Albertina
Albertina
Albertina
das Kunstmuseum
Im Zentrum Wiens, in einer historischen Residenz der Habsburger, befindet sich eines der meistbesuchten und beliebtesten Kunstmuseen der Stadt: die Albertina.
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag + Sonntag: 10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch & Freitag: 10.00 – 21.00 Uhr
Online Ticket für 19,90 Euro
Kombi-Ticket mit Albertina Modern: 24,90 Euro
Meine Bewertung:
Positiv:
Mitten im Zentrum triffst du auf ein irgendwie ungewöhnliches Gebäude: Modern aber auch alt. Hier gibt es moderne Kunst und alte kaiserliche Räume zu bewundern! Was für eine Kombination!
Negativ:
Nichts... Vielleicht: nichts für Kunstmuffel?
Tipp:
Online-Ticket zulegen: die Albertina ist sehr beliebt!
Zuletzt aktualisiert: 19.03.2024 | Céline
Albertina
Tickets
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Die Albertina hat es uns angetan. Es war uns nicht so klar, was uns dort erwarten wird: das Aha-Erlebnis war auf jeden Fall groß und sehr positiv. Warum?
Nun, hier verbindet sich Geschichte und Kunst, altes und neues gleichzeitig. Die Kunst ist überraschend – moderner als erwartet – und sie wird charmant und auch stylish präsentiert! Du kannst hier prunkvolle Treppen hinaufsteigen, durch königlich barocke Gemächer schlendern und dir im nächsten Stockwerk genüsslich die Kunst Klimts, Monets, Lichtensteins oder Richters anschauen. Wo in der Welt kann man das noch? Nirgends! Genau!
Die Prunkräume gehören zum Palais Erzherzog Albrecht, dass 1742 bis 1745 umgebaut wurde und uns so den Geschmack der habsburgischen Erzherzöge zeigt: Prunk, Lüstern, Wandverkleidungen und Glanz, wo man nur hinsieht. Die Möbel stammten aus der Zeit des Klassizismus.
Die Gemäldesammlung ist aber sicher der Höhepunkt der Albertina: Die oben erwähnten Namen bilden nur einen kleinen Auszug von dem, was man hier erleben und sehen kann. Man schreitet durch die modern in grau gestalteten Räume und entdeckt immer wieder ein Meisterwerk! Picasso, Beckmann, Degas und Anselm Kiefer sind weitere bedeutende Künstler, die hier vertreten sind.
Und das ist noch nicht alles: Die Sammlung der Albertina enthält auch wichtige Druckgrafiken! Von Dürer über Raffael und Rembrandt kann man hier so Einiges finden (allerdings werden die Werke immer noch zeitlich begrenzt gezeigt). Es heißt aber, dass die grafischen Sammlung der Albertina zu der bedeutendsten der Welt gehört.
Auch architektonisch wurde die Albertina ab 2003 zum Hingucker: das neue Entrée – ein 60 Meter langes „Flugdach“ wurde nicht nur positiv aufgenommen! Der Kopf hinter diesem „Soravia Wing“ war Hans Hollein, der Vater des ehemaligen Direktors des Städel Museums in Frankfurt, Max Hollein, unter dem ich auch dort gearbeitet habe … (da schließt sich mal wieder mein persönlicher Kreis).
Die Höhepunkte
der Sammlung
Wir können hier natürlich nicht alle Werke besprechen, zudem sind gerade die neusten, zeitgenössischen Gemälde nicht Rechte frei und können deswegen hier nicht präsentiert werden. Deswegen beschränken wir uns auf einige wenige Gemälde, unterteilt in „Franzosen“ & „Nordische“ Höhepunkte.
Franzosen
Das Aushängeschild der impressionistischen Sammlung ist sicherlich Monet und sein Seerosenteich von 1917. Das Werk gehört zu der Sammlung Herbert Batliner. Der 2019 Verstorbene war ein wichtiger Kunstsammler seiner Zeit und stiftete der Albertina 2007 seine große Sammlung an Werken Monets, Picassos und vieler anderer Künstler. Diese Sammlung bildet nun den wichtigen Grundstock der Albertina.
Das Werk Monets (1840 – 1926), dass parallel zu den großen Seerosenteichen des Musée de l’Orangerie entstand, hat logischerweise andere Maße, aber die gleiche ruhige Hand und eine ähnliche Farbpalette. Sie alle haben seinen Seerosenteich in Giverny zum Vorbild. Den Garten um das Haus legte Monet in seinen letzten 30 Lebensjahren akribisch an – kein Wunder, dass das Motiv auch so oft in seiner Kunst wiederzufinden ist. Das Licht-, das Farb- und Schattenspiel des ihm so wichtigen Seerosenteichs sollte einfangen werden und seine Liebe dazu ausdrücken.
Ein weiteres impressionistisches Genie ist Edgar Degas (1834 – 1917), der mit seinem Werk „Zwei Tänzerinnen“ seiner Linie der Balletttänzerinnen treu bleibt. Eine wundervolle Skulptur einer Tänzerin findest du übrigens im Musée d’Orsay in Paris… Anfangs arbeitete Degas sehr realistisch und selbst als er sich dem Impressionismus hinwendete, behielt er in manchen Aspekten diese realistische Komponente bei: eine exakte Linienführung und eine klare Bildkomposition. Seine Bilder sind gerade wegen der Komposition so spannend: Figuren sind manchmal scheinbar willkürlich beschnitten und es wird manchmal der Fokus auf denkbar sekundäre Elemente gesetzt. Wie etwa das Orchester bei dem Werk „Musiker in der Oper“, dass im Städel Museum Frankfurt zu sehen ist. Auch wenn der Titel das Orchester in den Fokus rückt – es sind nur dunkle Rückenansichten zu sehen.
Paul Cezanne (1839 – 1906), vielleicht der Sonderling der Impressionistischen Szene. Denn wenn sein Jugendfreund, Émile Zola, sich skeptisch über Cézannes menschliche und künstlerische Eigenschaften äußerte , soll das ja schon was heißen: „Paul das Genie eines großen Malers haben mag, aber nie das Genie besitzen wird, tatsächlich einer zu werden. Das kleinste Hindernis bringt ihn zur Verzweiflung.“[Wikipedia, Zola über Cezanne]
Er muss tatsächlich sehr an Selbstzweifeln gelitten haben, den erst in seinen späten Jahren gelangte er erst nach und nach zu Ruhm und Anerkennung. Und erst postum wurde er so richtig akzeptiert und als Vorbild angesehen. So Picasso: „Cézanne! Cézanne war unser aller Vater.“
Mit Paul Signac (1863 – 1935) hat die Albertina auch einen wichtigen Vertreter des Neo-Impressionismus bzw. Pointillismus im Hause. Sein Vorbild war zunächst noch Monet, aber schnell stellte Signac fest, dass das Spontane nicht seine Welt war. Er komponierte seine Bilder komplett durch.
Zusammen mit George Seurat entwickelte er etwas Neues: Sie mischten die Farben nicht mehr auf der Palette, sondern direkt auf dem Bild – sie setzten Punkt bzw. Striche der reinen Farben direkt nebeneinander! Je weiter man wegsteht, desto deutlicher sieht man das Bild. Das Auge des Betrachters mischt somit die Farben…
Nordisch
Natürlich steht Wien für Klimt und Egon Schiele – das haben wir auf museos / Wien schon mehrfach gesehen -> Leopold Museum, KHM & Belvedere! An Gustav Klimt (1862 – 1918) kommt man auch hier nicht vorbei!
Das Werk „Silberfische (Nixen, Sirenen)“ – ein wundervoller Titel, muss ich sagen. Denn zu sehen sind 2 Frauenköpfe, die im ersten Moment aus einem Pelzmantel herauszusehen scheinen. Doch je weiter oder je genauer man sich das Bild anschaut, verjüngt sich alles und es macht tatsächlich den Eindruck, als ob es sich um Silberfischchen-Körper handelt!
Ein einzigartiges Motiv 🙂
Die Albertina hat aber auch sehr viele deutsche Künstler in der Sammlung. Allen voran finden wir hier Ernst Ludwig Kirchner…
Ernst Ludwig Kirchner
Kirchner (1880 – 1938) ist eng mit der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ verbunden, er war sogar Mitbegründer, als sie 1905 entstand. Zusammen mit Heckel, Bleyl und Schmidt-Rottluff entwarf er die Grundzüge, später schlossen sich weitere Künstler an: zum Beispiel Nolde. Das war eine wichtige Zeit für Kirchner, denn in dieser Gruppe entwickelte er sich zum Expressionisten! Die wichtigsten Merkmale waren: kontrastreiche und intensive Farbe, eine Vergrobung der Form, wenig Details, ein holzschnittartiger Charakter mit kantigen Formen.
Und auch die Darstellung von Nacktheit war ein wichtiger Teil des Brücke-Konzeptes. Das erste Werk, das wir hier haben ist – Überraschung – ein „Frauenakt (Dodo)“ von 1909. Doris Große (Dodo) aus Dresden war 2 Jahre lange Kirchners liebstes Modell und Geliebte. 1911 zog er dann von Dresden nach Berlin und lernte dort seine neuen Modelle Erna Schilling und ihre Schwester kennen.
Doch 1913 kam es schon zum Bruch mit der Gruppe, da Kirchner seine eigene Rolle zu groß machte. Die gesamte Brücke-Gruppe löste sich sogar auf.
Das nächste Werk von 1914 „Zwei Akte im Raum“ sind wieder Erna und Gerda Schilling zu sehen. Emma war die Vordere und wurde die offizielle Lebensgefährtin von Kirchner.
Nachdem Kirchner und „Die Brücke“ sich getrennt hatten, verliert sich Kirchner in Depressionen und meldet sich 1914 sogar zum Militärdienst. Diesem verlässt er aber rasch wieder, da er einen sowohl physisch als auch psychischen Zusammenbruch erlitt. Ab 1918 ist er deswegen zur Kur in Davos (Schweiz). Dort malte er zum einen die „Kühe bei Sonnenuntergang“. Das Malen der Gebirgslandschaften und Tiere beruhigt ihn.
Doch Kirchner war nicht einfach. Er genoss zwar Ansehen in den Kunstkreisen, aber für ihn wurde er immer noch nicht hinreichend gewürdigt. So erfand er selbst als Pseudonym den Kunstkritiker Louis de Marsalle und veröffentlichte Aufsätze über seine Werke – sehr positive natürlich 😉
Er war zudem sehr misstrauisch und wollte alles vertraglich festhalten. Er konnte auch charmant und gewinnend sein, aber wehe, wer seinen Zorn auf sich zog: Die Verletzungen saßen tief. Deswegen ist sein scheinbarer Selbstmord am Ende nicht überraschend. Scheinbar? Der Fund der Waffe lässt Fragen offen…
Max Beckmann
Ein weiterer deutscher Künstler in der Albertina ist Max Beckmann (1884 – 1950). Auch wenn er kurz Mitglied der Berliner Sezession (dt.: Abspaltung) war, blieb Beckmann hauptsächlich Einzelgänger. Sogar die Einladung Teil der Brücke zu werden lehnte er ab.
Trotzdem gehört er zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er war Vertreter der klassischen Moderne und in seiner Kunst vereinten sich Impressionismus und Neoklassizismus zu einer Aktionsmalerei. Er war KEIN Expressionist – diese Richtung lehnte er sogar ab. Er war vielmehr auf der Suche nach einer modernen Form der figurativen Malerei.
Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er 1928: er erhielt den Reichsehrenpreis Deutscher Kunst und es fand eine erste Retrospektive seiner Werke statt! Seine Kunst zeigt nun „grandiose Formvollendung“.
Aber dann kamen die dunklen Jahre, die Zeit der Nazis und des dritten Reiches. Er verlor 1933 seine Professur an der Frankfurter Städelschule – seine Schüler zählen heute zur „verschollenen Generation“, die sich nicht entfalten konnten.
Seit 1939 versuchte Beckmann in die USA überzusiedeln, doch die Bemühungen um ein Visum scheiterten. So ging er nach Amsterdam (hier haben wir eine Parallele zur Geschichte der Familie Frank, die ebenfalls aus Frankfurt (Main) kommend, nach Amsterdam flüchten mussten…) Beckmann hielt während der Zeit den Kontakt zu deutschen Widerstandskreisen.
Erst im 1947 erhielten Max und seine Frau Mathilde Beckmann ein Visum für die USA. Dort wurde er zum Lehrer an der Art School der Washington University in St. Louis.
Max Beckmann schuf ein wahnsinnig großes Œuvre in fünf Jahrzehnten: etwa 850 Ölgemälde, Hunderte von Zeichnungen, Illustrationen, Skizzen und Entwürfe, fast 400 Lithografien, Radierungen und Holzschnitte und acht Bronzeskulpturen.
Albertina
Zur Geschichte
Die Albertina wurde im Palais Erzherzog Albrecht eröffnet. Es war aber Erzherzog Albert, der mit seiner Sammlung den Grundstock bildete und Namensgeber der Albertina wurde. Er war es der 1795 das ehemalige Anwesen des Palais Taroucca übernahm und in den Jahren 1801 bis 1805 erweiterte.
Nach seinem Tod wurde der Palais von verschiedenen Erzherzögen bewohnt, erweitert und ausgebaut. Während dieser Zeit war das Palais und auch die Grafische Sammlung Albertina (von Erzherzog Albert) nicht das Eigentum bestimmter Personen, sondern gehörte zu der Familienfideikommisses des Kaiserhauses. Erst 1919 mit dem Ende des Kaisertums und der Ausrufung der österreichischen Republik fiel alles dem Staat zu. Der damals dort lebende Erzherzog Friedrich musste ausziehen und durfte nur seine persönlichen Gegenstände mitnehmen.
Ab 1921 fing man dann an die Sammlung und den Palast als „Albertina“ zu bezeichnen.
1945 wurde die Albertina durch Bombenangriffe schwerbeschädigt und danach nur in Grundzügen wieder aufgebaut. Erst die großen Renovierungen der Jahre 1998 bis 2003 ließen die Albertina in dem heutigen Licht glänzen. Neu und Alt geben sich hier die Hand und werden von dem umstrittenen Flugdach Holleins bekrönt!
Die Sammlung
Bereits die Sammlung Herzog Alberts zählt zu den bedeutendsten Sammlungen Grafischer Werke. Er nutze 50 Jahre lang seine Stellung, um weltweit an Auktionen teilzunehmen: er erwarb um die 14.000 Zeichnungen und 200.000 Druckgrafiken! Darunter Meisterwerke von Michelangelo, Dürer und Rubens. In seinen letzten Jahren hat er sich auch um den Erwerb zeitgenössischer Kunst gekümmert – und dieses Denken des Sammelns zeitgenössischer Kunst hält bis heute an!
Albert beauftragte sogar Antonio Canova mit dem Entwurf und der Ausführung für ein Grabdenkmal für seine verstorbene Frau. Heute ist dieses in der Augustinerkirche in Wien zu sehen!
Mit dem Übergang zur Republik wurde die grafische Sammlung zwar weiter ausgebaut, aber dafür mussten die prunkvollen Räumlichkeiten leiden. Sie wurden zu Büros und als Lager genutzt und es wurde nicht gerade gut mit ihnen umgegangen. Das wurde nach dem 2. Weltkrieges auch nicht besser.
Während der Renovierungsphase wurde die im Krieg zerstörten Räume wieder hergestellt und die dahinsiechenden Prunkräume endlich renoviert.
Erst 2007 – als die Sammlung Baltiner an die Albertina ging – wurde aus der hauptsächlichen Grafischen Sammlung ein breit gefächertes Kunstmuseum.
Seit dem 27. Mai 2020 gibt es einen weiteren Standort der Albertina – die Albertina Modern – die sich der Kunst nach 1945 widmet und sich am Karlsplatz befindet.
Offizielle Webseite der Albertina (DE): www.albertina.at
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Mit Genehmigung der Albertina Museen