Santa Maria Gloriosa dei Frari
Santa Maria Gloriosa dei Frari
Santa Maria Gloriosa dei Frari
Die Kirche dei Frari
Die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari ist ein wunderschönes Werk gotischer Architektur und wird als eine der zwei größten und bedeutendsten gotische Sakralbau in Venedig gezählt. Sie beherbergt außerdem Werke von Tizian und Bernini, das Grabmal Tizians und ein Denkmal für Canova.
Die Kirche befindet sich im Stadtteil San Polo.
Seit 1926 trägt sie den Ehrentitel Basilica Minor.
Meine Bewertung:
Positiv:
Diese Kirche kann mit dem Markusdom mithalten. Man findet große Kunstwerke, Dogen haben sich hier bestatten lassen und es gibt 2 tolle Künstler-Grabmäler.
Negativ:
Sie kostet Eintritt, aber 5 Euro sind noch ok.
Tipp:
Holt euch für 2 Euro den Audioguide, den es natürlich auch auf Deutsch gibt. Es lohnt sich!
Zuletzt aktualisiert: 12.02.2024 | Céline
Santa Maria Gloriosa dei Frari
Tickets
Alles wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Es ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit einem einschiffigem hohen Querhaus. 6 kleine und eine große Chorkapelle vervollständigen den Grundriss. 12 mächtigen Säulen – die Anzahl der Apostel – stützen die Decke der Kirche – also den Himmel. Die Kirche ist fast 80 m lang und 30 m breit.
Wenn man eintritt, fällt einem vielleicht zunächst die Chorschranken im Joch vor der Vierung auf. Blick man durch diese hindurch, sieht man schon das erste Highlight der Kirche:
Die „Mariä Himmelfahrt“ von Tizian.
Aber auch Tizians „Palo Pesaro“ ist absolut sehenswert.
Aber auch Bellini ist hier zugegen: Er schuf das Triptychon für den Altar der Sakristei. Es gibt das Grabmal für Tizian, das Denkmal für den Bildhauer Antonio Canova und vieles mehr…
Mariä Himmelfahrt
von Tizian
Die am 19. Mai 1518 an den Hochaltar angebrachte “Mariä Himmelfahrt” von Tizian ist entsprechend groß. Denn sie musste von überall gesehen werden: 6,90 m hoch und 3,60 m breit. Dadurch ist sie das größte Altargemälde der Stadt und auch das größte Werk, dass Tizian je malte.
Das Werk ist in drei Ebenen unterteilt. Die erste Ebene stellen die Apostel dar. Sie bilden einen Block, der auf der Erde steht. In der zweiten Ebene sehen wir Maria wie sie schon über den Köpfen der Apostel schwebt. Sie wird von Engeln und einer Wolke emporgetragen. Ihr Haupt befindet sich schon in dem Leuchtkranz der dritten Ebene des Gottvaters – in der glorreichen Ebene.
Die Komposition ist volle Dynamik und Bewegung und Tizian nutze neue „Kunstgriffe“ in diesem Werk – die räumliche Weite wird nämlich ohne viel tatsächliche Perspektive erzeugt. Das macht er zum Teil durch das Legen eines Fokus. Alles, was dem Betrachter nah ist, ist etwas unschärfer ausgeführt – die erste Ebene. Die Zweite und Dritte aber sind etwas „schärfer“ gemalt.
Darüber hinaus stehen die unteren Personen im trüben Licht, während alles weiter oben hell erleuchtet ist.
Pesaro Madonna
von Tizian
Von Tizian stammt auch das Gemälde „Palo Pesaro“ (Die Pesaro Madonna oder Madonna di Ca‘ Pesaro). Diese Madonna wurde von Jacopo Pesaro in Auftrag gegeben für die Kapelle, die er in Frari 1518 kaufte. Jacopo war Bischof von Paphos auf Zypern und wurde vom Borgia-Papst Alexander VI. zum Befehlshaber der päpstlichen Flotte ernannt. Deswegen konnte er sich auch so etwas lesten. Ob er etwas mit der Ca’Pesaro zu tun hat, müssen wir noch klären.
Das Besondere an diesem Werk ist, dass die Maria mit Kind nicht im Zentrum steht. Sie sitzt rechts, erhöht auf dem Sockel einer Säule (Madonna della Scala/Madonna der Treppe). Stattdessen ist der heilige Petrus (strahlend im blauen Gewand und von oben beleuchtet) im Zentrum und stellt Pesaro der Madonna vor, der links im Bild mit dunklem Gewand kniet.
Tizian brach mit diesem Altarbild eine jahrhundertelange Tradition, die immer die Andachtsfiguren in die Mitte des Gemäldes setze. Und trotzdem werden durch Dialoge und dreieckige Prinzipien die Augen des Betrachters immer zur Madonna gelenkt. Und die Hierarchie ist damit wieder hergestellt.
Interessanter Fakt: Tizians Frau stand Modell für diese Maria.
Und auch die (männliche) Familie des Stifters ist im Bild anwesend – sie knien ebenfalls regungslos im Bild, während alle anderen heftig gestikulieren.
Triptychon der Sakristei
von Bellini
Ein weiteres interessantes Kunstwerk stammt von Giovanni Bellini. Er schuf das Triptychon, für den Altar der Sakristei: Zu sehen sind „Madonna mit Kind zwischen den hl. Petrus, und Nikolaus, Benedikt und Markus“ von 1488.
Giovanni Bellini verbrachte, abegesehen von einigen Reisen, sein ganzes Leben in venedig. Er stammte aus einer Richtigen Malerfamilie, denn sein Stiefvater war ebenfalls Maler (Jacopo Bellini) und sein Bruder ebenfalls (Gentile Bellini). Sein Schwager war außerdem Andrea Mantegna! Das kann sich sehen lassen. Unser Giovanni Bellini ist aber von den drei Bellinis wahrscheinlich der talentierteste gewesen… Seine Gemälde wie „Porträt des Dogen“, mit den Schneckenknöpfen, ist einmalig und befindet sich heute in der National Gallery, London. Oder auch seine „Madonna mit Kind und hl. Johannes der Täufer, Maria Magdalena, Georg, Petrus und einem Stifter“ ist eines der Meisterwerke im Louvre.
Weitere Details der Kirche, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind der Altar der Reliquien. Er ist auffällig und reich geschmückt. Und dann sind a noch die Grabmäler und Denkmäler…
Das Grabmal
für Tizian
Wir finden hier das Grabmal für Tizian, das von Kaiser Ferdinand I. von Österreich gestiftet wurde. Es wurde zwischen 1838 und 1852 von zwei Canova-Schülern erbaut. Anmerkung: Tizian verstarb schon 1576 – es wurde also sehr lange danach geschaffen. Warum aber wurde das Grabmal erst 150 Jahre später angefertigt?
Tizian selbst hatte sich die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari als Begräbnisstätte ausgesucht. Als Bezahlung bot er den Franziskanern ein Bild der Pieta an. Aber es kam zu Streitigkeiten darüber. Tizian war beleidigt oder wurde nicht zugelassen – wir wissen es nicht – und suchte deswegen seinen Geburtsort als Begräbnisort aus.
Dann starb er mit ca. 77 Jahren im Jahr 1576 an der Pest, die zu der Zeit in Venedig wütete. Er war angeblich das einzige Pest-Opfer, dass kirchlich beigesetzt wurde (Sicherheitsgründe). Und zwar doch hier in der Kirche.
Ferdinand von Österreich wollte Tizian später wohl ehren, da dieser bis dahin „nur“ ein einfaches Grab ohne Gedenkinschrift hatte und gab den Auftrag zu diesem Grabmal.
Und dieses Grabmal kann sich sehen lassen – es wurden wirklich keine Kosten und Mühen gescheut. Aber seht es euch selbst an….
Das MAUSOLEUM
FÜR CANOVA
Dann haben wir hier auch noch das Denkmal für den Bildhauer Antonio Canova († 1822). Leider haben wir derzeit kein Foto zur Hand.
Aber sucht nach einer Pyramide mit der nicht zu übersehenden Aufschrift Canova. Die Tür ist offen, aber wir dürfen nicht hinein. Eine verschleierte Frau trägt eine Art Urne und geht auf diese Tür zu. Ist das etwa die Urne, in der das Herz Canovas liegt? Oder ist das nur die Andeutung, dass diese Urne bereits im Inneren steht.
Die Kirche dei Frari
zur Geschichte
Gegen 1250 begannen Franziskaner mit dem Bau einer kleinen Kirche, die sie Santa Maria de‘ Frati Minori („Santa Maria von den minderen Brüdern“) nannten.
1340 wurde diese aber wieder abgerissen und ein Neubau geschaffen, da die ehemalige 40 Meter lange Kirche nicht mehr ausreichte.
1361 wurde die neue Apsis fertig, 1396 wurde der Campanile fertig.
1468 erhielt die Kirche ihre mit vierzehn Reliefs verzierten Chorschranken im Joch vor der Vierung.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Fassade fertiggestellt. Sie ist fast schlicht im Vergleich zu anderen Kirchenbauten: Sie besteht aus Backstein und ist mit geschwungenen Giebeln geschmückt. Das Portal wird von drei Skulpturen bekrönt: des Erlösers von Alessandro Vittoria (1581) auf der mittleren Spitze, des heiligen Franziskus und einer Madonna mit dem Kind aus der Werkstatt des Bartolomeo Bon. Dieser entwarf auch die Porta Della Carta am Dogenpalast.
Offizielle Webseite der Kirche Frari (DE): www.basilicadeifrari.it/
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024