5 Filme
in & über Paris
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in & über Paris
Drehorte in Paris
Die Stadt der Lichter als Filmkulisse
“Uns bleibt immer Paris” – dieses Zitat aus dem Filmklassiker Casablanca hat wahrscheinlich jeder schon einmal gehört. Der Barbesitzer Rick sagt es zu seiner großen Liebe Ilsa, als er sich auf dem Flughafen von ihr verabschieden muss. Die Filmszenen, die in Paris spielen, wurden jedoch gar nicht in Paris gedreht (das war aufgrund des 2. Weltkriegs nicht möglich), sondern in den Warner Studios in Los Angeles.
Es gibt jedoch auch jede Menge Filme, die in der Stadt der Lichter spielen. Fünf davon stellen wir Euch hier vor – und verraten Euch natürlich auch, wo die Drehorte zu finden sind!
Alle Filme
in der Übersicht
Filmtipp 1
Nikita
Nikita (Originaltitel: La Femme Nikita) von Luc Besson kam 1990 in die Kinos. (Achtung, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Serie, die später entstand). Erzählt wird die Geschichte einer drogensüchtigen jungen Frau (César als beste Hauptdarstellerin für Anne Parillaud), die bei einem Überfall auf eine Apotheke ein Blutbad anrichtet und vom französischen Geheimdienst vor die Wahl gestellt wird: Todesstrafe oder Killerin im Auftrag der Regierung. Sie entscheidet sich also, zu töten, um selbst zu überleben. Der Film enthält viele Gewaltszenen, hat aber durchaus seine komischen Momente: wenn Nikita nonchalant kaugummikauend im Schießstand die Zielscheibe zerfetzt oder ihrem Karate-Trainer bei der ersten Begegnung eine Ohrfeige verpasst, die ihn buchstäblich umhaut.
Die Eröffnungsszene, in der Nikita mit ihren Komplizen auf dem Weg zum Überfall ist, wurde an der Metrostation Quai de la Gare gedreht. Ihren ersten Mordauftrag führt sie im Le Train Bleu aus. Dabei handelt sich um das wahrscheinlich pompöseste Bahnhofsrestaurant der Welt. Es befindet sich im oberen Stockwerk des Gare de Lyon, aber man wähnt sich hier aufgrund der opulenten Wandgemälde, Stuckdecken und goldenen Verzierungen eher in einem Saal von Versailles. Der Bahnhof samt Restaurant wurde 1900 im Zuge der Weltausstellung erbaut. Im Film kann man Nikita dabei zusehen, wie sie am Tisch sitzend ein Magazin zum Nachladen im Dekolleté ihres kleinen Schwarzen verschwinden lässt, bevor sie aufsteht, den anvisierten Mann erschießt, bei einem Feuergefecht mit ihren Verfolgern die Kücheneinrichtung zerlegt und sich dann im letzten Moment mit einem Kopfsprung durch den Müllschlucker rettet.
Noch ein Drehort, der im selben Jahr und aus gleichem Anlass erbaut wurde und in dem Nikita per Roomservice eine Bombe serviert: Das 5-Sterne-Hotel Regina Louvre (2 Place des Pyramides). Nikitas letzter Einsatz (im Film die russische Botschaft) wurde im Hotel St. James (5 place du Chancelier-Adenauer) gefilmt.
Das Restaurant Le Train Bleu ist definitiv empfehlenswert, wenn du dich in Schale werfen und in glamouröser Kulisse speisen möchtest. Es erwartet dich gehobene französische Küche zu den entsprechenden Preisen. Oder doch lieber ein Cocktail in der Lounge Bar? Pssst….sonntags ab 11.30 gibt es in der Bar Brunch (40 € pro Person).
Filmtipp 2
Die fabelhafte Welt der Amelie
Gib es zu, du hast schon darauf gewartet… jaaa, Amélie darf natürlich in unserer Sammlung nicht fehlen! Die fabelhafte Welt der Amélie (2001) hat die ganze Welt für das charmante Pariser Viertel Montmartre begeistert. Die Geschichte der schüchternen, gutherzigen Kellnerin mit den charmanten Marotten, die Hauptdarstellerin Audrey Tatou berühmt machte, spielt hauptsächlich hier. Das Café Deux Moulins, in dem Amélie im Film arbeitet, gibt es tatsächlich! Es befindet sich schon seit über 100 Jahren an der Adresse 15 rue Lepic. Der Name, (auf Deutsch “Café Zwei Mühlen”) ist nicht ganz richtig, denn eigentlich befinden sich drei Mühlen in der Nähe: die berühmteste Mühle von Paris, Moulin Rouge, und die zwei Mühlen, die beide Moulin de la Galette heißen (mehr Infos dazu findest du im Artikel über die Pariser Stadtteile). Heute ist das Café natürlich ein Touristenmagnet. Besuche es also am besten zu einer weniger frequentierten Zeit, wie unter der Woche vormittags, dann wirst du nett bedient und kannst in Ruhe Fotos machen.
In der Rue des Trois Frères befinden sich die Wohnung von Amélie und ihr bevorzugter Obst- und Gemüseladen Au Marche de la Butte (im Film “Maison Collignon”). Glamour darfst du in diesem Teil von Montmartre nicht erwarten, es ist alles etwas in die Jahre gekommen, dafür findest du hier eine gute Portion charmantes Pariser Alltagsleben.
Am Place St. Pierre wird es dann wieder touristischer, hier, am Fuß des Hügels mit Blick auf Sacré-Coeur, steht das Karussell, neben dem die Telefonzelle stand (leider nicht mehr da), in der Nino mit Amélie telefoniert. Einige Drehorte liegen auch außerhalb von Montmartre: Im Gare de l’Est sieht Amélie Nino zum ersten Mal, als er vergessene Fotostreifen aus dem Fotoautomaten holt. Die runde Treppe, über die sie ihm heimlich nachläuft, befindet sich am Seitenausgang des Bahnhofs (Rue d’Alsace), über sie gelangt man per Fuß zum Gare du Nord, wo ebenfalls Szenen gedreht wurden.
Ein echter Geheimtipp ist die Gegend um den Canal St. Martin, wo Amélie gerne Steinchen übers Wasser flippt. Hier lassen sich wunderbar Spaziergänge machen und sogar Bootstouren werden angeboten – mal etwas anderes als die übliche Tour auf der Seine.
Für die Innenszenen des Films müsstest du Frankreich sogar ganz verlassen – und zurück nach Deutschland fahren. Da der Film von der Film- und Medienstiftung NRW gefördert wurde, fanden die Drehs in den MMC Studios in Köln statt.
Filmtipp 3
Before Sunset
Ethan Hawke und Julie Delpy als Jesse und Celine haben unser Herz zum ersten Mal in Before Sunrise (1995) berührt, in dem sie durchs nächtliche Wien spazieren. Am Morgen fährt Celine (hehe) nach Paris zurück. Wird sie zum fest versprochenen Treffen am Bahnsteig, sechs Monate später erscheinen? Das erfahren wir erst in der Fortsetzung Before Sunset (2004). Diese spielt neun Jahre später in Paris und es stellt sich heraus, dass Celine wegen des Todes ihrer Großmutter im Gegensatz zu Jesse nicht wieder nach Wien gereist ist. Dieser ist mittlerweile Autor, befindet sich auf Lesereise ins Paris und stellt sein Buch “This Time” in einer Filiale von Shakespeare & Company (37 rue de la Bucherie) vor. Das Buch handelt von einer zauberhaften Begegnung in Wien und Celine war durch ein Plakat im Schaufenster auf die Lesung aufmerksam geworden.
Dieses Mal haben die beiden keine ganze Nacht, sondern nur eine gute Stunde, denn der Buchladen ist die letzte Station der Lesereise und Jesses Flieger geht zurück in die USA zu Frau und Kind. Genug Zeit jedoch für einen Spaziergang durch Paris. Von der Buchhandlung aus biegen sie um die Ecke in die Rue Saint Julien le Pauvre, was natürlich die falsche Richtung ist, denn über die Brücke auf eine der beiden kleinen Seine-Inseln wäre ja viiiiel romantischer… Das dachte sich dann wohl auch der Regisseur, denn plötzlich befinden sich die verhinderten Liebenden auf der anderen Seite des Flusses mitten im Viertel Marais. Ein weiterer Schnitt – auf einen Kaffee ins Le Pure Café (14 rue Jean Macé), wo sie herausfinden, dass sie zur gleichen Zeit in New York waren. Weiter geht’s zu einem romantischen Streifzug auf der Coulée Verte, einem grünen Spazierweg auf einer alten Pariser Eisenbahntrasse.
Zum Schluss darf eine Bootsfahrt auf der Seine nicht fehlen: am Quai de la Tournelle steigt das Paar in ein Bateau Mouche, eines der Schiffe, die tagtäglich viele Touristen über die Seine schippern (aber Achtung, die eigentliche Anlegestelle befindet sich am Port de la Conférence). Anschließend fahren sie mit Jesses Wagen in Celines Wohnung. Die Adresse, die sie dem Fahrer nennt, gibt es nicht, die Szenen wurden in einem Apartment im Court de l’Étoile D’Or gedreht, einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Hof in der Nähe des Place de la Bastille. Ob Jesse seinen Flieger bekommt? Das wollen wir hier nicht spoilern, nur soviel: 2013 erschien der dritte Teil “Before Midnight”, der in Griechenland spielt.
Filmtipp 4
Paris je t'aime
In Paris je t’aime (2006) ist die Stadt der Liebe nicht nur Kulisse – sie spielt die Hauptrolle. Es ist der erste Teil der Filmreihe “Cities of Love”, die unter anderem auch New York und Berlin porträtiert. Dieser Episodenfilm ist wahrhaft geeignet, wenn du dich auf Paris einstimmen willst, denn du lernst darin fast alle Arrondissements kennen (nur das 12. und das 15. kommen nicht vor.) 18 Episoden in 18 Arrondissements wurden von 21 Regisseuren inszeniert, weltberühmte Schauspieler wirken mit, unter anderem Juliette Binoche, Nick Nolte, Elijah Wood, Gerard Depardieu und Natalie Portman. Und immer geht es um die Liebe!
Der Film beginnt mit einer Parkplatzsuche in den engen Gassen von Montmartre. Weiter geht es am Quai Saint-Bernard, wo ein Pariser Teenager auf eine Muslima trifft. Im Marais gibt ein Fotograf dem Angestellten einer Druckerei seine Nummer. In der Metro-Station Tuileries inszenieren die Coen-Brüder einen Dreiecks-Kuss, der schmerzhaft endet (allein wegen dieser Episode ist der Film sehenswert!). In einem Apartment im 16. Arrondissement denkt eine spanische Nanny an ihr eigenes Kind, das in einer Krippe in der Vorstadt betreut wird, während sie auf das Kind einer wohlhabenden Familie aufpasst. Im chinesischen Viertel von Paris im 13. Arrondissement, darf ein älterer Vertreter für Friseurprodukte – Traum oder Wirklichkeit? – seinem Faible für asiatische Frauen nachgehen. In einem Restaurant nahe des Place de la Bastille, will ein Mann seine Frau verlassen und erfährt die Macht der Sterblichkeit. Am Place des Victoires kann eine Frau endlich Abschied von ihrem verstorbenen Sohn nehmen.
Ein Schulkind erzählt, wie seine Eltern sich fast am Eiffelturm kennengelernt hätten und warum daraus dann doch eine Gefängniszelle wurde (eine weitere, sehr sehenswerte Episode, ich habe Tränen gelacht!). Ein älterer Mann läuft mit einer jungen Frau die Straßen am Parc Monceau entlang – sind sie wirklich ein Paar? Im Quartier des Enfants Rouges verliebt sich eine Schauspielerin in einen Dealer. Am Place des Fȇtes treffen sich der schwer verletzte Patient und die Sanitäterin nicht zum ersten Mal. In einer Striptease-Bar in Pigalle inszeniert ein alterndes Paar (herzergreifend!) seine Liebe neu. Dracula-Fans aufgepasst: Auf einer Brücke im Viertel La Madeleine verliebt sich eine Vampirin unsterblich in einen Sterblichen. Auf dem Friedhof Père Lachaise erscheint (inszeniert von Wes Craven!) der Geist von Oscar Wilde einem jungen Mann und hilft ihm, seine Freundin zurückzugewinnen. Ein Blinder erinnert sich, wie er seine Freundin in der Rue Faubourg St. Denis kennengelernt hat (Regie: Tom Tykwer). Im Quartier Latin trifft sich ein Paar in einer Bar, um die Scheidungspapiere zu unterschreiben. Die US-Touristin Carol ist allein auf dem Tour de Montparnasse und im Montsouris Park, aber dennoch nicht einsam: ihre Liebe ist Paris.
Filmtipp 5
Midnight in Paris
Mit Ernest Hemingway anstoßen, mit Pablo Picasso über Kunst diskutieren und das alles in Paris! Dieser Traum wird in Midnight in Paris (2011) wahr! Im Film von Woody Allen (Oscar für das beste Drehbuch) reist der Drehbuchautor Gil Pender (gespielt von Owen Wilson) mit seiner Verlobten Inez und deren Eltern nach Paris. Hier würde er gerne leben, am liebsten in den „Goldenen Zwanzigern“. Sie steigen im vornehmen Hotel “Le Bristol” ab. Gil ist genervt von Inez‘ Snobismus, überdies treffen sie auch noch zufällig einen ihrer früheren Studienkollegen, den Besserwisser Paul.
Bei einem Ausflug nach Versailles macht er sich gemeinsam mit seiner Frau und Inez über Gils romantische Ader lustig. Während einer Stadtführung diskutiert Paul im Garten des Musée Rodin mit der Fremdenführerin, gespielt von Carla Bruni. Nach einer Weinprobe auf der Dachterrasse der Belle Étoile-Suite des Hotel Le Meurice (mit dem fantastischen Restaurant Le Dalí, designt von Philippe Starck) trennt Gil sich von der Gruppe, verirrt sich und stellt fest, dass die Stadt tatsächlich magisch ist.
Um Mitternacht sitzt er auf den Stufen der Kirche St. Etienne du Mont (Place Saint-Geneviève) und wird von den Insassen eines Oldtimers eingeladen, einzusteigen. Das Auto bringt ihn zu einer Party zu Ehren von Jean Cocteau mit den Fitzgeralds und Cole Porter auf der Ile St. Louis. Später trifft er Ernest Hemingway im Le Polidor und bittet ihn, sein Manuskript zu lesen. Als er zum Lokal zurückgeht, findet er jedoch nur einen Waschsalon.
In der zweiten Nacht ist er im Apartment der Schriftstellerin und Verlegerin Gertrude Stein (das sich in 27 rue de Fleurus befande, gedreht wurde allerdings in 15 Rue Malebranche) zu Gast und trifft dort Pablo Picasso und seine Geliebte Adriana. Daraufhin kann er am nächsten Tag Paul mit seinem Hintergrundwissen über Picasso im Musée de l’Orangerie zum Schweigen bringen.
In der dritten Nacht trifft er auf einer Party zu der Henry Miller ihn mitgenommen hat, Adriana wieder. Sie machen einen Spaziergang durch Montmartre und halten Zelda Fitzgerald an der Seine vom Selbstmord ab. Am nächsten Tag kauft Gil bei einem Bouquinisten an der Seine ein Tagebuch von Adriana, in dem sie schreibt, das sie sich in ihn verliebt hat (übersetzt von der Fremdenführerin, vor Notre Dame sitzend). Im Maison Deyrolle (46 rue du Bac – ein sehr empfehlenswertes Kuriositätenkabinett mit allerhand ausgestopften Tieren und netten Kleinigkeiten) trifft er Adriana wieder und bringt Luis Buñuel auf die Idee für seinen späteren Film „Der Würgeengel“.
Erneut geht er mit Adriana im nächtlichen Paris spazieren, eine Kutsche bringt sie in die Zeit der “Belle Époque”, in der Adriana viel lieber leben würde, als in den “Golden Twenties.” Im Moulin Rouge und im Maxim´s feiern sie mit den Malern Henri Toulouse-Lautrec, Paul Gaugin und Edgar Degas, die wiederum lieber in der Renaissance zu Hause wären. Gil merkt: Die beste Zeit ist immer jetzt.
Am nächsten Tag verlässt er seine Verlobte, nachdem sie ihm eine Affäre mit Paul gestanden hat. Nach einem Besuch im Buchladen Shakespeare & Company (37 rue de la Bucherie) – ja, genau der, der auch schon Schauplatz für Before Sunset war – trifft er auf der Pont Alexandre die Antiquitätenverkäuferin Gabrielle wieder, bei der er zuvor eine Cole Porter-Platte gekauft hatte. Im Regen begleitet er sie durchs nächtliche Paris nach Hause.
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung von Anne Okolowitz