Casa Amatller
Casa Amatller
Casa Amatller
Modernismus und Schokolade
Die Casa Amatller ist ein modernistisches Gebäude, direkt neben der Casa Batlló gelegen. Besichtigt werden kann das Erdgeschoss sowie das eigentliche Highlight, die ehemalige Wohnung der Familie Amatller, welche zu einem Museum umfunktioniert wurde.
Meine Bewertung:
Positiv:
Wunderschönes, im Stile des Modernismus reich verziertes Haus.
Nicht so bekannt wie andere Gebäude und trotzdem, oder gerade deshalb, interessant.
Negativ:
Kann nur mit Führung besichtigt werden, leider aber nicht auf Deutsch.
Zuletzt aktualisiert: 17.01.2025 | Céline & Jacqueline
Casa Amatller
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Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Die Casa Amatller liegt grad neben der Casa Batlló von Gaudí am Passeig de Gràcia, ja sie klebt richtiggehend an ihr.
Das Haus gehört zum Gebäudeensemble, das als „Zankapfel“ bekannt ist. Dieser Name ergibt sich aus der Rivalität zwischen den Architekten der 5 hier aneinander liegenden Gebäuden: Casa Lleó Morera (Domènech i Montaner), Casa Mulleras (Enric Sagnier), Casa Bonet (Marcel·lià Coquillat), Casa Amatller (Puig i Cadafalch) und Casa Batlló (Antoni Gaudí).
Es gibt hier also viel zu sehen!
Schauen wir uns aber die Casa Amatller genauer an. Es ist ein modernistisches Gebäude, das zwischen 1898 und 1900 vom Architekten Josep Puig i Cadafalch entworfen oder besser gesagt umgestaltet wurde.
Vom Erdgeschoss, den vier Stockwerken und dem Dachstock sind heute nur deren zwei öffentlich zugänglich: Im Erdgeschoss liegt eine Cafeteria und ein Shop (mit Schokolade! Dazu später mehr) sowie das eigentliche Highlight, die ehemalige Wohnung der Familie Amatller, welche zu einem Museum umfunktioniert wurde.
Schon im Treppenhaus werden wir von unzähligen dekorativen Elementen begrüßt. Kopf hoch, denn das Glasdach ist wunderschön!
In der Wohnung selber sehen wir verschiedene Zimmer, alle reichlich mit dem für den katalanischen Modernismus so charakteristischem Kunsthandwerk verziert: Decken, Wände, Türen, Böden, Möbel, Lampen, Fenster – hier ist wirklich alles eine Augenweide.
Im Esszimmer, welches zum fürs Quartier Eixample so typischen großen Innenhof gelegen ist, glänzen der Kamin und das weite, bunte Glasfenster um die Wette.
Da wirken die langen Gänge doch sehr dunkel, um Details richtig sehen und bewundern zu können. Sie werden aber bewusst in diesem schummrigen Licht gehalten, weil es der originalen Beleuchtung der Wohnung entspricht.
In der Wohnung lebten nur zwei Personen: der Besitzer Antoni Amatller mit seiner erwachsenen Tochter Teresa. So gab es nur zwei Schlafzimmer und die restlichen Räume fanden anderweitig Verwendung: Musikzimmer, ein Bügelzimmer und mehrere Räume, in denen Antoni Amatller seine umfangreiche Kunstsammlung aufbewahrte.
Es gibt sogar eine Museumsvitrine entworfen vom Architekten Puig i Cadafalch persönlich!
Man sieht natürlich auch auf den Passeig de Gràcia hinunter und ist auch ganz nah an der Fassade der Casa Batlló dran, ja man kann sogar ein wenig durchs Hauptfenster hineinschauen!
Mit der Führung ging‘s auch noch ins Erdgeschoss. Da, wo jetzt die Cafeteria und der Shop sind, sieht man noch sehr gut die alte Küche. Also unbedingt vorbeischauen!
Außerdem kannst du hier Schokolade probieren (eine heiße Schokolade war bei uns sogar im Preis inbegriffen!) und natürlich auch kaufen. Warum? Antoni Amatller war Schokoladenfabrikant! Gegründet wurde Xocolata Amatller 1797 in der Nähe von Santa Maria del Mar im Quartier Born. Heute wird immer noch Schokolade unter diesem Namen produziert, jedoch seit 1972 von der Firma Simón Coll.
NEU
Museu Digital de la Casa Amatller
Seit dem 18. Mai 2023 gibt es im Hinterhof der Casa Amatller des Digitalen Museum. Dieses entstand in Zusammenarbeit mit dem IDEAL.
Die erste immersive Ausstellung lautete: „Drachen, Legenden des Feuers“- ein digitales Erlebnis, das der Moderne gewidmet ist.
Seit Febraur 2024 bis Januar 2025 wird nun der Impressionist „Sorolla“ gezeigt. Wir waren schon da und hier ist unser Bericht über diese Ausstellung.
Wichtiges vorab:
Preis nur Digitales Museum: 10,50/16 Euro für Erwachsene
Am Wochenende teurer.
Preis nur Casa Amatller mit Audioguide: 17 Euro
Hier ist unser kleiner Bericht zur Drachen-Ausstellung:
Man betritt den Haupteingang der Casa Amatller, aber anstatt die wunderschöne Treppe in das Haus zu gehen, läuft man durch das Café und den Shop weiter Richtung Innenhof. Denn dort befindet sich das neue Museo Digital.
Zunächst schaut man sich eine kleine Ausstellung an: alte Stadtkarten, Möbelstücke oder Infotafeln erwarten euch in diesem Bereich. Ein Kurzfilm über die wichtigsten Architekten des Modernismus und die Familie Amatller erscheint. Zentrum dieses ersten Raums ist aber eindeutig die Halbkugel in der Mitte. Diese gibt ebenfalls die ein oder andere Information, ist aber auch schön anzusehen.
Im nächsten Raum kann man selbst oder die evtl. Kinder, die dabei sind, kreativ werden! Es handelt sich um eine große Malecke mit verschiedenen Personen der Geschichte der Casa Amatller. Die Kleidung ist natürlich der Zeit entsprechend – tolle modernistischen Gewändern – und man kann sie ausmalen.
Aber der Clou kommt anschließend. Diese Kunstwerke kann man über einen Overheadprojektor auf die bereits bemalte Wand mit Szenen der Passeig de Gracia projeziieren. Deine ausgemalte Figur nimmt dann am Leben des 19. Jahrhunderts teil. Eine tolle Idee, die ich so noch nie gesehen habe!
Anschließend geht es über eine Treppe hinunter ins das Herz des Digitalen Museums: die immersive Show! Es geht hier um Drachen, Feuer, die Hintergründe der Casa Amatller und die Geschichte des Modernismus: projiziert auf vier Wänden und eine kuppelartigen Kugel.
Wenn du eintrittst heißt es nicht, dass du auch am Beginn der Show einsteigst. Bleib einfach so lange sitzen, bis du alles gesehen hast.
Meine logische Vermutung ist, dass man bei den architektonischen Hintergründen anfängt. Es werden historische Fotos der Passeig de Gracia und anderen Teilen der Stadt gezeigt.
Danach greifen sie die Geschichte und Herkunft von Drachen auf. Aber warum Drachen? Weil es an der Casa Amatller, am Eingang, ein wichtiges Relief mit dem heiligen Sant Jordi (Georg), der gegen den Drachen kämpft, gibt. Die Geschichte dahinter ist für Barcelona so wichtig, dass der 23. April, der Tag des Heiligen Georgs ein wichtiger Feiertag ist. Die Stadt ist über und über mit Rosen geschmückt (besonders die Casa Battlo nebenan) und Frauen bekommen eine Rose geschenkt.
Und diese Geschichte um den Heiligen Jordi wird ebenfalls auf den Wänden gezeigt. Sowie die generelle Liebe Barcelonas an Drachen und Feuer: der Corre Foc – der Feuerlauf, der an wichtigen Feiertagen stattfindet.
Den Abschluss bildet dann die VR-Brille.
Wir werden von einem kleinen Drachen mitgenommen. Wir fliegen auf seinem Rücken und sind so klein wie eine Maus. Denn wir landen auf dem gedeckten Tisch der Familie Amatller und auch all die anderen Räume sind riesig!
Die VR-Brille ist ein netter Abschluss des Besuchs.
Fazit:
Der Besuch dieser immersiven Erfahrung ist nett. Es gibt viele positive Elemente, aber dann ist es auch nichts „neues“, wenn man schon andere Immersive Experiences gesehen hat.
Positiv ist, dass man viel über die Geschichte des Hauses erfährt und auch der interaktive Bereich zum Malen ist richtig gut. An und für sich sind auch die Immersive Show sowie die VR-Brille gut gemacht. Nicht zu empfehlen sind allerdings die gruseligen Drachen für Kinder (Meine 5-Jährige hatte Angst).
Und der Besuch der richtigen Casa Amatller ist ohnehin am besten. Denn es ist immer noch besser sich das Original anzusehen: die Architektur, die Möbel und die vielen, vielen tollen Details im Dekor sind einfach nur wunderbar.
Casa Amatller
Zur Geschichte
1898 wollte der Schokoladenindustrielle Antoni Amatller i Costa ein altes Gebäude aus dem Jahr 1875 umbauen, das er gekauft hatte, um es zu beziehen.
Er gab die Arbeiten beim Architekten Puig i Cadafalch in Auftrag, der sich entschied, dem Haus das Aussehen eines städtischen gotischen Palastes mit einer flachen Fassade zu geben. Also ganz anders als die Balkone das Drachendach der Casa Batlló!
Das Erdgeschoss ist eines der wenigen in Barcelona, das noch immer den dekorativen Reichtum und die goldene und opulente Atmosphäre dieser Bourgeoisie des Eixample bewahrt.
Der von seiner Frau geschiedene Antoni Amatller bezog nach dem Umbau nur mit seiner Tochter Teresa die Wohnung im ersten Stock. Die drei darüber liegenden Wohnetagen wurden vermietet. Im Dachgeschoss befand sich Amatllers privates Fotoatelier, da er auch ein begeisterter Fotograf war.
Der Besitzer war also eine durchaus facettenreiche Person: Schokoladenfabrikant, Kunstsammler und Fotograf.
Nach seinem Tod 1910 wohnte seine Tochter alleine in der Wohnung. 1942 gründete sie die Stiftung Fundació Institut Amatller d’Art Hispànic, die sich bis heute dem Erhalt des Hauses, dem Nachlass Antoni Amatllers sowie der Erforschung der hispanischen Kunst widmet.
Da Teresa Amatller keine Kinder hatte, vererbte sie das Haus nach ihrem Tod 1960 der Stiftung, in dessen Besitz es noch heute ist. 1976 wurde das Gebäude von der katalanischen Regionalregierung in die Liste der „Kulturgüter von nationalem Interesse“ aufgenommen und steht somit unter Denkmalschutz.
Von 2009 bis 2014 wurde es umfassend restauriert, wobei die Wohnung im ersten Stock weitgehend in den Zustand von 1900 zurückversetzt wurde und seit 2015 auch besichtigt werden kann. In den oberen Etagen hat die Amatller-Stiftung ihren Sitz.
Offizielle Webseite der Casa Amatller (EN): www.amatller.org
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2025
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner.