Rom erwacht nach dem
wieder zum Leben!
Rom erwacht nach dem
wieder zum Leben!
Riechen, spüren und hören!
Rom nach dem 1. Lockdown 2020
Es war, als würde die Welt stillstehen. Alles geschlossen, alles gesperrt. Sogar Rom, die Ewige Stadt, die schon seit 3000 Jahren in Bewegung ist, war wie ausgestorben. Vielleicht muss es auch so ähnlich gewesen sein, als das Römische Reich 476 n. Chr. untergegangen ist und nur mehr 20.000 Menschen in einer Stadt lebten, die zuvor Millionen zählte.
Verlassene Plätze, keine Autos, keine Menschen auf den Straßen.
Alles spielte sich in den Wohnungen, den Balkonen und Dachterrassen ab… Ich höre die Italiener in meinen Gedanken heute noch dort singen und musizieren…
Gemeinsam haben sie sich Mut gemacht.
Und heute? Seit dem 3. Juni sind die Grenzen nach Italien wieder geöffnet, auch das Reisen innerhalb der italienischen Regionen ist wieder erlaubt. Die Museen öffnen langsam wieder ihre Tore – zwar step by step und mit besonderen Sicherheitsmaßnahmen, aber einer Sightseeing-Tour in Rom steht nichts mehr im Wege!
Wer jetzt in Rom ist, erlebt eine Stadt, die vor Schönheit nur so strahlt. Ja, das tut die Stadt zwar immer. Jetzt, im Juni 2020, ist es aber irgendwie anders: Wer jetzt vor dem Kolosseum steht, wird keine Menschenmassen sehen, die bei 30 Grad im Schatten darauf warten, das Herzstück der Stadt von innen zu besichtigen. Für alle, die noch nie im Petersdom waren, ist es jetzt die Chance, dies ohne tausende andere Menschen zu tun.
Aktuell ist nämlich nicht nur Roms Schönheit und Größe zu sehen, sondern auch zu spüren.
Juni 2020
Wie Susi Rom nach dem Lockdown erlebt
Und ich konnte es kaum erwarten, eben diese Schönheit und Größe endlich wieder zu sehen. Ich musste sofort zum Kolosseum und mich davon zu überzeugen, dass dieses antike Stadion selbst ein Covid19 nicht zum Stillstand gebracht hat.
Am Kolosseum habe ich mit dem Security-Personal gesprochen und gefragt, wie die Stimmung war bzw. ist. Die Antwort war wenig überraschend “Es geht langsam, aber sicher, wieder los.” Die Zeit im Lockdown wäre hart gewesen. Vor allem auch, weil das Kolosseum ja dennoch vom Security-Personal “bewacht” werden musste. “Das Kolosseum tagtäglich leer zu sehen, hat mich traurig gemacht. Jetzt, da nun wieder Menschen ins Kolosseum können, kann ich wieder lachen.”, so ein Security-Mitarbeiter.
Neben der Tatsache, dass die Plätze in Rom tatsächlich leerer als sonst waren, ist mir auch etwas anderes aufgefallen: Rom hat einen eigenen Geruch! Ja, Rom riecht – und zwar gut! Eine Mischung aus Pinien und von Sonne beheizte Steinen. Das ist mir bis vor dem Lockdown gar nicht aufgefallen. Vielleicht war es der Smog oder die Gewohnheit? Schade, dass man das über die Fotos nicht weitergeben kann. Achtet doch darauf, wenn ihr in Rom ankommt. Atmet tief ein und riecht den Duft der Stadt. Wer weiß, wie lange wir diesen Geruch noch riechen werden.
Generell merke ich, wie all meine Sinne viel intensiver angesprochen werden. Neben dem Riechen, auch das Hören: weniger Autolärm, mehr Vogelzwitschern. Die Stadt ist ruhiger geworden.
Ins Pantheon konnte ich nicht hineingehen, auch nicht direkt bis an den Beckenrand des Trevi-Brunnens.
Dafür bin ich aber die leere Spanische Treppe hoch gelaufen und habe gut gelaunt überprüfen können, ob es tatsächlich 135 Stufen sind. Wer die Antwort wissen will, kann das jetzt ohne Menschenmassen, ganz einfach selbst nachzählen 😉
Auf dem Weg zur Piazza Navona habe ich zweimal Halt gemacht. Einmal, um einen Kaffee in einer Bar meines Vertrauens zu trinken und einmal, um endlich wieder mein geliebtes Gelato zu essen. Beide Male ist mir ähnliches passiert:
1. musste man mich höflich daran erinnern, eine Maske beim Betreten des Lokals zu tragen und
2. habe ich die Besitzer nach der Stimmung gefragt.
Die Antworten waren sehr ähnlich: Es ginge ihnen gut. Es wäre nicht einfach, auch deshalb, weil sie nicht wissen, wie viel sie vorbereiten sollen. Also, wie viel Eis soll vorab produziert werden? Wie viele Croissants sollen gemacht werden? Wie viele Panini sollen vorbereitet werden, ohne dass sie verderben. Auf Schutzmaßnahmen legen sie wert, auch wenn es anders natürlich einfacher wäre.
Beim Petersplatz angekommen, musste ich kurz innehalten: Wow! Noch nie ist mir der Platz so groß vorgekommen. Noch nie habe ich den Drang so stark verspürt, den Petersdom auch von innen zu sehen. Und im Nachhinein bin ich richtig froh darüber, mir die Zeit genommen zu haben und in diese wunderschöne Kirche gegangen zu sein. Es war einfach unbeschreiblich.
Nachts konnte ich gar nicht schlafen: Mein Gehirn war mit Eindrücken und Informationen überfüllt!
Es war schön, die leeren Plätze zu sehen. Gleichzeitig war es auch traurig, denn diese Leere hat ja auch negative Auswirkungen. Mein Herz war voller Emotionen und mein ganzer Körper wachgerüttelt. Aufgewacht aus einem scheinbaren Tiefschlaf. Die Gespräche mit den Menschen vor Ort haben mir gezeigt, wie viel Hoffnung die Einheimischen in sich tragen. Sie sind verwundet. Aber bereit und freuen sich, dass es wieder losgeht.
Eines ist klar: Die Plätze sind vielleicht Menschen-leer, aber nicht Menschenseelen-leer. Und das macht einen großen Unterschied.
Roma è bella – vor und nach dem Covid19-Lockdown.
Susi
Ps:
Ps: Ich will mit diesem Artikel keinesfalls (und auch in keiner Art und Weise) den Eindruck erwecken, dass ich froh oder dankbar über den Lockdown bin. Nein! Es ist aber nun eben so, dass die Stadt atmen konnte, und das ist nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar, riechbar und spürbar.
Gut zu wissen: Auch wenn es aktuell keine Warteschlangen gibt, müssen Touren und Tickets online reserviert werden. Vor Ort gibt es keine Möglichkeit mehr Eintrittskarten zu kaufen. Außerdem sind die Zugänge sehr limitiert.
Text- und Fotorechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Danke liebe Susi!