Artemisia Gentileschi
in Paris
Artemisia Gentileschi
in Paris
Ausstellung im Museum Jacquemart-André
Artemisia: Heldin der Kunst
Artemisia: Heldin der Kunst
Ausstellung im Musée Jacquemart-André
19. März 2025 bis 3. August 2025
Diese Ausstellung im Museum Jaquemart-André widmet sich Artemisia Gentileschi, einer der bedeutendsten Malerinnen des Barock. Mit einer Auswahl ihrer eindrucksvollsten Werke beleuchtet die Ausstellung ihren künstlerischen Werdegang, ihren Einfluss auf die Kunstgeschichte und ihren Kampf um Anerkennung in einer von Männern dominierten Kunstwelt.
Unter den rund vierzig gezeigten Gemälden werden sich auch ein paar Neuzuschreibungen befinden – das macht die Ausstellung umso interessanter! Neben den grandiosen Historienbildern liegt ihr weiteres Talent in der Porträtmalerei – dies wird hier ein zentrales Thema sein. Unter diesen Porträts finden wir auch ihr Selbstporträt als Lautenspielerin!
Wer also in den nächsten Monaten in Paris ist, sollte diese Ausstellung auf gar keinen Fall verpassen!
Tickets für
Artemisia Gentileschi
Alles Wichtige
auf einen Blick
Ausstellung
Artemisia: Heldin der Kunst
Ausstellung im Museum Jaquemart-Andre
19. März 2025 bis 3. August 2025
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10.00 – 18.00 Uhr (letzter Einlass 16.45 Uhr)
Freitag, 10.00 – 22.00 Uhr (letzter Einlass 20.45 Uhr)
Samstag und Sonntag, 10.00 – 19.00 Uhr (letzter Einlass 17.45 Uhr)
Preise:
18 Euro für Erwachsene ab 26 Jahren
9,50 Euro für junge Menschen zwischen 7 und 25 Jahren
kostenlos für Kinder unter 7 Jahren
Tickets auch bei uns! (Zum gleichen Preis)
ICOM-Karte:
kostenloser Eintritt, Ticket mit Timeslot zur Sicherheit organiseren über die offizielle Webseite.
Karte nicht vergessen!
Wer war
Artemisia Gentileschi
Um die Wichtigkeit der Ausstellung zu verstehen, muss man zunächst ein paar Worte über die Künstlerin selbst verlieren.
Artemisia war eine sehr starke Frau!
- Sie hat sich in einer vollkommenen Männerdomaine etabliert und von ihrer Malerei wirklich leben könnte – denn in der Zeit des Barocks waren Frauen-Künstlerinnen eher selten.
- Sie wurde zudem als erste Frau in der Akademie für Malerei in Europa in Florenz aufgenommen. Das war 1616 und ein Paukenschlag für diese Zeit.
- Zudem hat sie im Privatleben harte Schläge hinnehmen müssen…
Artemisia Gentileschi wurde 1593 in Rom geboren. Sie war die Tochter des Malers Orazio Gentileschi (1563–1639). Dieser war stark von Caravaggio beeinflusst und gab das Talent an seine Tochter weiter, die schon früh eine außergewöhnliche Begabung zeigte.
Mit 18 Jahren aber kam es bei Artemisia zu einem dramatischen Vorfall.
Denn 1611 wurde sie vom dem Maler Agostino Tassi, einem Schüler ihres Vaters, vergewaltigt. Das alleine ist schon schrecklich, was dann aber folgte ist unbeschreiblich. Normalerweise musste man in der Zeit seinen Vergewaltiger heiraten um nicht die Schande über das Haus zu bringen (was auch schon krank ist), aber Tassi konnte gar nicht, da er schon verheiratet war. Orazio Gentileschi brachte ihn dann vor Gericht. Und man glaubt es kaum, aber ja so war es: während des Prozesses wurde Artemisia gefoltert, um die Wahrheit ihrer Aussagen zu bestätigen. Immerhin gewannen sie den Prozess und Tassi musste für 5 Jahre in die Verbannung gehen. Weil dieser aber Kontakte zum Papst pflegte durfte er schon etwas früher nach Rom zurück kehren…
Trotz alledem ließ sich Artemisia nicht unterkriegen, vielleicht wurde die Malerie zu ihrem Ventil für die Ungerechtigkeit – das sieht man in den sehr brutalen Historienbildern, in denen die Männer sehr Blutig getötet werden… Sie war stark, mutig und entschlossen ihren Weg zu gehen!
Nach dem Prozess heiratete Artemisia schnell ( November 1612) um den beschädigten Ruf der Familie zu retten. Und zwar den Bruder des Notars, der sie beim Prozess begleitete: den Florentiner Maler Pietro Antonio Stiattesi und zog 1613 nach Florenz. Dort erlangte sie schließlich volle Unabhängigkeit und Ruhm. Neben der Aufnahme in die Accademie 1616 erhielt sie viele Aufträge und baute sehr gute Kontakte auf, so dass sie auch international bekannt wurde. Außerdem arbeitete sie an der Deckengestaltung der Casa Buonarroti, ein Haus, dass die Nachfahren Michelangelos zu seinen Ehren bauten. Zwei dieser Deckenpaneele werden auch in der Ausstellung in Paris zu sehen sein!
Sie war schließlich so erfolgreich, dass sie bis an den Hof von Karl I. von England kam, wo sie 1638 zusammen mit ihrem Vater arbeitete. Sie hatte eine eigene Werkstatt mit männlichen Angestellten und beschränkte sich bei der Malerei nicht nur auf Porträts und Stillleben, sondern war eine Expertin im Bereich der bedeutenden Historienmalerei! Artemisia Gentileschi stellte in ihren Gemälden oft starke weibliche Figuren in den Mittelpunkt. Zu ihren häufigen Motiven gehören Judith, Lukrezia, Susanna, Kleopatra, Bathseba und Maria Magdalena, die sie als ausdrucksstarke und selbstbewusste Frauen inszenierte. Ihre Kompositionen sind geprägt von intensiver Dramatik, und viele ihrer Protagonistinnen – insbesondere in Werken, in denen sie sich selbst porträtierte – strahlen Mut, Entschlossenheit und Tatkraft aus.
Artemisia starb ca. 1656 in England und trotz ihres so großen Erfolges geriet sie ab dem 18. Jahrhundert in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt und wieder als große Künstlerin ihrer Zeit anerkannt!
Zur Ausstellung
Artemisia: Heldin der Kunst
Jetzt, wo wir wissen wer Artemisia war und wie bedeutend, können wir uns der Ausstellung widmen.
Noch wissen wir nicht wie genau sie aufgebaut sein wird, welche Werke alle vor Ort sein werden. Die Pressemappe des Musée Jacquemart-Andre gibt aber Folgendes her.
a) Einflüsse & bedeutende Werke
Die Ausstellung hebt Artemisia Gentileschis frühe Ausbildung durch ihren Vater sowie den starken Einfluss Caravaggios hervor. Deswegen finden wir mindestens zwei Werke dieser Künstler vor Ort. Caravaggios „Dornenkrönung“von 1602-1603 (Sammlung der Banca Popolare di Vicenza S.p.A.) und auch Orazio Gentileschis „Dornenkrönung“, von 1613-1615. So kann man schön sehen, wie groß der Einfluss Caravaggios auf die Familie Gentileschi war.
Eine sehr seltene Leihgaben ist auch Artemisias erstes signiertes und datiertes Werk, „Susanna und die Alten“ (1610) (Schloss Weissenstein, Pommersfelden). Dieses Motiv malte sie immer wieder… Als Aufarbeitung ihres eigenen Traumas (?), wird Susanna, die Unschuldige und Tugendhafte, doch von Männern sexuell belästigt. In Paris werden wir eine dieser Versionen sehen (Bild 1), in einer anderen Ausstellung in Madrid, habe ich zwei weitere gesehen. (Bilder 2 und 3)
b) Porträts & Selbstinszenierung
Artemisia nutzte ihr eigenes Abbild in mehreren Selbstporträts, um sich künstlerisch auszudrücken. Besonders bekannt ist ihr „Selbstporträt als Lautenspielerin“ (1614–1615), das heute im Wadsworth Atheneum Museum of Art (Hartford) zu sehen ist. Dieses Werk verschaffte ihr das Vertrauen von Großherzog Cosimo II. de’ Medici, der sie mit großformatigen Aufträgen betraute – diese sind jedoch nicht erhalten geblieben.
Ihr Talent als Porträtmalerin, das schon von ihren Zeitgenossen geschätzt wurde, steht also im Mittelpunkt der Ausstellung. Dabei werden auch neu entdeckte Porträts aus ihrem Schaffen gezeigt.
c) Heldinnen und starke Frauenfiguren
Artemisia ließ sich oft von biblischen und literarischen Geschichten inspirieren und malte starke, mutige Frauenfiguren mit viel Einfühlungsvermögen. Einige ihrer Heldinnen wirken zugleich kraftvoll und verführerisch, eine Wirkung, die sie bewusst einsetzte. Weibliche Akte, die von Frauen gemalt wurden, waren damals selten und bei Kunstliebhabern besonders gefragt.
Ein wichtiger Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Gegensatz von Liebe und Tod (Eros und Thanatos) – einem typischen Thema der barocken Kunst und einem zentralen Element in Artemisias Werken.
Wir werden so zum einen „Judith und ihre Dienerin“ (um 1615) aus den Uffizien in Florenz sehen, die ich ebenfalls bereits 2024 in einer Ausstellung in Madrid bestaunen durfte. Eine eher nicht so blutige Version der Geschichte, in der die Witwe Judith den Eindringling Holofernes tötet. Denn hier liegt der Kopf bereits im Korb. Sie malte auch eine Version, in der man sieht wie sie gerade den Kopf durchtrennt. (Siehe dazu die Ausstellungsbeschreibung „Caravaggio 2025“, die gerade in Rom zu sehen ist.)
Außerdem wissen wir, dass „Esther vor Assuerus“ (ca. 1628) aus dem The Metropolitan Museum of Art gezeigt werden wird. Dieses Gemälde zeigt eine dramatische Szene aus dem Buch Esther im Alten Testament. Die jüdische Königin Esther erfährt, dass ihr Volk in Gefahr ist. Um es zu retten, muss sie vor ihren Ehemann, König Assuerus von Persien, treten – obwohl es streng verboten ist, ihn ohne Einladung aufzusuchen. Wer gegen diese Regel verstößt, riskiert den Tod.
Trotz ihrer Angst stellt sich Esther dem König, um für ihr Volk zu bitten. In Artemisia Gentileschis Darstellung sieht man den entscheidenden Moment, in dem Esther ohnmächtig wird, überwältigt von der Spannung und dem Mut, den sie aufbringen muss.
Hier wird Gentileschis besonderes Talent starke Emotionen einzufangen deutlich. Esthers Mut und Entschlossenheit stehen für die Themen Tapferkeit und Opferbereitschaft, die in vielen Werken der Künstlerin eine große Rolle spielen.
Und wir wissen, wie oben bereits erwähnt, dass Paneele aus der Casa Buonarroti zusehen sein werden. Hier sehe wir die „Allegorie der Neigung“ (ca. 1615-1616). Das Bild soll die „Neigung“ oder „Begabung“, also eine natürliche Veranlagung oder künstlerische Fähigkeit symbolisieren. Hier konkret repräsentiert also die angeborene Neigung zur Kunst, insbesondere Michelangelos künstlerische Begabung.
Die halbnackte weibliche Figur hält einen Kompass, ein Symbol für künstlerische Präzision und Inspiration. Die Haltung und sanfte Bewegung des Körpers sollen einen natürlichen inneren Drangs zur Kunst betonen. Der nackte Körper wurde im 17. Jahrhundert mit einem Schleier bedeckt – die Nacktheit galt als unangemessen – so Leonardo Buonarroti, der Neffen des Auftraggebers Michelangelo Buonarroti il Giovane (witzig, weil gerade Michelangelo sehr Körperlich war). Entdeckt wurde der Fakt bei kürzlich durchgeführten Restaurationsarbeiten (2021-2023), der Schleier wurde aber nicht rückgängig gemacht…
Fazit
Wir freuen uns auf den Ausstellungsbeginn am 19. März und werden die Ausstellung so schnell wie möglich für euch besuchen!
Denn dieser wichtige Künstlerin muss man einmal im Leben Auge in Auge gegenüberstehen! Zumindest ihren Werken. 😉
Eure Céline
Textrechte: © Céline Mülich, in Anlehung an den Pressetext.
Bildrechte:
a) Werke der Ausstellung aus dem Pressebereich
Selbstporträt mit Laute: 1614-1615, Öl auf Leinwand, 77,5 x 71,8 cm, Hartford CT., Wadsworth Atheneum Museum of Art, Charles H. Schwartz Endowment Fund. Credit: Allen Phillips/Wadsworth Atheneum
Susanna und die Alten: 1610, Öl auf Leinwand, 170 x 119 cm, Pommersfelden, Kunstsammlungen Graf von Schönborn. Credit: akg-images / MPortfolio
Esther vor Assuerus: um 1628, Öl auf Leinwand, 208,3 x 273,7 cm, New York, The Metropolitan Museum of Art, Gift of Elinor Dorrance Ingersoll, 1969. Credit: courtesy of the Metropolitan Museum of Art
Allegorie der Neigung: um 1615-1616, Öl auf Leinwand, 152 × 61 cm, Florence, Casa Buonarroti. Credit: Firenze, Casa Buonarroti, Archivio Buonarroti
b) weitere Werke wie Judith & Holofernes und 2 Susannen-Bilder: @ Céline Mülich in Madrid 2023/2024