Palau Baró de Quadras
Palau Baró de Quadras
Modernistischen Stadtpalast
Palau Baró de Quadras
An der Diagonal, unweit des Passeig de Gràcia, liegt der Palau Baró de Quadras, ein von Josep Puig i Cadafalch im modernistischen Stil entworfener Stadtpalast.
Die Fassaden, das Treppenhaus sowie das Wohn- und Esszimmer sind üppig mit gotischen, klassischen und arabischen Motiven dekoriert.
Meine Bewertung:
Positiv:
Eine interessante Führung, bei der man auch einiges über die Stadtentwicklung erfährt. Sehr schönes Treppenhaus und imposanter Kamin!
Negativ:
Die Besichtigung geht nur mit Führung (Katalanisch, Spanisch, Englisch) und an wenigen Tagen im Jahr. Man kann nur den Eingangsbereich und zwei Räume besichtigen. Deswegen ist der Besuch eher etwas für Barcelona-Wiederholungstäter...
Tipp:
Nur zwei Straßen weiter unten liegt der schöne Palauet Casades, den man auch mit Casas Singulares besichtigen kann!
Zuletzt aktualisiert: 19.02.2024 | Céline & Jacqueline
Palau Baró de Quadras
Tickets
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Die Führung beginnt in einem heute als Bibliothek genutzten Raum, wo wir uns hinsetzen können. Unsere Begleitung Paula, die gut Englisch spricht, erklärt anhand von Bildern und Plänen die Geschichte des Hauses, die Umbauten sowie die heutige Nutzung.
Das Haus wurde im Zuge der großen Stadtreform „Pla Cerdà“ Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Der Palast folgt dem typischen Schema der Eixample-Gebäude: Das Erdgeschoss und der erste Stock waren für die Nutzung durch die Eigentümer bestimmt und die restlichen Stockwerke wurden vermietet.
Interessant hier ist, dass beim Bau des Gebäudes die Hauptfassade und der einzige Eingang an der Rosselló-Straße lag, dort, wo jetzt der Hintereingang ist. Die Seite zur Diagonal hin war nämlich ein Garten!
Die Familie Quadras kaufte das Haus 1904 und beauftragte den Architekten Puig i Cadafalch, das Gebäude nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen umzubauen. So wurde der Garten durch Wohnraum ersetzt, der Haupteingang zur Diagonal hin verlegt und die Fassaden im modernistischen Stile dekoriert. Wichtiger Faktor war, den Reichtum der Familie standesgemäß nach außen sichtbar zu machen und repräsentative Räume zu schaffen.
Es handelt sich also genau genommen nicht um einen Bau von Puig i Cadafalch, sondern „nur“ um einen Umbau, der es aber durchaus in sich hat! Das erstaunt nicht, denn er war zusammen mit Gaudí und Domènech i Montaner einer der wichtigsten Architekten des katalanischen Modernismus.
1972 verkaufte die Familie das Haus an die Stadt Barcelona, welche es 1980 restaurierte und so umbaute, dass es das Musikmuseum beherbergen konnte. Von 2003 bis 2013 nutzte es die Casa Asia und heute ist es Sitz des Instituts Ramon Llull, welches sich der internationalen Förderung der katalanischen Sprache und Kultur widmet.
Bei den verschiedenen Nutzungen der letzten Jahre erstaunt es nicht, dass man von den ursprünglichen Wohnräumen fast nichts mehr übrig ist und man sich so auch schwer vorstellen kann, wie es eigentlich hier ausgesehen hat.
Nach der Einführung haben wir dann mit der eigentlichen Besichtigung begonnen.
Die Eingangshalle und das Treppenhaus
Herzstück des Eingangsbereiches ist der Aufgang in den ersten Stock. Die Bedeutung dieses Einganges, der ausschließlich von der Familie Baró de Quadras und deren Gäste genutzt wurde, wird an dem reich verzierten steinernen Geländer und den Buntglasfenstern im Oberlicht deutlich. Auf dem Boden ist ein Mosaik aus kleinen Fliesen in Grau- und Weißtönen mit einem wellenförmigen Muster zu sehen. Sehr harmonisch dazu ist der steinerne Brunnen.
Leider konnten wir die Treppe nicht betreten, was schade war, denn dann hätte man diesen Bereich in seiner Gesamtheit besser aufnehmen können.
Wunderschön hier im Eingang ist auch das große Tor aus Gusseisen hin zur Diagonal. Die kleine Türe in der Türe ist für die Personen, denn ganz geöffnet wurde das Tor nur für die Kutschen und später für Autos.
Wie es bei modernistischen Gebäuden typisch ist, sind Boden, Wände und Decken reich verziert. Die Abtrennungstür hin zum Hintereingang, der von den Mietern genutzt wurde, ist aus mundgeblasenem bunten Scheiben. Das Licht fällt also von zwei Seiten und von oben in diesen Bereich, weshalb er angenehm hell ist.
Über ein im Zuge der neueren Reformen gebautes Treppenhaus gelangen wir in den ersten Stock, wo die Wohnung der Familie Baró de Quadras lag.
Das Wohnzimmer
Hier handelt es sich um einen großen Raum in zur Hauptstraße Diagonal, in welchem Gäste empfangen wurden. Es ist ein heterogenes Design, das aber sehr repräsentativ für die Arbeitsweise von Puig i Cadafalch ist. Gemischt werden gotische Skulpturen, farbige Keramik und bunte Glasfenster mit Elementen islamischer Architektur.
Innovativ hier ist einer der ersten Rollläden, die in Barcelona eingebaut wurden! Sehen kann man sie noch, aber verwendet werden sie nicht mehr.
Schauen wir aus dem Fenster, sehen wir diagonal rechts gegenüber ein anderes Gebäude von Puig i Cadafalch: die Casa de les Punxes, das Haus der Spitzen. Leider kann man dieses zurzeit nicht besichtigen, aber von außen ist es allemal sehenswert! Es wurde zeitgleich zum Umbau des Palau Baró de Quadras gebaut.
Das Esszimmer
Weiter gehen wir, einen Blick auf das schöne Treppenhaus von oben werfend, auf die andere Seite zum Esszimmer. Im Gang sehen wir noch ein Waschbecken, das aber im Zuge der modernen Umbauten leider an Schönheit verloren hat. Paula zeigt uns immer wieder Fotos des ursprünglichen Zustandes des Hauses.
Die Zimmer mit Blick auf die Rosselló-Straße sind für das Familien- und häusliche Leben gedacht. Die Wände sind verziert mit floralen Motiven, Bäumen und Blättern. Große Säulen tragen die riesigen ionischen Kapitelle voller Pflanzen- und Blumenmotive im Stil des englischen Arts & Crafts. Herausragend hier aber ist der große Kamin mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem, welches die warme Luft im Raum und sogar im ganzen Haus verteilt.
Unsere Gruppe war klein und deshalb konnte man sich in den Räumen gut bewegen und hatte Platz und Zeit, Fotos zu machen (immer sehr wichtig bei uns! 🙂
Hier endete unser Besuch, doch es lohnte sich, im Anschluss noch die beiden Fassaden genau zu betrachten, gerade weil wir darüber in der Einführung Interessantes erfahren haben.
Die Fassaden
Die Hauptfassade zur Straße Diagonal hin ist zwölf Meter breit und reich mit Ornamenten, Girlanden und Figuren verziert. Am auffälligsten ist die lange Tribüne, die aus einer Galerie von Segmentbögen besteht. In der linken Ecke ist die Figur des Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen zu sehen und rechts der Heilige Michael. Das große Gusseisentor, welches wir schon von innen gesehen haben, können wir hier nochmals in einem anderen Licht bestaunen.
Die hintere Fassade, welche ja vor Puig i Cadafalch‘s Umbau die Hauptfassade war, ist vom Stil der Wiener Secession inspiriert. Achte dich auf die polychromen Blumendekorationen und auf die Tribüne im gesamten ersten Stock, deren Mittelteil sich vertikal über die vier Stockwerke fortsetzt. Auch hier gibt es eine schmiedeeiserne Türe, die jedoch kleiner und einfacher gestalten ist als diejenige des Haupteinganges.
Alles in allem waren die ca. 1,5 Stunden Besichtigung Wellness für Augen und Geist!
Offizielle Webseite der Cases Singulars (ES/EN/CAT): casessingulars.com/en/las-casas/palau-baro-de-quadras/
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024
Mit Unterstützung von Jacqueline Glarner.