Französischer
Wein
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Französischer Wein
Kleine Einführung
Ach ja, der französische Wein… Im Frühjahr und Sommer trinkt ganz Paris Rosé, im Winter wird dann gerne zu einem gehaltvollen Rotwein gegriffen. Und der Champagner, berühmtester Schaumwein der Welt, Getränk der Models und Filmstars, kommt natürlich auch aus Frankreich.
Ob es griechische Einwanderer in Marseille waren oder die Etrusker in Latara, die den Wein nach Frankreich brachten, daran scheiden sich die Geister. Fest steht jedenfalls, dass der Wein in Frankreich gewissermaßen als Grundnahrungsmittel gilt, jedenfalls darf er bei einem klassischen französischen Déjeuner oder Diner nicht fehlen.
Du dachtest, Frankreich ist der größte Weinproduzent der Welt? Tatsächlich gilt das nur für den Rosé. Insgesamt geht Platz eins, gemessen an der Litermenge, doch tatsächlich an Italien – und das, obwohl Frankreich über eine Anbaufläche von fast einer Million Hektar verfügt, verteilt über rund 400 geschützte Anbaugebiete.
Über Geschmack lässt sich ja streiten. Deshalb geben wir dir hier keine konkreten Weinempfehlungen, sondern helfen dir lieber, dich im Dschungel der Rebsorten, Herkunftsgebiete und Bezeichnungen ein klein wenig zurechtzufinden. Aber auch hier kratzen wir nur an der Oberfläche, denn das Thema Wein ist kompliziert und kann einfach nicht in einem einzigen Artikel heruntergebrochen werden.
Los geht’s mit unserem mini-mini Weinglossar!
Französischer Wein
Mini-Glossar
Appellation d’Origine Protégée (AOP) bedeutet in etwa “geschützte Herkunftsbezeichnung”. Teilweise wird auch noch die ältere Version „AOC“ („Contrôlée“ statt „Protégée“) verwendet. Weine mit AOP auf dem Etikett kommen aus einem bestimmten Anbaugebiet und müssen definierte Kriterien dieses Gebietes erfüllen (z.B. Verwendung bestimmter Rebsorten, Produktionsbedingungen). Diese werden vom „Institut national de l’origine et de la qualité“ (INAO) festgelegt und kontrolliert. Hinter “AOP” auf der Flasche findest du dann den Namen, entweder den der Region oder den des Ortes oder einfach nur “Villages”, das heißt der Wein stammt aus einem bestimmten Ort des Anbaugebiets, der nicht zwingend mit angegeben wird. Neben den AOP-Weinen gibt es noch IGP-Weine (Weine aus einer bestimmten Region), die EU-Kriterien unterliegen, (die jedoch lockerer sind als die für AOP-Weine) und VdF-Weine (Vin de France) ohne Herkunftsangabe.
Château ist die Bezeichnung für eine Produktionsstätte. Hat leider durchaus nicht immer ein eigenes Schloss, aber wenn doch, dann werden die Etiketten gerne mit einer edlen Zeichnung von diesem geschmückt.
Crémant ist ein Schaumwein mit Flaschengärung, der nicht aus der Champagne kommt und deshalb nicht Champagner genannt werden darf. In Frankreich stammt er unter anderem von der Loire, aus dem Burgund oder aus dem Elsaß und trägt dann auch die entsprechende Bezeichnung, zum Beispiel “Cremant d’Alsace”. Eine super Alternative zum Champagner, einen guten Crémant bekommt man nämlich schon für unter 10 Euro und der ist dann qualitativ definitiv hochwertiger als ein billiger Champagner für 5 Euro mehr.
Cru: Auf der Flasche steht “Grand Cru” – das muss ein Spitzenwein sein, oder? Ja, es ist ein Qualitätsmerkmal. Der genaue Name ist allerdings je nach Region unterschiedlich, denn jede hat ihre eigenen Klassifizierungen. So ist der “Grand Cru” in der Champagne Top-Kategorie, im Bordeaux ist es der “Premier Grand Cru Classé”.
Cuvée bezeichnet, anders als in Deutschland, nicht notwendigerweise einen Verschnitt mehrerer Weine! Beim Champagner ist der hochwertige Most aus der ersten Pressung gemeint. In allen anderen Regionen ist ein Cuvée einfach eine Abfüllung eines Weinguts. Dies kann ein Verschnitt (in Frankreich als Assemblage bezeichnet) sein, aber genauso Wein aus einer einzigen Lage.
Domaine darf sich ein Weingut nennen, das seinen Wein komplett selbst produziert – vom Anbau bis zur Abfüllung.
Mise en Bouteille: Gibt an, wo der Wein abgefüllt wurde. Da nur eine Domaine per Definition selbst abfüllt, wirst du oft “Mise en bouteille au château” auf dem Etikett finden, um zu kommunizieren, dass der Wein am Anbauort abgefüllt wurde.
Propriétaire sind die Besitzer des Weinguts, nicht unbedingt gleichlautend mit dem Namen des Weinguts.
Wo kommt der Wein her?
Weinregionen und Anbaugebiete
Insgesamt gibt es dreizehn Weinregionen mit mehr als 400 Appellationen (geschützte Anbaugebiete). Vier Regionen stellen wir dir hier vor:
Bordeaux (franz. Bordelais)
Die wahrscheinlich bekannteste französische Weinregion, südwestlich an den Flüssen Garonne und Dordogne gelegen, die sich zur Gironde vereinigen, bis zum Atlantik ist es nicht mehr weit. Links von der Gironde wird hauptsächlich die Rebsorte Cabernet Sauvignon angebaut, rechts hauptsächlich Merlot sowie die Weißweine Sauvignon Blanc und Sémillon. Es gibt 52 geschützte Anbaugebiete. Médoc und St.-Émilion gehören zu den bekannteren Namen, umfassen aber mehrere Appellationen, sodass verschiedene Namenskombinationen (z.B. Haut-Médoc oder Puisseguin-St.-Émilion) zustand ekommen. Napoleon III. führte 1855 im Bordeaux das erste Klassifizierungssystem für Weine ein (Premier Grand Cru bis Cinquième Grand Cru). Es wird heute noch genutzt, da es aber nicht alle Gebiete umfasste, haben sich mittlerweile vier weitere Systeme entwickelt.
Burgund (franz. Bourgogne)
Diese Region zwischen Dijon und Lyon hat die meisten Appellationen, nämlich mehr als 90. Die Mönche im Mittelalter förderten den Weinbau entscheidend und legten den Grundstein für die heutige Bekanntheit als Weinregion. Chardonnay und Pinot Noir sind die meist angebauten Sorten. Die Anbaugebiete vermitteln gleichzeitig auch Qualitätsstufen: Die einfachsten Weine werden nur mit Bourgogne bezeichnet. Die nächsthöhere Stufe trägt schon das Anbaugebiet im Namen, z.B. Beaujolais, Chablis oder Côte d’Or. Es folgen die Weine, die eine Ortsbezeichnung tragen, z.B. Pommard. Wenn der Wein nur aus einer einzigen Lage stammt, darf er zusätzlich als Climat oder Lieu-dit bezeichnet werden. Die besten Weine werden dann noch mit der Bezeichnung Prémier Cru und die allerbesten als Grand Cru gekrönt. Alles klar? 😉
Champagne
Ein guter Syrah oder Riesling kann von überall kommen – ein Champagner nur aus der Champagne. Schaumweine von außerhalb der Champagne müssen anders heißen, so in Frankreich zum Beispiel “Crémant” und in Spanien “Cava”. Es gibt vier große Anbaugebiete: Das Marne-Tal, die Berge von Reims, Côte de Blancs und Aube. Was macht Champagner so besonders? Experten sagen, es ist die besondere Kombination von Klima, Gelände und Bodenbeschaffenheit, “Terroir” genannt, sowie den streng definierten Produktionsmethoden. Natürlich trägt aber auch die begrenzt verfügbare Menge dazu bei, denn die Anbaufläche ist nur rund 34.500 Hektar groß und jeder Winzer darf jährlich nur eine bestimmte Menge produzieren. Verwendet werden zu 95 Prozent drei Rebsorten: Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Gepresst werden die Trauben dreimal, die erste Pressung nennt sich “Cuvée” und stellt die höchste Qualitätsstufe dar. Abhängig ist die Qualität aber auch noch von den verschiedenen Lagen: Grand Cru (beste Lage), Premier Cru und Cru Périphérique. In besonders guten Jahren wird ein Jahrgangschampagner hergestellt, die französische Bezeichnung lautet Millésime.
Elsaß (franz. Alsace)
Hier in Ostfrankreich wird schon seit dem Jahr 900 Wein angebaut. Das System der Klassifizierungen ist vergleichsweise einfach. Es gibt drei Appellationen: Alsace, Alsace Grand Cru und Crémant d’Alsace. Grand Cru darf nur aus vier Rebsorten stammen: Riesling, Gewürztraminer, Pinot Gris und Muscat. Alsace kann außerdem aus Pinot Blanc, Pinot Noir, Chasselas oder Sylvaner bestehen. Für den “Edelzwicker”, werden verschiedene Rebsorten gemischt, ansonsten bestehen die Weine nur aus einer Sorte, die dann meist auf dem Etikett steht. Zusätzliche Auszeichnungen sind: Vendange Tardive (Spätlese) und Sélection de Grains Nobles (Beerenauslese).
Die übrigen Weinregionen sind: Corse (Korsika), Jura, Languedoc-Roussillon, Loire, Lorraine, Provence, Savoie-Bugey, Sud-Ouest, Vallée du Rhone.
So ganz lassen können wir es mit den Empfehlungen natürlich nicht 😉 Was also den Weinkauf angeht: Natürlich haben in Paris alle Supermärkte eine gut sortierte Weinabteilung. Aber nutze doch die Gelegenheit um mal in eine Weinhandlung zu gehen und dich beraten zu lassen! Das muss keine Unsummen kosten.
Der Weinhandel Nicolas wurde 1822 gegründet und füllte als erster Wein in Flaschen ab um ihn für den Privatgebrauch zu verkaufen. Mittlerweile gibt es fast 500 Geschäfte in Frankreich. Auf der Webseite verspricht das Unternehmen in seiner Vision, für jeden Kunden den Wein zu finden, der zu ihm passt, und unserer Erfahrung nach stimmt das auch. Suche nach dem gelben “Nicolas” auf rotem Grund, sag deine Preisgrenze, ob es rot, weiß oder rosé sein soll, welche Sorte oder Aromen du magst oder zu welchem Essen oder Anlass du den Wein trinken willst.
Diese Vorgehensweise funktioniert natürlich auch im privat geführten Weingeschäft. Eine sehr empfehlenswerte kleine Weinbar mit Verkauf und ausschließlich Bio-Weinen ist Ma Cave Fleury. Der Urgroßvater der Inhaberin Morgana, Émile Fleury, begann 1895 als Champagner-Produzent. 1989 stellte die Familie auf biologisch-dynamische Produktion um. In der Weinbar gibt es natürlich den eigenen „Champagne Fleury“, aber auch viele Bio-Weine anderer französischer Winzer. Außerdem finden des Öfteren Live-Konzerte statt.
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Anne war einmal mehr in Sachen Wein für Museos unterwegs. Sie testet die Weinprobe inkl. Fühurng in den Caves du Louvre für uns!
Anne ist eine ausgebildete Weinexpertin und hat diesen Ausflug sehr genossen – und auch noch Neues gelernt!
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