Manet / Degas
Musée d'Orsay
Manet / Degas
Musée d'Orsay
Manet / Degas
im Musée d'Orsay Paris
Manet / Degas
Ausstellung im Musée d’Orsay
noch bis zum 23. Juli 2023
In dieser Ausstellung im Musée d’Orsay können wir Éduard Manet und Edgar Degas gleichzeitig (wieder)entdecken und viel über ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede lernen. Sie vereint wichtige Werke der beiden Künstler und ist daher nicht nur sehenswert, sondern auch äußerst interessant.
Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Metropolitan Museum of Art, New York, organisiert, wo sie von September 2023 bis Januar 2024 zu sehen sein wird.
Manet / Degas
Musée d'Orsay Tickets
Manet und Degas sind nebeneinander und auch gegenübergestellt. Hier kann man sowohl ihre Ähnlichkeiten als auch ihre Unterschiede entdecken. Ihre Beziehung war nämlich eine Mischung aus Freundschaft und Rivalität.
Bei diesen Hauptakteuren der Neuen Malerei der 1860er und 1880er-Jahre mangelt es nicht an Gemeinsamkeiten: von den Themen bis zum Stil, von den Orten, an denen sie ausstellten, bis zu denen, an denen sie sich begegneten, von den Händlern bis zu den Sammlern ihrer Werke.
Links: Edgar Degas, Repasseuses, 1884-1886, Musée d’Orsay, Paris
Rechts: Edgar Degas, Woman Ironing (Silhouette), 1873, Metropolitan Museum of Art, New York
Manet / Degas
Die Ausstellung
Andererseits waren sie auch sehr verschieden. So wollte Manet zum Beispiel seine Bilder nicht mit den Impressionisten zeigen, oder nur Degas malte Manet, aber nicht umgekehrt.
Sehr aufschlussreich für diese komplexe Beziehung der beiden Künstler ist ein Bild von Degas, welches Manet mit seiner Frau am Klavier zeigt. Das Gesicht von Suzanne ist aber abgeschnitten, und zwar von Manet selbst, der die Darstellung seiner Frau als Entstellung sah. Degas nahm das Bild zurück, und retournierte aufgebracht ein Stillleben, welches ihm Manet geschenkt hatte. Er fügte einen leeren Leinwandstreifen an in der Hoffnung, das Portrait von Suzanne wiederherzustellen, wozu es aber nie kam.
Diese Gegenüberstellung wird in dreizehn, thematisch und auch chronologisch gegliederten Bereichen dargestellt. Hier kommt eine Auswahl der Räume, die ich am interessantesten fand und mir am besten gefallen haben.
Ihre Herkunft und
erste Schritte als Künstler
Manet und Degas wurden mit nur 2 Jahren Abstand in Paris geboren (1832, respektive 1834) und waren die ältesten Söhne wohlhabender bürgerlicher Familien. Manets Vater war ein hoher Beamter im Justizministerium, seine Mutter eine Diplomatentochter und Patenkind des schwedischen Königs.
Degas‘ Familie gehörte dem Geschäfts- und Finanzmilieu an. Beide begannen ein Jurastudium, das sie aber abbrachen, um ihrer künstlerischen Berufung zu folgen.
Manet und Degas studierten anschließend beide bei anerkannten Malern.
Gemeinsam kopieren,
kreieren und studieren
Ob es Legende ist oder Wahrheit ist, wissen wir nicht, doch sollen sich Manet und Degas Anfang der 1860er-Jahre im Louvre vor einem Gemälde von Velázquez getroffen haben, um Kopien anzufertigen. In diesem Saal sind die beiden Kopien wunderschön gegenübergestellt.
Beide Künstler waren es von klein auf gewohnt, mit ihrer Familie den Louvre zu besuchen. Während ihrer Ausbildungsjahre gehörte Kopieren alter Meister im Louvre oder im Kupferstichkabinett der kaiserlichen Bibliothek zur täglichen Übung.
In den 1850er-Jahren reisten sie mehrmals nach Italien, wo sie die Werke in den Museen und die Fresken in den Denkmälern kennenlernten. Ihre gemeinsame Bewunderung für die zeitgenössischen Meister galt Ingres und Delacroix.
Unterschiede:
Die Porträts
Das Porträt war zu Lebzeiten der beiden Künstler sehr beliebt und nahm in der frühen Produktion von Manet und Degas einen wichtigen Platz ein. Beide wählten ihre Modelle in erster Linie aus dem Familien- und Freundeskreis, aber sie erstellten auch Porträts von Personen des öffentlichen Lebens.
Während Manet seine Modelle gerne mit einer gewissen Majestät behandelt und leuchtenden Farben verwendet, sind die Porträts von Degas eher gedämpft und zeigen die Menschen in vertrauten und typischen Haltungen.
Gemeinsamkeiten:
Impressionismus
Manet, Degas und der Impressionismus war ein amüsantes Wechselspiel! Zuerst hielt sich Manet von der neuen Künstlerbewegung fern, während seine Malerei durchaus impressionistisch war. Umgekehrt zeigte Degas seine Verachtung für diese neue Darstellung der Wirklichkeit nie so deutlich wie in jenen Jahren, in denen er die Gruppe anführte.
Beide aber griffen diese neue Tendenz des ‚Freiluftmalens‘ relativ schnell und mutig auf und nutzten sie je nach den Bedürfnissen ihrer Karrieren, denn die kommerziellen Absatzmöglichkeiten in London und Paris für See- und Badeszenen waren attraktiv.
Sowohl Manet als auch Degas waren sehr mit ihrer Heimatstadt Paris verbunden. Durch die Darstellung von Pariserinnen in ihrer vertrauten Umgebung entstand ein enger Dialog zwischen den beiden Künstlern.
Manet und Degas stellten Frauen aus verschiedenen sozialen Schichten dar, die das moderne Leben widerspiegeln.
Die Gegenüberstellung der berühmten Absinthtrinkerin von Degas mit zwei ähnlichen Bildern von Frauen im Café von Manet fand ich besonders schön.
Links: Édouard Manet, Die Pflaume (Pruna), 1878, National Gallery of Art, Washington
Mitte: Edgar Degas, Dans un café (l’Absinthe), 1875 – 1876, Musée d’Orsay
Rechts: Édouard Manet, La Serveuse de bocks, 1878 – 1879, Musée d’Orsay
Gemeinsamkeiten:
Pariserinnen
Unterschiede:
Mann und Frau
Zu den Persönlichkeitsmerkmalen, die Manet und Degas auszeichnen, gehört vor allem ihre Beziehung zu Frauen.
Der als Verführer beschriebene Manet fühlte sich nach Meinung seiner Zeitgenossen nie so wohl, wenn er von einer weiblichen Gesellschaft umgeben war.
Ebenso sprichwörtlich ist die Zurückhaltung von Degas, dessen Liebesleben geheimnisvoll war. Wie er selbst sagt, hat er „nie viel gefeiert“.
Diese Unterschiede im Temperament spiegeln sich zum Teil in ihren Werken wider: Während Manet Frauen selbstsicher darstellt, erscheinen die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Degas‘ Werken fast immer unruhig.
Unterscheide:
Akte
Wie auch bei den vorhergehenden Themen, malten Manet und Degas auch beide Akte, zum Teil aus sehr ähnlichen Perspektiven und doch anders.
Gerade die Gegenüberstellung solcher gleichen Bildmotive (wie bei den Pariserinnen) ermöglicht es uns, die Stile und Interpretationen der beiden Maler gut zu vergleichen.
Degas als Sammler
von Manet
Degas war sehr getroffen vom frühzeitigen Tod Manets im Jahre 1883. Bei dessen Beerdigung soll er gesagt haben: „Er war grösser, als dass wir glaubten“. In der Folge engagierte er sich für verschiedenen Initiativen zu Ehren von Manet. Es scheint, als ob die Verehrung von Degas für Manet erst nach dessen Tod so richtig zur Geltung kam.
Degas sammelte fast 80 Werke von Manet, für den er ein Museum erstellen wollte, durch Zukauf, Schenkungen oder auch Austausch mit eigenen Werken.
Seiner Beharrlichkeit erlaubt es ihm, mehrere Fragmente des verstreuten Gemäldes „Die Exekution von Maximilien“ zu vereinen. Dieses Werk bildet auch der Abschluss der Ausstellung und irgendwie schließt sich auch der Kreis der Beziehung der beiden Künstler: ähnliche Anfänge, enge Zusammenarbeit, Rivalität und Bewunderung.
Fazit
Es ist eine einmalige Gelegenheit, die beiden Maler besser kennenzulernen. Im Verlauf der Ausstellung beginnt man auch, den einen Maler besser zu mögen, nur um beim nächsten Themenbereich doch wieder den anderen zu bevorzugen. Zum Glück müssen wir keine Wahl treffen, sondern können uns ganz der Schönheit ihrer Kunst widmen!
Leider sind die Säle eher klein und bei vielen Besuchern (was bei mir der Fall war) ist es schwierig, den nötigen Raum zu finden, um die Bilder der beiden Maler mit Distanz zu betrachten und damit besser zu vergleichen.
Unbedingt hin, wenn du vor dem 23. Juli 2023in Paris bist!
Eure Jacqueline
Offizielle Seite des Musée d’Orsay (FRZ/EN): www.musee-orsay.fr/fr
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner.