Refugi 307
Refugi 307
Refugi 307
Ein Schutztunnel für die Bevölkerung
Hier geht es in den Berg hinein! Entdecke einen der zahlreichen (hier Nummer 307!) Schutztunnel, welche in Barcelona während des Spanischen Bürgerkrieges von und für die Bevölkerung gebaut wurden.
Meine Bewertung:
Positiv:
Ein echtes Kontrastprogramm zu den gängigen Sehenswürdigkeiten in Barcelona! Auch für Kinder geeignet. Die Geschichte des Refugis ist interessant und Inbegriff für die einschneidende Zeit des Spanischen Bürgerkriegs.
Negativ:
Viel gibt es nicht zu sehen und der Besuch ist kurz. Etwas für Barcelona Wiederholungstäter.
Tipp:
Nach dem Besuch des Refugis 307 kann man einen Weg hoch zu Montjuïc nehmen. Ein bisschen Wildnis mitten in Barcelona! Der Weg durch den Wald führt hoch zur Avinguda Miramar, von wo man bequem zur Fundació Miró gehen oder auch die Seilbahn hoch zum Castell de Montjuïc nehmen und die einzigartige Aussicht über ganz Barcelona genießen kann.
Zuletzt aktualisiert: 19.02.2024 | Céline & Jacqueline
Refugi 307
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zu sehen?
Das Refugi 307 (katalanisch für Zufluchtsort) ist eines von über tausend Schutztunnel-Systemen, welche während des Spanischen Bürgerkrieges 1936-39 in Barcelona gebaut und benutzt wurden. Diese wurden nämlich durchnummeriert und es handelt sich hier also um die Nummer 307.
Heute kann man nur noch ein weiterer dieser Schutzbunker besichtigen, nämlich derjenige der Plaça de Diamant im Viertel Gràcia.
Der hoch über Barcelona gelegene Turó de la Rovira hingegen war ein Flugabwehr-Stützpunkt, gehört aber wie die beiden Tunnels zu den historischen Orten des Bürgerkrieges.
Das Refugi 307 liegt im Quartier Poble-Sec, am Fuße des Montjuïc. Steht man vor dem Eingang, hat man den Berg auch buchstäblich vor der Nase! Es handelt sich hier um einen der drei ursprünglichen Eingänge, wobei einer davon jetzt als Ausgang dient.
Man kann das Refugi nur mit einem Guide besichtigen (leider nicht auf Deutsch). Bevor es losgeht, kann man im Eingangsbereich die Infotafeln (auch auf Englisch) lesen, bis man mit der Führung an der an die Reihe ist.
Geht die Türe zum Tunnel auf, bemerkt man sofort, dass es einfach nur flach hineingeht. Keine Treppen? Kein Abstieg nach unten? Ja, das Refugi 307 ist der einzige Schutztunnel, der einfach gerade in den Berg hineingebaut wurde. Bei allen anderen musste man hinuntersteigen!
Während man die 200 Meter Tunnel (mit einer Höhe von 2,10 Metern und einer Breite zwischen 1,5 und 2 Metern) hindurchgeht, kann man gut die Infrastruktur sehen: Garderobennischen, Toiletten, Brunnen, Krankenstation, Schutzräume. Der Kamin wurde aber erst Jahre nach dem Bürgerkrieg von dort hausenden Familien hinzugefügt!
Auf hellen, noch gut zu erkennbaren Tafeln an den Wänden war die Hausordnung angebracht. So war es zum Beispiel verboten, Essen mitzunehmen, denn dies hätte unter Umständen zu Streit geführt.
Trotzdem ist es schwierig, sich den Ort mit den Leuten, die hier Zuflucht fanden, vorzustellen und die Ängste nachzuvollziehen, die sie gelitten haben müssen.
Unweit des Eingangs kommt man dann wieder aus dem Berg raus ins grelle Tageslicht. Auch wenn es tatsächlich nicht viel zu sehen gibt, ist es doch interessant, sich mit dem Thema Barcelona und Spanischem Bürgerkrieg anhand dieses Schutztunnels auseinanderzusetzen.
Refugi 307
zur Geschichte
Während im Ersten Weltkrieg nur vereinzelt aus der Luft bombardiert wurde, kam diese Kriegstaktik im Spanischen Bürgerkrieg zum ersten Mal regelmäßig zum Einsatz. So war Barcelona die erste große Stadt überhaupt, die auf massive und systematische Weise aus der Luft bombardiert wurde.
Luftangriffe waren perfekt, um die Kriegswirtschaft zu zerstören. Gerade im und um das Quartier Poble-Sec, wo das Refugi 307 liegt, gab es viel Industrie und deshalb war es umso mehr betroffen.
Nach den ersten Bombenanschlägen auf die Stadt wurde ein lokales Verteidigungsgremium einberufen, um angesichts dieses neuen und tödlichen Kriegsphänomens Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu ergreifen.
Die Keller der Häuser und das U-Bahn-Netz selbst wurden zunächst als Schutzbunker genutzt. Trotz der wenigen verfügbaren Mittel organisierten oft die Bürger selbst die Verteidigung: Es wurden Alarmanlagen installiert, ein Versorgungsdienst für Lebensmittel, Wasser und Medikamente eingerichtet und neue Schutztunnel gebaut, so wie das Refugi 307.
Speziell ist, dass diese Bunker nicht etwa von der Stadtverwaltung gebaut wurden, sondern von der Bevölkerung selber, vor allem von Frauen und Kindern, die ja nicht im Kampf waren.
Franco, der Gewinner des Bürgerkrieges, ließ das Schutzsystem anfänglich weiter ausbauen, um die Bevölkerung vor einem eventuellen Eintritt Spaniens in den 2. Weltkrieg zu schützen. Da dies nicht geschah, blieb das Refugi 307 lange Jahre ungenutzt und diente später armen Zuwandererfamilien als Unterschlupf.
Heute gehört das Refugi 307 zum Museum für Stadtgeschichte von Barcelona und ist auch Denkmal für den Kampf ums Überleben.
Offizielle Webseite des Refugi 307 (EN): ajuntament.barcelona.cat/museuhistoria
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner