Kunstbiennale!
Negativ:
Etwas weit weg vom Zentrum, aber so sieht man auch andere Teile Venedigs!
Tipp:
Nehmt euch Zeit, um viele Pavillons, den Gartenbereich, das Arsenal und die Umgebung zu erkunden.
Zuletzt aktualisiert: 14.06.2024 | Céline
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35 €für die Kunst-Biennale (20. April bis 24. November 2024) + Audioguide-App mit Kommentaren über die Stadt Venedig
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Alles wichtige
auf einem Blick
Was ist die
Biennale von Venedig?
Die Wichtigste Biennale in diesem Jahr ist die
Kunst-Biennale: 20. April bis 24. November 2024
Weitere Biennalen sind die
- Theater-Biennale: 15. Juni bis 30. Juni 2024
- Tanz-Biennale: 18. Juli bis 3. August 2024
- Kino-Biennale: (Ort Lido di Venezia) 28. August bis 7. September 2024
- Musik-Biennale: 26. September bis 10. Oktober 2024
Die Biennale von Venedig gibt es seit 1895, seit also fast 130 Jahren.
Ursprünglich war es eine reine Kunst-Biennale, die alle 2 Jahre stattfand. Mittlerweile gibt es aber die Biennale der Architektur, der Musik, des Theaters, des Kinos und des Tanzes. Die Kunst und die Architektur Biennalen finden immer im Wechsle statt, die anderen jährlich.
Denn das Wort Biennale leitet sich von dem Wort Biennium ab, was ein Zeitraum von 2 Jahren bedeutet.
Wir waren 2023 auf der Architektur Biennale für euch unterwegs. Deswegen werden wir euch hier Bilder dieser Biennale zeigen und weiter unten kurz darüber berichten.
Vorschau:
Die Kunstbiennale 2024
Für 2024 steht also wieder die Kunstbiennale an! Diese ist die wichtigste der 6 Biennalen Venedigs und ein Highlight für die präsentierenden Künstler und alle Kunstinteressierten. Ich kenne einige, die deswegen alle zwei Jahre nach Venedig kommen – nur um die neusten wichtigsten Künstler aus verschiedenen Ländern zu sehen.
Das Thema dieser 60. Kunstbiennale ist „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere“ und wird von dem diesjährigen brasilianischen Kurator Adriano Pedrosa geleitet, der sonst für das Museu de Arte de São Paulo arbeitet.
Die Biennalen – egal ob Kunst Architektur oder Kino – sind in Pavillons untergebracht, die von verschiedenen Ländern bespielt werden. So wie bei den Weltausstellungen. Jedes Land stellt ihr Konzept vor oder präsentiert den Künstler und die Vertreter der Biennale evaluieren dieses. Denn manchmal wird auch ein Konzept abgelehnt. Das war in diesem Jahr bei der Architektur Biennale der Fall.
Das aktuelle Thema „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere“ geht auf eine Serie von Neonlicht-Skulpturen des Künstlerkollektivs Claire Fontaine zurück, dass schon Anfang der 200er entstand. Die Neonlichter zeigen in verschiedenen Sprachen den Satz „Überall Ausländer“. Dieser Satz soll unsere heutige Welt reflektieren, die von Krisen geprägt ist, die sich regelmäßig auf die Themen Migration, Flucht, Grenzen und Territorien beziehen. Auch heute wieder ein sehr aktuelles Thema (Ukraine, Israel). Darin enthalten sind auch immer Probleme von Reichtum/Armut, Sexualität oder Freiheit.
Der Blick soll aber nicht hier stehen bleiben – so Adriano Pedrosa – denn jeder ist immer irgendwo ein Fremder. Und das solle man nicht vergessen.
Erfahrungsbericht:
Architektur Biennale 2023
Wir waren also für euch 2023 auf der Architektur-Biennale unterwegs. Und wir müssen euch sagen: zieht euch gutes Schuhwerk an! Denn das Biennale-Gelände ist riesig. Es gibt den Bereich der „Gardinis de la Biennale“ und das „Arsenal“.
Wir haben uns nicht alle Pavillons ansehen können – aber natürlich waren wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs und haben noch Abstecher nach Finnland/Schweden/Norwegen und Italien gemacht.
Oben erwähnte ich, dass Entwürfe auch abgelehnt werden können – und das ist in diesem Jahr dem österreichischen Pavillon passiert.
Die Österreicher wollten einen Teil ihres Pavillons den Einwohnern des Viertels zur Verfügung stellen, damit sich die Biennale nicht noch weiter „ausbreitet“. Dazu wurde auch eine Brücke über die Mauer zum Gelände angedacht. Das Projekt wurde aber abgelehnt. Das hat Österreich nicht auf sich sitzen lassen – und hat, anstatt sich etwas Neues zu überlegen, diese Ablehnung genommen und groß präsentier…
Der Deutsche Pavillon ließ unsere Meinung in diesem Jahr auch zu wünschen übrig – auch wenn wir Biennale Neulinge waren, aber im Vergleich zu anderen Ländern hat der Deutsche leider nicht überzeugt.
Die Idee war es, die „Verschwendung“ von Material deutlich zu machen – an und für sich ja eine gute Idee. Aber die Kuratoren des deutschen Pavillons haben einfach nur die Materialien aus der vorherigen Architektur-Biennale genommen und in den Raum gelegt. Ja, das ist viel „Zeug“, aber man hätte ja auch etwas Schönes daraus machen können – wiederverwerten – und nicht einfach nur alles gestapelt hinlegen…
Der Russische Pavillion blieb übrigens in diesem Jahr geschlossen.
Was uns gefallen hat – und was vielleicht vielen gefällt – sind Arbeiten mit Licht und das war im jugoslawischen Pavillon hervorragend umgesetzt.
Die nordischen Länder – Finnland, Norwegen, Schweden – setzten auf Natur und Nomaden. Es gab viel Holz, Fälle, Zelte und kleine Hütten und Bücher. Das Projekt nannten sie Girjegumpi.
Generell kann man auch sagen, dass der Wechsel vom Giardini in zum Arsenal Gelände spannend ist. Während es im Garten logischerweise Grün, und schön ist, ist das Arsenal Gelände eher karg, industriell und „kalt“ gestaltet. Aber das war irgendwie spannend für uns.
Exkurs:
Gardinis de la Biennale
Die Gärten waren seit 1895 dem Beginn also „Austragungsort“. Sie wurden im 19. Jahrhundert von Napoleon angelegt und liegen am Rande von Venedigs. Die ersten Biennalen-Ausstellungen fanden im „Pro Arte“, dem ersten und zentralen Pavillon statt (1894 – 1895 erbaut) statt, der mitten im Garten steht. Schon die ersten Biennalen im 19. Jahrhundert liefen so erfolgreich, dass ein Plan zur besseren Organisation hermusste. Deswegen wurden ab 1907 die einzelnen Länderpavillons gebaut.
Heute gibt es hier 29 an der Zahl! Einige wurden dabei von bekannten Architekten entworfen. (Österreich: Josef Hoffmann; Niederlande: Gerrit Thomas Rietveld oder Finnisch/Nordische: Alvar Aalto)
2009 wurde der erste Pavillion – der „Pro Arte“ – zum multifunktionalen Ort, an dem es auch über die Biennale hinaus eine permanente Ausstellung gibt. Der Höhepunkt ist sicher das von Tobias Rehberger geschaffene Biennale Café „Bar Dei Giardini“! Schaut mal vorbei!
Exkurs:
Arsenal
Das Arsenal ist ursprünglich eine Schiffswerft gewesen. Hier befanden sich auch das Zeughaus (Lager für Waffen und Vorräte) und die Flottenbasis der ehemaligen Republik Venedig.
Noch heute befindet sich auf diesem Gelände die Führungsakademie der italienischen Marine (Istituto di Studi Militari Marittimi) und ein Marinemuseum (Museo storico navale).
Wenn die Kunst – und Architekturbiennale laufen, dann werden hier Räume für diese zur Verfügung gestellt. Und das bereits seit 1980, denn in diesem Jahr fand die erste internationalen Architekturausstellung statt. Und seitdem „darf“ auch die Kunstbiennale hier ausweichen.
Der beeindruckendste Bereich ist aber sicherlich die Corderie: Sie wurde 1303 gebaut,1579 und 1585 erneuert von Antonio Da Ponte (Rialtobrücke). Hier wurden einst Trossen, Kabel und Seile für Schiffen hergestellt. Das Gebäude ist 317 Meter lang, 21 Meter breit und 12,10 Meter hoch und bietet sich allein deswegen schon wunderbar für Biennalen an. Und optisch sind die wunderschönen alten Säulen natürlich ein toller Kontrast.
Auch die Gaggiandre – die Werftanlagen – die zwischen 1568 und 1573 gebaut wurden, sind eindrucksvoll und werden im Rahmen der Biennalen genutzt.
Die Biennale
Zur Geschichte
Die erste Biennale war also eine Kunst-Biennale, die im Jahr 1895 eröffnete. Angestoßen wurde das Projekt von dem venezianischen Bürgermeister Riccardo Selvatico. Der Titel damals: La Biennale di Venezia.
Nachdem Erfolg der ersten alle zwei Jahre stattfindenden Biennalen, wurden, wie bereits erwähnt, ab 1907 die Länderpavillons ins Leben gerufen. Der Erste fertiggestellte war der Belgische von dem Architekten Léon Sneyers.
In den 1930er-Jahren wurden auch die Biennalen rund um Musik, Kino und Theater entwickelt. 1932 fand somit das erste Filmfestival der Geschichte statt.
Seit 1980 gab es dann auch die Architektur-Biennale und seit (erst) 1999 wurde auch der Tanz in die Biennale-Künste aufgenommen.
Viele Künstler wurden hier entdeckt oder besonders geehrte. Sammler und Künstler kamen ins Gespräch und viele andere interessante Gegebenheiten fanden hier ihren Ursprung. Im Folgenden werde ich ein paar dieser Punkte aufgreifen.
1910: ein Saal im Hauptpavillon wird rundum Klimt gewidmet. Auch Renoir erhält eine Einzelpräsentation und Courbet wird eine Retrospektive gewidmet.
Und nicht nur das: ebenfalls in diesem Jahr wird ein Werk Picasso entfernt, aus Angst, dass es das Publikum schockieren könne – ist es etwa heute im Museum für Verbotene Kunst in Barcelona zu finden?
In den 30er-Jahren wurde trotz faschistischer Regierung viel weiterentwickelt: sogar zeitgenössische Musik wurde „erlaubt“ und der Amerikanische Pavillon eröffnet.
1932 ist bedeutungsvoll für die Filmindustrie, denn nun gab es auch eine Kino-Biennale und der Goldene Löwe wurde zur wichtigen Trophäe.
„Olympia“ von Leni Riefenstahl wurde 1935 gezeigt.
1942 wurden die Biennalen wegen des Krieges unterbrochen und erst 1948 wieder aufgenommen.
Die Biennale von 1948 war deswegen äußerst wichtig. Die derzeitigen zeitgenössischen Künstler durften sich präsentieren. Endlich kam auch Picasso zum Zug – sogar als Retrospektive und Peggy Guggenheim wurde gebeten ihre Sammlung auszustellen – darunter Werke von Chagall, Klee, Braque, Delvaux, Ensor, Magritte. In diesem Jahr entschied sie sich hierher zuziehen und ihr Museum Guggenheim zu eröffnen.
1950 präsentierte der US-Pavillon zeitgenössische Malerei mit Pollock, Gorki und De Kooning, während wir Deutsche die Künstlergruppe „Blauer Reiter“ vorstellte.
1952 war dann die Künstlergruppe „Brücke“ dran und Alexander Calder war der erste große amerikanische Künstler, der mit dem „Gran Premio di Scultura“ ausgezeichnet wurde.
Im Jahr 1964 war die Einführung der Pop Art der Dreh- und Angelpunkt!
Spannende deutsche Beiträge waren 1972 mit Gerhard Richter, 1976 mit Joseph Beuys, 1980 Georg Baselitz und Anselm Kiefer, 1986 Sigmar Polke der sogar mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. 2003 war Martin Kippenberger unser Stargast. 2013 stellte Ai Weiwei für Deutschland aus und der deutsche Pavillon wurde mit dem der Franzosen getauscht.
2017 gestaltete Anne Imhof den Deutschen Pavillon. Eine kleine witzige Anekdote: während sie von 2008 bis 2012 an der Kunstschule Städelschule in Frankfurt lernte, arbeitete ich am Städel Museum nebenan (2007 – 2012). Haha – aber wir haben uns leider nie kennengelernt. Sie erhielt auch den Goldenen Löwen als bester nationaler Beitrag (Kuratorin Susanne Pfeffer).
Im Falle von Österreich fand ich es spannend zu sehen, dass der Architekt Hans Hollein von 1980 bis 1990 also 5 x der Kommissar des Pavillons war. Das war der Vater von Max Hollein, der der Direktor des Städels war, als ich dort arbeitet. So klein ist die Welt.
Spannende österreichische Künstler war unter anderem 2017 Erwin Wurm.
Aus der Schweiz haben 1984 Miriam Cahn, 1995 das Duo Peter Fischli und David Weiss und 2007 Ugo Rondinone die Biennale bereichert.
Das sind für mich erst einmal die interessantesten Informationen gewesen.
Ach ja: die Biennale von Venedig ist die berühmteste, es gibt aber noch viele weitere Biennalen: die von São Paulo (seit 1951) und Paris (seit 1958) sind vielleicht noch die größten, daneben gibt es aber auch die Biennale in Berlin.
Offizielle Webseite der Biennale (IT/EN): www.labiennale.org/en/art/2024
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024
Mit Erlaubnis der Biennale.