Anne Frank Haus
Anne Frank Haus
Die Gedenkstätte für
Anne Frank
Eines der bekanntesten Schicksale des dritten Reichs ist sicher das des jungen Mädchens Anne Frank. Ihr Tagebuch ist ein Augenzeugenbericht, der einen mitreißt. Das Anne-Frank-Haus ist heute eine Gedenkstätte in Amsterdam: das Hinterhaus, in dem sich die Familie während der letzten zwei Jahre vor dem Tod aufhielt, kann besichtigt werden.
Öffnungszeiten: täglich, 9.00 – 22.00 Uhr
Tickets sind nur über die offizielle Seite erhältlich und sollten rechtzeitig organisiert werden.
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein mitreißendes Erlebnis. Während des Besuchs erfährst du viel über die jüdische Kommune in Amsterdam und kannst die Räume sehen, in denen Anne und ihre Familie sich versteckt hielten.
Negativ:
Nicht geeignet für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen oder Menschen die Probleme mit steilen Treppen haben. Es ist außerdem kompliziert, an Tickets zu kommen.
Tipp:
Du musst die Tickets 2 Monate im Voraus buchen. Weitere Tipps dazu erhältst du weiter unten.
Zuletzt aktualisiert: 13.03.2024 | Céline
Anne Frank Haus
Tickets
Alles Wichtige
Auf einen Blick
Wie kommt man
am besten an Tickets?
Das Anne-Frank-Haus ist eines DER Höhepunkte in Amsterdam – zu Recht! Dementsprechend ist auch der Andrang, den das kleine Haus bewältigen muss. Außerdem muss bei aller Liebe auch gewährleistet werden, dass man der Familie gerecht wird und die Gedenkstätte auch auf einen wirkt.
Deswegen können Tickets für das Anne-Frank-Haus immer erst 2 Monate vorher gebucht werden. Sprich: Wenn ihr im Mai plant nach Amsterdam zu reisen, der muss sich schon im März um Tickets kümmern!
Wer jetzt denkt “oh Gott!”, der muss nicht verzagen. Das Haus gibt außerdem jeden Morgen Tickets für den jeweiligen Tag frei – dann muss man aber schnell sein.
Die Tickets kann man nur über die offizielle Webseite kaufen: www.annefrank.org
Was gibt es
zu sehen?
Ein einfaches Bücherregal mit Akten. Das Tor zwischen der Außenwelt und dem Versteck der Familie Frank. Ein alltäglicher Gegenstand entschied lange Zeit über Leben und Tod… Solange, bis die Familie Frank verraten wurde und sie am 4. August 1944 gefunden und fortgebracht wurden.
2 Jahre lang lebte die Familie auf wenigen Quadratmetern, wurde von ihren Helfern verpflegt, mit Informationen versorgt und beschützt. Der Vater, Otto Frank. Die Mutter, Edith Frank. Anne Frank und ihre große Schwester Margot Frank. Daneben lebten auch Hermann und Auguste van Pels mit ihrem Sohn Peter und Fritz Pfeffer, der sich mit Anne ein Zimmer teilte, in dem Hinterhausversteck. Die Helfer hießen Victor Kugler, Johannes Kleinman, Johan und Bep Voskuijl und Miep und Jan Gies. Sie gingen ebenfalls ein großes Risiko ein, aber sie waren die Angestellten von Vater Frank und wollten ihm helfen.
Stille. Stille war das A und O im Versteck. Da sich viele Arbeiter in der Firma Opekta, die pektinhaltige Geliermittel anfertigte und verkaufte, befanden, musste die Familie sehr, sehr leise sein. Keine Schritte, kein Husten, keine Wasser durfte laufen… Keine Toilette. Was es bedeutet, aus Angst vor dem Entdecktwerden keinen Mucks zu machen ist für viele von uns unvorstellbar. Diese Angst durchlebte die Familie zwei lange Jahre!
Was machte die Familie in der Stille? Von Otto Frank weiß man, dass er Bücher las. Und Anne? Anne schrieb in ihr heute berühmtes Tagebuch, das sie am 14. Juni 1942 zum 13. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Sie schrieb Briefe an ihre imaginäre Freundin Kitty. Als im Radio eine Durchsage kam, Tagebücher für die Zeit nach dem Krieg aufzubewahren, war sie Feuer und Flamme – sie wollte ihr Tagebuch veröffentlichen! Sie schrieb Teile um und gab ihrem Buch den Namen “ Das Hinterhaus”. Leider hat sie es weder vollenden können, noch erleben können, dass gerade ihr Tagebuch und ihre Geschichte ein weltweiter Bestseller und Augenzeugenbericht dieser Zeit wurde. Ihr Vater Otto, der zum Glück überlebte, leitete alles in die Wege.
Im Anne-Frank-Haus kannst du also dieses Versteck und Teile der Fabrik Otto Franks besichtigen. Daneben geben dir viele Exponate einen Eindruck vom Leben der Familie im Versteck, das Leben der Juden in Amsterdam unter der Naziherrschaft. Das Anne-Frank-Haus hat es sich zum Ziel gemacht, aufzuklären.
Geschichte der
Familie Frank
Dreh und Angelpunkt der Geschichte und des Schicksals Annes ist wahrscheinlich ihr Vater Otto. Geboren wurde er 1889 in Frankfurt am Main (ein Hesse wie ich also). Er stammte aus einer wohlhabenden Familie. Das ermöglichte ihm sich auszuprobieren: Erst studierte er kurze Zeit Kunstgeschichte, machte danach Praktika bei verschiedenen Banken und dann sogar bei Macy’s in New York. Nach dem Tod seines Vaters und nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg – für den er sogar das Eiserne Kreuz erhielt – arbeitete Otto in der Bank der Familie.
Er heiratete 1925 Edith Frank-Holländer und schon 1926 kam die erste Tochter Margot zur Welt. 1929 folgte dann die Geburt Annes und sie lebten noch bis zur Machtergreifung durch die Nazis 1933 in Frankfurt am Main. 1934 zog Otto Frank schließlich mit seiner Familie ins bis dahin noch sichere Holland. Er erhielt das Angebot, eine niederländische Auslandsvertretung für die Firma Opekta aufzubauen. Diese befand sich dann in der heute so bedeutenden Prinsengracht 263.
Doch schon 1940 war es mit der Ruhe vorbei. Die Deutschen besetzten die Niederlande und Otto Frank versuchte mit seiner Familie in die USA zu flüchten, doch die Bemühungen kamen zu spät. Er entschied schließlich, das sogenannte “Hinterhaus” seiner Firma umzubauen und als Versteck auszubauen. Am 6. Juli 1942 zog die Familie Frank zusammen mit vier weiteren Personen dort ein.
Am 4. August 1944 wurde das Versteck allerdings durch einen anonymen Anruf bei der Gestapo verraten – wer es war, weiß man bis heute nicht. Die Versteckten wurden verhört, in das Durchgangslager Westerbork gebracht und von dort weiter nach Auschwitz.
Die Familie und die weiteren Versteckten durchlitten das, was so viele andere Juden auch erleiden mussten. Durch Augenzeugenberichte Überlebender kann man die Wege der Familie Frank fast exakt nachvollziehen.
Hermann van Pels wurde nach Angaben des Roten Kreuzes direkt nach Ankunft in Auschwitz im September 1944 vergast. Otto Frank – der einzige, der das alles überlebte – behauptet allerdings, dass Hermann erst später gestorben sei.
Auguste van Pels wurde von Auschwitz nach Bergen-Belsen und Buchenwald gebracht. Von dort sollte sie in das Ghetto Theresienstadt transportiert werden. Auf ebendiesem Transport starb sie am 9. April 1945.
Peter van Pels starb auf einem Todesmarsch von Auschwitz nach Mauthausen im Januar 1945.
Fritz Pfeffer (geboren in meiner Heimatstadt Gießen) wurde von Auschwitz in das KZ Neuengamme bei Hamburg deportiert und starb dort am 20.12.1944 an der Ruhr.
Annes Mutter Edith starb an Hunger und Erschöpfung im Januar 1945. Sie und ihre beiden Töchter Anne und Margot mussten im Frauenlager Birkenau/Auschwitz hart arbeiten und teilten sich ein überfülltes, kaltes Schlaflager. Als ihre Töchter dann am 28. Oktober in das KZ Bergen-Belsen gebracht wurden, gab ihr das wahrscheinlich den Rest. Welche Sorgen um Ihre Kinder muss Edith durchlitten haben!
Anne und Margot wurden im Januar 1945 in ein Schonungslager – das “Sternlager” gebracht. Augenzeugen berichten, dass Anne abgemagert und nur mit einer Decke bekleidet war. Sie hatte einen Läusebefall. Sie sei aber stark und eher besorgt um ihre Schwester Margot gewesen. „Sie war da schon ein Skelett. Sie war in eine Decke eingehüllt. Sie konnte ihre eigenen Sachen nicht mehr anziehen, denn die waren voller Läuse.“ (Erika Prins, Gertjan Broek: Eines Tages waren sie einfach nicht mehr da … (PDF) Anne Frank Stichting, März 2015, abgerufen am 31. März 2015.)
Im März 1945 grassierte eine Fleckfieber-Epidemie, an der neben weiteren 17.000 Gefangenen auch Anne und Margot starben. Zuerst Margot und nur wenige Tage später verstarb auch Anne. Andere Quellen sagen, dass es wahrscheinlich eher im Februar geschah.
Otto Frank überlebte als einziger den Holocaust: Er wurde im Januar 1945 von der sowjetischen Armee in Auschwitz befreit. Und das wahrscheinlich nur, weil er zum Zeitpunkt der Befreiung von den Nazis in der Krankenbaracke zurückgelassen wurde. Alle anderen die laufen konnten, mussten mit den Nazis gehen. Otto wog zu dem Zeitpunkt nur 52 Kilo und war zu schwach zum Laufen.
Als es ihm wieder besser ging, begann seine Reise in die Niederlande. Er erfuhr, dass seine Frau Edith in Auschwitz gestorben war und setzte nun alle Hoffnung in das Überleben seiner Töchter. 10 Monate nach der Verhaftung ist Otto wieder in Amsterdam und froh, dass alle Helfer überlebt haben. Doch im Juli 1945 erfährt er, dass sowohl Anne als auch Margot das KZ nicht überlebt haben. Das war der Moment, in dem Miep ihm das Tagebuch von Anne übergab.
Denn zum Glück hatte die Helferin Bep Voskuijl dieses vor der Gestapo retten könnte. Miep Gies fand die Blätter nach ihrer Rückkehr in die Prinsengracht und verwahrte sie für Anne. Als die Nachricht ihres Todes kam, übergab sie das Buch deswegen an Otto. Auf Drängen anderer veröffentlichte er dann das Tagebuch und gründete 1957 die Anne Frank Stiftung zur Erhaltung des Hauses in der Prinsengracht und 1966 den Anne-Frank-Fond. Er starb schließlich 1980 in der Schweiz.
Anne Frank Haus
Geschichte des Gebäudes
Das Haus an sich hat eine lange Geschichte: Es wurde bereits 1635 von Dirk van Delft gebaut und ist ein typisches Amsterdamer Grachtenhaus. 1740 wurde es renoviert, ein hinterer Anbau abgerissen und es wurde vom Wohn- zum Lagerhaus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hier erst Haushaltswaren gelagert, dann wurden Klavierrollen produziert. Der Hersteller gab das Haus 1939 auf und Otto Frank konnte es erwerben. Seine Firma zog am 1. Dezember 1940 dort ein.
Nach dem Krieg wurden Teile des Tagebuches am 3. April 1946 in der Zeitung Het Parool veröffentlicht: die Überschrift „Kinderstem“ (Kinderstimme). Das erregte das Interesse des Verlags Contact Publishing in Amsterdam, der es 1947 unter dem Titel Het Achterhuis: Dagboekbrieven van 12. Juni 1942 – 1 Augustus 1944 veröffentlichte. Die zweite Auflage erfolgte 1950.
Und so kamen die ersten Besucher schon in diesen Jahren zur Prinsengracht gepilgert. Diese wurden auch tatsächlich von den damaligen Helfern durch die Räume geführt.
Der Schreck war groß, als 1954 der ganze Häuserblock an einen Immobilienmakler verkauft wurde, der alles abreißen wollte. Dank einer Kampagne der Zeitung Het Vrije Volk die das Haus erhalten und zum Denkmal erheben wollte und Protesten am Tag des Abrisses kam es zu einem Vollstreckungsschutz! 1957 überschrieb der Besitzer dann das Haus an die Anne-Frank-Stiftung.
Auch das Nebengebäude wurde gekauft und daraus 1960 das Museum über die nationalsozialistische Verfolgung errichtet. Der Neubau, der um das Hinterhaus gebaut wurde, entstand in den 50er-Jahren.
Offizielle Webseite des Anne Frank Hauses (NL, EN, DE, ES): www.annefrank.org
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Ausnahmen Bildrechte:
© Photo collection Anne Frank House, Amsterdam. Public Domain Work
© Anne Frank House
© Anne Frank House / Photographer: Cris Toala Olivares
Screenshots von www.annefrank.org