Die Bovolo Treppe
Die Bovolo Treppe
Die Bovolo Treppe
Scala Contarini del Bovolo
Fast ein Geheimtipp, denn nicht jeder hat schon von dieser Treppe gehört. Sie ist Teil des Palazzo Contarini del Bovolo und man hat einen tollen Blick über einen Teil von Venedig!
Meine Bewertung:
Positiv:
Schöner Blick über die Dächer Venedigs und zum Markusdom.
Negativ:
Der Zugang für Menschen mit einer Gehbehinderung ist möglich, ABER man muss mindestens drei Tage im Voraus die Administration kontaktieren, damit die Vorbereitungen getroffen werden können. Schade, dass das nicht einfacher geht (mit entsprechendem Lift?!).
Zuletzt aktualisiert: 12.02.2024 | Céline & Susi
Bovolo Treppe
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auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Nur fünf Gehminuten vom Markusplatz entfernt, befindet sich der „Palazzo Contarini“ mit seiner Wendeltreppe. Wir haben uns auf dem Weg dorthin ein wenig verlaufen, da der Aussichtsturm etwas versteckt, in einer winzigen Gasse liegt.
Von außen betrachtet, ist der Palazzo ein absolutes Highlight! In einem begrünten Hof findet ihr die 28 Meter hohe Wendeltreppe aus roten Ziegelsteinen mit den Säulen und Verzierungen aus weißem Marmor. Die Verwendung von Ziegelsteinen war in Venedig üblich, da sie leicht zu transportieren waren und eine robuste Struktur boten. Auch im Inneren bringt der Turm aufgrund des Fernblicks zum Staunen.
„Bovolo“ bedeutet im venetischen Dialekt „Schneckenschale“, was auf die spiralartige Form der Treppe hinweist. Sie ist eine Kombination aus gotischer und Renaissance-Architektur. Experten werden aber sicherlich erkennen, dass den Bau nicht zwei, sondern drei Stile beeinflusst haben: Die Renaissance zeigt sich in den Elementen wie den Kapitellen, die Gotik prägte die Bautechnik und der Venezianischer-Byzantinischer Stil macht sich in der Form sichtbar. Diese Kombination ist im Vergleich zu anderen Bauten in der Umgebung ungewöhnlich.
80 Stufen führen nach oben, auf eine runde Plattform, die einen wundervollen Ausblick über die Dächer der Stadt ermöglicht. Man blickt durch die großen Bögen auf den Markusdom und auf den Glockenturm. Das Ambiente ist zwar windig, aber romantisch. 🙂
Nach ungefähr 40 Stufen kann man in der Stanza Tintoretto eine Verschnaufpause machen, ein Raum mit venezianischer Kunst aus dem 16. -18. Jahrhundert. Namensgeber ist der berühmte venezianische Maler Jacopo Tintoretto (1518-1594), da eine Zeichnung von ihm ausgestellt ist.
„Paradies“ heißt das berühmte Werk, dass ihr hier sehen könnt. Erst in den 1970er Jahren – nach einer ausführlichen Restaurierung, konnte das Werk dem venezianischen Maler Jacopo Tintoretto zugeordnet werden. Es handelt sich dabei um eine Studie zu dem großformatigen Werk, dass ihr im großen Ratssaal des Dogenpalastes sehen könnt. Das finale Werk ist abe rmittelleicht abgeändert.
Das Thema wurde weise von Tintoretto gewählt. Denn das Paradies soll ja eine gute Regierung der Republik freien. Diese „himmlische“ Jury sollte den Großen Rat also animieren, ebenso gut und weise zu sein.
Der Aufstieg kann zwar etwas schweißtreibend sein, trotzdem können wir ihn nur empfehlen, da er eine ruhige Abwechslung zum turbulenten Venedig bietet.
Menschen mit Knieproblemen oder mit eingeschränkter Mobilität raten wir allerdings davon ab.
Wer mit Kindern unterwegs ist, kann den Weg vom Markusplatz zum Turm als eine Art Schatzsuche machen: ohne Stadtplan, ohne Google Maps, nur mithilfe der Wegweiser. In jedem Fall wünschen wir viel Spaß!
Zur Geschichte
Palazzo Contarini und der Treppe
Den Namen hat das Gebäude von gleichnamiger Familie Contari, die zu einflussreichen Familien Venedigs gehörte. Der Palazzo Contarini wurde im 14. Jahrhundert, die Treppe im 15. Jahrhundert erbaut.
1499 war für den Palazzo Contarini ein bedeutendes Jahr. Denn die Neugestaltung hat begonnen. Das Gebäude wurde wesentlich komplexer und für uns interessanter. Die markanteste Veränderung war besagte Wendeltreppe mit ihren Säulen und Arkaden – für die damalige Zeit außergewöhnlich. Diese Wendeltreppe gilt heute als wichtiges und berühmtes Beispiel für die Renaissancearchitektur in Venedig. Vom ursprünglichen Bau sind übrigens noch die vorgotische Rundbogen an der Rückseite erhalten.
Es war Pietro Contarini, der seit 1489 Eigentümer des Palastes war, der den lokalen und angesehenen Handwerker Giovanni Candi mit der Umsetzung dieser baulichen Erneuerungen beauftragte. Pietro Contarini war in der venezianischen Oberschicht mit seinem Wunsch nach Veränderung seiner Zeit voraus. Der Innenhof wurde zu einem Ort für architektonische und künstlerische Entwicklungen. Heute sind auf den Grünflächen des Hofes noch Brunnenfassungen verschiedener Epochen zu sehen.
Die Lage des Turmes zwischen Rialto und San Marco war strategisch gesehen sehr gut. Rialto galt nämlich als Zentrum der Wirtschaft, San Marco als der Mittelpunkt von Religion und Politik.
Im 17. Jahrhundert verließ die Familie Contarini den Palast. Aus dem Palazzo wurde ein Mietshaus, dann ein Hotel und später zu einem Verwaltungssitz einer Wohltätigkeitsorganisation. Dadurch wurde das ursprüngliche Aussehen verändert.
Erst 2012 gab es eine umfassende Restaurierung und Wiederherstellung. Seitdem ist das Gebäude mit der Treppe für die Öffentlich zugänglich.
Offizielle Webseite des Bovoloturms (IT/EN): www.gioiellinascostidivenezia.it
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan.