Galleria Doria Pamphilj
Galleria Doria Pamphilj
Galleria Doria Pamphilj
die Kunstgalerie
Sei 1671 ist der Palast im Besitz der Familie Pamphilj und beherbergt bis heute wahre Kunstschätze. Darunter Meisterwerke Raffaels, Tizians oder Caravaggios
sowie Werke von Jan Breughel des Älteren und Claude Lorrains oder Skulpturen Berninis.
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein unbekanntes Juwel in Rom. Zentral gelegen und voller hochwertiger Kunstwerke!
Negativ:
Für Rom Erst-Besucher vielleicht nicht die erste Anlaufstelle.
Tipp:
Im Rahmen einer Führung besuchen: denn dann erfährt man alles über die Familie und Sammlung. Ich habe eine getestet!
Zuletzt aktualisiert: 28.02.2024 | Céline
Galleria Doria Pamphilj
Tickets
Wichtiger Hinweis: Die offiziellen Tickets werden online für 17 Euro verkauft. Vor Ort für 16 Euro.
Und der offizielle Audioguide ist im Preis inbegriffen!
Ich empfehle daher, es vor Ort oder auf der offiziellen Website zu kaufen!
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Wo soll ich anfangen? Das Gebäude, die Familie und die Sammlungsgeschichte sind verwoben und verknüpft.
Denn in dem Gebäude der Galleria Doria Pamphilj befindet sich nicht nur die öffentliche Galerie, die wir heute besichtigen können, sondern auch das Zuhause der historischen Familia Pamphilj! Im überdachten Hof, an dem man vorbei muss, stehen deren teuren Autos – Ferrari lässt grüßen… Bevor man die eigentliche Galerie betritt, darf man sogar einen Blick in einen der privaten Räume werfen – wo zwar nichts steht, aber hinter den beiden Türen, die man sieht, könnte gerade ein Pamphilj frühstücken!
Und dann betritt man die eigentliche Galerie, die über und über mit Gemälden und Lüstern und Stuckornamenten geschmückt ist. Diese herrschaftlichen Räume hatten zu früheren Zeiten Repräsentationszwecke. Hohe Besucher wurden hier empfangen – der Papst hatte so gar sein eigenes Empfangszimmer hier. Mozart durfte im eigenen Ballsaal spielen und eine hauseigene Kapelle mit einem Trompe-l’œil von Pozzo gibt es auch noch. Eins wird klar: die Pamphiljs hatten Geld und Macht.
Nachdem man diese Repräsentationsräume passiert hat, kommt man zu der eigentlichen Kunstsammlung. Und hier hört Prunk und Protz nicht auf. Die Werke großer Künstler und auch weniger Bekannten hängen in einer „Petersburger-Hängung“ an den Wänden. Lorrain, Breughel, Reni, Dürer und Carracci sind dabei die „kleinen“ Hasen – die Höhepunkte der Sammlung sind Velázquez und Caravaggio.
Ein architektonisches Highlight ist der Gang an der Fassade zur Via del Corso gelegen: ein Wow-Moment! Flankiert von antiken Skulpturen, geschmückt mit einer Decke, die die Aufgaben Herkules zeigt, beleuchtet von Kronleuchtern ist der Spiegelsaal (nicht zu verwechseln mit dem Versailler Spiegelssaal).
Prachtvoll
Der Spiegelsaal von Rom
Dieser Gang wurde um 1730 von Gabriele Valvassori entworfen. Er nennt sich Spiegelsaal, da sich zwischen den Fenstern vergoldete und reich verzierte Spiegel und archäologische Skulpturen abwechseln. Darunter finden wir Apoll und Marsyas, Athena und Co.
Das Deckenfresko wurde zwischen 1731 und 1734 von Aureliano Milani gemalt. Es zeigt die Arbeiten Herkules, der mit dem Stammbaum der Familie Pamphilj verknüpft wurde. Getreu dem Motto, wir stammen von Herkules ab.
Velázquez &
Papst Innozenz X.
Diego Rodríguez de Silva y Velázquez (1599 – 1660) war ein spanischer Maler, der zu den wichtigsten Porträtmaler in der Zeit des Barock gehörte. Er war quasi der Haus-Porträtist des spanischen Königshofs in Madrid. Er porträtiert unzählige Male den König Philipp IV., seine Familie sowie andere Mitglieder des Hofes. Velázquez war der Star seiner Zeit und jeder wollte von ihm porträtiert werden – nur der Papst war noch skeptisch… Er musste sich erst von anderen Porträts überzeugen lassen.
Als er 1648 nach Rom ging, hatte er eigentlich die Aufgabe Kunstwerke für die Spanier zu kaufen – es sollte eine Kunstakademie eröffnen und dafür benötigte man Werke. 1950 aber schuf er dann auch das berühmte Porträt des Papstes, das sich hier in diese kleinen aber feinen Galeria Doria Pamphilj befindet!
Wie kam es dazu? Ganz einfach – es war ein Pamphilj-Papst: Giovanni Battista Pamphilj. Und bevor Velazquez ihn malen durfte, musste er sich erst von anderen Porträts – die er zu der Zeit in Rom schuf – überzeugen lassen. Und heute zählt es zu den besten und bedeutendsten Porträts, die jemals geschaffen wurden.
„Er war groß, dünn, zornig, streitsüchtig, mit rotem Gesicht, kahl im vorderen Teil und dicken und eng zusammenstehenden Augenbrauen, und wenn er die Stirn runzelte, zeigte er seine Knechtschaft und Rauheit…“ Giacinto Gigli, ein italienischer Historiker, über den Papst 1655.
Der Realismus des Porträts ist so enorm, dass man fast das Gefühl hat vor dem echten Papst zu stehen. Die Augen durchbohren einen, er lässt einen nicht aus dem Blick. Das merkt man, wenn man davor steht und sich hin und her bewegt. Der Papst ist unbeirrbar – fast hart dargestellt. Der hochintelligente und alternden Mann lässt sich nicht hinters Licht führen. So scheint es.
Seine Gewänder sind fein und aus Leinen, typisch für die Sommerzeit in Rom – die satten Rottöne seiner Oberbekleidung, seiner Kopfbedeckung und der hängenden Vorhänge machen das Gemälde noch kostbarer.
Die Unterschrift Velázquez finden wir hier aber nicht einfach in einer Ecke, wie meist üblich, sondern integriert in das Bild. Auf dem Papier, dass der Papst hält. Es ist der Auftrag an Velázquez, dass er das Bild malen darf. Oder die Rechnung mit entsprechenden Kosten – vielleicht schaut der Papst deswegen so mürrisch. 😉
Der Papst und die Familie ließen das Gemälde bis ins 18. Jahrhundert im Privaten, zeigten es nur ausgewählten Besuchern. Zum Glück können wir uns aber heute selbst ein Bild davon machen!
Der französische Historiker Hippolyte Taine sagte einmal über das Porträt „wenn es einmal gesehen wurde, ist es unmöglich, es zu vergessen“. Und irgendwie stimmt das auch. Der zeitgenössischer Künstler Francis Bacon war fast besessen von dem Werk – auch wenn er es angeblich nie im Original gesehen hatte. Er malte verzerrter Varianten davon, die als „Screaming Popes“ (Schreiende Päpste) bekannt sind. Insgesamt gibt es 45 bekannte Varianten. Eine davon hängt sogar in den Vatikanischen Museen. Hier schreit der Papst allerdings nicht – aber es ist ganz klar Innozenz X.
Ein weiteres bedeutungsvolles Werk von Velázquez – vielleicht noch bekannter als die Innozenz Darstellung – sind die „Las Meninas“, zu finden im Prado von Madrid. In Barcelona spielen diese auch eine Rolle – denn Picasso setzte sich sehr intensiv mit diesem Werk auseinander und schuf viele Kopien, die wir heute im Picasso Museum Barcelona bewundern können.
Zweites Highlight
Caravaggio
Von Caravaggio finden wir gleich drei Werke! Drei Werke wie sie unterschiedlicher nicht sein können – was Art der Ausführung betrifft.
Wir finden das religiöse Thema: „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“, die „Büßende Magdalena“ und „St. Johannes der Täufer“.
Alle sehen unterschiedlich aus: Johannes den Täufer erkennen wir eindeutig als einen Caravaggio: die hell-dunkel Komposition, das junge Alter des Johannes, die Art wie er präsentiert wird – das ist Caravaggio!
Bei der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten muss man aber schon 2x hinschauen. Die Hauptfigur, der Engel, dreht uns den Rücken zu… Er teilt das Bild in zwei Hälften. Links sehen wir Josef und den Esel. Josef hält die Notenblätter für den musizierenden Engel und sitzt in einer kargen Landschaft mit steinigem Boden.. Sie stellen das irdische Leben dar. Auf der rechten Seite des Engels sehen wir dann Maria und das Jesuskind. Vor ihr sprießen Blumen aus der Erde und der Blick in die Ferne ist frei und zeigt eine prächtige Herbstlandschaft – die göttliche Welt.
Das dritte Bild fällt nun komplett aus dem Rahmen: Es ist die büßende oder „Reuige Magdalena“. Das Thema ist nicht das Problem… Es ist die Art, wie er sie darstellt. Kein Chiaroscuro-Moment, keine typische (nackte) Figur Cravaggios… Sie sitzt in einem grauen undefinierbaren Raum – mit reichem Kleid und Schmuck neben ihr. Sie soll hier am Tiefpunkt ihres Lasterlebens dargestellt worden sein, mit ihren letzten Habseligkeiten neben ihr auf dem Boden.
Es heißt, die Frau, die ihm für dieses Bild Modell stand, ist auch die Maria im Bild: Ruhe auf der Flucht nach Ägypten.
Brueghel &
andere Künstler
Das, was mir aufgefallen ist, als ich durch die Kunstsammlung lief: die Pamphiljs waren eindeutig Brueghel Fans. Denn hier hängen sicher 10 Werke von Pieter und Jan Brueghel. Und das ist bei der Größe der Sammlung viel. Und es ist auch klar warum: schaut euch die Farben der Werke der Flamen/Niederländer einmal an: rein, klar und leuchtend – während die Italiener dunkel und irgendwie mit einem Filter wirken.
Da ist etwa das „Irdisches Paradies mit Erbsünde“ von Jan Brueghel dem Älteren, „Landschaft mit der Erschaffung von Tieren“ – ebenfalls Jan Brueghel mit Fragezeichen zugeschrieben oder die “Allegorie der Erde“.
Daneben finden wir aber eine ganze Palette toller Italiener 😉
Malereien von Lippi, Parmiganino, Reni, Raffael, Titian, Vasari oder Carracci. Es gibt sogar eine Skulptur Berninis, die fast untergeht. Sie steht im Raum von Velázquez Papst Innozenz X und wird fast übersehen! So sehr nimmt uns das andere Porträt ein, dabei zeigt Bernini genau den gleichen Papst…
Franzosen wie Claude Lorrain sind zu finden oder eben auch unseren Albrecht Dürer.
Leider muss ich gestehen, dass es gar nicht so einfach war hier zu fotografieren. Die Beleuchtung war zu stark auf den Werken zu sehen und wenn sie dann noch höher hingen, war es noch schwieriger.
Galeria Doria Pamphilj
Zur Geschichte
Die Baugeschichte des Palastes an der Via del Corso geht nicht auf die Familie Pamphilj zurück. Eher auf einen Mann, der sich diese OAse schuf, sie unbedingt dem papst zeigen wollte und dafür den geliebten Palast abgeben musste…
Der Kern der Palastes geht auf Kardinal Niccolò d’Acciapaccio zurück, der diesen im 15. Jahrhunderts erbaute. Der nächste Eigentümer ist nun der, von dem ich oben sprach: Kardinal Fazio Giovanni Santori, der den Palast also an keinen geringeren Papst als Julius II. abtreten musste. Dieser schenkte das Gebäude dann seinem Neffen: Francesco Maria I. della Rovere.
Erst 1647 kam der Palast an die Familie Pamphilj – durch eine günstige Hochzeit. Und der Name Doria kam ebenfalls durch die Heirat in die Familie Doria aus Genua zustande. 1671 startete dann die Vergrößerung des Palastes unter dem Architekten Carlo Maderno, der auch Bauleiter am Petersdom war. Mit ihm wurde dieser Palast zum größten bewohnten Palast in Rom.
Die Räume sind pompös und voll auf Repräsentation ausgelegt. Die jeweiligen Päpste waren damals häufige Gäste und hatten deswegen sogar einen eigenen Thronsaal, der zur Zeit meines Besuchs geschlossen war, sonst aber auch zugänglich ist. Der Thron ist also nicht ein Zeichen von Macht, sondern gemacht für die Päpste. Denn wenn diese das Haus Pamphilj besuchten, waren sie die Gastgeber und sogar die Adelfamilie musste Gast im eigenen Hause „spielen“.
Die Sammlungsgeschichte ist ebenfalls durch Heiraten und günstigen Erbschaften sowie Einkäufen bedingt.
Admiral Andrea Doria und Papst Innozenz X. sind die wichtigsten und bekanntesten Mitglieder der Familie. Doch auch eine Frau spielte eine wichtige Rolle: Olimpia Maidalchini.
Sie war die Schwägerin des Papstes – aber nicht nur: es wird ihr nachgesagt, dass sie auch Beraterin und Geliebte war… Aber sie war es wohl, die ihm ein Porträt Velázquez ans Herz legte. Ob die Büste Berninis ebenfalls ihrem Einfluss entstammt, ist nicht bekannt.
Papst Innozenz X. so stur und hart er wohl sein konnte, änderte aber sein Testament zu ihren Gunsten und setzte sie als Universalerbin seines weltlichen Habes ein. Olimpia Maidalchini versuchte außerdem ihren Sohn Camillo Pamphilj zu stärken. Ihre Büste könnt ihr ebenfalls in der Galerie sehen.
Wie die Geschichte der Familie Pamphilj weitergeht, wird sich zeigen: Denn seit 2000 ist mit dem Tod der letzten (echten) Tochter Orietta das Geschlecht der Pamphilj erloschen. Es bleiben zwei Adoptivkinder: Jonathan und Gesine über. Der Prinz Jonathan Doria-Pamphilj heiratete einen Mann, mit dem er zwei Kinder hat: Emily und Filippo Andrea VII. Sie leben heute noch dort und mein Guide Bruno zeigte mir Spuren von Inline-Skaters auf dem Boden der Galerie, die von den Kindern stammten.
Empfehlung
Die Tour
Die geführte Tour kann ich nur empfehlen. Bruno gab mir so viele Einblicke und Wissen über die Familie, die Architektur und die Sammlung mit – viel mehr als ihr hier lesen könnt! Und auch wenn diese nur auf Englisch gebucht werden kann, war alles gut verständlich.
Die Tour dauerte 2 Stunden – aber da ich allein war, war es eine VIP-Führung Open-end 😉 … Bis ich meinen Magen dann doch hörte und mit Blick auf die Uhr zum Vittoriano weiter musste.
Grazie Mille Bruno!
See you next time!
Céline
Anmerkung: Leider gibt es die von mir gebuchte Tour scheinbar nicht mehr. Ich habe hier eine Alternative für euch und hoffe, dass diese genauso gut ist wie meine!
Offizielle Webseite (EN): doriapamphilj.it
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2016 – 2024