Dos and Don’ts
Venedig Touristenfallen
Dos and Don’ts
Venedig Touristenfallen
Von Touristenfallen, Hochwasser und mehr
Dos and Don’ts in Venedig
Venedig ist ein beliebtes Ausflugsziel. Und wir können das natürlich sehr, sehr gut nachvollziehen! Wir wollen euch auch gar nicht vom Besuch abhalten – wer wären wir! Und schließlich gibt es ja auch diese Webseite.
Aber wir möchten euch auf ein paar Punkte aufmerksam machen. Euch die Augen öffnen und Tipps an die Hand geben.
Und wenn wir von Touristenmassen reden oder davon, dass die Stadt überfüllt ist, dann wollen wir euch nicht von der Reise abhalten. Aber es ist nun mal so, dass Venedig seine Probleme mit dem Tourismus hat. Dabei geht es meist auch nur um die sogenannten Tagestouristen, die mit den großen Schiffen ankommen. Und das hat sich seit Covid, ja ein wenig gebessert.
Anyhow: was wir sagen wollen, besucht Venedig, seid aber nicht überrascht, wenn es voll ist und haltet euch an ein paar Regeln, damit die Einheimischen nicht so sehr überrannt werden.
Dazu soll dieser Artikel euch vor Touristenfallen warnen und euch Tipps zu den Themen Tauben füttern, Hochwasser und Co. geben!
Viel Spaß beim Lesen und in Venedig 😉
Inhalts-
verzeichnis
Venedig ist klein
Die Einwohnerzahl
Venedig ist anders. Venedig ist klein, und oft voller Touristen. Es soll nun eine Art Eintrittsgeld erhoben werden. Wie ein Eintrittsgeld für einen Freizeitpark…
Aber damit will die Stadt ihre Einwohner einfach nur schützen. Denn in diese Hinsicht haben sie ein echtes Problem.
Die Einwohnerzahl auf den Inseln des historischen Stadtteils (Das Festland wird auch zu Venedig gezählt – dann sind es 251.944 Stand 2022) ist unter die 50.000er-Marke gesunken – 49.940, um genau zu sein (Stand Sept 2022).
Als das passierte, ist ein Aufschrei durch die Presse gegangen. Hier einige Stimmen:
Zitat Euronews: „Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass das historische Zentrum von Venedig seit den 50er-Jahren etwa 125 000 Einwohnerinnen und Einwohner verloren hat.“
Zitat FAZ: „Am vergangenen Mittwoch lebten nach Erhebungen des Rathauses genau 49.997 Menschen im historischen Zentrum. Vor 20 Jahren waren in der Altstadt 64.000 Einwohner gezählt worden, 2012 waren es nur noch 58.200.“
Zitat Wiki: „Auf dem Festland, der Terraferma, zählte die Stadt 2019 179.794, im Centro Storico 52.996, in der Lagune (Estuario) 27.730 Einwohner, insgesamt 260.520.“
Venedig habe mehr Hotelbetten als Einwohner, heißt es außerdem.
Wer sich auf einen Venedig freut und noch nie dort war, der kann es vielleicht nicht verstehen, aber spätestens, wenn er die Menschenmassen sieht, die sich über die Rialtobrücke schieben, wird es verstehen. Venedig gleicht einem Freizeitpark. Überall sieht man Touristen.
Das ist in erster Linie ja nichts Schlechtes, denn Touristen bringen Geld und die, die die Kultur und die Menschen dort wertschätzen, sind auch gerne gesehen. Aber unter diesen gibt es natürlich auch immer wieder welche, die die Einheimischen verärgern, die gewisse Regeln nicht beachten und Traditionen nicht schätzen.
Die Stadt ist kein Disneyland, sie ist das Zuhause von Menschen, die hier arbeiten, leben, alt werden. Und die sich zurecht manchmal zur Seite gedrängt fühlen. Unter dem Motto „Enjoy Respect Venezia“ gibt es gewisse Verhaltensregeln, die von eigenen Aufsichtspersonen kontrolliert werden. Das mag übertrieben klingen, ist es aber leider nicht. Denn nicht alle respektieren die Stadt, so wie man es sich wünschen würde. Hier geht es zu der offiziellen Webseite der Stadt, die dieses Motto vorstellt.
Und deswegen möchten auch wir euch mit dieser Dos and Don’ts einmal zeigen, was zu beachten ist und worüber sich die Einheimischen vielleicht freuen…
Hinweis
Müll & CO
Ok, Müll einfach auf die Straße zu werfen – das ist etwas, dass man generell nicht tun sollte. Aber in der Lagunenstadt Venedig ist das ein großer Fauxpas. Und es wird auch mit hohen Geldstrafen begleitet.
Denn das Ökosystem Venedigs steht ohnehin schon auf wackeligen Beinen. Erinnert euch nur an die Vor-Coronazeit: viele, viele Cruises verschmutzen immer mehr die Lagune, und als alles ruhig um Covid war, kamen die Delfine sogar wieder zurück in die Lagune.
Das Absinken der Stadt wurde auch schon durch eine Skulptur verdeutlicht, die es aber nun leider nicht mehr gibt: eine weiße, riesige Kinderhand stütze von 2017 die Fassade eines Hotels, mit dem aus dem Wasser ragenden Arm. Diese Skulptur war ein Werk des Künstlers Lorenzo Quinn, der heute mit den Arbeiten Building Bridges und Baby 3.0 zu finden ist.
Das Problem ist, dass es oft nicht genügend Mülleimer auf den öffentlichen Plätzen und in den Gassen gibt. Daher werden einfach Ecken und Hofeinfahrten genutzt, den Müll abzulagern.
Bitte: nehmt euren Müll bis zur nächsten Möglichkeit mit!
Sitzen
und liegen
Man darf sich tatsächlich nicht einfach irgendwo auf Treppenstufen oder Sockel setzen. Auch das wird mit einem Bußgeld geahndet.
Das hat einen einfachen Grund: wenn Menschen sich auf die Treppen einer Kirche oder eines Gebäudes setzen, dann versperren sie anderen den Weg. Zudem hinterlassen sie oft einfach ihren Müll. Wir würden auch nicht wollen, dass vor unserer Haustüre jemand sitzt und sein Panino isst, oder? Also sollten wir es in Venedig auch nicht tun!
Auch, wenn es vielleicht gerade keine Sitzbank in Sichtweite gibt, es gibt sie – vor allem in den Parkanlagen! Und, dass man auf Skulpturen und Statuen nicht sitzen sollte, weil es eine Kunst ist, die man bewahren soll, spricht für sich.
Ihr findet deswegen überall in der Stadt entsprechende Schilder! Die Stadt hat inzwischen sogar eigenes „Security-Personal“, die Besucher daran erinnert, Venedig zu respektieren, und sitzende Menschen auffordert, eine Bank zum Ausruhen aufzusuchen.
Essen:
Teuer oder lokal
Mit unseren Tipps zu den Restaurants hast du schon mal ein paar Adressen an der Hand, die dir das Essen der italienischen Küche schmackhaft machen. Hier aber noch einmal alle wichtigen grundsätzlichen Tipps, was es zu dem Thema Restaurants benötigt:
Googel Bewertungen: Muss man teilweise mit Vorsicht genießen. Denn auch wenn manch ein Tourist einen Service gut findet, heißt es nicht, dass es dort auch die Einheimischen hintreibt. Andersherum: sollte ein Lokal etwas schlechter bewertet sein, dann heißt das nicht, dass es auch schlechter ist. Denn meist sind es alte, urige, vielleicht auch etwas in die Jahre gekommene Lokale, die das echte Venedig im Hinblick auf Essen zeigen, aber für unseren modernen Geschmack (optisch) nicht infrage kommen.
Uhrzeiten: Geht nicht um 18/19 Uhr essen – die Einheimischen essen sehr viel später! Den Tipp geben wir auch in Barcelona: ist ein Lokal um 18 Uhr voll, denn sind es größtenteils Touristen. Ist ein Restaurant um 20/21 Uhr voll, dann wollt ihr auch dorthin – denn das sind die Einheimischen!
Bunte Speisekarten in 15 Sprachen mit vielen Bildern am Eingang: geht weiter.
Steht jemand vor der Tür und bitte euch hinein zum Essen: geht weiter.
Es ist übrigens normal, dass ihr 1-3 Euro pro Person für das “coperto” (Gedeck) bezahlt – das ist keine Abzocke.
Auf der Terrasse kann es bei manchen Restaurants, Cafes und Bars auch einen Aufpreis geben. Das müsste aber in der Karte angegeben sein.
Ergo: Alt und traditionelle und vielleicht „hässliche“ Lokale sind meist genau die, die ihr besuchen wollt. 😉
Achtsam sein
Hilfsbereit sein
Man sollte ein wenig auf seine Umgebung achten und nicht einfach nur sein Recht im Kopf haben. Sollte euch eine alte italienische Oma entgegenkommen – macht ihr Platz.
Sollte eine italienische Mama ihr Kind vom Kindergarten abholen und alle Hände voll haben, lasst sie vorbei.
Ein Auge offen zu haben für die Umgebung, erleichtert es den Menschen vor Ort. Da die Einwohnerzahl ohnehin von Jahr zu Jahr sinkt, ist das vielleicht für den einen oder anderen das Fähnchen an der Waage … unsere Susi hat zum Beispiel – sie kann aber auch italienisch – einem Opa mit den Einkäufen geholfen …
Hochwasser
& baden
Jetzt geht es um das Thema Wasser – auf zweierlei Weise!
Zum einen eine kleine Warnung für den Herbst: Gerade im Herbst kann es zu Hochwasser in Venedig kommen. Dieses flutet dann die kleinen Gassen der Stadt. Die Einheimischen kennen das. Sie packen dann die Gummistiefel aus, bauen Rampen in ihre Geschäftslokale und Wohnungen und warten, bis der Wasserstand wieder sinkt. Wir empfehlen euch, Gummistiefel einzupacken! Wer mag schon nasse Füße haben? Es gibt vor Ort aber auch praktische Plastiküberzieher – dann wird der Koffer nicht so schwer 😉
Und dann wäre da das Thema baden gehen im Sommer: Es klingt vielleicht einladend, dass Venedig aus Inseln und Wasser besteht, dennoch sind die Kanäle nicht fürs Schwimmen geeignet! (Ganz ehrlich – ich würde da nicht rein hopsen wollen, aber es gibt wohl Menschen, die das machen…)
Es gibt einen eigenen Lido (Strand), an dem man Baden und sich sonnen kann! Viel besser Idee!
Souvenirs:
Von Masken und Co.
Egal ob Venedig oder Rom, Barcelona oder Paris! Überall gibt es sie – Souvenirshops! Und die Qualität lässt meistens zu wünschen übrig.
In Venedig kann man gute Souvenirs kaufen – aber man muss wissen, wo. „Falsche“ Masken für 5 Euro oder weniger (Made in China) gibt es überall. Sucht lieber die kleinen traditionellen Läden mit den echten, teuren, in Venedig hergestellten Masken.
Die Maskenherstellung ist nämlich ein venezianisches Handwerk. Eine Kunst, die es seit Jahrzehnten gibt und eine unbezahlbare Qualität hat. Die Masken in den Läden zu fotografieren ist nicht gern gesehen bzw. verboten. In einigen Geschäften kann man 1 Euro zahlen, um die Masken zu fotografieren oder zu filmen – wie in einem Museum. Verständlich, denn irgendwie müssen die Läden auch überleben. Apropos Masken: wer will, kann selbst einmal tätig werden und einen Masken-Bemalungskurs buchen!
Auch die Glasschätze, wie Vasen, Ohrringe oder kleine Figuren, die man direkt bei den Glasbläsern auf Murano kaufen kann, können gar nicht gefälscht sein. Aber das kann man bei den vielen Souvenirshops auf der Hauptinsel nicht immer wissen.
Achtung:
Taschendiebe
Auch die Taschendiebe gibt es natürlich überall. Und sie sind meist an den üblichen Orten zu finden:
Wo man abgelenkt wird: hier in Venedig vor allem am Bahnhof St. Lucia, den Wasserbussen und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Also eigentlich überall, wo man abgelenkt wird.
Das Aussehen: Diese Diebe können jung bis alt, schick oder nicht sein. Jeder könnte ein potenzieller Taschendieb sein. Sie sehen meist unscheinbar aus, rempeln einen kurz an und zack ist der Geldbeutel weg. Auch kann es passieren, dass einem das Handy aus der Hand gerissen wird…
Im Restaurant solltet ihr auch aufpassen: Handtaschen auf den Schoß oder Rucksäcke an die Füße – nicht einfach an den Stuhl hängen. Handys nicht unbedingt auf dem Tisch liegen haben… Da gibt es viele Tricks, die europaweit angewendet werden.
Am Markusplatz
Tauben füttern
Die Tauben auf dem Markusplatz gehörten irgendwie dazu! Sie waren Fotomotiv, Spaß für die Kinder, wurden gefüttert. Aber sie bedeuteten Ärger für die Stadt und die Gebäude. Deswegen gibt es seit einiger Zeit hohe Strafen, wenn man die Tauben füttert. Und das kann einen 500 Euro kosten.
Das Verbot scheint geholfen zu haben – man sieht nun kaum noch Tauben in der Stadt.
Es soll aber angeblich Leute geben, die einem einfach Vogelfutter in die Hand drücken oder verkaufen – genau dann, wenn die Polizei in der Nähe ist. Was das für einen Vorteil für diese Personen bringt, kann ich nicht ersehen und ich habe es auch noch nie gesehen. Ich wollte es aber an dieser Stelle einmal erwähnen.
Der
Foto-Trick
Das habe ich zwar auch bisher nicht erlebt, aber es macht die Runde: Eine Gruppe bittet euch um ein Foto und irgendwie schaffen sie es, dass dir das Handy herunterfällt. Mmmmh: doof oder. Und dann wird natürlich Geld verlangt…
Zu unterscheiden, wer will wirklich ein Foto und wer will nur das, ist schwer zu sagen. Aber generell wird es euch auffallen: Da wo viele Menschen sind, da sind auch viele Fragen wie “Can you take a picture of us?”… Kann auch ohne Trick nervig sein. 😉
Unser Tipp:
Venedig für sich alleine
Venedig am frühen Morgen und am Abend:
Frühaufsteher und Nachtmenschen können ein ganz besonderes Venedig erleben.
Vor acht Uhr ist die Stadt leer. Und mit leer, meinen wir leer. 😀
Die ersten Sonnenstrahlen scheinen auf das Wasser, bringen es zum Glitzern und die Stadt beginnt schön langsam zu erwachen. Ab circa 9, halb 10, kommen dann die großen Massen mit den Bussen oder Schiffen. Venedig wird sehr gerne als Tagesausflugsziel von Caorle oder Lignano und Bibione genutzt. Die Menschen kommen am Vormittag und verlassen die Stadt am späten Nachmittag.
Ab 20 Uhr ist Venedig dann wieder ruhiger. Und man kann durch die Gassen schlendern und gemütlich ein Gläschen Aperol Spritz trinken und das Leben genießen.
Fazit
Wenn man diese Punkte im Hinterkopf hat, dann kann man in Venedig eine tolle Zeit verbringen und ein wenig die Einheimischen im Auge haben.
Grundsätzlich sollt ihr aber natürlich euren Ausflug nach Venedig genießen und habt ja kein schlechtes Gewissen, die Stadt zu besuchen!
Sie ist nun mal wunderschön und das ist der Grund, warum wir alle dort hinwollen!
Wenn ihr Venedig aber etwas „leerer“ sehen wollt, dann packt die Gummistiefel ein und besuche die Stadt von November bis Ostern 😀
Und wenn ihr nicht direkt in der Altstadt wohnen wollt, dann könnt ihr auch auf dem Festland in dem Stadtteil Mestre wohnen. Das hat den Vorteil, dass die Hotels etwas günstiger sind, es ist weniger auf Touristen ausgelegt und somit „echter“ und der Weg in die Altstadt ist mit ca. 20 -30 Minuten auch nicht zu lang.
Und ein letzter Tipp für den Besuch im Sommer: habt immer eine Trinkflasche und Sonnenschutz (Hut + Creme) dabei! Es gibt nicht immer so viel Schattenplätze.
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan.