Der Wiener
Schmäh
Der Wiener
Schmäh
Eine Einführung in den
Wiener Dialekt
Das österreichische Deutsch unterscheidet sich vom deutschen Deutsch wohl ungefähr so wie das American English sich vom British English. Es ist dieselbe Sprache, aber dennoch anders: andere Wörter, andere Aussprachen und andere Bedeutungen. Da kann es schon mal zu Missverständnissen kommen. In Österreich selbst gibt es viele Dialekte. Nicht nur die neun Bundesländer lassen sich durch den Dialekt unterscheiden, oft sind es auch Dörfer und Städte mit nur 20 Kilometer Entfernung. Das Wienerisch ist ganz besonders prägnant und so kann es durchaus hilfreich sein sich, vor einer Reise nach Wien, mit dem Dialekt zu beschäftigen.
Folgende Auflistung ist allerdings weder vollständig, noch kann sie als allgemein und jederzeit gültig erklärt werden. Sie soll lediglich eine Orientierungshilfe sein, die manchmal vielleicht etwas übertrieben wirkt, um gewisse, wunderbare, aber typisch wienerische, Charaktereigenschaften zu unterstreichen.
Was man unbedingt
wissen sollte
- In Wien “raunzt” man, also man nörgelt. Die Einheimischen sind unglaubliche Schwarzseher. Das merkt man allein schon beim Wetter. So sagt man in Wien nicht einfach: “Heute ist schönes Wetter.”, sondern viel eher: “Na schau ma moi, wie lang das so bleibt.” Im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt, bei Sonnenschein zu trocken und bei Regen zu nass.
- Die Wiener Einheimischen können es gar nicht leiden, wenn man versucht, den Wiener Dialekt nachzumachen. Dies wird eher als abwertende Beleidigung gesehen.
- Im Wienerisch steckt viel (sehr viel!!) Sarkasmus und Schmäh (Humor). Beides ist für den Wiener Dialekt und die Kultur wirklich typisch.
- Der Wiener Schmäh ist eigen. Er wirkt anfangs etwas grausam, ist aber eigentlich tiefgründig und meist viel freundlicher gemeint.
- Der Wiener spricht die meisten Wörter sehr gedehnt aus. Er ist wohl der einzige, der das L betonen kann und oft statt einem K ein G verwendet. So sagt man nicht “Kakao”, sondern “gaugau” oder “Gatze” anstelle von “Katze”.
- Man begrüßt sich in Wien mit “Grüß Gott” oder “Servus” und verabschiedet sich mit “Auf Wiedersehen” oder “Baba”.
Unsere
Kategorien
Katogerie 1
Speisen und Getränke
Wenn du eine Blunzn bestellst, dann bekommst du eine Blutwurst. Zu einem Gulasch oder zum Frühstück isst du eine Semmel (Brötchen) und im Schweizerhaus im Wiener Prater bekommst du die beste Stelze (Eisbein). Und wenn du nach dem Hauptgang gefragt wirst, ob du noch etwas Siaßes (Süßes) willst, dann sag nicht nein, denn es könnte eine Sachertorte sein. Diese wird übrigens mit Marillenmarmelade (Aprikosenkonfitüre) zubereitet und mit Schlagobers (Sahne) serviert. Dazu trinkst du entweder einen kleinen Schwarzen (Espresso) oder eine Melange (ähnlich wie Cappuccino).
Willst du im Sommer ein erfrischendes Weingetränk trinken, dann bestelle am besten einen G’spritzten (Weißweinschorle). Bevorzugst du allerdings Bier, dann hast du die Qual der Wahl, ob du einen Pfiff (0,2l), ein Seidel/Seiterl (0,3l) oder ein Krügerl (0,5l) bestellen möchtest. Zu deinem Frankfurter (Wiener Würstchen) oder deiner Eitrigen (Brühwurst mit Käse) bestellst du allerdings am besten ein 16er Blech (eine Dose Bier der Ottakringer Brauerei).
Kategorie 2
Berufsbezeichnungen
Gib in Wien und vor allem auf Wiens Straßen auf die Kibara (Polizist) gut acht. Im Wiener Freibad kannst du dich dann allerdings wieder relaxen, denn da achtet der Badewaschl (Bademeister) auf dich. Den kürzesten Weg dorthin kennt mit Sicherheit der Taxla (Taxifahrer). Wenn du keinen findest, dann kannst natürlich auch von einem Pappenschlosser (Zahnarzt) ins Schwimmbad begleitet werden, nur nicht von einem Bumpfinebara (Totengräber), denn das würde wohl bedeuten, dass du den Löffel abgegeben hast (sterben).
Kategorie 3
Redewendungen
Auf adrette Kleidung legt der gutbürgerliche Wiener wert. Aber statt “Kleider machen Leute” sagt er “S’ Gwandl machts Mandl.”
Wenn du beim Kartenspielen hörst “Des is a gmahte Wiesn.” dann hast du wahrscheinlich schlechte Karten, denn dein Gegenüber meint damit, dass es ein leichtes Spiel für ihn wird.
Willst du in der Bar einen ausgegeben, dann wirst du “Hamma die Spendierhosn an?” hören. Was damit gemeint ist? Nichts anderes, als dass du großzügig bist.
Und wenn du mal zu viel Bier getrunken hast, dann bitte “nur kane Wön schlogn”, schließlich will man während seines Urlaubs ja bloß kein Aufsehen erregen.
Kategorie 4
jo, oida, eh
Wenn es ein Wort gibt, dass du in Wien immer (und damit meine ich wirklich immer) verwenden kannst, dann ist es oida. Es leitet sich vom deutschen Wort “Alter” ab und kann je nach Betonung ein Ausdruck der Freude, des Jubels, des Zorns oder Ärgers, der Traurigkeit, des Entsetzens, des Überraschens, usw. sein. In Kombination mit den zwei zweisilbigen-Wörtern “jo” und “eh” hast du in Wien auch schon einen vollständigen Satz gebildet: “jo, oida, eh.”, was so viel heißt wie “ganz bestimmt nicht.”
Verwendest du nur “jo, eh” bedeutet dies übersetzt “Ich weiß, ist mir aber egal”. Willst du deinem Gegenüber allerdings zustimmen, dann sagst du am besten “leiwand” oder noch besser “ur leiwand”, was ein Synonym für “super” und “total super” wäre. Letzteres gilt tatsächlich nur für Wien, in restlichen österreichischen Regionen wird das weder verwendet, noch gerne gehört.
Fazit
Über den Wiener Dialekt kann zwar noch unglaublich viel geschrieben werden, mit diesen Zeilen endet die Einführung allerdings. Oder wie würde man in Wien sagen? Genau: Bussi und Baba.
Das klingt wahrscheinlich verwirrend oder übertrieben, ist es aber nicht. Aber am besten versteht man vor Ort, was hier versucht wurde zu erklären. Zum Beispiel bei einer Stadtführung durch Wien, die nicht nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten, sondern auch die Kultur thematisiert. Denn zu Wien gehört nicht nur der Stephansdom oder das Riesenrad, sondern genauso der typische Dialekt und der Wiener selbst.
Spezial Tipp 1
Stadtführung
Unsere Susi hat nun ihren Italien-Podcast um ein paar Österreich Folgen erweitert! Sie stellt euch in dem Spezial die Bundesländer Österreichs vor: von Dialekten bis hin zu Leckereien kann man hier mit ihr auf interessante und amüsante Weise die Unterschiede Österreichs entdecken.
Die Wien-Folge haben wir natürlich wieder in Kooperation gestaltet!
Hör doch mal rein!
Spezial Tipp 2
Podcast
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Mit Unterstützung von Susanne Vukan