Jacquemart-André
Jacquemart-André
Opulente Räume & Kunst des Rokoko
Musée Jacquemart-André
Das Museum ist bis 1. September 2024 wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen.
Das 1869 erbaute Stadthaus war das Zuhause des Ehepaars Edouard André und Nélie-Jacquemart. Die beiden Kunstsammler schufen sich hier ein Refugium, das sie mit (rund 3.000!) kostbaren Einrichtungsgegenständen, Gemälden und Skulpturen ausstatten.
Öffnungszeiten: Täglich, 10.00 – 18.00 Uhr
Ticketpreis: 17 €
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein Gebäude im Haussmann-Stil und innen jede Menge opulentes Mobiliar und Kunst – wer es üppig mag und nicht bis nach Versailles rausfahren will, wird dieses Museum lieben!
Negativ:
Bei zu viel Zuckerguss und Sahnehäubchen wird dir schlecht? Dann ist das hier eher nichts für dich.
Tipp:
Verpasse nicht das Deckenfresko (oder besser gesagt, eines der Deckenfresken) von Giambattista Tiepolo! Es befindet sich im Teesalon des Museums (dem ehemaligen Esszimmer des Ehepaars). Wo du, nebenbei bemerkt, auch Gebäck der beste Pariser Patissiers serviert bekommst!
Zuletzt aktualisiert: 18.01.2024 | Céline & Anne
Musée Jacquemart-André
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Was gibt es
zu sehen?
Schon von der Straßenseite aus beeindruckt dieses imposante Privathaus im Haussmann-Stil. Durch einen überdachten Säulengang, der mit zahlreichen Statuen geschmückt ist, geht es eine Auffahrt hoch zum wunderschönen, bepflanzten Innenhof. Vier Löwenskulpturen bewachen den Eingang. Innen begrüßt uns… eine weibliche Dornauszieherin! Diese Form von Skulptur ist uns bisher nur in männlicher Form begegnet (z.B. in den Kapitolinischen Museen oder im Louvre).
Und schon stehen wir in der Gemäldegalerie. Hier hat das Ehepaar Jacquemart-André eine beachtliche Sammlung von Gemälden aus dem 18. Jahrhundert zusammengetragen. Boucher, Chardin, Nattier… Allerdings handelt es sich hier, Achtung, nur um das Vorzimmer zum Grand Salon im Stil des Eklektizismus, wo das Ehepaar bei den großen Empfängen, die es regelmäßig gab, seine Gäste begrüßten. Gemälde hängen hier keine, dafür gibt es aber eine beeindruckende Sammlung von Büsten, die Männer aus Politik, Gesellschaft und Kunst dieser Zeit darstellen, darunter auch das älteste Stück der ganzen Sammlung, eine Büste von König Henri IV.
Rechts davon befindet sich das Musikzimmer, ganz in rot gehalten, mit einem prächtigen Deckengemälde von Pierre-Victor Galland. Hier hängen wieder diverse Gemälde an den Wänden, darunter auch „Kopf eines alten Mannes“ von Fragonard.
Der Hausherr ist in einer Büste verewigt, angefertigt von seiner Ehefrau. Die beiden lernten sich nämlich kennen, als er sie, eine damals schon recht bekannte junge Künstlerin, engagierte, ihn zu malen. Und jetzt halte dich fest: Diese drei großen Räume, ließen sich zu einem einzigen verbinden, denn die Wände waren versenkbar (!) bzw. ließen sich zurückklappen. So war genügend Platz für mehr als 1000 Gäste.
Links vom Grand Salon gibt es noch vier weitere Räume, die mehr dem Privatleben vorbehalten waren, in denen das Ehepaar aber auch Geschäftspartner empfing: Den Raum der Wandteppiche, das Arbeitszimmer von Edouard André, das Boudoir für die Dame des Hauses und eine Bibliothek. Und parallel dazu (dafür musst du zurück durch Grand Salon und Gemäldegalerie und dann nach rechts) befinden sich die privaten Schlafzimmer der Herrschaften – für jeden eins, mit einem Durchgangszimmer dazwischen. Allesamt prächtig ausgestattet mit Möbeln im Louis XV.-Stil. Das Durchgangszimmer diente als Frühstücksraum und ist dekoriert mit Porträts der Familie, darunter auch jenes, das Nélie von ihrem späteren Ehemann anfertigte. Das Schlafzimmer von Edouard wirkt recht feminin, was daran liegt, dass Nélie es nach seinem Tod umgestaltete… Frauen 😉
Nochmal zurück durch die drei Empfangsräume geht es in den Wintergarten, er ist nämlich einfach wunderschön! Große Pflanzen wechseln sich ab mit antiken Statuen. Nicht weniger prächtig als die anderen Räume, aber doch schlichter und geradliniger. Hier lässt es sich ein wenig verschnaufen, nach all der Opulenz. Ein massives und dennoch sehr filigran wirkendes Treppenhaus führt ins Obergeschoss, wo uns ein weiteres Fresko von Giambattista Tiepolo begrüßt. Es zeigt den Empfang von Henri III. in der Villa Contarini.
Über die Musikgalerie, unter anderem ausgestattet mit einer Büste von Papst Gregor XV (von Gian Lorenzo Bernini) geht es in die drei Räume des „Italienischen Museums“. Hier hatten nur enge Freunde des Paares Zutritt. Die Skulpturengalerie richtete Nélie Jacquemart erst nach dem Tod ihres Ehemanns ein. Er hatte es als Atelier für sie gedacht, allerdings gab sie das Malen nach ihrer Heirat auf.
Das Ehepaar hatte eine Vorliebe für die italienische Kunst der Renaissance. Die Florentiner Galerie ist halb Ausstellungsraum und halb Andachtsraum, mit Chorgestühl und Gemälden mit religiösen Motiven. Hier hängt auch ein Madonnenbild von Botticelli, das zur ständigen Sammlung gehört.
In der Venezianischen Galerie schließlich lebte Edouard André seine Vorliebe für die Venezianische Kunst aus. Die „Flucht nach Ägypten“ von Botticelli ist hier zu sehen, ein Madonnenbildnis von Bellini und „Ecce Homo“ von Andréa Mantegna. Vergiss nicht, nach oben zu schauen: Die prächtige Decke besteht aus vielen kleinen Gemälden in blau und weiß, die sowohl religiöse als auch weltliche Szenen zeigen.
Musée Jacquemart-André
Zur Geschichte
Edouard André wurde 1833 in eine Familie von Bankiers hineingeboren. Man sagt, dass er eines der größten Vermögen des zweiten Kaiserreichs erbte. Dies ermöglichte es ihm, 1869 dieses imposante Stadthaus bauen zu lassen. 1872 beauftragte er eine gewisse Nélie Jacquemart, eine begabte junge Künstlerin, sein Porträt zu malen. 1881 heirateten die beiden. Sie hatten keine Kinder und widmeten sich ganz der Ausstattung ihres Hauses mit wertvoller Kunst und Einrichtungsgegenständen. Sie unternahmen viele Reisen nach Italien und in den Nahen Osten, auf denen sie nach und nach ihre Schätze zusammentrugen.
1894, im Alter von 60 Jahren, starb Edouard André. Zusätzlich zum Schmerz über seinen Verlust musste Nélie sich einem Prozess stellen, den seine Familie gegen sie anstrengte, um sein Vermögen für sich zu beanspruchen. Trotz des Ehevertrags, den die Cousins von Edouard für die beiden ausgehandelt hatten, gewann Nélie den Prozess, denn kurz vor seinem Tod hatte ihr Mann ein Testament zu ihren Gunsten aufgesetzt. So konnte sie die Sammlung weiter vervollständigen, wofür sie um die ganze Welt reiste.
Sie starb im Jahr 1912 und vererbte ihr Haus und die gesamte Einrichtung dem Institut de France, in dessen Besitz das Museum sich heute noch befindet. Sie verfügte, dass es der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein sollte – allerdings unter sehr genauen Maßgaben für die Platzierung der Kunstwerke und die Eröffnungszeremonie. Diese fand 1913 statt und wurde durch den damaligen französischen Präsidenten, Raymond Poincare, höchstpersönlich abgehalten.
Offizielle Webseite des Musée Jacquemart-André (FR, EN): www.musee-jacquemart-andre.com
Text- und Bildrechte: © Celine Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz.