Torre Bellesguard
Torre Bellesguard
Torre Bellesguard
Ein unbekannter Gaudí
Bei der Torre Bellesguard handelt es sich um ein Wohnhaus, so wie einige andere Gaudí-Bauten in Barcelona: Casa Milà, Casa Battló, Palau Güell oder die Casa Vicens. Bellesguard war eines der letzten von Gaudí entworfenen Häuser und wurde auch tatsächlich bis 2018 privat genutzt.
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein eher unbekanntes Gaudí-Haus in einem zauberhaft ruhigen Garten gelegen. Vom Dach des Gebäudes gibt es einen wunderschöner Rundumblick über Barcelona.
Negativ:
Das Haus ist nicht so gut ausgebaut und mit weniger Handwerk verziert wie andere Gaudí-Bauten.
Tipp:
Etwas für Barcelona-Wiederholungstäter! Nach der Besichtigung des Gebäudes kann man so lange im Garten verweilen wie man möchte. Deshalb: Eher früher hin, damit man dafür bis 15.00h genug Zeit hat.
Zuletzt aktualisiert: 24.01.2024 | Céline & Jacqueline
Torre Bellesguard
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auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Wir befinden uns hier in einem ruhigen Wohngebiet von Barcelona am Fuße des Tibidabo. Hinter hohen Mauern und mitten in einem Garten liegt das mittelalterlich anmutende Haus. Vom Eingang aus ist er kaum zu erkennen.
Die Führung beginnt denn auch außerhalb des Hauses. Da gibt es Reste des mittelalterlichen Palastes zu sehen, der hier einmal gestanden hat (mehr dazu weiter unten bei ‚Zur Geschichte von Bellesguard‘).
Durch den Garten geht’s zum Haus, und zwar zuerst in den ehemaligen Eingangsbereich, wo man noch Halterungen und Futtertröge für Pferde sehen kann. Im Haus selber gibt es vier ganz verschiedene Bereiche: zuerst steht man in der hellen Eingangshalle. Sehr speziell hier ist das bunte 3D Glasfenster, dass es so in keinem anderen Gaudí-Gebäude zu sehen gibt. Nicht verpassen!
Über enge Treppen und Gänge geht es hoch in den ersten Stock, der uns ein ganz anderes Bild bietet: Der als Musiksaal konzipierte Raum steht noch im Rohbau und das nach über 100 Jahren! Dafür sehen wir die Struktur sehr gut und Bleistiftzeichen an den Wänden, die von Gaudí stammen könnten (was aber nicht 100% sicher ist). Gerade hier hat Gaudí einige seiner innovativen architektonischen Lösungen umgesetzt, die er später auf die Sagrada Familia anwenden sollte.
Das Haus wurde nie ganz fertiggestellt, da die Auftraggeberin schlichtweg schlecht bei Kasse war und die Nachbesitzer es wohl lieber im, wenn auch unvollendetem, Originalzustand lassen wollten.
Ein Highlight der Besichtigung ist sicher die Dachterrasse. Hier genießt man einen 360 Grad Rundumblick über die Stadt Barcelona und die Serra de Collserola, die Bergkette an dessen Fuße sich die Stadt bis zum Meer ausbreitet.
Wieder unten endet die Führung, doch man darf sich nachher noch frei im Garten bewegen. Tische und Stühle sowie eine schöne Bank aus Kacheln laden einem zum Verweilen ein. Eine kleine Oase!
Hier kann man sich auch nochmals in Ruhe das Haus anschauen: Es ist nicht so ein typischer Gaudí-Bau mit vielen Ornamenten und Verzierungen, sondern schlicht mit für sein Schaffen eher unübliche gerade Linien.
Ein großer Unterschied zum Beispiel zu der Casa Batlló mit ihrer reich verzierten Fassade und dem gewölbten Drachendach! Und doch: auch hier in Bellesguard wollte Gaudí nicht auf den Drachen verzichten: Das Dach mit seinen Platten und den Zinnen soll ein Drache darstellen.
Torre Bellesguard
Zur Geschichte
Von allen Werken Gaudís ist Bellesguard dasjenige mit der längsten Geschichte. Dank des reichlich vorhandenen unterirdischen Wassers und der reinen Luft war die Stätte seit jeher bewohnt.
Sie wurde 1408 zur königlichen Residenz, als König Martin I. (genannt der Humane), der letzte Monarch des Hauses Barcelona, im Palast Bellesguard einzog, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1410 residierte. Im Eingangsbereich sind noch wenige originale Reste des ehemaligen Palastes sichtbar.
Der Name Bellesguard (schöne Sicht) kommt von der schönen Aussicht, die der König von diesem Ort aus hatte.
Der Palast zerfiel und erst 500 Jahre später errichtete Gaudí an derselben Stelle zwischen 1900 und 1909 das aktuelle Gebäude.
Das Haus war der Auftrag von Maria Sagués, Witwe des erfolgreichen Mehlhändlers Jaume Figueras, von dem man noch heute Spuren in Barcelona findet. Zum Beispiel an der Pasteleira Escribá auf den Ramblas (‘Antigua Casa Figueras’ heißt es hier noch!). Maria Sagués selber verstarb kurze Zeit nach dem Einzug in das Haus.
Gaudí verweist in dem Bau an die für Katalonien sehr glorreiche Zeit des 14. bis Anfang 15. Jahrhunderts und deshalb ist der Bau auch in einem eher mittelalterlichen Stil erbaut. Auch die Mosaike am unteren Teil der Fassade um den Eingang herum verweisen auf den Aufstieg und Zerfall der katalanischen Vorherrschaft im Mittelmeer.
Während des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939 diente es als Waisenhaus und seine Holzmöbel wurden als Heizmaterial verbrannt.
1944 wurde das Grundstück von der Familie Guilera erworben, die darin eine Klinik für Onkologie und Gynäkologie errichtete und bis 2018 auch da wohnte.
Im Jahr 2018 verkaufte es die Familie Guilera für 30 Millionen Euro an die Versicherungsgruppe Catalana Occidente. Schon ab 2013 konnte man das Haus an gewissen Tagen besichtigen, doch erst seit 2018 wird das Haus ausschließlich für Besichtigungen und Veranstaltungen genutzt.
Offizielle Webseite des Torre Bellesguard (Englisch): bellesguardgaudi.com
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner.