Santa Maria del Popolo
Santa Maria del Popolo
Santa Maria del Popolo
die Kirche für die Bürger Roms
Die Santa Maria del Popolo steht auf gleichnamigem Platz, am Ende der Via del Corso. Auch wenn sie von außen unscheinbar wirkt, birgt sie im Inneren wahre Kunstschätze.
Meine Bewertung:
Positiv:
Eine kleine, schöne Kirche, die Arbeiten großer Künstler beherbergt: Caravaggio und Bernini!
Negativ:
Nicht ganz so prunkvoll wie die Santa Maria Maggiore oder Santa Maria in Aracoeli. Eher "vom Volk für das Volk". Aber das kann sogar als positiv gewertet werden...
Zuletzt aktualisiert: 12.03.2024 | Céline
Santa Maria del Popolo
Tickets
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Die Santa Maria del Popolo ist so ganz anders als die Santa Maria Maggiore. Viel kleiner, irgendwie intimer und mit etwas weniger Besuchern. Fast unscheinbar liegt Sie am Rande der Piazza del Popolo, neben der Porta del Popolo und einem Museum, dass Leonardo Da Vinci gewidmet ist.
Das Innere der Kirche erinnert viel mehr an klassische, uns bekannten, Kirchenbauten: keine Kassettendecke, sondern ein Gewölbe, das in Säulen übergeht. Aber auch wenn diese Kirche nicht so reich verziert ist, ist sie dennoch sehr reich ausgestattet: reich an Kunstwerken großer Künstler! Raffael, Bramante, Caravaggio und auch Bernini waren mit der Gestaltung der Kirche beschäftigt und hinterließen natürlich auch das ein oder andere Werk!
Die Chigi Kapelle – für den Bankier Agostino Chigi – wurde von Raffael entworfen, aber von einem seiner Schüler ausgeführt. Lorenzetto führte Raffaels Ideen aus: die Skulpturen des „Jonas vom Fisch ausgespien“ und „Elias“ zum Beispiel, aber auch die Mosaiken der Kuppel gehen auf Kartons Raffaels zurück.
Bernini gestaltete die Kapelle im Stil des Barocks in den Jahren 1652-1656 um und entwarf die Skulpturen „Habakuk und der Engel“ und „Daniel in der Löwengrube“ und natürlich auch die Marmorreliefs an den beiden Pyramiden.
Und dann gibt es da noch die Cerasi-Kapelle: Sie ist den heiligen Petrus und Paulus geweiht und Caravaggio und Annibale Carracci stellten die Gemälde für diese Kapelle her.
Also: diese kleine Kirche verbirgt Großes!
Santa Maria del Popolo
die Geschichte
Diese Basilika Minor ist ebenfalls – wie so viele Kirchen Roms – mit einer Gründungslegende verknüpft: Ihr Hochaltar steht angeblich dort, wo einst ein Nussbaum stand, um welchen böse Geister zogen. Diese bösen Geister bewachten das Grab Neros, dass sich unter diesem Baum befand. Als Papst Paschalis II. (1099 – 1118) davon hörte, fastete und betete er. Am dritten Tag erschien ihm schließlich Maria, die ihm den Auftrag gab, den Baum zu fällen und an dieser Stelle eine Kirche zu bauen. Die Dämonen verschwanden so von diesem Ort.
1231 ließ Papst Gregor IX. eine größere Kirche an diese Stelle setzen und vermachte sie dem Franziskanerorden. Zu dieser Zeit tauchte nun auch der Name „del Popolo“ auf. Dazu gibt es verschiedene Erklärungsansätze:
1) Das Volk baute und finanzierte diesen neuen Bau oder
2) der Name rührt von der Pappel (Populus), an der Stelle wo einst die Kapelle stand.
Variante 1 schient aber die plausiblere zu sein. Papst Gregor IX. vermachte der Kirche das „wundertätige Marienbild“, das er aus dem Lateranpalast an diesen Altar bringen ließ.
Doch damit nicht genug: 1472 unter Papst Sixtus IV. kam es zu einer erneuten Änderung. Der alte Kirchenbau wurde abgetragen und er ließ eine neue Kirche errichten, diesmal mit anschließendem Kloster. Warum? Das Stadttor Porta del Popolo wurde immer wichtiger für die Repräsentation, da viele Reisende hier eintrafen. Da musste die Kirche eben entsprechend aufgerüstet werden.
Und schließlich kam es 1655 – 1660 durch Bernini zur Umgestaltung der Fassade und des Inneren – der Zeitgeschmack – oder einfach Papst Alexander VII. – verlangte etwas Neues.
Die Cerasi Kapelle
Caravaggio und Carracci
Wie schon erwähnt wurde die Kapelle Cerasi den beiden Aposteln Petrus und Paulus gewidmet. Tiberio Cerasi kaufte die Kapelle 1601 und ließ sich hier bestatten. Er vergab den Auftrag für die Gemälde – zur Ausschmückung der Kapelle an Caravaggio und Carracci.
Das Altarbild in der Mitte wurde von Annibale Carracci ausgeführt: „Aufnahme Mariens in den Himmel“. Das Werk zeigt Marias Himmelfahrt – 6 Engel begleiten sie und zeigen ihr den Weg. Sie streckt die Arme weit aus und blickt Richtung Himmel. Umgeben wird sie von den Jüngern und ganz vorne sind Petrus und Paulus zu sehen, wie sie fast erschrocken, fast in Trance auf das Gesehene reagieren.
Zu beiden Seiten finden wir dann die Werke Caravaggios: die „Kreuzabnahme Petrus“ und „Die Bekehrung des Paulus“. Zwei Meisterwerke der Hell-Dunkel-Malerei, für die Caravaggio ja bekannt war. Wobei Cerasi aber mit der ersten Fassung der Bekehrung des Paulus nicht einverstanden war. Caravaggio musste ein weiteres Gemälde anfertigen! Die erste Version hängt nun in der privaten Kunstsammlung der Familie Odescalchi-Balbi.
Die Kreuzigung Petrus ist ein sehr bekanntes Werk Caravaggios. Es zeigt die Aktion im vollen Gange. Man kann die Anstrengung der Männer, die das Kreuz aufstellen, fast spüren und auch die Verzweiflung Petrus ist sichtbar.
Die Szene ist wie aus dem wahren Leben gegriffen, nichts wird verschönt! Und dazu kommt noch diese ungewöhnliche Lichtführung.
Wo kommt das Licht her? Der Hintergrund lässt dunkelste Nacht oder einen Innenraum vermuten. Aber natürlich sind wir hier draußen, wo kommt das Licht also her?
Ein Lagerfeuer? Das göttliche Licht?
Petrus bat darum, auf dem Kopf gekreuzigt zu werden, er sei nicht würdig auf die gleiche Art und Weise wie Jesus Christus zu sterben.
Angeblich wurden Petrus und Paulus am selben Tag und am selben Ort in Rom getötet. Aber warum wird dann nicht das Martyrium Paulus, sondern seine Bekehrung gezeigt?
Denn Paulus wird nach einem Sturz von seinem Pferd, auf dem Weg nach Damaskus, gezeigt. Er liegt am Boden, geblendet von einem Licht streckt er die Arme aus.
Auch wenn die beiden Werke thematisch sozusagen Anfang und Ende zeigen, sind sie dennoch irgendwie gleich dargestellt. Vor dunklem Hintergrund mit einer nicht identifizierbaren Lichtquelle, beide Männer sind kopfüber dargestellt: Petrus, weil er gekreuzigt wird und Paulus, weil er am Boden liegt und der Kopf in unsere Richtung liegt. Beides sind Perspektiven, die höchst ungewöhnlich sind.
Und beide Szenen sind äußerst dynamisch dargestellt, beide haben ausgestreckte Arme und vertrauen sich Gott uneingeschränkt an.
Genauso wie die Maria Carraccis übrigens…
Caravaggio hat hier wirklich ein meisterliches Pendent geschaffen.
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2016 – 2024