Die Kirchen unserer
Museos-Städte
Die Kirchen unserer
Museos-Städte
Museos-Lieblinge
Unsere 6 Top-Kirchen
Gotik, Jugendstil, Barock, Romanik, eine Kirche im Prostituiertenviertel, eine Unvollendete, das größte Gotteshaus der Welt und zwei, die durchs Feuer gingen, – unsere Museos-Städte bieten eine wahrhaft große Vielfalt sakraler Gebäude.
Berühmte Künstler, Architekten, Staatsmänner und einfache Bürger haben sie erbaut oder liegen in ihrer Gruft begraben. Sie bergen unzählige Kunstschätze und zahlreiche Reliquien – sie faszinieren Gläubige wie Atheisten gleichermaßen. Lass dir den Besuch der heiligen Stätten bei deinem Städtetrip nicht entgehen!
1. Barcelona
Die Sagrada Familia
Mit ihrer unverwechselbaren Architektur ist sie DAS Wahrzeichen Barcelonas und wahrscheinlich eine der berühmtesten Kirchen der Welt – die Sagrada Familia (“Heilige Familie”). Der Bistumsarchitekt Francesc de Paula del Villar begann im Jahr 1883 mit dem Bau, überwarf sich jedoch bald mit dem Initiator, Josep Maria Bocabella. Ein Jahr später übernahm der katalanische Architekt und Designer Antonio Gaudí die Bauleitung. 43 Jahre lang arbeitete er an seinem Lebenswerk, bis er 1926 an den Folgen eines Straßenbahn-Unfalls starb. Zu seinem 100. Todestag im Jahr 2026 sollte die Sagrada Familia vollendet werden, was sich aber durch Covid-19 eventuell verzögern wird. 2010 wurde die Kathedrale von Papst Benedikt XVI. geweiht.
Was macht diese Kirche so außergewöhnlich? Gaudí vereinte hier Elemente des (neu-)gotischen Kirchenbaus mit dem gerade aufkommenden Modernisme, dem katalanischen Jugendstil. Traditionelle Elemente und religiöse Symbole gehen eine faszinierende Allianz mit organischen, der Natur abgeschauten Formen und Konstruktionen ein.
Die Außenseite wird durch drei Fassaden geprägt: Die Geburtsfassade, die der Heiligen Familie gewidmet ist und größtenteils noch zu Gaudís Lebzeiten fertiggestellt wurde. Die Passionsfassade, die den Leidensweg Christi zeigt, 1986 vom katalanischen Bildhauer Josep Maria Subirachs begonnen und 2010 beendet wurde. An der Fassade der Seligkeit wird aktuell gearbeitet. 2021 konzentrieren sich die Arbeiten auf den Turm, der der Jungfrau Maria gewidmet ist.
2. Rom
Der Petersdom
Das Zentrum der katholischen Christenheit in Rom ist gigantisch groß: 211 m Länge, 138 m Breite im Querhaus und eine Höhe von 132 m bieten 20.000 Besuchern Platz.
Der Dom wurde zwischen 1506 und 1626 über dem Grab des Namensgebers, des Heiligen Petrus, errichtet. Die Baumeister gehörten zu den größten Künstlern ihrer Zeit. Donato Bramante ließ zunächst die alte Petruskirche, die noch von Kaiser Konstantin stammte, von Papst Julius II. aber nicht mehr als ausreichend empfunden wurde, abreißen. Nach Bramantes Tod folgte 1914 Raffael, dessen letztes Werk “Verklärung Christi” hier ebenfalls zu sehen ist (es handelt sich allerdings um eine Kopie, das Original hängt in den Vatikanischen Museen). Michelangelo begann mit der grandiosen Kuppel des Petersdoms und schuf auch die Pietà-Skulptur, die sich heute in der ersten Kapelle auf der rechten Seite des Doms befindet. Von Carlo Maderno stammt die barocke Fassade. Gian Lorenzo Bernini vollendete das Werk mit dem Hauptaltar, der das Zentrum des Doms bildet und sich genau über dem Grab des Heiligen Petrus befindet. Auch der Entwurf für den Petersplatz stammt von Bernini.
Wer sich den Dom mit einer Führung ansehen möchte, sollte sich unsere Eintrittsmöglichkeiten einmal ansehen.
3. Amsterdam
Die Oude Kerk
Die imposante protestantische Basilika befindet sich mitten im Amsterdamer Rotlichtviertel. Unter der Woche ist sie ein Museum, sonntags finden Gottesdienste statt. Für eine evangelische Kirche bietet die Oude Kerk eine geradezu überordnende Architektur und Ausstattung. Dies liegt auch daran, dass sie ursprünglich Katholisch war. Die Wurzeln reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück! Errichtet wurde sie als einfache hölzerne Kapelle. 1306 widmete der Bischof von Utrecht sie dem Heiligen Sankt Nikolaus, dem Schutzpatron von Amsterdam – und der Prostituierten. 1687 wurde sie in “Oude Kerk” umbenannt.
10.000 Amsterdamer Bürger sind unter der Kirche begraben. Im Gebäude selbst befinden sich noch einmal 2.500 Gräber für die Berühmteren unter ihnen. Auch Saskia van Uylenburgh, die Frau Rembrandts van Rijn, fand hier ihre letzte Ruhestätte.
Die Stiftung, welche die Kirche heute verwaltet, will ein interhistorisches Programm bieten, das Kulturerbe und zeitgenössische Kunst verbindet. Zweimal im Jahr werden internationale zeitgenössische Künstler eingeladen, sich von der gotischen Architektur inspirieren zu lassen und vor Ort Werke zu kreieren. Bekannte Ensembles geben Konzerte und die Vater-Müller-Orgel, die unter Organisten als eine der besten der Welt gilt, ist jedes Jahr Mittelpunkt eines internationalen Orgelfestivals.
4. Wien
Der Stephansdom
Die erste Stephanskirche entstand bereits im Jahr 1137. Die grundlegende Umgestaltung im spätromanischen Stil des 13. Jahrhunderts wurde im 14. Jahrhundert durch einen gotischen Neubau erweitert, vielfach finanziert durch großzügige Stiftungen von Wiener Bürgern. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen barocke Elemente hinzu, unter anderem der dem heiligen St. Stephanus gewidmete Hochaltar.
Unter der Kirche wurden rund 11.000 Menschen beigesetzt, bis Kaiser Joseph II. die Gruftbestattung aus hygienischen Gründen verbot. In der Kirche begann Kaiser Friedrich III. bereits 30 Jahre vor seinem Tod sein eigenes Grabmonument, das allerdings erst 20 Jahre nach seinem Tod fertiggestellt wurde.
Im April 1945 zündeten Plünderer die Geschäfte gegenüber der Westfassade des Doms an. Funkenflug setzte das Gerüst um den Nordturm in Brand und das sich ausbreitende Feuer zerstörte Gebäude und Inventar fast vollständig. Die Wiener Bürger, die nach dem Krieg ja selbst nicht viel hatten, starteten mehrere Spendenaktionen, schließlich beteiligten sich auch Bundesländer und Bundesregierung und schon 1952 konnte der Neubau eingeweiht werden, wenngleich die letzten Schäden erst 1983 behoben wurden.
5. (und 6) Paris
Notre-Dame & Sainte-Chapelle
Die Geschichte des Stephansdoms sollte uns hoffnungsvoll stimmen, dass wir auch Notre-Dame, deren Ursprünge im Jahr 1163 liegen, bald wieder besuchen können. Der Brand im April 2019 zerstörte zwar den Spitzturm und beschädigte den Dachstuhl schwer. Aber immerhin konnte das gotische Gebäude mit dem markanten Rosettenfenster und den beiden Türmen an der Westfassade erhalten werden. Die Kunstschätze im Inneren bekamen viel Ruß und Wasser ab, wurden aber ebenfalls gerettet. Sofort nach dem Brand gingen unzählige Spendenzusagen ein und Präsident Macron hat einen Wiederaufbau innerhalb von fünf Jahren versprochen.
Deswegen…
Bis es so weit ist, empfehlen wir unbedingt einen Besuch der Sainte-Chapelle! Vorher stand sie immer irgendwie hinter Notre-Dame zurück, aber diese Kirche ist ebenfalls wunderschön! Die Kirche mit der unglaublichen gotischen Glaskunst versteckt sich zwischen den Gebäuden des Justizpalastes von Paris.
Sie wurde im 13. Jahrhundert in nur sieben Jahren Bauzeit als königliche Palastkapelle errichtet und beherbergte die Passionsreliquien, die Ludwig IX. aus dem Besitz der Kaiser von Konstantinopel erwarb. Reste dieser Reliquien gehören heute übrigens zum Kirchenschatz von Notre Dame. In der Oberkapelle, die zu Zeiten des Königs dem einfachen Volk nicht zugänglich war, ist auf den 15 Meter hohen Fenstern die Geschichte der Menschheit von der Schöpfung bis zur Auferstehung Christi dargestellt.
Text- und Bildrechte: Celine Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz