Charles Ray
im Centre Pompidou
Charles Ray
im Centre Pompidou
Centre Pompidou
Charles Ray
Charles Ray
eine Ausstellung im Centre Pompidou, Paris
noch bis zum 20. Juni 2022
Wir waren eigentlich im Centre Pompidou um uns die parallel laufende Ausstellung „/ Allemagne / Années 1920 /
Nouvelle Objectivité / August Sander /“ anzusehen. Aber da eben auch Charles Ray die Aufmerksamkeit auf sich zieht und etwas völlig anderes als die Neue Objektivität-Ausstellung ist, dachten wir, wir zeigen dir einmal ganz kurz, was dich dort erwartet. Denn wenn man schon mal dort ist, dann kann man sich auch diese Ausstellung einmal ansehen!
Centre Pompidou
Ticket
Wer ist
Charles Ray?
Charles Ray ist zunächst einmal nicht zu verwechslen mit Ray Charles… 😉 Es handelt sich hier nicht um den berühmten erblindeten Sänger und Songwriter. 🙂
Aber auch Charles Ray stammte aus den USA. Er wurde 1953 in Chicago geboren. Nach seinem Studium gab es 1983 die erste Einzelausstellung in LA und damit erhielt seine Karriere den richtigen Schwung. Es folgten weiter Gruppen- und Einzelausstellungen, er nahm an der Biennale von Venedig teil (1993 & 2003) und der DOCUMENTA IX 1992 in Kassel.
Wie beschreibt man aber am Besten seine Kunst?
Er wird als „Objektkünstler, Multimedia- und Filmkünstler“ beschrieben… Ok, was heißt das aber genau? Es gibt Skulpturen, „Aktionen“ und Fotografien. Mich persönlich erinnert er sehr an Jeff Koons. Denn seine Skulpturen sind teilweise überdimensional groß, sexuell angelehnt oder haben das gleiche glänzende Material, das Koons verwendet. Eine direkte Zusammenarbeit habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, ich gehe aber stark davon aus, dass die beiden sich kennen und es Berührungspunkte gibt.
Kurz
Zur Ausstellung
Charles Rays hat in seinem Leben nicht sehr viele Werke geschaffen – er macht keine Massenanfertigungen à la Damien Hirst und scheint sich auch sonst nicht das Bein auszureißen ;). Bis heute gibt es etwa 100 Werke von ihm (ja, Vermeer hat noch weniger geschafft – nur 37 Gemälden). Seine Werke sollen aber „eine fundierte Kenntnis der Geschichte der Bildhauerkunst, von antiken griechischen Skulpturen bis hin zu den Schöpfungen einiger seiner Zeitgenossen“ (Zitat: Centre Pompidou) haben. Ja, kann man sagen, sieht man aber vielleicht nicht unmittelbar. Das Centre Pompidou scheint ein großer Fan Rays zu sein, denn es ist bereits das dritte Mal, dass seine Werke hier in einer Ausstellung gezeigt werden.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Bourse de Commerce – Sammlung Pinault, wo du ebenfalls Werke des Künstlers sehen kannst (allerdings nur noch bis zum 6. Juni 2022 – sorry, wir sind spät dran!).
Informationen zur Ausstellung:
noch bis zum 20. Juni 2022
Öffnungszeiten: Täglich, 11.00 – 22.00 Uhr
Preis: 14 Euro (Online 15 Euro)
Wir möchten nur kurz ein paar wenige Werke der Ausstellung hervorheben – was fast zur kompletten Beschreibung werden könnte, da die Ausstellung hier nicht sehr groß ist.
Ins Auge fallen vor allem 4 Skulpturen:
Die Frau in Rot, der Mann, der wie ein Tourist aussieht, die Flower-Power Skulptur und das silberne Auto.
Bei der Frau in Rot handelt es sich um die Skulptur „Fall 91“. Sie ist das Aushängeschild der Ausstellung und auf den Plakaten ist der Künstler selbst mit abgebildet, der den Kopf heben muss, um dieser Frau ins Gesicht zu sehen. Es handelt sich um eine imposante Schaufensterpuppe – fast 2,5 Metern ist sie groß! Sie ruft nicht nur die Bewunderung Rays, sondern auch die Bewunderung der Besucher hervor, die neben ihr stehen!
Der Mann: „Self-Portrait“ heißt eine weitere Figur, die ebenfalls eine Schaufensterpuppe darstellt. Der Künstler hat sich selbst darin verewigt und sagt selbst, dass es sich um ein schlecht ausgeführtes Selbstporträt handeln könnte oder um einfach um eine Schaufensterpuppe.
Das Auto: Hier wird es spannend und irgendwie auch gruselig. „Unpainted sculpture“ ist der Titel der Skulptur aus Fiberglas und Farbe. Was ist mit dem Auto passiert? Ein Autounfall? Aber wo ist der Fahrer? Ist er gestorben? Charles Ray hat sich immer gewundert, ob die Geister der Verstorbenen bei großen Unfällen in den Wracks bleiben. Dieses Auto hat er detailgenau nachgebaut – basierend auf einen Pontiac Grand AM, der bei einem Absturz eine Frau getötet hat. War die Frau am Steuer, oder hat der Fahrer das Leben einer naderen Frau auf dem Gewissen?
Flower Power: Diese riesige weiße Skulptur einer Frau, die mit Blumen dekoriert wurde, fällt einem sofort ins Auge. Weniger schnell aber, was sie macht. Sie masturbiert. Und das direkt vor uns und sie lädt uns quasi dazu ein zuzuschauen – denn mit der anderen Hand dirigiert uns ihr Finger zu ihr. Der Name der Figur erschrickt dann fast: „Porträt der Mutter des Künstlers“.
Hier soll aber auch ein Teil der Kunstgeschichte dargestellt sein. Wirklich? Zum einen soll hier ein entferntes Erbe der liegenden Venus der Renaissance zusehen sein. Ok…
Zum anderen soll der Titel eine Anspielung auf ein berühmtes Gemälde des amerikanischen Malers James Abbott McNeill Whistler sein (zu finden im Musée d’Orsay): „Whistler’s Mutter“, die er 1871 hochgeschlossen auf einem Stuhl malte. Ein komplettes Kontrastprogramm!
Diese riesige Figur Rays ist übrigens aus Papier hergestellt – Pappmaché ist die Frage, die ich mir stelle?
Zum Schluss möchte ich nur noch ein paar Worte über das Selpstportrait „Yes“ verlieren: Man sieht ein Bild des Künstlers, eine Fotografie. Das Bild hängt an einer nicht ganz geraden Wand. Diese ist konvex gewölbt. Und auch das Bild ist es. Der Hintergrund: Charles Ray war zur Zeit der Aufnahme auf LSD und bat einen bekannten Fotografen, ein Foto von ihm in diesem Zustand zu machen. Das Ergebnis: ein ziemlich leerer Blick…
kleines Fazit
Wer ohnehin bereits im Centre Pompidou ist, der kann auch hier vorbeischauen. Die Skulpturen sind plakativ und deswegen schaut mans ich diese auch gerne an – manchmal machen Größe und Farbe doch etwas aus…
Aber viel Speck an der Sache ist – finden wir – nicht…
Liebe Grüße
Céline
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2022