Piazza Navona
Piazza Navona
Piazza Navona
Stätte antiker Wettkämpfe
Ein belebter Platz im Zentrum der Altstadt! Auf ihm befinden sich drei schöne Brunnen, unter ihm ein antikes Stadion. Er ist umringt von Restaurants, Kirchen und dem Museo di Roma.
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein schöner, quirliger Platz, auf dem man viel entdecken kann.
Negativ:
Vielleicht ist es hier schon etwas zu touristisch geworden. Die "üblichen Verkäufer" und die Restaurants sind schon auf die Einmal-Besucher ausgerichtet.
Tipp:
Besuche das Stadion des Domitian, das direkt unter der Piazza Navona liegt.
Zuletzt aktualisiert: 12.03.2024 | Céline
Piazza Navona
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Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Die Piazza Navona ist ein belebter und beliebter Platz in der Altstadt Roms. Hier gibt es Restaurants, Eisdielen, Künstler und das ein oder andere, dass man sich anschauen kann.
Das bedeutendste Monument – neben der Tatsache, was der Platz einmal war – ist der Vier-Ströme-Brunnen von Bernini.
Aber was kann man hier nun alles entdecken – das offensichtliche und versteckte, möchte ich euch hier einmal aufzeigen.
Piazza Navona
Die Brunnen
Der Vierströmebrunnen
Der wichtigste Brunnen des Platzes ist der bereits erwähnte „Vierströmebrunnen“. Er befindet sich genau in der Mitte des Platzes und wird – nicht zu übersehen – mit einem der 14 Obelisken der Stadt „bekrönt“.
Der römische Obelisk hat eine Höhe von 16,54 Metern und wird Obelisco Agonale genannt. Dieser wurde 1649 an den heutigen Standort gebracht, um die Herrschaft Papst Innozenz X. zu zeigen. Dieser ließ entgegen der Tradition statt eines Kreuzes eine Taube mit Ölzweig auf die Spitze setzten – um den heidnischen Obelisken christlich zu „machen“.
Aber das ist nicht das besondere hier: es sind viel eher die wundervollen Figuren, die Bernini 1648–1651 geschaffen hat. 4 Ströme – 4 große Flüsse – werden hier in menschlicher Form gezeigt – nein: als Flussgötter. Die für Europa stehende Donau, der Ganges in Asien, der afrikanische Nil und der Río de la Plata in Amerika.
Diese vier Flussgötter sitzen an den vier Ecken eines Felsens, der sich in der Mitte eines ovalen Brunnens befindet. Begleitet werden die Götter von vielen verschiedenen (Fabel-)Wesen: ein Löwe, ein Pferd, ein Delfin, eine Seeschlange, ein Krokodil und ein Drache. Die vier Götter sind nackt, mal mehr oder weniger mit Tüchern bedeckt. Sie sind teilweise ruhig oder gestikulieren wild. Die Körper sind – ganz Bernini – sehr anschaulich. 😉
Zusammen mit der Taube auf der Spitze und den beiden angebrachten päpstlichen Wappen strahlt dieses Ensemble wirklich Macht und Reichtum aus.
Der Neptunbrunnen
Die Fontana del Nettuno befindet sich am nördlichen Ende des Platzes. Man würde ihn als Erstes sehen, wenn man sich von der Spanischen Treppe oder vom Trevibrunnen nähern würde.
Das besondere hier: es handelt sich nicht um einen von Anfang an so geplanten Brunnen. Denn 1574 entstand erst das Becken (Giacomo della Porta) und die Figuren wurden 1873 hinzugefügt.
Wir sehen Neptun als Hauptfigur (Antonio della Bitta) der sich im Kampf befindet: eine Krake schlängelt sich an ihm hoch. Er versucht sie mit seinem Sperr abzuwehren. Umgeben wird er von weiteren Fabelwesen: Hippokampen, die halb Pferd, halb Fisch sind (diese finden wir auch an der Kaskade im Parc de La Ciutadella in Barcelona), Najaden (Nymphen), die ebenfalls mit Kraken zu kämpfen scheinen und eine Maskarone, ein Fratzenkopf, der oft als Deko-Element auftaucht. Diese wurden alle von Gregorio Zappalà geschaffen.
Fontana del Moro
Der Name ist heutzutage nicht mehr ganz „legal“: Mohrenbrunnen. Es wird nämlich ein Äthiopier im Zentrum gezeigt…
Aber was wird uns hier gezeigt? Es handelt sich zunächst einmal um das im Süden des Platzes liegende Pendant zum Neptunbrunnen. Kommt man also vom Museo di Roma oder vom Corso Vittorio Emanuele II. aus auf den Platz, sieht man zuerst diesen Brunnen.
Giacomo della Porta schuf 1575 auch diesen Brunnen – und diesmal sogar mit Figuren: ursprünglich waren nur Triton und ein Fratzenkopf angebracht, 1655 wurde der Brunnen aber von Bernini überarbeitet. Auftraggeber war Papst Innozenz X. Die Hauptfigur ist nun ein Äthiopier im Kampf mit einem Delfin. Um ihn herum befinden sich Figuren, die halb Mensch, halb Fisch sind und in Muscheln blasen, aus denen dann das Wasser läuft. Die heutigen Skulpturen sind aber Kopien – die Originale könnt ihr im Park der Villa Borghese suchen.
Piazza Navona
Die Kirchen
Sant’Agnese in Agone
Das ist die offensichtlichste und auch bedeutendste Kirche an diesem Platz. Sie befindet sich fast mittig an der westlichen Länge der Piazza Navona. Vor dem barocken Neubau (ab 1652) befanden sich schon andere Kirchengebäude an dieser Stelle. Der frühste Bau soll schon im 8. Jahrhundert hier gestanden haben. Verschiedene Orden waren im Laufe der Jahre die verantwortlichen Besitzer und die Kirche wurde immer wieder erweitert und umgebaut. 1517 wurde die Kirche zur Titelkirche erhoben. Das bedeutet, dass die Kirche einem Kardinal zugewiesen wird und dieser dann als Pfarrer in dieser Kirche fungiert – ähnlich einer Pfarrkirche.
Erst unter Innozenz X. wurde ein größeres Bauprojekt gestartet. Die mittelalterliche Zusammensetzung sollte einem einheitlichen barocken Bau weichen. Innozenz gehörte der Familie Pamphilj an, die schon lange ihren Wohnsitz an der Piazza Navona haben (dazu später mehr). Und die neue Kirche sollte zum päpstlichen Mausoleum in der Nähe der Familie werden. Die Arbeiten begannen 1652, der Architekt war zunächst Girolamo Rainaldi (1570–1655), sein Entwurf sah ganz anders aus als die heutige Version: eine niedrige Kuppel, mächtige Vorhalle… Dabei sollten die Sitzstufen des ehemaligen Stadions des Domitians (dazu später mehr) und auch Säulen aus dem Lateran wiederverwendet werden.
Dann kam der Bau aber schon 1653 zum Stocken. Es kam zum Streit zwischen Papst, Familie und verschiedenen Architekten. Danach wollte ein Teil der Familie Bernini zum Architekten ernennen, der Papst hatte aber das letzte Wort und Francesco Borromini erhielt den Zuschlag und setzte August 1653 die Arbeiten fort.
Borromini änderte den Entwurf: er verkleinerte Vorhalle und setzte die Kuppel auf einen Tambour – ein zylindrischer Bauteil, auf dem die Kuppel aufsitzt. So wurde sie etwas höher.
Innozenz starb dann 1655 und Borromini hatte Bedenken, dass er nun von Bernini ersetzt werden würde, also arbeitetet er langsamer… Aber die Familie blieb ihm erst einmal treu, bis es zu Streitigkeiten kam. Der Architekt, der das Bauprojekt schließlich vollendete war Carlo Rainaldi 1672. Dann kam Bernini aber doch noch einmal ins Spiel – er erhielt 1677 den Auftrag, die Fassade zu verändern.
Namensgeberin der Kirche ist übrigens die frühchristliche römische Märtyrerin Agnes von Rom. Sie soll laut Legende an dieser Stelle im Stadion des Domitian nackt zur Schau gestellt worden sein. Aber wie durch ein Wunder wuchsen ihre Haare in dem Moment so schnell, dass sie all ihre Scham bedeckten…
Andere Kirchen
Eine weitere Kirche ist die Nostra Signora del Sacro Cuore, die sich ebenfalls auf der Piazza Navona befindet. Sie war seit 1506 die spanische Nationalkirche in Rom. Der spanische Hof und spanische Pilger waren natürlich regelmäßige Besucher. Erst als die Kirche Santa Maria in Monserrato degli Spagnoli im 17. Jahrhundert fertiggestellt wurde, ließ der Strom nach.
Nicht direkt auf dem Platz, aber rundherum findest du gefühlt weitere 10 Kirchen. Zwei möchte ich kurz hervorheben: die Basilica di Sant’Agostino – eine kleine süße Kirche in der du Werke Raffaels und Caravaggios finden kannst.
Und der Chiostro del Bramante – das Kloster von Bramante, das heute für wechselnde Kunstausstellungen genutzt wird. Was gerade gezeigt wird, kannst du auf meiner Zusammenstellung aller Ausstellungen in Rom sehen.
Piazza Navona
Die Museen
Museo di Roma
Das Museo di Roma befindet sich am südlichen Ende der Piazza Navona. Du findest hier Gemälde, Skulpturen und andere historische Gegenstände, die mehr oder weniger etwas mit Rom zu tun haben. Zum Beispiel ist die Stadt auf zahlreichen Gemälden abgebildet. Daneben finden regelmäßige Ausstellungen statt, die ein oder andere auch von internationalem Interesse!
Stadion des Domitian
Kaum zu glauben, aber was jetzt kommt, ist vielleicht nicht allen so bewusst. Denn die Piazza Navona war nicht immer nur einfach ein Platz. Nein, im Römischen Reich – also vor ungefähr 2000 Jahren – war hier ein Leichtathletikstadion mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Zuschauern! Das Stadion des Domitian (wo ja auch die Agnes bloßgestellt wurde). Kaum zu glauben, oder? Noch unglaublicher ist, dass du zu ebendiesem Stadion – oder eher gesagt Teilen davon – herabsteigen kannst. Die Ausgrabungsstätte kann besucht werden! Den unscheinbaren Eingang findest du im nördlichen Teil des Platzes.
Piazza Navona
Kurze Geschichte
Der Ursprung dieses Platzes liegt also in der Antike! Caesar hat hier 46 v. Chr. ein provisorisches Stadion für die Durchführung griechisch angehauchter Wettkämpfe errichtet. Und unter Kaiser Domitian wurde das Stadion 85 n. Chr. mit Steinen ausgelegt. Es war 275 lang und 106 Meter breit und 30.000 Zuschauer fanden hier Platz.
Hier gab es – im Gegensatz zum Kolosseum – nur unblutige, leichtathletische Wettkämpfe unter Sportlern.
Das Stadion kann – wie schon gesagt – auch heute noch besucht werden: unter der Piazza Navona befinden sich nämlich noch die Überreste des Stadions, das auch Circus Agonalis genannt wurde. Tickets mit Audioguide können hier für 9 Euro gekauft werden.
Im Mittelalter wurde der Platz dann mehr und mehr von der Bevölkerung eingenommen. Dort, wo angeblich Agnes ihr Martyrium erlitt, entstand wie bereits erwähnt, die erste Kirche und die Sitzbereiche wurden immer weiter in Häuserbauten des Volkes integriert. Der Platz an sich blieb aber erhalten, denn hier fanden immer wieder Pferderennen statt.
Die Piazza, so wie wir sie heute sehen, ist im Laufe der Zeit des Barocks entstanden. Architekt Francesco Borromini wirkte an verschiedenen Bauprojekten rund um den Platz mit. Er war es der die Antike Wasserleitung „Aqua Virgo“ hierher verlängerte damit Bernini 1649 seinen „Vierströmebrunnen“ in der Mitte des Platzes bauen konnte! Der Obelisk, den sie umgeben, wurde auf der Via Appia Antica im Circus Maxentius gefunden.
Die Familie Pamphilj war sehr stark mit der Piazza verbunden, denn auch ihren Palazzo Pamphilj finden wir hier (nicht zu verwechseln mit der Galleria Pamphilj). Der Palast steht direkt neben der Kirche Sant’Agnese in Agone und ist seit 1920 der Sitz der brasilianischen Botschaft. Besuchen kann man diesen nur im Rahmen einer Führung (wie auch die französische Botschaft im Palazzo Farnese).
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