Basquiat x Warhol
Fondation Louis Vuitton
Basquiat x Warhol
Fondation Louis Vuitton
Basquiat x Warhol. Mit vier Händen
in der Fondation Louis Vuitton
Basquiat x Warhol. Mit vier Händen
Ausstellung in der Fondation Louis Vuitton
Noch bis zum 28. August 2023
Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol kreierten zwischen 1984 und 1986 um die 160 gemeinsame Bilder, mit vier Händen eben. Ganze 70 davon kann man in dieser Ausstellung in der Fondation Louis Vuitton sehen. Ergänzt wird sie mit Bildern, welche zu dritt mit Francesco Clemente gestalten wurden, sowie Werken und Fotografien von anderen Künstlern ihrer Zeit.
Zu sehen sind auch zwei imposante Bilder beider Künstler, welche zu den größten ihres respektiven Oeuvres zählen.
Eine einmalige Gelegenheit, diese beiden Künstler kennenzulernen!
Basquiat x Warhol
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Basquiat x Warhol
Die Ausstellung
Sie sind zwei Schwergewichte der Pop-Art: Jean-Michel Basquiat (1960-1988) und der um fast zwei Generationen ältere Andy Warhol (1928-1987). Nicht nur kannten sie sich gut und schätzten sich gegenseitig, sondern legten auch zusammen Hand an und schafften ein großes Konvolut gemeinsamer Bilder. Fast die Hälfte davon hat die Fondation Louis Vuitton zusammengetragen und ermöglicht uns einen sehr guten Einblick in diese durchaus spezielle Schaffensphase beider Künstler.
Nach ersten Begegnungen 1979 und 1980, haben sich Basquiat und Warhol über ihren gemeinsamen Kunsthändler Bruno Bischofberger im Oktober 1982 kennengelernt. Es ist auch dieser, welcher den beiden Künstlern vorschlug, gemeinsam, also „mit vier Händen“, Bilder zu kreieren.
Anfangs gesellte sich noch ein anderer Künstler dazu, nämlich Francesco Clemente und hier können wir 15 dieser in Dreier-Kooperation entstandenen Bilder sehen.
Wie bei jeder Ausstellung der Fondation Louis Vuitton füllt auch diese fast sämtliche Räume des spannenden Frank Gehry-Baus. Sie ist in 13 thematische Abschnitte in insgesamt 9 Räume gegliedert und gekonnt mit Werken anderer Künstler ihrer Zeit ergänzt, um die Bilder in ihren zeitlichen und künstlerischen Kontext zu setzen.
Hier folgen nun meine persönlichen Highlights.
Eine Freundschaft
Ganz zu Beginn der Ausstellung sehen wir gegenseitige Porträts der beiden Künstler, also Warhol by Basquiat und Basquiat by Warhol sozusagen. Es ist gut, den doch sehr unterschiedlichen Stil nochmals zu verinnerlichen, bevor es an das gemeinsame Werk geht. Das erleichtert es einem, die späteren Bilder sozusagen zu sezieren und den kreativen Prozess zu erkennen.
Basquiat, Clemente, Warhol
Im Herbst 1983 fragte Bruno Bischofberger zuerst Basquiat, ob er gemeinsam mit anderen Künstlern tätig sein möchte, dann überzeugte er Clemente und schließlich frage er (erfolgreich) Warhol.
Das Resultat ist hier in 15 Bildern zu sehen, mit einer sehr interessanten Kombination der Serigrafien von Warhol, des doch eher brüsken Malstils Basquiats und den geradezu weichen Gesichtern von Clemente.
Im Frühling 1984 begannen Basquiat und Warhol ihre eher kurze (zwei Jahre), doch sehr intensive gemeinsame Schaffensphase. Fast täglich trafen sie sich im Atelier und gestalteten im Duo ihre Werke. Warhol begann auch wieder, mit dem Pinsel zu malen, nachdem er ihn seit Mitte der 60er-Jahre zugunsten der Serigrafie liegen gelassen hatte. Es ist also nicht alles, was mit Pinsel gemalt ist, von Basquiat!
Die Schaffung einer neuen Bildsprache
„Grösser als das Leben“ so betiteln die Ausstellungsmacher den thematischen Bereich mit 10 Meter (!) langen Bilder. Tatsächlich sind sie eine Wucht, obschon sie in dem riesigen Saal dann doch wieder, visuell zumindest, an Größe verlieren.
Die großformatigen Bilder
Fotosession mit Michael Halsband
Im Frühling 1985 einigen sich Warhol und sein Galerist Bischofberger, eine Auswahl des jetzt schon umfangreichen, gemeinsam mit Basquiat kreierten Werkes zu zeigen. Letzterer wählt darauf Michael Halsband als Fotografen für das Plakat, womit sich am 10. Juli 1985 beide Künstler in Halsbands Studio begeben, um einen Boxkampf zu simulieren.
Das Resultat der Session, sowie das schließlich ausgewählte Foto, sind hier eindrücklich zu sehen. Es tut gut, eine visuelle Pause einzulegen und statt Bilder Fotos zu betrachten.
Die Kunstszene des Downtown New York Mitte der 80er Jahre
10 Boxsäcke (das letzte Abendmahl)
Nicht eine Leinwand, sondern 10 Boxsäcke dienten den beiden als Medium ihrer künstlerischen Aussage. Diese Skulptur wurde zu Lebzeiten der Künstler nie öffentlich ausgestellt.
Warhol malte das Gesicht Jesus (nach einer Reproduktion von da Vincis Abendmahl) auf jeden Sack, worauf Basquiat wiederholt das Wort „Judge“ hinzufügte. Wie die Fotografien von Halsband bringt die Skulptur Abwechslung in die sich doch wiederholende Bilderflut der Ausstellung.
In einem hohen, an eine Kirche erinnernden Raum, sind die letzten Werke dieser überaus fruchtbaren Zusammenarbeit zu sehen.
Warhol stirbt 1987, kurze Zeit nach dem Ende ihrer gemeinsamen Schaffensphase 1986.
Basquiat, darüber tief betroffen, folgt ihm nur ein Jahr später.
Letzte gemeinsame Werke
Fazit
Es ist beeindruckend, wie viele Bilder (70 von 160!) dieses gemeinsamen Oeuvres hier zu sehen sind. Spannend fand ich, bei jedem Bild herauszufinden, wie der kreative Prozess ablief. Wer hat zuerst gemalt? Was hat Warhol gemacht, was Basquiat? Was manchmal offensichtlich ist, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ganz anders.
Es ist zweifellos eine Ausstellung, die gut in das Programm und auch in den Bau der Fondation Louis Vuitton passt und daher sehr stimmig ist.
Trotzdem: ich fand die Bilder dann doch zu ähnlich und konnte die Begeisterung der ersten Räume im zweiten Teil der Ausstellung nicht aufrechterhalten. Weniger wäre unter Umständen mehr gewesen. Aber bei Andy Warhol, dem Meister der Wiederholung, wird das verziehen!
Eure Jacqueline
Offizielle Webseite der Fondation Louis Vuitton (FR/EN): www.fondationlouisvuitton.fr
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner