Palais Garnier
Palais Garnier
Palais Garnier
Opéra Garnier
Der Palast der Opéra Garnier – oder auch Palais Garnier genannt – muss nicht unbedingt im Zuge einer Aufführung besucht werden. Das außergewöhnlich schöne Palais kann auch auf eigene Faust oder mit einem Audioguide erkundet werden.
Die Opera Garnier (erbaut 1862 bis 1875) ist eines der beiden Opernhäuser von Paris. Hier liegt der Schwerpunkt auf Balletts, während in der neueren Opera
Bastille (eröffnet 1989) vor allem klassische Opern aufgeführt werden.
Das Besondere am Palais Garnier ist die überaus üppige Innenausschmückung. Denn zur Zeit des Baus war ein Besuch der Oper wichtig, um zu sehen, mitzureden und gesehen zu werden. Da musste der Innenausbau natürlich mitspielen – es war schließlich ein Ereignis, in die Oper zu gehen! Besonders spiegelt sich das im Grand Foyer und im gewaltigen Zuschauerraum wider (dieser ist aber nicht immer zugänglich).
Öffnungszeiten:
Täglich, 10.00 – 17.00 Uhr
Meine Bewertung:
Positiv:
Prächtig, prächtig... Ein Besuch in der Opera Garnier ist wirklich ein Rausch für die Sinne. Wer pompöse Orte wie Versailles oder das Musée Jacqemart André liebt, ist hier genau richtig.
Negativ:
Leider gibt es ein paar Abzüge für:
- Mangelnde Organisation bzw. Freundlichkeit
- dass während der Aufführungen der Opernsaal für Besucher geschlossen ist, ist verständlich, aber als wir nach Ende einer Aufführung kurz hineinwollten, um ein paar Fotos zu machen, wurden wir rüde herausgeschmissen
- Garderoben für Jacken oder größere Taschen gibt es leider auch keine.
Das geht besser!
Tipp:
Das Besucher-Tablet (Dauer: 1 Stunde) ist mit 8 Euro zwar teuer, aber sein Geld wert.
Inkl.: Audioguide, 360°-Virtual-Reality-Ansichten + interaktive Elemente. Auf Deutsch erhältlich.
Zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 | Céline & Anne
Palais Garnier
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Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Zunächst lohnt es sich, die prächtige Fassade des Gebäudes näher in Augenschein zu nehmen.
Hier sind in Reliefs viele berühmte Persönlichkeiten verewigt, unter anderem deutsche Komponisten wie Mozart und Beethoven. Französische Schriftsteller wie Molière und Victor Hugo sind ebenfalls zu sehen, ihre Werke wurden häufig für die Oper adaptiert. Auch Musiker und Tänzer, die die Welt der Oper und des Balletts geprägt haben, sind dargestellt.
Bei unserem Besuch wurde die Fassade leider gerade renoviert (noch bis Ende 2024) und war nur teilweise zu sehen.
Wir starten in der
Rotonde des abonnés
Der Besuchereingang befindet sich an der linken Seite des Gebäudes… Und hier ist wirklich viel los! Die Warteschlange ist für einen Wintermonat schon ziemlich lang. Wir müssen für euch prüfen, wie sie sich entwickelt, wenn es Sommer ist! Bepackt mit Tasche und Jacke, weil es ja keine Schließfächer gibt, haben wir uns das Tablet geholt und haben unseren Rundgang gestartet.
Nach dem Einlass gelangst du in die Rotunde der Abonnenten, die sich direkt unter dem Opernsaal befindet. Hier hielten früher die Pariser Bürger, die sich eine eigene Loge leisten konnten, vor den Aufführungen Hof. In der prachtvoll geschnitzten Kuppel mit 14 Metern Durchmesser, die von 16 Säulen getragen wird, hat sich – für die damalige Zeit ungewöhnlich – Charles Garnier als Architekt mit seinem Namen verewigt.
Der
Phytia-Brunnen
Unter dem Treppenaufgang erwartet dich der wunderschöne Phytia-Brunnen.
Phytien waren die Orakel-Priesterinnen im Apollo-Tempel von Delphi, die sich von Dämpfen aus einer Erdspalte in Trance versetzen ließen und die Zukunft voraussagten.
Diese Phytia-Skulptur wurde von einer Frau geschaffen, nämlich Adèle d’Affry, Herzogin von Castiglione Colonna (1836–1879). Weibliche Künstlerinnen waren zu dieser Zeit noch so ungewöhnlich, dass die Herzogin lieber unter einem männlichen Pseudonym arbeitete: Marcello.
Charles Garnier traf sie 1870 in Rom, als sie die Skulptur gerade vollendete und war so beeindruckt, dass er sie unbedingt für sein Bauwerk haben wollte.
Die
Große Treppe
Über die Treppenaufgänge links und rechts von der Phytia, gelangst du auf die große Treppe mit ihrem 30 Meter hohen Gewölbe. Sie ist das Herzstück des Gebäudes, führt zu den Foyers und den Logen, besteht aus weißem, grünem und rotem Marmor sowie Onyx und ist prächtig mit Skulpturen, Leuchtern und allerlei Verzierungen ausgestattet.
Dreißig Marmorsäulen umgeben sie. Die Sockel werden auf jeder Seite von einer weiblichen Bronzefigur mit einer Fackel bewacht, geschaffen von Albert-Ernest Carrier de Belleuse. Heute sind natürlich Glühbirnen eingeschraubt, in der Anfangszeit der Oper wurde noch mit Gas beleuchtet (schau mal hinter den linken Sockel, bevor du den zweiten Treppenaufgang hinaufgehst, da versteckt sich ein Salamander, der die Gasleitung verdeckte).
Auf dem nächsten Plateau wirf unbedingt einen Blick nach oben. Die prächtige Decke wurde von Isidore Alexandre-Auguste Pils bemalt und zeigt vier verschiedene Motive: den Triumph des Apollo, den Zauber der Musik, Minerva im Kampf gegen die Gewalt, beobachtet von den Göttern des Olymp sowie die Stadt Paris als sie die Pläne für die neue Oper erhält.
weitere
Salons
Durch das Karyatidenportal, das mit „Amphitheatre, Baignoires, Orchestra“ überschrieben ist, gelangst du nun auf die Galerie, die zu den Logen führt. Charles Garnier verewigte hier ausgewählte Persönlichkeiten der Opernwelt mit Büsten, darunter zum Beispiel Hector Berlioz, Komponist und Opernkritiker.
Zurück über die große Treppe geht es auf die andere Seite, ins Vor-Foyer. Hier beginnt das volle Ausmaß an Glanz und Gloria! Prächtige Mosaiken und golden-bunt schillernde Deckengewölbe erwarten dich.
Das Vor-Foyer wird an einem Ende begrenzt vom Salon de la Lune. Er diente als Übergang zum Raucherbereich und die Symbolik, wie sie von Charles Garnier beschrieben wird, entbehrt nicht eines gewissen Augenzwinkerns, denn die Opernbesucher sollen „durch Eis gehen, um den Weg zu dem Ort zu zeigen, wo ein Licht entzündet wird“. Eulen und Fledermäuse am Sternenhimmel schmücken die Kuppel.
Auch der am anderen Ende des Vor-Foyers befindliche Salon du Soleil steckt voller Symbolik. Auguste Rubé und Philippe Chaperon dekorierten ihn mit Salamandern, Sternen, Blitzen und Sonnenstrahlen. Hier machen die Besucher ihren „Weg durchs Feuer, um dann ein Sorbet serviert zu bekommen“, denn dieser Raum ist der Übergang zum Salon du Glacier, wo Erfrischungen gereicht wurden.
Dieser Salon ist im Stil der Belle Epoque gestaltet und wurde erst nach der Eröffnung fertiggestellt. George Clarin bemalte die Decke mit tanzenden Bacchantinnen und Tieren. Acht Wandteppiche von Alexis Joseph Mazerolle zeigen das „Menü“, zum Beispiel Champagner, Tee oder Kaffee, aber auch Szenen aus dem Fischfang und der Jagd.
Fans von historischen Dokumenten sollten sich das Bibliotheksmuseum nicht entgehen lassen. Es wurde ursprünglich als Rotunde des Kaisers konzipiert, die diesem einen sicheren und direkten Zugang ins Gebäude ermöglichen sollte (mehr dazu findest du im Abschnitt „Zur Geschichte“). Heute werden hier rund 600 000 Dokumente zur 300-jährigen Geschichte des Hauses aufbewahrt, darunter Bücher, Zeitschriften, Gemälde, Programmhefte, Briefe, Fotos, Skizzen und Plakate.
Das prächtige
Grand Foyer
Der wahre Höhepunkt aber ist natürlich das Grand Foyer, in dem die Opernbesucher in den Pausen flanierten und sich zeigten. Es ist dem Spiegelsaal von Versailles nachempfunden, die vielen Spiegel sind fast sechs Meter hoch. Der Saal insgesamt ist 154 Meter lang, 13 Meter breit und 18 Meter hoch.
Die Decke gestaltete der Maler Paul Baudry mit Szenen aus Musik, Komödie und Tragödie. Charles Garnier holte ihn dafür extra aus Rom, wo er Replikas der Sixtinischen Kapelle herstellte.
Zwanzig Statuen schmücken die Wände. Sie stellen Eigenschaften dar, die ein guter Künstler unbedingt besitzen muss. Garnier selbst hat sich gleich zweimal im Grand Foyer verewigt. Mit einer Statue des Bildhauers Carpeaux (mittig an einer der Seitenwände) und einer Büste, die ihn als Apollo darstellt (an der Decke über dem Kamin an der Frontseite).
Der
Opernsaal
Kann da der Opernsaal überhaupt noch mithalten, fragt man sich?
Wenn gerade keine Aufführungen stattfinden, kannst du auch den hufeisenförmigen Opernsaal, das Auditorium besichtigen. Die Form ist perfekt, um von allen 1900 (!) Plätzen sehen zu können (und natürlich auch gesehen zu werden).
Hier dominiert roter Samt. Die Bühne ist die größte Europas und bietet Platz für 450 Künstler.
Zwölf Köpfe von griechischen Göttinen und Nymphen schmücken die Ränder der Kuppel. Darunter findet ihr Iris, Amphitrite, Flora, Pandora, Psyche, Daphne und Galatea. In der Mitte war ursprünglich ein Gemälde von Jules-Eugène Lenepveu, dem Lieblingsmaler von Napoleon III. zu sehen.
Es wurde allerdings in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts durch ein Werk von Marc Chagall in den typischen bunten Farben ersetzt. Er malte es auf Einladung seines Freundes André Malraux, dem damaligen französischen Kulturminister, es war aber ein Affront für die Pariser, die fanden, dass das Werk so gar nicht zum restlichen Stil des Hauses passte.
Opera Garnier
Geschichte & Architektur
Dass wir heute dieses prachtvolle Bauwerk besichtigen können, verdanken wir einem Kaiser, der um seine Sicherheit besorgt war. 1858 besuchte Napoleon III. mit seiner Frau die damalige Pariser Oper und wurde fast Opfer eines Attentats. Das allerdings schiefging.
Daraufhin beschloss er, eine neue Oper ganz nach seinen Ansprüchen bauen zu lassen. Ein Beispiel dafür ist der nur für ihn bestimmte Zugang und die Räumlichkeiten zum Aufenthalt vor der Aufführung, in denen sich heute die Bibliothek befindet. So sollte seine Sicherheit gewährleistet werden.
Er schrieb einen Wettbewerb aus, den 1861 der damals unbekannte junge Architekt Charles Garnier gewann.
In der Neuplanung von Paris durch Baron Haussmann sollte dem Gebäude eine zentrale Rolle zukommen, dementsprechend wurde der Bauplatz im Herzen der Stadt gewählt, mit direkter Verbindung zum Louvre durch eine der großen Avenuen.
Garniers Entwurf sah einen Bau im typischen neobarocken Stil der französischen Architektur des 19. Jahrhunderts (eine Mischung aus Klassizismus, Barock und Renaissance) vor. Innen und außen wurden dafür über 30 verschiedene Sorten Marmor verwendet!
1862 begann der Bau und man stieß gleich auf die erste Schwierigkeit: der zentrale Bauplatz hatte nämlich einen Nachteil: einen sehr hohen Grundwasserspiegel. Davon ließ Garnier sich aber nicht aufhalten. Er legte einfach einen künstlichen See an, der nach oben dicht abgeschlossen ist, um den Boden „trockenzulegen“. Noch heute muss die Pariser Feuerwehr das Wasser regelmäßig abpumpen, aber man geht es pragmatisch an: das wird als Training genutzt und falls es mal brennt, dient das Becken als Löschwasserteich. Alle Top also. 😉
1870 stockte der Bau. Und wer war schuld daran? Wir Deutschen, gewissermaßen. Obwohl die Historiker bis heute streiten, wer den Deutsch-Französischen Krieg nun eigentlich begonnen hat. Jedenfalls war Napoleon III. danach nicht mehr Kaiser und hatte nicht mehr wirklich etwas von seiner „persönlichen“ Oper. Die kaiserliche Lounge wurde demnach auch nie so fertiggestellt, wie ursprünglich geplant.
Trotz der Verzögerung konnte das Opernhaus dann aber 1875 Eröffnung feiern!
Fun Fakt: In den Jahren nach der Eröffnung entstand das Gerücht, dass ein Geist in der Oper umgehe. Aus dem Untergrund drangen komische Geräusche (du ahnst es vielleicht, der künstliche See war schuld…) und bei einer Aufführung im Jahr 1896 fiel der tonnenschwere Kronleuchter im Opernsaal von der Decke und erschlug eine Concierge.
Dieser Unfall wurde nie aufgeklärt – aber er hat Spuren hinterlassen… Denn Gaston Leroux hat der Geschichte nämlich in seinem berühmten Roman „Phantom der Oper“ aus dem Jahr 1910 ein literarisches Denkmal gesetzt. Dort passiert der Unfall infolgedessen, dass die Forderungen des Phantoms nicht erfüllt werden. Eine davon war, dass die Loge Nr. 5 immer für das Phantom freigehalten wird. Deswegen ist die Loge Nr. 5 die Einzige, die tatsächlich namentlich reserviert ist… und rate mal auf welchen Namen. 😉
1898 starb Garnier – dank der Oper als berühmtester Architekt des 19. Jahrhunderts. An der Rampe auf der Nordseite kannst du das Denkmal bewundern, das man daraufhin für ihn errichtete.
Immer wieder feierten hier auch deutsche Komponisten große Erfolge: im Jahr 1911 wurde Richard Wagners „Ring“ frenetisch bejubelt, ebenso wie Richard Strauss für „Salome“. Georg Friedrich Händel hat gleich ein ganzes Denkmal in der Vorhalle bekommen, ebenso wie Christoph Willibald Gluck.
Mit dem Engagement des Schweizers Rolf Liebermann im Jahr 1973 begann eine neue Blütezeit der Oper. Das lag unter anderem daran, dass er Werke in der Original-Sprache singen ließ und nur die besten internationalen Choreografen, Bühnenbildner etc. engagierte.
1989 begann eine große Renovierungskampagne – als Erstes kam der verdächtige Kronleuchter an die Reihe. 🙂 Die Renovierung hält bis heute an. 1996 folgte der Bühnenvorhang, 2004 das Grand Foyer und dessen Nebenräume. Aber auch die Elektrik, die komplette Bühne und der Zuschauerraum wurden instand gesetzt.
Mit der Fassade ist man – wie wir bei unserem Besuch sehen konnten – bisher nicht fertig. Aber 2025 – pünktlich zum 150. Jubiläum – soll die Opera Garnier dann vollständig in neuem Glanz erstrahlen.
Offizielle Seite des Palais/Opera Granier (FR/EN): www.operadeparis.fr
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