Hotel de la Marine
Hotel de la Marine
Hôtel du Garde-Meuble
Hotel de la Marine Paris
Das Hôtel de la Marine wurde zwischen 1757 und 1774 vom Ange-Jacques Gabriel errichtet. Ursprünglich befand sich hier das Büro, das die Einrichtung aller königlichen Anwesen verwaltet. Deswegen hieß es früher „Hôtel du Garde-Meuble“.
Nach der Französischen Revolution wurde hier das Ministerium der französischen Marine untergebracht. Diese blieb hier auch bis 2015. Zwischen dem Jahr und 2021 wurde es renoviert und steht uns nun zum Besuch zur Verfügung!
Was kann man hier sehen? Unter anderem die restaurierten Gemächer des Königs Marc-Antoine Thierry de Ville-d’Avray (18. Jahrhundert) oder auch Salons, Büros und Kammern, die von dem Ministerium genutzt wurden. Auch die Al-Thani-Sammlung, die aus internationalen Kunstwerken aus der Sammlung von Scheich Hamad bin Abdullah Al Thani zeigt, wird hier präsentiert.
Meine Bewertung:
Positiv:
Du liebst Glanz und Gloria, Gold und Ornamente? Dann ist dieses Museum genau das richtige für dich!
Negativ:
4 verschiedene Ticketpreise, bei denen man - je teurer - immer mehr sehen kann. Schade, dass es einem so kompliziert gemacht wird. Wir klären euch auf!
Tipp:
Im Ticket enthalten: die verschiedenen Audioguides! Nutzt ihn!
Zuletzt aktualisiert: 20.09.2024 | Céline & Anne
Hotel de la Marine Paris
Tickets
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Der Besuch ist eine Reise ins 18. Jahrhundert. Damals befanden sich hier die Gemächer der Oberaufseher über die königlichen Möbel und Einrichtungsgegenstände (Garde-Meuble de la Couronne). Sie waren für Auswahl, Kauf, Einrichtung und Instandhaltung zuständig, darüber hinaus kümmerten sie sich auch um Waffen, Rüstungen und die Kronjuwelen.
Deswegen kann man zum einen die Salons (also den Arbeitsbereich) und die Loggia des Hotels sehen (Preis 9 Euro). Oder man stockt das Ticket auf und kann dann auch einen Blick hinter die Kulissen werfen: wie haben die Intendanten eigentlich hier gelebt (Preis 17 Euro)! Denn auch die Schlaf- und Badezimmer, Empfangsräumen, Speisesälen waren reich dekoriert! Du kannst Betten, Schränke, Tische, Stühle und vieles mehr bestaunen – eine Mischung aus den königlichen Palästen und der Ausstattung, welche die Intendanten für die von ihnen selbst bewohnten Räumlichkeiten in Auftrag gaben. Darunter befinden sich einzigartige Werke des Tischlers Jean-Henri Riesener.
Es gibt nicht nur viel zu sehen, sondern auch gehörig was auf die Ohren. Im Ticket inklusive ist nämlich ein Audioguide auf dem neuesten Stand der Technik, mit dem das lästige Eingeben von Nummern komplett entfällt. Sobald man einen Raum betritt und abhängig davon, in welchem Teil man sich aufhält, spielen die Audiokommentare automatisch ab.
Verschiedene historische Persönlichkeiten, die hier gelebt und gearbeitet haben, erzählen aus der Ich-Perspektive, unter anderem die ersten beiden Intendanten, Pierre-Elisabeth de Fontanieu (1731-1784) und Marc-Antoine Thierry, Baron de Ville d’Avray (1732-1792) spannende Anekdoten. Überarbeitet waren die Guten wohl nicht, denn de Fontanieu vergnügte sich oft mehrere Stunden am Tag mit seinen Mätressen und ließ extra dafür ein Spiegelkabinett, bemalt mit nackten Damen, einrichten. Die wir heute leider nicht mehr bewundern können, denn die Frau seines Nachfolgers fand diese so obszön, dass sie sie mit niedlichen Putten übermalen ließ…
Das Spiegelkabinett ist allerdings nichts im Vergleich zu den verspiegelten Wänden im Empfangssalon, die stark an das Schloss Versailles erinnern. Kein Wunder, denn wie im Palast des Königs vor den Toren von Paris war auch hier sein erster Architekt, Ange-Jacques Gabriel, am Werk. Jeden ersten Dienstag im Monat gewährte man den Bürgern von Paris Einlass, damit sie die prächtigen Möbel, aber auch Waffen und wissenschaftliche Gegenstände aus dem Besitz des Königs bewundern konnten.
Im folgenden, kleineren, Diplomatensalon wurde im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben: Hier steht der Schreibtisch des Unterstaatssekretärs der Marine, Victor Schœlcher, an welchem er 1848 das Dekret zur Abschaffung der Sklaverei unterzeichnete.
Über ein Durchgangszimmer gelangt man auf die Loggia, mit 12 imposanten korinthischen Säulen, die einen schönen Ausblick auf den Place de la Concorde bietet. Flachreliefs an der Decke zeigen Landwirtschaft, Handel, Musik, Kunst und die Gleichheit aller Menschen. Das Schachbrettmuster des Bodens gleicht dem des Trianons in Versailles.
Hotel de la Marine
Zur Geschichte
Beginnen wir mit dem prestigeträchtigen Standort des Museums: die Stadt Paris fasste 1748 den Plan, ein Reiterstandbild zu Ehren von Louis XV. zu errichten. Das konnte natürlich nicht irgendwo aufgestellt werden. Ein neuer Platz musste her, mindestens dem Place Vendôme ebenbürtig. Der König selbst war offensichtlich gar nicht so begeistert von der Idee, denn erst nach langem Zögern gab er widerwillig ein Stück Sumpfland neben den Tuilerien dafür her. Zwei Architekturwettbewerbe zur Gestaltung eines Ehrenplatzes ergaben keinen Entwurf, der dem König gefiel. Nach fünf Jahren konnte sein erster Architekt ihm endlich einen Plan vorlegen, der seine Zustimmung fand. Dazu gehörte auch die Errichtung zweier Zwillingspaläste im Norden und die Öffnung zur Seine im Süden sowie zu den Champs-Elysées im Westen. So entstand der Platz, wie wir ihn heute kennen. Die Place de la Concorde.
Ab 1765 beherbergte der östliche der beiden Paläste das Garde-Meuble Royal, nur zwei Jahre später wurde auch der andere Teil dafür in Beschlag genommen.
Am 13. Juli 1789 beschlagnahmten die Revolutionäre die in der Waffenkammer ausgestellten Waffen. Am nächsten Tag holten sie Munition aus der Bastille. 1792 fiel ihnen das Reiterstandbild auf dem nun „Place de la Révolution“ genannten Ort zum Opfer. An seiner Stelle errichteten sie die Guillotine, mit der am selben Tag Ludwig XVI. und einige Monate später Königin Marie-Antoinette enthauptet wurden. In der Nacht des 16. September stahlen Diebe die Kronjuwelen im Wert von fast 30 Millionen Francs aus dem Hôtel de la Marine. Auch ein Teil des Mobiliars ging verloren, wurde versteigert oder einfach verbrannt.
Nach der Revolution gab es keine royalen Herrschaftssitze mehr, die mit Möbeln ausgestattet werden mussten. Dennoch entstand die Institution unter dem Namen Garde Meuble des Consuls neu, wenngleich an einem anderen Ort. Heute heißt sie Mobilier National und ist immer noch für die Einrichtung des Élysée-Palasts und anderer nationaler Institutionen zuständig.
Während des Zweiten Weltkriegs hinterließen auch Deutsche ihre unrühmlichen Spuren: Der Innenhof ist nach dem Marinekommandanten Honoré d’Estienne d’Orves benannt, den die Wehrmacht 1941 im Rahmen einer Vergeltungsaktion erschoss. 1944 besetzte die deutsche Marine die Gebäude, trotz erbitterter Gegenwehr (die heute noch sichtbaren Löcher in den hölzernen Fensterläden dienten als Schießscharten).
Seit dem Auszug des Marineministeriums im Jahr 2015 wird das Gebäude vom Centre des monuments nationaux verwaltet. Mit einer groß angelegten Renovierung von 2017 bis 2021 versetzte man die Räumlichkeiten wieder in den Zustand des späten 18. Jahrhunderts. Das Abtragen von bis zu 18 (!) Farbschichten legte Originalmalereien frei. Wo Vorhänge und Tapeten nicht mehr die ursprüngliche Patina aufwiesen, arbeitete man mit Materialien und Techniken der damaligen Zeit.
Das sorgfältig geführte Inventar ermöglichte die Identifikation vieler Original-Möbel und -stoffe, welche dann aus dem Armeeministerium, dem Musée du Louvre, dem Musée des Arts Décoratifs (MAD), der Cité de la Céramique de Sèvres, dem Mobilier National, dem Centre national des arts et métiers (CNAM), dem Schloss Versailles, dem Centre national d’art plastique (CNAP) und der Banque de France zusammengetragen wurden. Schenkungen oder Leihgaben von Nachkommen der Intendanten und weiteren Privatpersonen vervollständigten die Sammlung.
Am 10.6.2021 wurde das Musée de la Marine von Präsident Emmanuel Macron feierlich eröffnet. Also noch gar nicht so lange her…
Die Privatsammlungen: Al Thani Collection
Die Kunstwerke, die im Hotel de la Marine in regelmäßig stattfindenden Ausstellungen gezeigt werden, sind Eigentum der Al Thani Collection Foundation. Diese decken einen Zeitraum von der Antike bis zur Gegenwart ab. Die Stiftung unterstützt dabei künstlerische Initiativen, die den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen würdigen.
Bevor das Hotel de La Marine eröffnete, war die Sammlung immer auf Reisen: zum Beispiel im Metropolitan Museum of Art in New York, dem Victoria and Albert Museum in London, dem Hermitage Museum in St. Petersburg und dem Nationalmuseum in Tokio.
Die derzeitige Ausstellung nennt sich „La couleur parle toutes les langues. Œuvres choisies de la Collection Al Thani“ (Die Farbe spricht alle Sprachen. Ausgewählte Werke aus der Al Thani-Sammlung) und kann nun für ein Jahr vom 3. Oktober 2024 bis 5. Oktober 2025 hier betrachtet werden.
Offizielle Webseite des Hotel de la Marine (FR/EN): www.hotel-de-la-marine.paris
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz.