Miriam Cahn
Stedlijk Museum
Miriam Cahn
Stedlijk Museum
Ausstellung im Stedelijk Museum
Miriam Cahn: Reading Dust
Miriam Cahn: Reading Dust
Ausstellung im Stedelijk Museum
26. Januar 2025
Im Stedelijk Museum könnt ihr bis zum 26. Januar 2025 eine Ausstellung der zeitgenössischen Künstlerin Miriam Cahn sehen.
Der Großteil der in vier Räumen ausgestellten Werke Cahns ist von der Eskalation im Nahen Osten und dem Krieg in der Ukraine inspiriert. Sie entstanden in den letzten beiden Jahren und somit hat diese Ausstellung einen Bezug auf unsere Gegenwart, der aktueller nicht sein könnte.
Aber Achtung: Die Werke stellen verstörende Szenen von Geburten, Vergewaltigungen und Gewalt dar. Wir und auch das Museum warnen davor, die Ausstellung mit Kindern unter 16 Jahren zu betreten. Auch Menschen mit entsprechenden Ängsten oder Hintergründen sollten es sich gut überlegen, die Ausstellung zu besuchen.
Miriam Cahn
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auf einen Blick
Ausstellung:
Miriam Cahn: Reading Dust
Ausstellung im Stedelijk Museum
26. Januar 2025
Öffnungszeiten:
Täglich, 10.00 – 18.00 Uhr
Preise:
22,50 Euro für Erwachsene
freier Eintritt für Kinder unter 19 Jahren
Audioguide:
Kostenloser Online-Audioguide auf Englisch.
Führungen:
kostenlose 15-minütige Einführungen. Jeden Sonntag, auf Englisch um:
14.45 Uhr und 16.15 Uhr
I Amsterdam City Card:
kostenloser Eintritt. Mehr über die I Amsterdam Card.
ICOM-Card
Freier Eintritt für ICOM Mitglieder
(Bild: Miriam Cahn Ausstellung im Stedelijk Museum Amsterdam:
Oben: von links nach rechts: „feld“, 1982 + „landebahn“, 14.9. – 16.9.1985 + „o.t.“, 30.12.2023 + „o.t.“, 12.2.22 + „atombomben“, 30.07.1988 + „silo“, 1982
Unten von links nach rechts: „könnteichsein“, 9.3.23 + „ereignis“ 2008 + 17.3.20 + „o.t.“, 24.1.2024 + „fuck abstraction – white supremacy“, 10.5.23 + „undarstellbar“ 3.2.24 + „o.t.“, 8.3.2021 + „o.t.“,1.2.24 + „o.t.“, 15.11.23 + „undarstellbar“, 2019/2022 + 2.12.23 + „gezeichnet“, 4.2.24 + „könnteichsein“ 25.7.22 (nicht zu sehen) + „könnteichsein“ 1.7.23 (nicht zu sehen) + „o.t.“, 2.12.2011 + „o.t.“, 16./17.5. + 9.9.2029)
Die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine inspirierten Miriam Cahn dazu, endlich einmal Tacheles zu reden. Denn sie zeigt im Stedelijk Bilder, die ohne Filter die Geschehnisse in Kriegsgebieten abbilden, die man in den Abendnachrichten zwar benennen, aber nicht zeigen darf. Roh und brutal dokumentiert Cahn in ihren Arbeiten die Schrecken und Geschehnisse, die sich nicht allzu weit entfernt von unseren Haustüren abspielen und auch unser Leben beeinflussen.
Obwohl sie nicht fotorealistisch malt, sondern sich einfachen Pinselstrichen bedient, sind die Emotionen, die Cahns Werke in uns wecken sehr real und intensiv. Traurigkeit, Schmerz und Hilflosigkeit strahlen aus den Gemälden und ziehen den Besucher in ihren Bann.
Mit Titeln wie „WAS UNS ANSCHAUT“ oder „könnteichsein“ baut Cahn gnadenlos eine Brücke zwischen dem Abstrakten und unserem eigenen,
alltäglichen Leben und fordert uns heraus, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Die Ausstellung
Miriam Cahn: Reading Dust
(Bild: Miriam Cahn Ausstellung im Stedelijk Museum Amsterdam: von Links nach rechts: „hübscher arbeiter“, 22. + 26.7.1997 + „o.t.“, 30.7.23 + „weinenmüssen im frühling“, 2.5.23 + „gebärenmüssen“, 2019 + 24.3./11.4.23 + „HURT LOCKER“, 12.+18.10.22 + „weinenmüssen“, 6.12.23 + „schön!“, 11.5.23 + „heute ich“, 11.12.23)
Ein anderes wiederkehrendes Motiv ist die Thematik der Frau und ihrer Rolle in unserer Gesellschaft. Cahn scheut sich nicht davor, alle Facetten des Frauenseins in ihren Werken abzubilden. Schonungslos zeigt sie den weiblichen Körper und rebelliert so gegen eine von Männern dominierte Welt, die systematisch Frauen kritisiert, sie zu Objekten degradiert und die Kontrolle über deren Körper erlangen möchte.
Über
Miriam Cahn
Die 75 Jahre alte Miriam Cahn (1949 in Basel) hat scheinbar von Anfang an mit ihren Werken kein Blatt vor den Mund genommen. Eine starke Frau, die auch nicht davor zurückschreckt, der documenta 7 (1982) den Rücken zukehren, weil ein anderer Künstler unabgesprochen mit ihr ausgestellt werden sollte. Oder die bei Friedens und Frauenbewegungen immer aktiv war und auch vor illegalen nächtlichen Kunstaktionen nicht zurückschrak (Gerichtsprozess mit Verurteilung 1979/1980).
Sie wurde aber auch positiv mit Stipendien, Teilnahmen an der Biennale in Venedig (1984) und diversen Ausstellungen bedacht. Etwa mit einem erneuten Versuch auf der documenta 14 (2017), einer Retrospektive im Palais de Tokyo, Paris (2023) und nun dieser Ausstellung Stedelijk Museum.
In ihren Werken geht sie hier so schonungslos mit Wut, Angst, Verlust und Verletzlichkeit um wie vielleicht noch niemals zuvor. Wir sehen Opfer und Täter, das Wunder der Geburt (ungeschönt und real), aber noch grausamere Vergewaltigungen, Amputationen und mehr.
Dabei sind ihre Pinselstriche einfach, aber kraftvoll. Großformatige Werke reihen sich neben kleinen, ja winzigen Detail-Bildern. Die Farben sind manchmal bunt und kräftig, und manchmal bleiben sie nur schwarz und weiß.
Bild: Miriam Cahn Ausstellung im Stedelijk Museum Amsterdam: Detail von „o.t.“, 8.3.2021
Fazit
Es ist wohl das erste Mal, dass ich eine Warnung vor dem Besuch einer Ausstellung sehe. Aber Miriam Cahns Bilder sind teilweise sehr brutal und sehr explizit, dass sich der eine oder andere Besucher unwohl fühlen wird. Wer die Ausstellung mit der Familie besuchen möchte, sollte sich vorher intensiv informieren.
Jetzt könnte man sich die Frage stellen, ob eine Ausstellung wie diese nötig sei. Meine Antwort darauf ist ein klares Ja! Sie regt zum Nachdenken an und Cahn gibt den Gesichtslosen und
Unterdrückten eine Plattform.
Trotzdem gebe ich der Ausstellung nur 3,5 von 5 Sternen, weil sie eben sehr brutal und nicht für jedermann ist.
Euer Boris
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2024
Mit Unterstützung von Boris Hermann.
Mit Erlaubnis des Stedelijk Museums.