Ugo Rondinone
im Belvedere 21
Ugo Rondinone
im Belvedere 21
Ausstellung
Ugo Rondinone - Akt in der Landschaft
Ugo Rondinone – Akt in der Landschaft
Ausstellung im Belvedere 21
bis 1. Mai 2022
Ich war eigentlich wegen der anderen Ausstellung „Avantgarde und Gegenwart“ im Belvedere 21… und stolperte quasi wörtlich in diese hier: „Akt in der Landschaft“.
Wer ist Ugo Rondinone? Noch nie gehört! (Ich hoffe, ich bin damit nicht die einzige 🙂 )
Doch einmal im Erdgeschoss des Belvedere 21 angekommen, musste ich, nein wollte ich mich damit auseinandersetzen! Zu schön, zu besonders waren diese Figuren, die sich hinter einer Wand aus Erde befanden…
Lest weiter, wenn ihr dem Ganzen auch eine Chance geben wollt 😉
Belvedere 21
Tickets
Wer ist
Ugo Rondinone?
Ugo Rondinone (geb. 1964) ist ein Schweizer Künstler, der zwischen 1986 und 1990 auch in Wien – an der Universität für angewandte Kunst – studierte. Und nun hat er auch endlich seine erste museale Ausstellung in Österreich, hier im Belvedere 21. Zusehen war er aber vorher bereits im Centre Pompidou und Palais de Tokyo in Paris, im MAXXI und MACRO in Rom, bei der Biennale in Venedig, New York, Chicago, Shanghai … Er ist also gar nicht so unbekannt, wie ich dachte!
Er ist ein Konzept-, Medien- und Installationskünstler – so wie der ebenfalls gerade in der Albertina Modern ausgestellte Ai Weiwei. Rondinone ist allerdings weniger politisch, dafür mehr an den Themengebieten Mensch und Natur, Tag und Nacht, Raum und Zeit sowie Vergänglichkeit interessiert.
Bekannt ist er für großformatige Holzschnitte sowie Clown- und Steinskulpturen. Und das eigentlich immer in knallbunten Farben!
Doch hier im Belvedere 21 erwartet uns ein andere Ugo… Ein erdiger, farblich eintöniger Künstler.
Infos zur Ausstellung:
nur noch bis 1. Mai 2022
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11.00 – 18.00 Uhr, Donnerstag bis 21.00 Uhr
Eintritt: 8,90 €
Zur Ausstellung
Die Ausstellung besteht aus 6 Arbeiten Ugos und beginnt mit einer Arbeit auf Papier. 2 x 30 Blätter wurden mit Bleistift und Buntstiften beschrieben. Diese „Poems“ (2003 – 2020) sind ein ruhiger Auftakt in diese Ausstellung. Sie lassen uns nachdenken und haben etwas Verträumtes, Leichtes, vielleicht auch Kindliches…
Doch dann macht es mit der zweiten Arbeit „Boom“ und wir sehen nur noch eine überdimensionale Wand aus Erde, mit einem Loch. Von diesen Erdmauern gibt es sogar zwei, mit einem weiteren Loch, dass sich aber an anderer Stelle befindet: die Arbeit heißt „Two standing landscapes with sunrise and sunset„ (2021). Diese Wände wurden extra für diese Ausstellung im Belvedere 21 angefertigt. Das Erz-Harz Gemisch, das auf Pappelolz aufgetragen wurde sieht aus wie Erde und misst jeweils unglaubliche 4,50 Meter + 18 Meter und ist 1,30 Meter breit.
Und wenn man durch das Loch dieser ersten Wand sieht, erhascht man einen Blick auf die Arbeit, die mich am meisten fesselte: die „Nudes“ (2010/2011)
Die „Nudes“ (2010/11) haben es mir angetan. Man muss es sich so vorstellen: man kommt in die Ausstellung rein und sieht diese nicht, zumindest nicht direkt. Nur wenn man durch das Loch der einen Erd-Wand sieht, kann man eine Figur ausmachen. Mehr nicht. Doch diese eine Figur hat mich magisch angezogen, und als ich dann um die Ecke ging und es noch viel mehr dieser Figuren gab, war ich hin und weg.
Doch wer sind diese Nackten?
Es handelt sich um 14 lebensgroße, nackte männliche, aber hauptsächlich weibliche Figuren. Mehr sieht man erst einmal nicht. Keine Beschriftung, nur die Broschüre, die es am Eingang gibt. Und dort steht, dass es sich um Tänzer handelt. Sie sind quer über den Raum verteilt und stehen jede für sich, bzw. sitzen jede für sich. Es gibt keine Interaktion, keinen Blickkontakt, kein gemeinsames Element, außer das Material und dass sie sitzen…
Die Tänzerinnen sind in dem Moment des Ausruhens, der Erschöpfung nach einem Tanz festgehalten. Sie haben sich in dem Moment einfach fallen lassen, lehnen an der Wand, strecken die Beine von sich, atmen erst einmal aus…
Schon alleine dieses Ausruhen entschleunigt auch uns wieder. Am liebsten möchte man sich dazu setzen, denn auch wenn die Körperteile offensichtlich aneinander gesteckt sind, sehen sie auch lebensecht aus: schaut euch nur die Rippen, die Schlüsselbeine, die Fußsohlen an – ihr seht alle Details!
Und noch etwas ist irgendwie wunderschön: das Material. Es handelt sich hierbei nämlich um eine Mischung aus Wachs und Erdpigmenten. Diese Erdpigmente geben den Körpertielen die unterschiedlichen Farben. Und diese Erdpigmente kommen nicht von irgendwo her: sie kommen von den verschiedenen Kontinenten (wobei das rötliche wahrscheinlich aus Australien stammt oder was meint ihr?). Und jeder Tänzer hat mindestens ein Körperteil mit dem Pigment eines Kontinents versehen…
Ach, ja…
Die weiteren Arbeiten sind zum einen die „winter cloud“ (2019), mit der Ugo versucht eine Wolke in steinigem Material festzuhalten, und die 3 „clocks“ (2016), die in Blau, Rot und Gelb an den jeweils 3 Glaswänden hängen. Die letzte Arbeit ist schließlich „When the sun goes down and the moon comes up“ (2021).
Fazit
Die Ausstellung war so überraschend schön und anmutig, dass ich kurzerhand entschloss auch hierüber zu berichten. Wenn ihr also zeitgenössische Kunst mögt oder offen seid für Neues, dann muss ich euch diese Ausstellung empfehlen!
Sie ist klein, ja, aber wenn ihr ohnehin gerade im Schloss Belvedere (im oberen Teil) seid, dann ist man in 5 Minuten hier. Und zusammen mit dem Besuch der Avantgarde-Ausstellung ist der Besuch, dann auch die 8,90 Euro wert. Ach was sage ich: die 8,90 Euro lohnen sich schon allein für diesen kleinen Ausflug in eine andere Welt.
Eure Céline
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2022
Mit Genehmigung des Belvedere 21.