Fondation Louis Vuitton
Monet - Mitchell
Fondation Louis Vuitton
Monet - Mitchell
Ausstellung in der Fondation Louis Vuitton
Monet - Mitchell
Monet – Mitchell
Ausstellung in der Fondation Louis Vuitton
noch bis zum 27. Februar 2023
Der Dialog zwischen dem Impressionisten Claude Monet und der abstrakten Expressionistin Joan Mitchell wird von einer zusätzlichen Ausstellung eingeleitet, durch die man quasi im Erdgeschoss gehen muss, bevor man sich zur Gegenüberstellung begibt. Die „Retrospektive Joan Mitchell“ eignet sich hervorragend, um diese außergewöhnliche, aber im Vergleich zu Monet doch eher unbekanntere Künstlerin kennenzulernen. Um sie zu verstehen.
Welchen Dialog diese zwei zeitlich unabhängigen Künstler dann eingehen, möchten wir euch nun in diesem Artikel einmal vorstellen.
Ein Tipp vorweg: Online-Ticket mit Skip the line ist während dieser Ausstellung äußerst empfehlenswert: Selbst an einem Montag Mittag gab es viel Betrieb!
Fondation Louis Vuitton
Tickets
Kleine Infos
vorab
- Denke unbedingt daran, Kopfhörer mitzunehmen und dein Handy aufzuladen. Im Foyer kannst du dich ins WLAN einwählen und dir die FLV-App runterladen (auf Englisch und Französisch verfügbar, das lässt sich in den Einstellungen ändern). Darin findest du einen Super Audioguide zur Ausstellung.
- Witzig ist auch der Chatbot Twelvy, der mittlerweile in einigen Museen verfügbar ist, dich interaktiv durch die Ausstellung führt und spannende Zusatzinfos liefert. Dafür findest du am Eingang zu jedem Raum einen QR-Code zum Scannen.
- Was Fotos anbetrifft: einige Werke von Joan Mitchell dürfen nicht fotografiert werden, in diesem Fall ist ein durchgestrichenes Foto-Symbol bei der jeweiligen Bild-Beschreibung zu sehen.
- Unser Besuch findet einige Wochen nach der Kartoffelbrei-Attacke der Umweltaktivisten „Letzte Generation“ auf das Monet-Gemälde in Potsdam statt. Am Eingang der FLV heißt es daher erst einmal Essen und Getränke abgeben, sogar meine leere Wasserflasche wird konfisziert. Außerdem ist locker dreimal so viel Security-Personal anwesend wie bei unserem letzten Besuch.
Retrospektive
Joan Mitchell
Das Untergeschoss ist komplett einer Joan Mitchell-Retrospektive gewidmet. Zu sehen sind 40 Werke, von ihren Anfängen als Künstlerin in den frühen 50er-Jahren in New York, bis zu ihrem Spätwerk Ende der 80er, inspiriert von van Gogh und Cezanne.
So kann man die amerikanische Malerin erst einmal kennenlernen, bevor es zum Dialog mit Monet geht. In den 1940er-Jahren studierte sie Malerei am Art Institute of Chicago, bevor sie nach New York zog und den Abstrakten Expressionismus mit Künstlern wie Jackson Pollock und Willem de Kooning entdeckte. Sie war eine der wenigen Vertreterinnen dieser Richtung.
1948 kam sie das erste Mal nach Paris. Von da an „pendelte“ sie zwischen ihren Studios in New York und der rue Frémicourt in Paris. 1959 zog sie ganz nach Paris und ab 1968 lebte und arbeitete sie bis zu ihrem Tod 1992 in Vétheuil, einer Kleinstadt nordwestlich von Paris, wo auch Monet gelebt hatte, bevor er nach Giverny zog.
Mitchell selbst sagte über ihre Arbeit, sie sei niemals fähig, die Natur direkt widerzuspiegeln. Ihr Anliegen war es, das, was sie „feelings“ nannte, auf die Leinwand zu bringen, Emotionen die durch Erinnerungen ausgelöst wurden. Wasser, Bäume, aber auch Hunde, Dichtung und Musik nannte sie als Inspirationsquellen.
Was ist nun die Verbindung zwischen Mitchell und Monet, die sich niemals trafen (er starb ein Jahr nachdem sie geboren wurde)? Warum erinnern ihre Werke so stark an die seinen? Und das, obwohl Mitchell in einem Interview 1957 zunächst sagte: „Monet ist nicht mein Fall. Ich mag seine Werke nicht so besonders.“ Einige Minuten später korrigierte sie: „Ich mag den späten Monet, aber nicht den frühen.“
Die Ausstellung
Monet - Mitchell
Farbe:
Das Blau, Grün und Lila von Monets Seerosengemälden aus den Jahren 1916 bis 1919 gleicht unverkennbar den Farben von Mitchells „Quatuor II for Betsy Jolas“ von 1976. Das Blau, Gelb und Grün von Monets „Iris jaunes“ (1914 – 1917) prägt auch Mitchells „Beauvais“ (1986), allerdings sind ihre Farben deutlich kräftiger. Gelb, Orange und Grün dominieren Monets „Hemerocalles“ (1914 – 1917) und finden sich auch in Mitchells „A Garden for Audrey“ (1975).
Natur:
Für Monet wie auch Mitchell waren Landschaften die Hauptinspiration. Ein gutes Beispiel dafür sind Monets Trauerweiden-Gemälde und Mitchells Darstellungen von Linden, die du in der Ausstellung findest.
Reflexion:
Während Monet eindeutig der Seerosen-Teich inspirierte, den er in seinem Garten anlegte, muss man in den abstrakten Gemälden von Mitchell ein wenig nach diesem Thema suchen. Ihre Inspiration waren sicherlich die Spiegelungen auf dem Lake Michigan an ihrem Geburtsort Chicago, ebenso wie die auf dem Wasser der Seine später in ihrem Leben, was die fortwährende Präsenz der verschiedenen Blautöne in ihrem Werk erklärt.
Vétheuil:
In dem kleinen Ort nordwestlich von Paris waren die beiden Maler Nachbarn, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten. Monet lebte dort von 1878 bis 1881, und zwar unterhalb von „La Tour“ („der Turm“), dem Haus, das Mitchell im Jahr 1967 erwarb. Von hier hatte sie einen ungehinderten Blick auf die Windungen der Seine.
Poesie:
Beide Künstler liebten Gedichte. Mitchells Mutter war die Dichterin Marion Strobel und gab die Zeitschrift „Poetry“ heraus. Joan verkehrte von klein auf mit Autoren und Dichtern, mit Beckett war sie befreundet. Sie sprach davon, dass sie „malend dichtete.“ Und nicht nur das, sie integrierte sogar Gedichte in ihre Gemälde. In der Ausstellung ist eine Serie von vier Werken zu sehen, die Ausschnitte aus Gedichten von Jacques Dupin beinhalten.
Monet besaß eine enorme Bibliothek von mindestens 700 Büchern, davon waren 48 Gedichtbände. Beide Künstler fanden Inspiration in den Werken von Baudelaire und Proust. Monet war mit Zola und Mallarmé befreundet.
Gemälde-Serien der letzten Schaffensperiode:
Inspiriert durch Krankheit und Verlust – der Weg zu Weltruhm.
Joan Mitchell produzierte ihren großen Zyklus in nur zwei Jahren. 1981 starb Edrita Fried, Joan Mitchells enge Freundin und Psychotherapeutin. Ein Jahr später verlor sie ihre Schwester. Mitchell litt an Arthritis und Kieferkrebs, der sich auf ihre Lungen ausbreitete.
Mit ihrer Freundin Gisèle Barreau sprach sie über ihren Schmerz und diese erzählte ihr, wie ihr Cousin sich vor seinem Tod gewünscht hatte, noch einmal nach La Grande Vallée zurückzukehren, einen Landstrich nahe Nantes, wo sie als Kinder zusammen gespielt hatten. Sie erzählte ihrer Freundin Joan von den lebendigen Erinnerungen, die sie an diese wilde Landschaft hatte, von den Feldern, Blumen, Büschen und Insekten.
Davon inspiriert, malte Mitchell in den Jahren 1983 und 1984 21 Gemälde. Der Zyklus machte sie international bekannt. 10 Werke sind in der Ausstellung zu sehen.
Wenn auch Kunst-Laien etwas sofort mit Monet in Verbindung bringen, dann sind es seine Seerosen-Bilder. Zwischen 1889 und 1926 malte er 250 Ölgemälde mit diesem Motiv.
Die beeindruckendsten von ihnen, er nannte sie die „Grandes Decorations“, erschuf er jedoch erst ab 1915, unter dem Eindruck des Verlusts seiner zweiten Frau (1911) und seines ältesten Sohnes (1914). Mehr und mehr litt er auch unter dem Katarakt, der sein Sehvermögen beeinträchtigte. 1918 entschied er, 22 Werke der Serie als „Friedenszeichen“ zu stiften. Er hatte genaue Vorstellungen, wie sie aufgehängt werden sollen und bestimmte als Ort die Orangerie in Paris.
1927, ein Jahr nach seinem Tod, wurden sie ausgestellt, jedoch von der Kritik zerrissen. Erst in den 50er Jahren bekamen sie die Anerkennung, die sie verdienten. In den USA wurde Monet als Vorgänger der Abstrakten Expressionisten wahrgenommen.
Das Triptychon, an dem er von 1915 bis 1926 arbeitete, gehörte zu seinen vier Lieblingswerken. Aus nicht näher bekannten Gründen, war es nicht Teil der Ausstellung in der Orangerie und zum ersten Mal 1956 in New York gezeigt, wo auch Joan Mitchell es sah. Anschließend wurde jedes Teil-Gemälde von einem anderen amerikanischen Museum erworben. 1978 wurden alle zusammen an drei verschiedenen Orten in Amerika gezeigt und einmal 2016 in London. Dass sie nun zum ersten Mal in Monets Heimatland vereint sind, ist sicher das Highlight dieser Ausstellung.
Unser Fazit
Allein für das Seerosen-Triptychon lohnt sich der Besuch, es ist einfach atemberaubend! Aber auch die Idee des Dialogs zwischen den Künstlern ist richtig spannend umgesetzt, das solltest du wirklich nicht verpassen. Dazu noch die ungewöhnliche Architektur des Gebäudes – drei gute Gründe, dich auf den Weg zum Bois de Boulogne zu machen.
Absolut Sehenswert!
Eure Anne
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2022
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz
Es gab mal wieder keine Antwort auf die Frage der Fotoerlaubnis.
Aber wir haben die Bilder nach bestem Gewissen beschriftet und versucht die Zugehörigkeit der Sammlung herauszubekommen.