Königspalast
Königspalast
Königspalast Amsterdam
Paleis op de Dam
150 Jahre lang war dieses Gebäude ein Rathaus und damit die Verwaltungszentrale von Amsterdam. 1806 beschloss Louis Bonaparte, der Bruder des französischen Kaisers Napoleons Bonaparte I., dass dieses Gebäude sein Palast werden sollte. Seither ist das ehemalige Rathaus Amsterdams der Königlicher Palast – Het Koninklijke Paleis – oder auch Paleis ob de Dam.
Meine Bewertung:
Positiv:
Echte Royal Fans kommen der königlichen Familie durch einen Besuch in diesem imposanten Meisterwerk der Baukunst ein Stückchen näher. Der Palast gehört auf die To-do Liste derjenigen, die einen Sinn für opulente Architektur, Kunst, Kultur und die Geschichte der Niederlande haben.
Negativ:
Wer viel Spektakel erwartet ist hier falsch. Die Räume sind außerdem einen Tick zu dunkel: Vorhänge etwas aufmachen ;)
Tipp:
Damit der Besuch nicht einfach nur zu einem nüchternen Rundgang durch prachtvolle Räumlichkeiten wird, sollte man unbedingt den kostenlosen Audioguide nutzen, der über verborgene Details und Hintergründe informiert.
Zuletzt aktualisiert: 13.03.2024 | Céline & Sophie
Königspalast Amsterdam
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150 Jahre lang war dieses Gebäude ein Rathaus und damit die Verwaltungszentrale von Amsterdam. Hier saßen die verschiedensten Ämter, das Gericht und sogar ein Gefängnis.
1806 beschloss aber ein Mann, dass nur dieses eine Gebäude – für die Amsterdamer war es das achte Weltwunder – seinen Ansprüchen entsprach und zu seinem Palast werden sollte: Louis Bonaparte, der Bruder des französischen Kaisers Napoleons Bonaparte I., der von diesem zum König von Holland ernannt wurde.
Seither ist das ehemalige Rathaus Amsterdams der Königliche Palast – Het Koninklijke Paleis – oder auch Paleis ob de Dam.
So kommt es, dass das ursprünglich im Stil des Klassizismus erbaute Rathaus nach den Umbaumaßnahmen von König Louis Bonaparte eine der größten Sammlungen Europas an Dekorationen und Möbelstücken des sogenannten Empire Stils der französischen Könige beherbergt. Eine durchaus interessante Mischung!
Bei einem Besuch dieses Palasts kann man also die umfunktionierten und heute noch genutzten Wohn- und Empfangsräume sehen. Du findest hier die reinen weißen Skulpturen mit Symbolen der antiken Mythologie, die für den Klassizismus stehen. Und daneben aufwendige Möbel, farbenfrohe Teppiche und schwere Gardinen, alle aus kostbaren Materialien wie Gold, Marmor und Mahagoniholz, wie wir sie von den französischen Königshöfen kennen.
Der vielleicht wichtigste und imposanteste Raum ist der Bürgersaal, der ganz und gar im Klassizismus entworfen wurde und mit den wichtigsten Element der Antike beeindruckt. Er liegt im Zentrum des Palastes und war ganz nach dem Vorbild des römischen Forums als Versammlungsort für die Bürger im ursprünglichen Rathaus geplant. Neben den pompösen Kronleuchtern – die wiederum ein Mitbringsel Louis‘ waren – fallen einem die Figur des Atlas, der das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt und passend dazu, zwei riesige Weltkarten und die Karte des Sternenhimmels am Boden auf.
Weitere Räumlichkeiten, die man sehen kann, sind der Thronsaal, der von König Louis Bonaparte eingerichtet wurde, verschiedene Schlafzimmer und Salons, darunter auch die Privatgemächer von König Willem Alexander. Außerdem verschiedene Empfangszimmer, die Thesaurie Ordinaris, den Ratssaal der Altbürgermeister, das Bürgermeisterzimmer und das Justizzimmer. Ein weiteres Highlight ist der Mosessaal mit dem wandfüllenden Gemälde, das die biblische Geschichte Moses erzählt und von Jacob de Wit 1737 angefertigt wurde. Hier unterschrieb Königin Beatrix 2013 die Abdankungsurkunde.
Der frühere Bekanntmachungssaal, von dem aus über den geschäftigen Dammplatz hinweg neue Gesetze und Bekanntmachungen ausgerufen wurden, ist heute das Balkonzimmer und führt zu dem berühmten Balkon, der heutzutage ausschließlich für die königliche Familie bestimmt ist. Hier zeigt sie sich an Hochzeiten oder Krönungen der Menge auf Dammplatz. Der Balkon wurde erst 1808 im Rahmen des Umbaus an den Palast angebaut. Schon Eisenhower, Churchill und Nelson Mandela standen hier und begrüßten die Menschen.
Königspalast
Zur Geschichte
Der Grundstein des ursprünglich als Rathaus gebauten Palastes wurde am 28. Oktober 1648 gelegt. Entworfen wurde dieses Monument von Jacob van Campen, einem berühmten Architekten, der den niederländischen Klassizismus einführte. Dieser spiegelt sich so auch in der Architektur des Gebäudes wider. Er benutzte viele Elemente und Symbole der römischen und griechischen Antike. Die Skulpturen an der Außenseite und im Inneren wurden von Artus Quellinus, einem berühmten Bildhauer aus Antwerpen angefertigt.
Vor allem die Friedensgöttin mit Olivenzweig und Merkurstab an der Spitze der Tympana an der Vorderseite des Palastes (Frieden war eine wichtige Voraussetzung für Handel) und der an der Rückseite befindliche Atlas mit seinem Himmelsglobus als Symbol des Universums (für die Bürger von Amsterdam war das damals ihre eigene Stadt) sollen ausdrücken, welche Rolle Amsterdam in der Welt spielte.
Das neue Rathaus repräsentierte das Goldene Zeitalter, eine Epoche, in der Amsterdam zu den wichtigsten Handelsmetropolen gehörte und diese Macht und der Reichtum sollten sich in der Pracht des Gebäudes widerspiegeln. Nach dem Ende des achtzigjährigen Krieges gegen die Spanier sollte es außerdem ein Denkmal des Friedens darstellen.
Der Palast wurde damals schon das „achte Weltwunder“ genannt. Nicht nur wegen seiner Schönheit, vielmehr wegen der architektonischen Leistung, die dahintersteckt. Die Bauarbeiten waren eine wahre Herausforderung angesichts des sumpfigen Untergrundes, der die 6 Stockwerke und ihr Gewicht tragen musste.
Am 29. Juli 1655 wurde das Rathaus feierlich eingeweiht, obwohl es erst zur Hälfte stand. 1665 wurde es dann schließlich fertiggestellt.
Als Rathaus und Versammlungsort stand es allen Bürgern offen und war 150 Jahre lang die Verwaltungszentrale von Amsterdam. Der Bürgermeister, die Stadträten und verschiedenen Ämtern hatte hier ihre Büros. Es wurde außerdem als Gericht und ein Gefängnis genutzt.
Wegen der allgegenwärtigen Revolution in Europa wurde in den Niederlanden im Jahre 1795 die Batavische Republik ausgerufen und sie wurden zu einem Bundesgenossen Frankreichs. Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte ernannte 1806 seinen Bruder Louis Bonaparte zum König von Holland.
Dieser wählte, wie schon erwähnt, das Rathaus als seinen königlichen Sitz aus und baute es zum Wohnpalast um, den er ab 1808 bewohnte. Den Auftrag zum Umbau in einen Wohnpalast erhielten der französische Hofarchitekt Thibault und der niederländische Architekt Ziesenis.
Die Herrschaft des allseits beliebten König Louis Bonaparte war nur von kurzer Dauer. 1813 wurde Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, Sohn des letzten Statthalters Wilhelm V, zum souveränen Fürsten der Niederlande ernannt und herrschte ab 1815 als König Wilhelm I. über das Vereinigte Königreich der Niederlande. Auch er nutze das Ehemalige Rathaus weiterhin als Palast.
Die folgenden Oranjekönige jedoch hielten sich lieber in ihren Residenzen in Den Haag oder in ländlicheren Gegenden auf. Erst Königin Wilhelmina (1880-1962) nutzte den Palast wieder häufiger als Residenz und auch die nach ihr folgenden Monarchen, unter anderem Königin Beatrix, bezogen ihn bei ihren Aufenthalten in Amsterdam.
Seit 1979 ist der Palast die meiste Zeit für Besucher geöffnet. Er ist noch immer eine der Residenzen der königlichen Familie. Vor allem aber finden hier die wichtigsten royalen Ereignisse statt, wie zum Beispiel die Amtseinführungen von Staatsoberhäuptern, Abdankungen oder Trauungen. Außerdem finden hier alle wichtigen Staatsbesuche, offiziellen Empfänge, Ausstellungen und Preisverleihungen, wie die Verleihung des Erasmuspreises, des Prinz-Claus-Preises und des Königlichen Preises für Freie Malerei statt.
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Der Bürgersaal
Der natürlich atemberaubendste Teil des Palastes ist der Bürgersaal, der – wie das gesamte Gebäude – ganz und gar im Klassizismus entworfen wurde. Er liegt im Zentrum des Palastes und war als Versammlungsort für die Bürger gedacht. Der Klassizismus findet sich hier in der perfekten Symmetrie, den typischen Säulen und den vielen Details in der Bildhauerei aus weißem Marmor, die mythologische Figuren, Pflanzen, Tiere und Muscheln darstellen.
Betritt man den Saal fällt der Blick zuerst auf die gegenüberliegende Seite, wo sich eine riesige Skulptur von Atlas, der das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt, erhebt. Unter ihm, an der gleichen Wand, befindet sich Justitia als Symbol des Friedens, die den Durchgang zum Thronsaal, dem früheren Schöffensaal, bewacht.
Danach fällt der Blick nach unten, auf ein weiteres Hauptaugenmerk: zwei riesige Weltkarten der westlichen und östlichen Welthalbkugel und dazwischen eine Karte des nördlichen Sternenhimmels mit bronzenen Tierkreiszeichen, die in den Fußboden eingelassen sind.
Über dem Eingang, gegenüber von Atlas und Justitia, sitzt die Amsterdamer Stadtjungfrau, die über diesen Mikrokosmos herrscht.
Die acht großen Kronleuchter und die passenden Wandleuchten im Empirestil sind das Resultat der Umgestaltung in einen Wohnpalast.
Im Bürgersaal finden heute Staatsempfänge, Galadinner und Preisverleihungen statt. Dabei wird der Fußboden von einem Teppich mit dem Motiv des nördlichen Sternenhimmels geschützt.
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Das Tribunal
Ein ganz besonderer Teil des alten Rathauses befindet sich im Untergeschoss. Das Tribunal, das mit dem schönsten Bildhauerwerk aus dieser Zeit ausgeschmückt ist. Hier wurden die Todesurteile ausgesprochen.
Dementsprechend sorgfältig wurden die Verzierung und Thematik der Skulpturen gewählt: Wir sehen Medusenhäupter, Totenköpfe, Schlangen und Paradiesäpfel. Daneben die wunderschönen lebensgroßen Skulpturen von vier Frauen, die Schuld und Reue darstellen, dazwischen ein Relief, das den weisen König Salomon zeigt.
Offizielle Webseite des Königspalastes (DE): www.paleisamsterdam.nl
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung meiner Schwester Sophie Mülich
Ausnahmen Bildrechte: Wikipedia / Archangel12