Harriet Backer
im Musée d'Orsay
Harriet Backer
im Musée d'Orsay
Ausstellung im Musée d'Orsay
Harriet Backer: Die Musik der Farben
Harriet Backer: Die Musik der Farben
Ausstellung im Musée d’Orsay
noch bis 12. Januar 2025
Manet, Monet, Gaugin, van Gogh, Degas… Die Liste der großen Künstler im Musée d’Orsay ist schier endlos. Gleichermaßen als Gegengewicht hat das Museum es sich zur Aufgabe gemacht, auch unbekanntere Künstler*innen einem größeren Publikum bekannt zu machen.
Eine von ihnen ist Harriet Backer (1845-1932). Sie gilt als renommierteste Künstlerin in Norwegen um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert. Ihr gewagter Stil zwischen Realismus und Impressionismus, mit kühner Farbgebung und musikalischer Lebendigkeit, sucht ihresgleichen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und war als Expertin gefragt (unter anderem saß sie in dem Komitee, das die Neuerwerbungen für das Nationalmuseum Oslo aussuchte).
Zum ersten Mal sind ihre Werke nun in einer Einzelausstellung in Frankreich zu sehen.
Harriet Backer Ausstellung
Tickets
Alles Wichtige
auf einen Blick
Ausstellung:
Harriet Backer: Die Musik der Farben
Ausstellung im Musée d’Orsay
noch bis 12. Januar 2025
Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Freitag bis Sonntag: 9.30 – 18.00 Uhr
Donnerstags, 9.30 – 21.45 Uhr
Montag Ruhetag
Preise:
16 Euro für Erwachsene
13 Euro für EU-Bürger zwischen 18 und 25 Jahren
freier Eintritt für Kinder unter 18 Jahren
Online-Gebühr beim Museum Orsay: 1 Euro. Und man muss sich mit Passwort etc. registrieren.
50 Cent mehr bei uns, aber ihr unterstützt damit unsere Arbeit. 😘
ICOM-Karte
ICOM Mitglieder erhalten freien Eintritt, gegen Vorlage der Karte, versteht sich.
Audioguide
Tipp: Hole dir eins der Geräte, die nach der Ticketkontrolle ausgegeben werden. Damit bekommst du Infos zu den Einzelwerken – viele sind zudem mit einer kurzen Beschreibung versehen. Preis: 6 Euro, auf Deutsch (Sammlung und Hauptausstellung)
Die Infotexte zu den einzelnen Räumen, in denen die Werke thematisch geordnet sind, kannst du dann an der Wand lesen – oder dir den Audioguide aufs Handy herunterladen. Preis: 4 Euro, App-Download nur für die Ausstellung, nur auf Französisch oder Englisch.
Die Künstlerin wurde in Holmestrand, Norwegen, geboren und wuchs als eine von vier Schwestern auf. Seit ihrer Kindheit interessierte sie sich für das Malen und Zeichnen. Die Familie förderte ihre Ambitionen, mit 12 Jahren erhielt sie erstmals entsprechenden Unterricht.
Es fehlte in Norwegen jedoch an weitergehenden Ausbildungsmöglichkeiten, viele Schulen blieben ihr als Frau verschlossen. Glücklicherweise durfte sie eine ihrer jüngeren Schwestern zwecks deren Klavierausbildung in die großen europäischen Metropolen begleiten. Dies gab ihr die Gelegenheit zu ersten Begegnungen mit Meisterwerken der Malerei außerhalb Norwegens. Später verbrachte sie dann vier Jahre in München und zehn Jahre in Paris, wo sie verschiedene Kunstschulen besuchte und sich durch das Kopieren berühmter Werke in großen Museen wie dem Louvre übte (in der Ausstellung ist eine Kopie von Rembrandts „Der gute Samariter“ zu sehen).
Während der beiden Auslandsaufenthalte lernte sie verschiedene Künstlerinnen aus den nordischen Ländern kennen, mit denen sie Ateliergemeinschaften pflegte. Eines davon befand sich in unmittelbarer Nähe zum Musée d’Orsay. Hier entstand ihre Bewunderung für Monet, dessen Einfluss man in ihren impressionistischen Bildern deutlich sieht.
Am nächsten stand ihr Kitty Kielland, mit der sie ab 1875 bis zu ihrem Tod Leben und Arbeit teilte.
Zu Beginn der 1890er Jahre eröffnete sie in Oslo eine Malschule für Männer und Frauen, was damals sehr ungewöhnlich war. Sie richtete ihr Leben so ein, wie sie es wollte – ohne jedoch gesellschaftskritische oder politische Statements daraus zu machen. Einmal sagte sie, man habe bei Rembrandt oder anderen großen Malern auch nicht nach ihrer moralischen Korrektheit gefragt.
Zur Künstlerin
Wer war Harriet Backer?
Die Ausstellung beginnt mit Werken aus dem Kreis der Künstlerinnen, die Harriet Backer um sich versammelte. Eines davon zeigt sie in ihrem Atelier in Paris, wie sie ein Porträt von Kitty Kieland anfertigt (welches wiederum auch in der Ausstellung zu sehen ist) und gemalt wurde es von – ebendieser Kitty. Es ist nicht das einzige Werk, in dem die Künstlerinnen einander porträtierten. Das verdeutlicht, wie wichtig dieses Netzwerk für Backer war.
Neben – oder besser gemeinsam mit – der Kunst spielte die Musik in Harriets Leben eine zentrale Rolle. Großmutter und Mutter waren sehr musikalisch, die Schwester eine berühmte Komponistin und Interpretin. Sie selbst erhielt Klavierunterricht und in jeder ihrer Atelierwohnungen thronte ein Klavier in der Mitte des Raumes. Viele ihrer Motive zeigen Personen am Klavier und deren Zuhörer. Sie wolle, so sagte sie einmal, dass das Bild „Musik für das Auge“ sei.
Eine kleine Sensation: eines der Bilder, das sie 1890 malte – es zeigt ihren Neffen am Klavier – wurde 30 Jahre später zunächst für ein Werk von Edvard Munch gehalten. Dieser erklärte, er wünschte, er sei der Urheber, was einmal mehr Backers Talent bezeugt.
Mühelos wechselt sie zwischen realistischem und impressionistischem Stil, fängt meisterhaft das Licht auf Gesichtern und Gegenständen ein oder experimentiert mit kühnen Farben und schemenhaften Formen. Porträts, Stillleben, Landschaften, Interieurs – sie malte alles und die Ausstellung zeugt von dieser Vielfalt der Motive.
Die Ausstellung
Harriet Backer: Die Musik der Farben
Etwa ab der Jahrhundertwende tauchen nur noch selten Menschen in ihren Bildern auf. So ist ein Raum der Ausstellung den Kircheninterieurs gewidmet und während auf den Bildern vor 1900 noch Rituale wie Taufe oder Abendmahl dargestellt sind, konzentriert sie sich in ihren späteren Werken ganz auf das Interieur.
In einem Brief an ihre Schwester beklagt sie sich einmal über die „Invasion der Touristen“ (was mich etwas schmunzeln ließ, denn genauso geht es mir, wenn ich versuche, für euch die besten Perspektiven einer gut besuchten Ausstellung einzufangen 😉).
Die letzte Phase ihres Schaffens prägen Stillleben und die Ansichten, die sie beim Blick aus den Fenstern ihres Apartment-Studios in Kristiania (Oslo) vorfand. Hier lebte und arbeitete sie gemeinsam mit Kitty Kielland und Asta Nørregaard bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
Fazit
Nach bekannten Malerinnen gefragt, fielen mir bisher vielleicht Berthe Morisot und Rosa Bonheur ein…aber dann wurde es auch schon schwierig. Ich empfand es als super spannend, diesen Kreis mit Harriet Backer zu erweitern und hoffe, in Zukunft noch mehr Künstlerinnen in den großen Museen zu finden.
Eure Anne
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2024
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz.