Sant’Ignazio
Sant’Ignazio
Sant’Ignazio di Loyola
Jesuitenkirche in Rom
In Rom gibt es zwei Jesuitenkirchen: Il Gesù und Sant’Ignazio di Loyola, die nach jahrzehntelangen Finanzierungsproblemen, 1650 endlich fertiggestellt wurde. Neben dem riesigen Innenraum gibt es viele prunkvolle Seitenkapellen und erstaunliche Malereien zu sehen.
Meine Bewertung:
Positiv:
Die Kirche Sant’Ignazio di Loyola macht es auf unvergessliche Art verständlich, warum es sich in Rom lohnt, in jede Kirche zumindest einen Blick zu werfen, auch wenn sie von außen nicht den Anschein danach macht.
Negativ:
Die Kuppel, die Deckenmalerei, sowie andere Kunstwerke in den Seitenkapellen sind nur dann beleuchtet, wenn Besucher dafür bezahlen. Aber meist handelt es sich hier um 1 Euro - das sollte man sich gönnen!
Tipp:
Fixiere im Inneren der Kirche mit deinem Blick die Säulen über dem Eingang der Kirche. Bewege dich dann Richtung Altar und nimm die Veränderung wahr.
Zuletzt aktualisiert: 12.03.2024 | Céline & Susi
Sant’Ignazio
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Was gibt es
zu sehen?
Wer zwischen dem Pantheon und der Via del Corso durch die kleinen Gassen Roms spaziert, kann plötzlich auf einen großen, fast schon theatralisch wirkenden Platz “Piazza Sant’Ignazio” treffen. Der Platz ist benannt nach der Kirche Sant’Ignazio di Loyola in Campo Marzio.
Irgendwie hebt sich die Kirche – von außen – aber nicht wirklich von den anderen Kirchen Roms ab. Und so würde man, zwar beeindruckt, aber dennoch, mit großer Wahrscheinlichkeit, einfach an ihr vorbeigehen.
Du bitte nicht. 😉 Du wirst die Kirche betreten! Und du wirst sehen, dass trotz der wertvollen Innenausstattung alle Besucher ihren Blick nach oben gerichtet haben. Und das nicht ohne Grund. Mach das auch, aber lass dir einen Tipp geben: Schau dir zuerst den Marmorboden an und suche nach einer orangefarbenen, runden Marmorplatte in der Mitte der Kirche. Stelle dich auf diese und richte dann deinen Blick auf die Decke.
Was du siehst ist eine Freskenmalerei aus dem 17. Jahrhundert von Andrea Pozzo. Dieser malt in nicht ganz zehn Jahren (1685-1994) die Vergöttlichung von Ignatius. Der Heilige steigt von der Erde zum Himmel/ins Paradies empor. Die Erde wird durch die damals vier bekannten Kontinente (Europa, Afrika, Asien und Amerika) dargestellt. Der Himmel wirkt unendlich. Die Betonung liegt hier tatsächlich auf „wirkt“. So verändert sich diese Wirkung, sobald du dich näher zum Altar bewegst. Andrea Pozzo malt eine optische Täuschung. Er bemalt die gesamte Wölbung aus einer Perspektive, die es höher, echter und dreidimensional erscheinen lässt.
Kurz bevor die Sitzreihen beginnen, gibt es einen zweiten runden, orangen Marmorstein. Wer auf diesem stehen bleibt und nach oben blickt, sieht – zum Eingang blickend, dass die Wölbung tatsächlich nur gemalten ist. Geht der Blick Richtung Altar, kann man von diesem Punkt eine wunderschöne Kuppel sehen. Aber lass dich auch hier nicht täuschen: selbst die Kuppel ist nicht echt, sondern gemalt. Wer das nicht glaubt, braucht einfach nur bis ganz nach vorne zum Hauptaltar der Kirche gehen und sich die gesamte Decke der Kirche näher ansehen.
Neben dem riesigen Innenraum gibt es viele prunkvolle, mit buntem Marmor ausgestattete, Seitenkapellen, die miteinander verbunden sind. Im rechten Arm des Querhauses (fast auf Höhe des Hauptaltars) befindet sich der Altar des heiligen Aloisius von Gonzaga (auch ein Werk Pozzos). Daneben bzw. dahinter ist das Grabmal von Papst Gregors XV. (gestaltet von Pierre Le Gros). Der schwere Marmor, der das Grab schmückt, ist so gut geformt, dass er leicht wie Plastik wirkt.
Sant'Ignazio
zur Geschichte
Dort, wo wir heute die Kirche sehen können, stand ursprünglich die Kapelle des Collegio Romano – die erste gebührenfreie Universität der Jesuiten in Rom.
1540 wurde der Jesuitenorden durch Papst Paul III. anerkannt. Die Ordensgemeinschaft „Gesellschaft Jesu“ vergrößert sich rasch in Italien und später auch in ganz Europa.
In Rom gibt es zwei Jesuitenkirchen: Il Gesù und Sant’Ignazio di Loyola. Der Bau zweiterer wurde, nach jahrzehntelangen Finanzierungsproblemen, 1650 endlich fertiggestellt.
Die Leitung des Sakralbaus hatte der Jesuit Orazio Grassi (1583-1654) inne. Er war das Mathematik-Genie, das die architektonische Meisterleistung möglich machte. Die Fresken im Inneren stammen von Andrea Pozzo, auch Jesuit. Die Scheinkuppel malt er aufgrund Streitereien mit den Dominikanern (die Kuppel hätte Schatten auf ein Gebäude des Dominikanerordens geworfen). Andere munkeln, dass der Kuppelbau aufgrund finanzieller Einschränkungen gar nicht möglich gewesen wäre.
Wie dem auch sei, Pozzo schafft es, im 17. Jahrhundert eine optische Täuschung so gut zu malen, dass wir diese heute noch immer bewundern.
Die antreibende Seele und wichtigster Mitbegründer des Jesuitenordens war Ignatius von Loyola. Ihm ist die Kirche geweiht. Ignatius starb 1556 und wurde 1622 heiliggesprochen.
Andrea Pozzo
Maler und Architekt
Andrea Pozzo (der übrigens am gleichen Tag wie ich Geburtstag hatte, am 30. November…) lebte zwischen 1642 und 1709. Er war italienischer Maler und Architekt und vor allem wegen einer Sache sehr bekannt und beliebt: seine Trompe-l’œil Fresken.
Er stammte aus Como, seine meist bekannten Werke sind aber in Rom und Wien zu finden. Pozzo gehörte dem Jesuitenorden an und hier finden wir auch seine Hauptwerke: in Sant Ignatius, Rom und in der Jesuitenkirche in Wien. Daneben war er aber auch anderenorts tätig.
Seine typische Malweise setzt sich aus perspektivischen Verkürzungen zusammen: der sogenannten Quadraturmalerei. Diese war vor allem ab der Renaissance richtig möglich, denn hier wurde die Zentralperspektive entdeckt.
Man konnte diese nun mathematisch korrekt ausrechnen. Dabei wird immer eine Raumillusion erzeugt: Der Raum soll größer wirken als er eigentlich ist. Und im Falle Pozzos: der Raum soll höher wirken als er eigentlich ist.
Der Tempel
Und die Krippe
Der Tempel Christi
In der ersten Seitenkapelle rechts nach dem Eingang kann man eine Holzarbeit des neapolitanischen Künstlers Vincenzo Pandolfi (1905-2005) bewundern. Diese repräsentiert den Tempel Christi als König. Es spiegelt den Glauben „UT UNUM SINT“ wider (übersetzt: „Dass sie eins seien“). Mit dieser Arbeit hofft der Künstler, einen Dialog zwischen den Religionen zu schaffen, um den universellen Frieden zu erreichen. Pandolfi hat im Alter von 70 Jahren mit dem Werk begonnen und kurz vor seinem Tod (mit 98 Jahren) dieses beendet.
Krippe im Stil des 18. Jahrhunderts
In der ersten Seitenkapelle links neben dem Eingang befindet sich eine Krippe im Stil des 18. Jahrhunderts. Alle Holzfiguren stammen aus der Werkstatt des berühmten Marco Ferrigo. Die Neapolitanische Krippe zeigt unglaublich viele Details und Einzelheiten: Maria, Josef und Jesus werden von vielen verschiedenen Tieren umgeben und von Engel bewacht. Um sie herum werden lebendige Szenen aus dem Alltagsleben dargestellt. Die Krippe ist nie vollständig und lässt immer Spielraum für Erweiterungen.
Offizielle Webseite Sant’Ignazio (EN): santignazio.gesuiti.it
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan