Knochenkapelle in Rom
Knochenkapelle in Rom
Santa Maria Immacolata a Via Veneto
Die Kapuzinergruft
Dass es in Rom viele (knapp 1.000) Kirchen zu sehen gibt, hört und liest man immer wieder mal. Dass fast jede Kirche eine Überraschung zu bieten hat, glaub man allerdings erst dann, wenn man sich vor Ort persönlich davon überzeugen lassen hat. Die Kirche Santa Maria Immacolata a Via Veneto zum Beispiel wird dich mit ihrer Knochenkapelle zum Staunen bringen!
Meine Bewertung:
Positiv:
Nachdem es ausdrücklich verboten ist, Fotos zu machen (das wird auch sehr akribisch kontrolliert), kann man sich vorab im Web kein genaues Bild machen von dem, was einem vor Ort erwartet. Das sehen wir als positiv an!
Negativ:
In der Gruft selbst gibt es keine Informationstafeln...
TIpp:
Buche eine Führung (oder nimm einen Audioguide), um vom Besuch tatsächlich zu profitieren!
Zuletzt aktualisiert: 29.02.2024 | Céline & Susi
Knochenkapelle Rom
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Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Die Kirche Santa Maria Immacolata a Via Veneto (oder Nostra Signora della Concezione dei Cappuccini) wird dich mit ihrer Gruft – der Kapuzinergruft – in eine andere Welt versetzen. Versprochen! Sie ist nämlich schaurig und schön zugleich.
Das Gebäude befindet sich ganz in der Nähe der Piazza Barberini, benannt nach Maffeo Barberini, später Papst Urban VIII. Auf dem Weg zur Gruft und in der Gruft selbst wird man immer wieder auf Bienen-Symbole treffen (zum Beispiel zieren sie Brunnen). So waren die Bienen nämlich das Markenzeichen von Papst Urban VIII.
Betritt man das Museum, wird man zur positiven Überraschung feststellen, dass es hier mehr zu sehen gibt, als Knochen an den Wänden! Zuallererst spaziert man nämlich durch eine Bildgalerie, in der auch ein echter Caravaggio zu sehen ist! Das Werk “Heiliger Franziskus in Meditation über den Tod” ist unverkennbar von Caravaggio in seinem Hell-Dunkel-Stil gemalt. Abgebildet ist der heilige Franziskus der mit einem Schädelknochen in den Händen versucht, mit dem Verstorbenen in Verbindung zu treten. (Hintergrundinformation: die Kapuzinernbrüder haben geglaubt, dass die Seele nach dem Tod im Schädel des Menschen bleibt.)
In den weiteren Räumen befinden sich zudem Uhren, alte Pharmazie-Bücher und Medizinflaschen. Die Kapuzinerbrüder haben sich mit dem Heilen von Krankheiten beschäftigt. Es ist interessant zu sehen, wie viel Wissen man bereits in 16., 17. und 18. Jahrhundert hatte – vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine technischen Hilfsmittel bzw. Computer für diverse Berechnungen gab.
Die Gruft selbst besteht aus fünf bzw. sechs mit Knochen dekorieren Kapellen. Fünf ähneln sich in ihrer Gestaltung sehr, in der Sechsten sieht man allerdings keine Knochen, sondern ein Lazerus-Gemälde und einen Altar. Entlang der des Kapellenganges sind auf der einen Seite Gräber und Knochenskulpturen und an den Wänden gegenüber Symbole wie Wappen (Tipp: achte auf die Bienen!), Sterne, Kronleuchter oder Uhren zu sehen. Die Verzierungen an den Decken und Wänden haben natürlich alle auch eine symbolische Bedeutung…. Die Sanduhren zum Beispiel sollen die Dauer des Lebens darstellen. Verwertet wurden dabei Knochen von hunderten Menschen, um die lebenden Menschen daran zu erinnern, dass auf jedes Leben der Tod folgt.
Von vielen Skeletten wurden nur die Knochen, egal ob Schädel, Hüfte, Oberschenkel verwendet. Andere Skelette wurden als ganzes zur Schau gestellt und nehmen unter anderem die Gestalt des Todes (Sense und Waage) ein. Wer genau hinschaut, wird merken, dass es Schädel gibt, die verbrannt wurden. Das hat damit zu tun, dass man früher gedacht hat, dass man mit ätzender Säure das Übertragen der Pest stoppen könne.
Es sind sowohl das Gesamtheitliche, die Geschichte dahinter, sowie die kleinen Details, die den Besuch lohnenswert machen!
die Knochenkapelle
zur Geschichte
Der Kapuziner Orden (Orden der Minderen Brüder Kapuziner) gehört zu den Franziskanerorden. Er ist ein Bettelorden der römisch-katholischen Kirche, der sich dem einfachen Volk und der Armut widmet. Schon in der Vergangenheit haben sich die Ordensbrüder um soziale Projekte gekümmert und armen sowie kranken Personen geholfen.
Um den lebenden Menschen ein Zeichen zu setzen, dass das Leben endlich ist, haben die Kaupzinerbrüder ab Beginn des 16. Jahrhunderts die Knochen ihrer verstorbenen Mitbrüder und der armen Bevölkerung in Gruften gestapelt und gelagert. Ab dem späten 18. Jahrhundert wurden aus diesen “Knochenhaufen” Wanddekorationen. Jahrelang (bis 1870) hat man Knochen in feinster Arbeit so in die Kapellen eingebaut, dass sie nicht nur lange halten, sondern auch für lange Zeit für die Nachfolger zu besichtigen sind.
Die italienische Bezeichnung der Kapuzinergruft “Cripta dei Frati Cappuccini” hat übrigens nichts mit dem Kaffeegetränk zu tun, sondern mit der braunen Farbe, die nicht nur das Getränk, sondern auch der Mantel der Ordensbrüder hatte. Zudem heißt “cappuccio” übersetzt Kappe/Kapuze, die für eine Tarnung der Ordensbrüder wichtig war.
Offizielle Webseite der Kaputzinergruft (IT/EN): www.cappucciniviaveneto.it
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2021 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan
Bildrechte Caravaggiogemälde © cappucciniviaveneto, Webseite