Pedrera - Casa Milà
Jaume Plensa
Pedrera - Casa Milà
Jaume Plensa
Fundació La Pedrera
Jaume Plensa. Poesie der Stille
Jaume Plensa. Poesie der Stille (Poesia del silenci)
Ausstellung in der Pedrera Stiftung & Pedrera
noch bis zum 23. Juli 2023
Noch bis zum 23. Juli könnt ihr die wunderschönen und teilweise riesigen Werke Jaume Plensas in der Fondació La Pedrera begutachten.
Achtung: verwechselt dies nicht mit einem Besuch der Pedrera, denn der Hauptteil der Ausstellung ist nicht mit dem Haus verknüpft, obwohl es dort weitere Skulpturen zu sehen gibt. Dann benötigt man aber einen Eintritt für die Pedrera und dieser gilt dann nicht für die Ausstellung. Es gibt aber ein Kombi-Ticket.
Die Poesia del Silenci greift einen in dieser Ausstellung wirklich. Ich bin ohne Erwartungen in die Ausstellung gegangen, da ich mich noch nie wirklich mit Plensa auseinandergesetzt habe. Raus bin ich aber mit einem wundervollen Aha-Gefühl. Wörte, Schattenspiele und Skulpturen gehen hier eine wundervolle Symbiose ein!
Absolut sehenswert!
Jaume Plensa
Pedrera Tickets
Wer ist
Jaume Plensa?
Der katalanische Künstler ist weit über die Grenzen Kataloniens bekannt. Das war mir nicht so ganz bewusst! Ich habe vor ein paar Jahren gesehen, dass er auch in Bordeaux mit einer Skulptur vertreten ist, aber nicht nur das: Er hat Figuren in Deutschland, USA, Japan, Jerusalem und noch vielen weiteren Ländern. Und erst jetzt, nach dieser Ausstellung kann auch ich verstehen warum. 😉
Jaume Plensa wurde 1955 in Barcelona geboren, studierte hier und hatte auch seine erste Ausstellung in der Stadt (in der Fundació Miro, 1980). Man könnte jetzt sagen: alles sehr lokal, aber zwischendurch studierte er auch in England (Henry Moore Foundation) und bei Alexander Calder in Frankreich.
Er hat seitdem unzählige Ausstellungen von Paris, Deutschland und den USA organisiert und heute ist er also wieder in der Heimat zugegen. Daneben läuft aber gerade noch eine Ausstellung in Chicago.
Plensa ist vorwiegend wegen seiner großen Köpfe bekannt. Weibliche – junge – Köpfe, die entweder recht „normal“ in ihrer Form sind, oder wie platt gedrückt sind: Wenn man aber an der richtigen Stelle steht, wirken diese ebenfalls dreidimensional. Davon haben wir ein Beispiel vor dem Palau de la Musica in Barcelona.
Er „macht“ aber nicht nur diese Köpfe. Das viel schönere Werk – wie ich finde – sind seine Figuren, die aus Wörtern und Buchstaben zusammengesetzt sind. Und die kann man in dieser Ausstellung entdecken.
Er löst dabei das Körperliche auf – mit Poesie: also mit Wörtern. Und die Schatten, die dadurch entstehen, sind einfach nur hinreisend. Die Worte und Buchstaben sowie das Einsetzen von Licht ergeben die Poesie und gleichzeitig eine gewisse Stille. Die Poesie der Stille eben. 😉
Dabei sind die Materialien, die er verwendet, stark und hart: Eisen, Bronze, Kupfer, Harz, um nur einige zu nennen. Und trotzdem entsteht diese Leichtigkeit.
„Wörter sind seit vielen Jahren ein Teil meines Lebens, ich benutzte sie wie jedes andere Material“, Jaume Plensa.
Die Ausstellung
Poesie der Stille
Tattoo Skulpturen
„Das Leben ist der große Tattoo-Künstler. Wir haben alle Tattoos, aber die Tinte ist durchsichtig.“ Jaume Plensa.
Eine wunderbare Vorstellung, die doch so richtig ist. Das Leben zeichnet uns: nicht nur bekommen wir Falten oder graue Haare, auch unsere „Seele“ wird beeinflusst.
Das sollen die in sich gekehrten, zusammengekauerten männlichen Figuren darstellen. Es gibt 2 dieser leuchtenden Männer: eine in der Ausstellung und auf dem Dach der Pedrera. Sie haben einige für Plensa wichtige Wörter „eintätowiert“.
Song of Songs
„Jeder Buchstaben hat seine Bedeutung, ist präzise und eine Expression der Sprache, einer Kultur. Aber allein ist er nur wie eine einfache „Zelle“, zusammen mit anderen kann er ein Wort / einen Körper formen. Mit Text kannst du alles machen!“, frei übersetzt und zitiert nach Plensa.
Hier sehen wir zunächst nur einen Vorhang aus Buchstaben. Sie werfen wieder wunderschöne Schatten, aber das ist nicht alles. Schaut man genauer hin, kann man Wörter erkennen – Art, Mother, Father, Love…
Schaut man weiter, dann könnten es ganze Sätze sein, die von oben nach unten verlaufen.
Und der Titel des Werkes ist „Song of Songs“ – welches Lied ist wohl das Lied der Lieder? Wer Zeit hat, soll den Text einmal mitschreiben und wir werden es vielleicht herausfinden!
Durch das Hängen der Buchstaben, verschwindet das Blatt, wird nicht mehr benötigt – denn der Boden ist das Papier und wird somit mit zum Kunstwerk.
Über diese Arbeit habe ich leider nicht so einfach etwas finden können. Bedauerlicherweise bespricht auch der Audioguide dieses Werk nicht. Dabei war es eines meiner Höhepunkte.
An Seilen hängen kleine Edelstahlfiguren, die weiß bemalt sind. Ihre Schatten werfen wieder ein wundervolles – fast gruseliges Licht. Es sind teilweise nur Köpfe, teilweise ganze Körper. Aber sie alle sind mit Buchstaben behängt – geschmückt, könnte man sagen. Sie sind auf die Haut tätowiert oder hängen an (Eisen-)Fäden herunter.
Es sind lateinische Buchstaben, doch hier und da entdeckt man auch chinesische oder arabische Zeichen. Bei einer Figur habe ich den Namen „Laura“ gelesen.
Die Arbeit heißt wahrscheinlich Lilliput (dt. Liliput) nach dem Roman Gullivers Reisen und die Figuren sind die Liliputaner…
Lilliput 2012 & 2020
Love of Home
Diese Arbeit fand ich auch faszinierend. Dabei werden die Materialien Harz, Stahl, Eisen und Wörter interessant kombiniert.
Kleinkinder oder Babyfiguren aus Harz stehen quer auf der Wand. Unter ihnen sind Wörter aus Eisen/Stahl angebracht. Die Wörter sind alle Bezeichnungen für Familienmitglieder. Von Mutter, Vater, Tochter, bis hin zu Onkel und Stiefmutter, ist hier alles zu finden.
Fazit
Für mich war die Ausstellung ein Aha-Erlebnis. Ich hatte keine Vorstellung von der Kunst Plensas, keine Bilder vor Augen (außer den Kopf in Bordeaux und vor dem Palau de la Musica), vielleicht war ich deswegen so positiv überrascht.
Die Ausstellung habe ich zusammen mit Nicole, von Freibeuter-Reisen besucht, ihr erging es genauso.
Wer also in der Stadt ist und die Pedrera ohnehin auf seiner To-Do Liste hat, der sollte diese Ausstellung evtl. hinzubuchen. Der Besuch in der Pedrera ist bis Ende Juli aber auch von Plensa geprägt. In den Innenhöfen, im obersten Stockwerk und auf dem Dach kann man ihn auch bewundern.
Und nicht nur das: Ganz Barcelona scheint unter dem Plensa-Licht zu stehen: Denn an anderen Orten wird er auch zelebriert. Es gibt Lesungen, Kombinations-Führungen und kleine Konzerte. Augen offen halten also!
Eure
Céline
Text – und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023