Conciergerie
Conciergerie
Conciergerie
Das Gefängnis der Revolution
Die Conciergerie ist ein Teil des Gebäudekomplexes „Palais de la Cité“, dem Regierungssitz der französischen Könige vom 10. bis 14. Jahrhundert. Der größte Teil der Conciergerie wird heute noch als Gericht genutzt. Du kannst hier den ältesten mittelalterlichen Gebäudeteil durchstreifen, aber auch das Hauptgefängnis während der Französischen Revolution besichtigen.
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein Originalschauplatz französischer Geschichte! Während im Mittelalter prunkvolle Gelage stattfanden, verbrachten während der Revolution viele Gefangene hier ihre letzten Tage vor der Hinrichtung. Die berühmteste unter ihnen war Königin Marie Antoinette.
Negativ:
Die mittelalterlichen Säle sind, abgesehen von der Architektur, auf den ersten Blick eher unspektakulär, da kein historisches Inventar erhalten ist.
Tipp:
Unbedingt das Histopad (siehe unten) dazu buchen und per virtueller Realität die Räume im Originalzustand erleben.
Zuletzt aktualisiert: 09.01.2023 | Céline & Anne
Conciergerie
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Auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Der Name „Conciergerie“ kommt von dem Namen Concierge. Ein Titel, den der König an hohe Beamte verteilte: Er musste die Ordnung erhalten, die Polizei überwachen und die Gefangenen registrieren. Während der Französischen Revolution wurden hier alle Verhandlungen des Revolutionsgerichts gehalten und Marie Antoinette verbrachte ihre letzten Tage in diesem Gefängnis. In einem Raum werden zudem über 4000 Menschen namentlich genannt, die während der Revolution hier einsaßen.
Bevor du aber die Conciergerie betrittst, solltest du zunächst noch einen Blick auf den Eckturm werfen. Hier befindet sich eine prächtige Turmuhr – es handelt sich um die erste öffentliche Uhr, die in Paris angebracht wurde, und zwar bereits im Jahr 1370.
Am Eingang werden zunächst die Taschen kontrolliert, dann geht es die Treppe hinunter zum „Saal der Waffenträger”. Er ist mit 1.785 qm der größte weltliche gotische Raum in Europa. Dort werden die Tickets kontrolliert, die Histopads ausgegeben und dort befindet sich auch ein kleiner Museumsshop. Er gehört zu den mittelalterlichen Sälen der Conciergerie. Hier nahmen täglich 1000 bis 2000 Soldaten und königliche Diener ihr Essen ein. Zubereitet wurde es in der “Küche der Gemeinen”, die 1353 unter Johannes des Guten errichtet und erst kürzlich restauriert wurde. Nach vielen Umbauten ist heute nur noch das Untergeschoss erhalten. Der quadratische Raum ist 16,25 Meter lang und breit und wird durch Säulen unterteilt. Am Ende des Saals der Waffenträger gelangt ihr über ein paar Stufen nach rechts gehend in den Saal der Wachen. Hier hielten sich bis ins 14. Jahrhundert die Leibwächter des jeweiligen Herrschers auf, später diente er als Kerker.
Über die “Rue de Paris” geht es weiter in die Revolutionssäle. Im “Gang der Gefangenen” siehst du Rekonstruktionen von Gefangenenzellen, die Amtsstube des Gerichtsschreibers, das Büro des Concierge und den Salle de la Toilette, in dem die Gefangenen auf die Hinrichtung vorbereitet wurden (hier wurden die Haare abgeschnitten, um die Guillotine nicht zu behindern). Über eine Wendeltreppe gelangst du ins Obergeschoss. Der “Saal der Namen” war während unseres Besuchs aufgrund von Covid19-Hygienemaßnahmen leider nicht geöffnet. An den Wänden befinden sich die Namen von über 4.000 Menschen, die während der Französischen Revolution in der Conciergerie einsaßen und vor dem Revolutionstribunal standen. Einige wurden freigesprochen, andere zu Strafen oder zur Hinrichtung verurteilt. Der Gang der Zellen zeigt drei kleinere Gefängniszellen, in denen, nach Memoiren von Honoré Jean Riouffe teils bis zu sieben Gefangene eingesperrt waren.
Am Ende des Gangs führt eine Treppe wieder hinunter ins Erdgeschoss. Hier befinden sich die Ausstellungen “Die Französische Revolution und Paris”, “Die Revolution und die Conciergerie” sowie “Die Revolution und die Justiz”. Auf vielen Schautafeln und historischen Dokumente kannst du dich ausführlich über die Zeit ab 1789 informieren.
Nun betrittst du die kleine Kapelle zur Erinnerung an Marie Antoinette. Hier sind unter anderem Devotionalien zur Erinnerung an die Königin ausgestellt. Die meisten sind zwar Fälschungen, zeigen aber den Kult, der sich nach ihrem Tod um die berühmte – und wohl auch berüchtigte – Herrscherin bildete. Hinter dem Altar befindet sich, durch einen blauen Vorhang mit königlichem Wappen abgetrennt, die Marie Antoinette -Sühnekapelle, die in dem Raum errichtet wurde, in dem sich ihre Zelle befand.
Durch eine Seitentür in der Gedenkkapelle gelangst du schließlich in den sogenannten “Hof der Frauen”. Hier durften sich die Frauen, die in den rund um den Hof befindlichen Zellen eingekerkert waren, zeitweise im Freien aufhalten.
Die Sainte-Chapelle, die einstige königliche Kapelle, ist Teil des Palastkomplexes und kann entweder im Kombi-Ticket oder separat besichtigt werden.
Der Histopad:
In jedem Raum stehen kleine Kästen, deren Oberfläche man scannen kann. Danach sieht man auf dem Histopad eine originalgetreue 3D-Rekonstruktion und befindet sich so inmitten des historischen Geschehens!
Conciergerie
Zur Geschichte
Ab dem 6. Jahrhundert wurde auf dieser Stadtinsel – der Île de la Cité – eine königliche Residenz errichtet. Unter Robert dem Frommen wurde diese Anfang des 11. Jahrhunderts ausgebaut und für die nächsten vier Jahrhunderte das Machtzentrum der Könige. Dafür wurde auch zwischen 1244 und 1248 – auf Wunsch Ludwigs IX. des Heiligen – die Sainte-Chapelle errichtet, die königliche Kapelle.
In den weiteren Jahren wurde immer mehr angebaut und vergrößert – denn der Hofstaat wuchs! Darunter der Salle des Gens d’Armes (Rittersaal). Dieser war unfassbare 64 m lang, 27,5 m breit und 8,5 m hoch und ist heute leider zerstört.
Nachdem 1358 zwei Marschälle des Königs bei einem Aufstand getötet wurden, zog die königliche Familie aus Sicherheitsgründen zunächst in ein Hotel in der Nähe der Bastille und dann in den Louvre. Und der Palais de la Cité wurde zum Palais de Justice und die Conciergerie.
Nachdem Versailles zum Hauptsitz der französischen Könige avanciert war, wurde hier der Justizpalast eingerichtet. Auch das Parlament von Paris saß hier. In den Jahren 1793 – 1795, während der Französischen Revolution, gab es hier die großen Verhandlungen des Revolutionsgerichts. Die Conciergerie war dabei das Hauptgefängnis dieser Zeit und der letzte Aufenthaltsort von Marie Antoinette.
Die Zeit während der Französischen Revolution ist sicher eine der interessantesten Momente der Conciergerie. In dieser Zeit waren bis zu 1200 Gefangen gleichzeitig hier eingesperrt. In den 2 Jahren des Revolutionstribunals wurden 2700 Menschen zum Tode verurteilt: darunter Marie Antoinette (Dauphine, die Frau Ludwig Augusts), Georges Danton (französischer Revolutionär und Politiker) und Maximilien Robespierre (Rechtsanwalt, Revolutionär und führender Politiker der Jakobiner).
Nach der Französischen Revolution wurde die Conciergerie weiterhin als Gefängnis genutzt, dann nur noch als Justizpalast und Museum.
Marie Antoinette
in der Conciergerie
Marie-Antoinette (1755 – 1793) war eine österreichische Adlige, die mit dem französischen Dauphine Ludwig August vermählt wurde. Als dieser 1774 den Thron bestieg und zu Ludwig XVI. gekrönt wurde, wurde Marie-Antoinette Königin von Frankreich.
Die junge Österreicherin war anfangs noch beliebt beim Volk und unter ihresgleichen. Das änderte sich aber ziemlich schnell und sie wurde gemobbt, Zielscheibe von politischer Propaganda und in den Zeitungen des Volkes verhöhnt.
Ihr verschwenderischer Lebensstil – der zwar gang und gäbe war – wurde zum Dreh- und Angelpunkt während der Französischen Revolution.
Viele Biografen sehen in ihr eine „hirnlose und unverantwortliche Frau“ oder eine „hübsche, frivole und unkluge“ Beeinflussung des Königs. Eine Frau, die gar nicht wüsste wie das Leben außerhalb des Hofes sei und die Kompromisse für den dritten Stand vereitelt habe.
Andere sehen in ihr aber eher eine Frau, die von ihrer Rolle einfach nur überfordert war und bei ihrer Hochzeit ja auch erst 14 Jahre alt war – quasi als Kind in diese großen Schuhe schlüpfen musste.
Während der Französischen Revolution richtete sich der Hass des Volkes viel mehr gegen sie als gegen Ludwig XVI.
Als die Revolutionäre die königliche Familie zwangen, von Versailles in den Tuilerienpalast zu wechseln, versuchte diese sich ins Ausland abzusetzen. Doch der König wurde bei der Flucht erkannt, alle wurden nach Paris zurückgebracht und aus Sicherheitsgründen im „Temple“, einer ehemaligen Festung des Templerordens, untergebracht. Die Familie wurde ab diesem Moment streng bewacht, genoss aber noch einige Freiheiten.
Das änderte sich, als Marie-Antoinette am 1./2. August 1793 in die Conciergerie gebracht wurde – alleine. Hier blieb sie die letzten 76 Tage ihres Lebens.
Sie war zwar Gefangene, wie genau sie behandelt wurde, ist aber nicht zu 100 % gesichert. Immerhin hatte sie eine Einzelzelle, die man heute besichtigen kann und aus der Ludwig XVIII. der jüngere Bruder von Ludwig XVI., 1815 eine Kapelle ihr zu Ehren errichten ließ.
Im Oktober begannen die Verhöre und ab dem 14. Oktober fand ihr Prozess statt. Die Hinrichtung erfolgte am 16. Oktober, um 12 Uhr mittags auf der heutigen Place de la Concorde. Es war der Prozess und die Hinrichtung mit dem größten Medieninteresse der Revolution, und das, obwohl sie nach dem König verurteilt und hingerichtet wurde.
Nach der Hinrichtung legte man sie in ein Massengrab, an das heute die Chapelle Expiatoire erinnert. 20 Jahre nach ihrem Tod wurde sie exhumiert – ihr Strumpfband half wohl bei der Identifizierung. Nun ruht sie in der Kathedrale von Saint-Denis, an der Seite ihres Mannes.
Offizielle Webseite der Conciergerie (FR, EN, ES): paris-conciergerie.fr
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2023