Körperwelten Amsterdam
Körperwelten Amsterdam
Körperwelten Amsterdam
Das Glücksprojekt
Der Besuch der Körperwelten ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Das sagen wir hier direkt und ehrlich. Man muss sich vorher fragen: möchte ich die präparierten Körper toter Menschen sehen? Wer sich für “Ja” entscheidet, der wird eine höchst interessante Ausstellung über den menschlichen Körper antreffen.
Öffnungszeiten: Täglich, 10.00 – 22.00 Uhr
Meine Bewertung:
Positiv:
Wenn ihr euch für einen Besuch entscheidet, dann besucht ihr eine der erfolgreichsten Ausstellungen der Welt. Denn auch wenn die Meinungen darüber gespalten sind, ist sie doch einmalig und du kannst wirklich etwas über dich lernen.
Negativ:
Dieses Museums ist wirklich nicht für jeden gemacht. Kleine Kinder oder Zartbesaitete sollten hier nicht herkommen. Außerdem hat es nicht wirklich etwas mit Amsterdam zu tun...
Tipp:
Der Besuchermagnet “Body Worlds” sollte lieber mit einem Online-Ticket besucht werden.
Zuletzt aktualisiert: 13.03.2024 | Céline
Körperwelten
Tickets
Alles Wichtige
Auf einen Blick
Was gibt es
Zu sehen?
Echte menschliche Körper. Plastiniert und präpariert. In jedem Detail. Zierliche Blutgefäße, Muskeln, Knochen, Fußnägel, Haare und Augen. Wenn du dir dessen bewusst bist und dich auf diese Ausstellung einlässt, kannst du sehr, sehr viel über dich und deinen Körper erfahren.
Der Titel dieser Ausstellung in Amsterdam ist “The Happiness Project” – Das Glücks-Projekt. Hier steht alles unter dem Thema: Was macht uns glücklich und wie wirkt sich das auf den Körper aus? Du siehst sportliche Körper, Musiker und Verliebte. Du kannst einen Blick auf “deine” Wirbelsäule werfen oder auf “deinen” Magen. Wie setzt sich das alles zusammen? Was hat “Glück” und “glücklich sein” damit zu tun? Dem Geheimnis kannst du auf 7 Etagen und mit 200 Präparaten auf die Spur kommen!
Die Körperwelten waren zu Beginn eine Wanderausstellung, diese gibt es auch weiterhin, mit anderen Themen. Die Ausstellung in Amsterdam ist jedoch eine Ausstellung, die permanent hier zu sehen sein wird.
Körperwelten
Zur Geschichte
Gunther von Hagens
Der Kopf hinter den Körperwelten ist ein Deutscher: Gunther von Hagens (1945). Nach seinem Studium der Medizin hat er in Heidelberg in der Abteilung für Anästhesie und Notfallmedizin des Uniklinikums gearbeitet. Hier promovierte er und fing an, sich mit dem Thema der Imprägnierung zu beschäftigen. 1977 erfand er die Plastination, die er sich auch patentieren ließ. Er gründete 1978 Biodur Products und 1993 das Institut für Plastination. Das machte ihn nun nicht nur zum Arzt und Erfinder, sondern auch zu einem sehr erfolgreichen Unternehmer. Denn seit 1995 schon zeigt er öffentlich in Ausstellungen echte Leichen. Trotz der Kritiken zogen seine Ausstellungen weltweit über 50 Millionen Besucher an.
Die Ausstellungen
Da Deutschland wie wir wissen sehr auf Würde und Gesetze pocht (was auch gut ist), war Deutschland nicht der erste Anlaufpunkt für eine solche Ausstellung. Die ersten Körperwelten fanden also 1995 in Japan statt. Die erste Ausstellung in Europa war dann aber doch in Deutschland, in Mannheim und sie dauerte eineinhalb Jahre. Es folgten weitere Ausstellungen bis Hagens Verfahren vom Spiegel einmal näher unter die Lupe genommen wurde. Es kamen Vorwürfe auf, dass es sich bei den Präparaten um Hingerichtete aus China handele. Von Hagens erwirkte darauf eine einstweilige Verfügung und die Vorwürfe wurden eingestellt. Ganz koscher scheint es am Anfang vielleicht wirklich nicht gelaufen zu sein, denn so genau kann man das alles nicht nachverfolgen und Hagens hat auch lange Zeit in China arbeiten lassen.
Durch die Veröffentlichungen des Spiegel waren er und auch die Körperwelten aber nun wirklich bekannt. Seit 2009 konnte er nicht nur eine Wechselausstellung zeigen, sondern bereits acht verschiedene, die unterschiedlichen Themen haben. Seit 2005 kamen auch Tierexponate hinzu, nachdem er vom Zoo Neukirchen zwei natürlich verstorbene Elefanten zum Aufbereiten erhielt.
Heute gibt es neben den Wanderausstellungen fünf feste Ausstellungsorte: Seit 2015 im Sockel des Fernsehturms von Berlin (die vielleicht schwierigste Eröffnung von allen). Seit 2017 in Heidelberg im “Alten Hallenbad”, diese Ausstellung befasst sich ebenfalls mit dem Thema Glück. Daneben gibt es noch das Plastinarium in Guben, das einer der Söhne von Hagen führt. Die Standorte Amsterdam und San José sind die einzigen Dauerausstellungen außerhalb von Deutschland.
Die Körperspenden
In Deutschland wurde oft der Vorwurf “Verletzung der Menschenrechte” laut. Nicht zuletzt durch den Spiegel bekam das ganze Projekt einen negativen Beigeschmack. Aus religiösen und ethischen Gründen wurde das Projekt ebenfalls regelmäßig abgelehnt.
Auf der offiziellen Webseite der Körperwelten wird ein ganz anderes Bild gemalt. Van Hagens besteht darauf, dass alle Körper ihm freiwillig und bei voller geistiger Zurechnungsfähigkeit vermacht wurden. Auf der Webseite gibt es eine eigene Sektion zu dem Thema. Hier steht: “Sie stammen von Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben zur Ausbildung von Ärzten und der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll.” Das Interessante ist, dass von den insgesamt 19.222 Spenden alleine 17.148 aus Deutschland stammen. Eine ungeheuer große Zahl, wenn man bedenkt, dass das Thema ja in Deutschland so schwierig ist.
Auf der Webseite kann man sich außerdem zum Büro der offiziellen Spenderregistrierung weiterleiten lassen. Damit man keine Ähnlichkeit feststellen kann, sind die Körper völlig anonym: nicht nur fehlt natürlich der Name, sondern die meisten Körper setzen sich auch aus Teilen verschiedener Personen zusammen, damit eine eben solche Zuordnung nicht möglich wird.
Die Plastination – wie funktioniert das alles?
Tief können wir hier nicht in das Thema einsteigen… Wichtig zu wissen ist, dass Gunther von Hagens eine Methode entwickelte, wie er Wasser aus den Zellen durch einen Kunststoff ersetzen kann. Das ganze passiert unter Vakuum: Oberflächen und Strukturen werden dabei unversehrt erhalten. Nur die Farbe verschwindet und muss dann künstlich aufbereitet werden. Die Körper(teile) werden durch das Verfahren geruchsfrei und lange Zeit haltbar.
Das Verfahren setzt sich aus nur 4 Schritten zusammen:
- Fixieren in Formaldehyd: das Gewebe wird dabei am Schrumpfen gehindert.
- Gefrieraustausch und Entfettung: durch ein −25 °C kaltes Aceton-Bad wird das Gewebewasser entfernt
- Forcierte Imprägnierung: der wichtigste Schritt. Das muss ich leider einmal direkt aus Wikipedia zitieren: “hierbei wird das Präparat in einer Kunststofflösung unter Vakuum gesetzt. Durch den hohen Dampfdruck beginnt das Aceton zu sieden und „perlt“ aus dem Präparat heraus. Dadurch entsteht ein Volumendefizit, sodass das gleiche Volumen an Kunststoff ins Gewebe hineingesaugt wird. Das Präparat ist danach vollkommen mit Kunststoff durchtränkt und wird eventuell in die anatomisch richtige Stellung gebracht.” (Plastination/Wikipedia)
- Härtung: der Kunststoff muss aushärten. Hier kommt dann auch die Frage auf, ob die Körperteile Vollplastinate oder Scheibenplastinate werden sollen.
Offizielle Webseite der Körperwelten (NL, EN, DE): www.bodyworlds.nl
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Mit der Erlaubnis von BodyWorlds Amsterdam
Ausnahme: Wikipedia Creative commons