Palauet Casades
Palauet Casades
Las Casas Singulares
Palauet Casades
1882 wurde der Bau der Villa von und für Pau Casades in Auftrag gegeben. Nach nur 3 Jahren war der Palauet Casades fertiggestellt. Heute befindet sich die Anwaltskammer von Barcelona im später noch erweiterten Gebäude und trägt deswegen auch den Beinamen: Die Villa der Anwälte.
Der Palauet kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden. Und diese finden nur an 1, 2 Tagen im Monat statt. Außerdem auch nur auf Spanisch oder Katalanisch. Das macht den Besuch etwas kompilzierter… und nicht sehr einladend für deutsch- oder englischsprachige Touristen.
Meine Bewertung:
Positiv:
Architektonisch ist der Palast ein Hingucker - wundervolle Böden, Gemälde und Dekorationen! Ein modernistischer Traum - das wäre uns 4,5 Sterne wert.
Negativ:
Aber der Palauet ist eher etwas für Liebhaber und Personen, die Barcelona schon wie ihre Westentasche kennen. Er ist nur im Rahmen einer Führung zu besuchen und diese werden nur selten und nur auf Spanisch und Katalanisch angeboten.
Zuletzt aktualisiert: 19.02.2024 | Céline
Palauet Casades
Fürhungsbuchung
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Oder: was bekommt man in dieser einstündigen Führung gezeigt.
Unsere Begeleitung Cristina hat uns mit viel Elan durch den Palauet und den neu hinzugefügten Gebäudeteile begleitet. Begonnen haben wir die Führung im sogenannten Vestibül des ursprünglichen Palauet. Der damalige Eingang lag an der Calle Mallorca, während er heute im Anbau von 1950 zu finden ist.
Das Vestibül ist einfach nur eine Augenweide! Dieser ist enorm groß und bis zur Decke hin geöffnet, die ein riesiges Oberlicht hat. Es war der Dreh und Angelpunkt des Gebäudes und über ihn wurde die gesamte Kommunikation innerhalb des Hauses geregelt – man brauchte nur rufen und war überall zu hören 😉 .
Die Dekoration im Erdgeschoss ist besonders durch die Pilaster aus römischen rotem Marmor geprägt, Stuck-Elemente, wunderbare Fließen und der besagte Blick nach oben in den ersten Stock lassen einen ehrfurchtsam Luft holen.
Im Zentrum des Vestibuls stand einst ein Brunnen, dieser wurde durch eine Mosaikarbeit ersetzt und zeigt Sant Ramon de Penyafort, ein Philosoph und Rechtsgelehrter des 13. Jahrhunderts, der in Barcelona studierte. Er liegt in der Kathedrale von Barcelona begraben und wurde 1601 heiliggesprochen. An seinem Grab seien immer wieder Wundergeschehen, außerdem wird ihm nachgesagt, dass er mit seinem Mantel ein Segel baute und so von Mallorca nach Barcelona segelte. Er ist der Schutzpatrons der Anwälte.
Im Erdgeschoss befinden sich mehrerer Räume, die von diesem Vestibül abgehen. Wir konnten einen Blick in die hauseigene Kapelle, die Sala di Confianza (Vertrauensraum) – oder auch Empfangszimmer genannt – und das ehemalige Esszimmer der Familie Casades werfen. Überall hängen Gemälde von Anwälten oder anderen Persönlichkeiten, die mit der Villa in Verbindung stehen.
Dann ging es für uns weiter in den ersten Stock, über eine Treppe, die gesäumt wurde von tollen Drachen- und Löwendekorationen.
Und hier oben hat man dann auch den Blick auf den Zyklus des Jahres. 12 riesige Gemälde, die man vom Erdgeschoss schon sehen konnte, aber nun erst völlig zur Wirkung kamen.
Diese wurden von Eduard Llorens i Masdeu (Barcelona, 1837 — ebenda, 1912) ausgeführt. Wir sehen unter anderem eine Figur mit Maske: Sie steht für den Karneval im Februar, oder den Mai – als Allegorie des Frühlings umgeben von Blumen. Auch der September mit seinem Obsttablett ist gut erkennbar. Der November ist als Allegorie der Jagd dargestellt – der Monat des Schützen also.
Hier oben befanden sich die privaten Räum der Familie: die verschiedenen Schlafzimmer und Bäder, die wir allerdings so nicht mehr nachvollziehen können. Stattdessen sind hier jetzt Konferenzräume und Büros. Trotzdem ist die Dekoration noch ursprünglich und man kann erahnen, wie toll diese Schlafzimmer einmal ausgesehen haben.
Schließlich haben wir die ursprüngliche Villa verlassen und sind in den 1950 angebauten Bereich der Anwaltskammer gegangen. Der Übergang ist zu sehen, aber nicht unangenehm – ganz im Gegensatz zu dem Anbau der 1970er-Jahre… (den Teil besucht man aber nicht).
Der Bau von 1950er-Jahre orientiert sich in der Fassade und im Grundriss nach dem Originalbau. Und das sieht man hervorragend in der hier befindlichen Bibliothek.
Die Anwaltskammer wurde im Januar 1833 gegründet. In der Zeit wurde bereits festgelegt, dass diese für alle eingetragenen Rechtsanwälte zur freien Nutzung zur Verfügung stehe (grob übersetzt). Die Bibliothek ist also heute noch in Nutzung. Während sich die aktuellen Rechtsbände im 1. Stock befinden, steigen wir in den zweiten Stock hoch und können uns die alten „Wälzer“ der Rechtsgeschichte ansehen: Deutsches, französisches oder auch Werke zum islamischen Recht sind hier zu finden. Der Geruch alter, benutzter Bücher liegt in der Luft.
Und das war der letzte Bereich, den man während dieser Führung zusehen bekommt. Eine interessante Führung in eine andere Zeit und fernab vom Massentourismus. 😉
Zur Geschichte
Die Familie Pau Casades
Den Namen hat der Palauet von seinem Bauherren Pau Casades i Espoy. Dieser zog aus einem kleinen Dorf in der Nähe von der katalanischen Stadt Lleida als junger Mann in die große Stadt Barcelona. Er fing an, bei dem Unternehmer und Bankier Manel Girona zu arbeiten. Dort lernte er viel über Unternehmungsführung und gründete schließlich seine eigene Firma, bei der es um das Bedrucken von Stoffen mittels Holzformen ging.
Als das Geschäft florierte, verkaufte er die Firma gut und begann sich als Investor in Bauland zu betätigen. Ihr müsst euch vorstellen, dass Barcelona Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht ganz bebaut war. Es ist die Zeit in, der Gaudi und seine Mitarchitekten das Stadtbild enorm prägten und Wohnungen außerhalb des historischen Stadtkerns (Gotico, Born, Raval) gerade bei den Reichen heiß begehrt waren.
Er heiratete Dolores Xinxó Marton und zusammen bekamen sie einen Sohn Francesc Casades. Als Pau bereits sehr erfolgreich gekauft und weiterverkauft hatte, entschloss er sich 1882 eben dazu auch seiner Familie eine nette Villa im wichtigen neuen Stadtteil Eixample zu bauen. Der Architekt war Antoni Serra i Pujals.
Pau Casades verstarb im Alter von 82 Jahren im Jahr 1902, sein Sohn folgte ihm relativ schnell 1915. Der Enkel verkaufte das Haus dann 1922 an die Anwaltskammer.
Doch schnell war klar, das Gebäude würde nicht ausreichen. Ab 1950 kam es dann zu dem ersten Anbau und 1970 bereits zum nächsten. Die 1970er sind allerdings keine gute Zeit für architektonische Erweiterungen: Der Trakt sieht ziemlich … naja hässlich aus und dank ihm musste der einstige schöne Garten der Villa weichen.
Heute kann man die Anwaltskammer und den Palauet Casades dank der Initiation Cases Singulares besichtigen. Die Gründerinnen Laura Pastor Durán und Isabel Vallès Audouard organisieren seit 2005 diese geführten Touren für architektonisch wichtige Häuser in Barcelona, die man sonst nie zu sehen bekommen würde! Mehr über die Cases Singulaers findet ihr hier.
Offizielle Webseite der Cases Singlares (ES/CAT): casessingulars.com
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2023 – 2024
Ich habe die Villa zusammen mit meiner Freundin Nicole von „Freibeuter-Reisen“ besucht. Zusammen machen wir manchmal die Stadt „unsicher“ und besuchen Museen und Sehenswürdigkeiten. Ihren Bericht über den Palauet Casades findet ihr hier! Schaut doch hier auch noch einmal vorbei!