Pestsäule
Pestsäule
Pestsäule
die Dreifaltigkeitssäule am Graben
Die Pestsäule wurde nach der Pestepidemie des 17. Jahrhunderts errichtet. Wie eine Säule sieht sie aber eigentlich gar nicht aus, viel eher wie eine Pyramide aus Wolken.
Meine Bewertung:
Postiv:
Tolle Lage – mitten in der Wiener Innenstadt (Graben).
Negativ:
Sie könnte besser in Szene gesetzt sein (z. B. mit einer entsprechenden Beleuchtung oder auch indem man das Netz gegen die Tauben entfernt...)
Tipp:
Ganz in der Nähe steht der Stephansdom, dessen Besuch sich ganz bestimmt lohnt.
Zuletzt aktualisiert: 20.03.2024 | Céline & Susi
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Wer durch eine der exklusivsten und teuersten Einkaufsstraßen Wiens spaziert (dem sogenannten Graben), dem wird ganz sicher eine etwa 21 Meter hohe Skulptur aus Marmor und Gold auffallen: die Pestsäule, die nach der Pestepidemie des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Wie eine Säule sieht sie aber gar nicht aus, viel eher wie eine Pyramide aus Wolken. Auch ihr eigentlicher Name ist nicht „Pestsäule“, sondern „Dreifaltigkeitssäule“.
Betrachtet man das Kunstwerk genauer, wird man noch viel mehr entdecken, woran man beim alleinigen Hören des Begriffs „Pestsäule“ wahrscheinlich nicht denken wird. In Wien und Umgebung wurden circa 80.000 Menschen Opfer des „schwarzen Todes“. Es war eine düstere Zeit für die Stadt. Tote Menschen lagen auf den Straßen, es mangelte an Hilfe und die Armut nahm zu. Es war Kaiser Leopold I., der der Stadt und den Bürgern eine Säule stiften wollte, die die Pest aus Wien vertreiben sollte, was 1679 dann auch der Fall gewesen ist. Obwohl man bereits 1679 vom Ende der Pest spricht, wurde die Säule, die wir heute sehen, erst am 29. Oktober 1693 (Tag der Dreifaltigkeit) eingeweiht.
Davor stand hier eine Holzsäule des Bildhauers Johann Frühwirth, die mit neun Engelsfiguren dekoriert war. Matthias Rauchmüller hat 1682 dann den Auftrag für den Bau einer Marmorsäule bekommen. Fertiggestellt wurde diese aber von Ludovico Burnacini, der die Idee einer Wolkenpyramide von Bernhard Fischer von Erlach ausgeführt hat. Genaues Hinschauen lohnt sich: zu sehen sind über 100 Gesichter, davon im oberen, vergoldeten Teil 22 und im unteren Teil über 85. Im unteren Bereich befinden sich in Abbildungen verschiedener religiöser Szenen, wie zum Beispiel die Schöpfung, das letzte Abendmahl oder das Pfingstwunder. Aber auch die Pest, die Hand Gottes mit Gesetzestafeln oder eine Himmelskugel mit Tierkreis und Gestirnen sind zu sehen.
Die Dreifaltigkeit kann auch zur Analogie der Dreistaatlichkeit der Habsburger gesehen werden. Die Wahl und Anordnung der Wappen Österreich, Ungarn und Böhmen, die das Reich der Habsburger bildeten, wurde höchstwahrscheinlich nicht zufällig so gewählt. In der Barockzeit lassen sich diese Parallelen des Öfteren wiederfinden. Dass die Säule heute noch in so gutem Zustand ist, hat übrigens den Grund, dass sie während des Zweiten Weltkriegs eingemauert wurde. So wurde sie vor Anschlägen geschützt. Heute wird sie von einem Netz umhüllt, sodass Tauben keine Sitzmöglichkeit haben. Sie ist eine der bekanntesten Kunstwerke in der Wiener Innenstadt und war für viele weitere Pestsäulen Vorbild.
2020 wurde die Dreifaltigkeitssäule durch die Covid-19-Pandemie für viele Wiener wieder ein wichtiger Ort des Gebets und der Hoffnung. Es wurden Kerzen aufgestellt, um den durch die Pandemie verstorbene Menschen zu gedenken und den Hinterbliebenen ein Zeichen des Mitgefühls auszudrücken.
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan