Museo dell’Opera del Duomo
Museo dell’Opera del Duomo
Das Dommuseum in Florenz
Ein kleiner Schatz
Das Museo dell’Opera del Duomo wird oft unterschätzt. Dabei finden sich in diesem viele Originalwerke, die dem Dom oder dem Baptisterium aus Sicherheitsgründen entnommen wurden. Für uns ein kleiner Geheimtipp, den man nicht verpassen sollte, wenn man an der Dom-Geschichte interessiert ist!
Meine Bewertung:
Positiv:
Sehr gute Veranschaulichung der Kuppelkonstruktion und viele Kunstwerke erstklassiger Künstler wie Donatello oder Michelangelo.
Negativ:
Manchmal ist es fast “zu viel des Guten”, also zu viele Skulpturen hintereinander.
Tipp:
Die Eintrittskarte gibt es nur als Kombiticket mit dem Baptisterium. Besuche zuerst das Museum und dann erst das Baptisterium, um vor Ort ein besseres Verständnis zu haben.
Zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 | Céline & Susi
Dommuseum Florenz
Ticket
Alles wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Man sollte sich von dem äußeren Erscheinungsbild des Museums nicht täuschen lassen! Im Inneren gibt es große Säle, die so viele Werke beinhalten, dass man sich Stunden in diesem aufhalten könnte, ohne sich zu langweilen.
Auf insgesamt drei Ebenen verteilen sich originale Schätze rund um die Kathedrale, die Kuppel, der Taufkirche und den Glockenturm. Es gibt sogar eine Aussichtsterrasse mit wunderbarem Blick auf die Kuppel, die leider zu meinem Besuch (Oktober 2021) aus unbekanntem Grund geschlossen war.
Den Eingang, den wir heute benutzen, um ins Museum zu kommen, gab es schon im 15. Jahrhundert. Es war der Eingang, den auch Michelangelo, der hier an “seinen” David gearbeitet hat, und Filippo Brunelleschi, der hier sein Hauptquartier hatte, nutzen. 1891 wurden die Arbeitssäle und das Kunstdepot schließlich zu einem Museum.
Welche Highlights
gibt es?
Im Erdgeschoss liegt der Paradiessaal (“Sala del Paradiso”) in der sich die Fassade der antiken Kirche Santa Reparata sowie die nie verwirklichte erste Fassade der Santa Maria del Fiore, die 1587 abgebaut wurde, befinden. Der Name “Paradies” ist bewusst gewählt. Er soll auf das Paradies der Christen, den Himmel, das Reich nach dem Leben auf der Erde hinweisen.
Außerdem ist in diesem Saal die “Porta del Paradiso” (1452), die Original-Bronzetür des Baptisteriums von Lorenzo Ghiberti, die auf ihren zehn Tafeln Geschichten aus dem Alten Testament erzählt, zu finden. Neben dieser steht links die originale Südtür (von Andreas Pisano, 1336) des Baptisteriums mit Szenen aus dem Leben von Johannes des Täufers und rechts die Nordtür (von Lorenzo Ghiberti, 1424), die Geschichten aus dem Neuen Testament darstellt.
Überall stehen Skulpturen, große und kleine, sodass man gerne eine der Bänke in Anspruch nimmt, um diese in Ruhe zu betrachten. Wem hier zu viel los ist: Im ersten Stock gibt es einen Balkon, der einen wunderbaren Überblick über den Paradiessaal gibt!
Neben den vielen Marmorskulpturen, Sarkophage, Steinreliefen mit Mosaik-Mustern, ist mir die “Madonna mit dem Kind” aufgefallen, die Augen aus Glas hat. Die Glasaugen sollten nach Wunsch des Künstlers die Figur lebendiger machen und in der Tat, waren es auch diese, die meinen Blick gefangen haben.
Die Skulptur wurde zwischen 1300 und 1310 von Arnolfo di Cambio und seinen Helfern angefertigt. Gedacht war sie ursprünglich als Teil der Domfassade, die 1587 aber abgerissen wurde, um Platz für die neue Fassade zu machen.
Im ersten Stock des Museums gibt es neben der Glockenturm-Galerie oder der Kanzel von Donatello (Sala della Canzorie) auch einen Saal, der den Silberaltar (frühe Renaissance) des Baptisteriums beherbergt. An diesem Meisterwerk aus 200 kg Silber, haben viele Goldschmiede aus Florenz 100 Jahre lang gearbeitet. Zu sehen sind auf diesem Ereignisse aus dem Leben von Johannes des Täufers.
Spätestens wenn man die “Galleria della Cuppola” (auch im ersten Stock) betritt, weiß man, warum sich der Besuch dieses Museums lohnt! Hier wird detailliert und verständlich beschrieben, wie das Technik-Genie Brunelleschi, eigentlich ein Goldschmied, es geschafft hat, eine Kuppel über das Loch von 45 Metern Durchmesser zu konstruieren.
Sein Plan: Die Kuppel soll aus zwei Kuppelschalen bestehen, eine innere, die im Dom und eine höhere, die von außen sichtbar ist. Mit Modellen und einem kurzen Video wird seine Idee und die Umsetzung so verständlich erklärt, dass man fortan, die Kuppel, dem Wahrzeichen von Florenz, nicht nur bewundern, sondern auch mit Hintergrundwissen betrachten kann.
Top Tipp
Die Pietà von Michelangelo
Gehen wir für einen Schwenker noch einmal ins Erdgeschoss. Denn heir befindet sich ein wichtiges Werk: die Pietà von Michelangelo.
Ja, eine Zweite, jüngere. Die ältere Pietà, die zwischen 1498 und 1499/1500 entstanden ist, steht im Petersdom in Rom. Aber lasst euch nicht verwirren! Die Pietà, die hier ausgestellt ist, sieht ganz anders aus! Eine andere Komposition und andere Figuren. Und trotzdem ist es eine Pieta!
Denn “Pieta” bedeutet Marias als Mater Dolorosa – und das kann in verschiedenen Formen stattfinden. Es ist auf jeden Fall die vorletzte Skulptur Michelangelos. Er hat 1547 damit begonnen und sie 1555 aus Wut auf den fehlerhaften Marmor zu zerstören versucht.
Es war Cosimo III de’ Medici, der die Statue wieder zusammenbauen ließ, um sie in der Basilika San Lorenzo aufzustellen. Dort blieb sie aber nicht lange, denn nur ein Jahr später wurde sie in die Kathedrale verlegt, bis sie eben ins Museum gebracht wurde, wo sie heute noch bewundert werden kann. Die Pietà hat unglaublich viel Ausdruck und Kraft. Sie zeigt sogar den Künstler selbst, wodurch dieser wohl seinen tiefen Glauben zum Ausdruck bringen wollte: Michelangelos Gesicht spiegelt sich in der stehenden Figur Nikodemus wider, die Christus festhält. Nikodemus war einer der beiden Männer, die den Körper Jesus’ vom Kreuz genommen haben.
Das Dommuseum
zur Geschichte
Das Gebäude, in dem sich heute das Museum befindet, wurde schon von Michelangelo benutzt, der dort den berühmten David angefertigt hat, der heute in der Galleria dell’Accademia zu bewundern ist. Nebenan hatte Brunelleschi seine Werkstatt.
Die “Opera del Duomo” war während des Baus der Kathedrale Santa Maria del Fiore, dem Glockenturm und dem Baptisterium für deren Umsetzung verantwortlich. Nach der Fertigstellung der Kathedrale 1436 bestand die Aufgabe darin, die drei Bauwerke sowie deren Kunstwerke zu erhalten. Deshalb wurde 1891 das Museum eröffnet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither hat es sich stets vergrößert, um Platz für weitere Werke zu schaffen. 2015 wurde das Museum renoviert, sodass es sich nun auf 6.000 Quadratmeter Fläche, 3 Ebenen und in 28 Räume aufteilt.
Im Museum sind primär Werke ausgestellt, die jene Künstler ehren, die beim Dombau mitgewirkt haben: von Michelangelo über Donatello, Brunelleschi und Ghiberti bis hin zu Arnolfo di Cambio, dem ein Großteil der Werke im Erdgeschoss zugeschrieben werden kann. Neben originalen Elementen der (alten) Fassade, Marmor-Skulpturen oder vergoldeten Toren sind im Museum auch sakrale Kunst, wie Reliquien und Kreuze zu finden. Auch Funstücke aus antiken Tempeln, die man zwischen 14. und 16. Jahrhundert für den Bau der Kathedrale ausgegraben hat, haben in hier ein neues Zuhause bekommen.
Offizielle Website des Dommuseum (IT/EN): www.duomo.firenze.it
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan.