Palazzo Venezia
Palazzo Venezia
Palazzo Venezia
von Papst Paul II.
Der Palast wechselte des Öfteren den Besitzer: Österreich bestimmte über das Gebäude, dann auch Frankreich und 1943 wurde er sogar zum Regierungssitz Mussolinis. Jetzt ist er ein Museum und Sitz des Institutes für Archäologie und Kunstgeschichte.
Meine Bewertung:
Positiv:
Es ist schön, die Ruhe in zwei versteckten Innenhöfen genießen zu können.
Negativ:
Für „Rom-Neulinge“ gibt es interessanter Museen.
Tipp:
Wer nicht ins Museum gehen möchte, sollte zumindest den Innenhof und das Zwitschern der Vögel, das dort zu hören ist, genießen.
Zuletzt aktualisiert: 12.03.2024 | Céline & Susi
Palazzo Venezia
Tickets
Kombi-Ticket
33 €Eintritt Palazzo Venezia + Eintritt Aufzug des Vittoriano + Multimedia show etc.
Ticket kaufenAnmerkung:
Das Ticket der Agenturen Tiqets, GetYourGuide und Musement sind 15 Euro teurer als das offizielle Ticket! Aber: es beinhaltet auch etwas mehr. Bitte beachtet das.
Offiziellen Kombi-Ticket für 15 Euro (+ 2 Euro Reservierungsgebühr online)
Zugang zum Museum des Risorgimento
Zugang zum Palazzo Venezia
Panorama Terrasse mit Aufzug
Zu kaufen im Palazzo Venezia oder auf der ersten Ebene des Vittoriano, direkt neben dem Aufzug, oder eben online.
Tickets der Agenturen für 33 Euro
Zugang zum Museum des Risorgimento
Zugang zum Palazzo Venezia
Panorama-Terrasse mit Aufzug
Extra: Audioguide-App Panoramablick (Ausprobiert: ganz ok)
Extra: 25-minütiges Multimedia-Video über das alte Rom (Nicht ausprobiert: ist aber auch ein Add-on beim Besuch der Kapitolinischen Museen)
Extra: Betreuter Eintritt & Assistenz des Personals (Nicht mitbekommen – musste man allein schaffen)
Negativ: Man muss extra in ein Tourismusbüro gehen, wo allerlei Leute verschiedene Dinge wollen und warten um sein richtiges Ticket zu bekommen.
Die beiden „Extras“ sind meiner Meinung nicht 14 Euro extra Wert…
In diesem Fall sage ich euch: kauft das Ticket lieber über die offizielle Seite oder vor Ort!
Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Wer sich von der Via del Corso dem Kolosseum nähert, wird zweifelsohne kurz Innehalten, wenn er plötzlich auf das imposante, große, weiße Gebäude trifft, dessen Ursprung und Funktion nicht allen gleich bekannt ist. Gemeint ist das Vittoriano, das Denkmal zu Ehren des 1. Königs Roms, Vittorio Emanuele II.
Wer sich nun aber einmal umdreht (Vittoriano im Rücken), der sieht auf der Linken Seite ein weiteres Gebäude, dessen Geschichte mindestens genauso spannende ist, aber dennoch meist einfach unbeachtet bleibt: den Palazzo Venezia. Betritt man nun dieses Gebäude (bzw. dessen Innenhof*) merkt man eines innerhalb weniger Sekunden: die Stille. Wenn auch kurz zuvor draußen, aufgrund des zentralen Verkehrsknotenpunktes, noch ein ohrenbetäubender Straßenlärm zu hören war, herrscht hier eine wohltuende Ruhe.
Während man die Treppen zu den gigantischen Sälen des Palastes hochsteigt, wird man immer sicherer, dass sich diese angenehme Stille durch alle Räume durchziehen wird, sodass man die Geschichte des Gebäudes und die Kunstsammlung noch besser auf sich wirken lassen kann.
Dass der Palazzo Venezia in Rom steht, haben wir Papst Paul II. zu verdanken. Denn er ließ 1455 den Palast durch einen Neubau erweitern und verlegte vorübergehend sogar seine Residenz hierher. Auf seine Bürste trifft man gleich zu Beginn der Besichtigung – perfekt in Szene gesetzt durch eine entsprechende Beleuchtung und Positionierung im Raum.
Nachdem man durch zwei kleinere Räume (Sala del Pappagallo und Sala delle Fatiche di Ercole) geht, stößt man auf drei große Säle, die durch ihre 3-D Malerei an den Wänden gleich noch mächtiger wirken. Prunkvolle Kronleuchter schenken den Räumen Licht und die Mosaike am Fußboden erinnern an die Antike. Die Kombination dieser Elemente steht eine beeindruckende Macht aus. Kein Wunder, dass diese Räume daher gerne von Künstlern oder Modedesigner für Ausstellungen genutzt werden.
Nach diesen drei Sälen beginnt das Kunstmuseum, das einige interessante Objekte beherbergt. Die Sammlung hier kann man zwar nicht mit den großen Museen der Stadt vergleichen, aber auch hier findet man ein paar interessante Werke aus dem Mittelalter bis zum Barock.
Auch für Bernini-Fans hat das Museum etwas zu bieten. So gibt es einige kleinere Werke aus Terrakotta, die dem Künstler als Vorlagen bzw. zu Studienzwecken für größere Objekte dienten, zu bewundern. Unter anderem ist der die Skulptur „Engel mit Titel“ hinter einer Vitrine ausgestellt. Dieser Engel schmückte später – größer und aus Marmor – gemeinsam mit neun weiteren Engeln die Engelsbrücke. Auf dieser steht heute jedoch nur mehr die Kopie; das Original ist aus Schutz vor Diebstahl und Vandalismus in der Kirche Sant’ Andrea delle Fratte untergebracht.
Der Palazzo Venezia, mit seiner Geschichte und Räumen, punktet schlicht und einfach immer wieder mit kleinen Überraschungen und gehört auf die To-do-Liste jener Personen, die Roms „Klassiker“ schon gesehen haben und die versteckten Highlights kennenlernen möchte.
*Der Innenhof ist momentan aufgrund der Corona-Maßnahmen nur kostenpflichtig durch einen Weg durch das Museum zugänglich.
Palazzo Venezia
Kurze Geschichte
Noch bevor der Kardinal Pietro Barbo zum Papst Paul II. geweiht wurde, ließ er 1455 einen Palast umbauen, den wir heute als Palazzo Venezia bezeichnen. Als Papst nutzte er dieses Gebäude dann auch einige Jahre als seine Residenz. Nachdem er dann aber doch in den Vatikan gezogen ist, ging der Palast in die Hände seines Neffens Marco und wurde so Eigentum der Republik Venedig.
Denn Papst Paul II. kam ursprünglich aus Venedig und während seiner Zeit in Rom, vermisste er vor allem den Karneval. Weil er auf dieses Fest nicht verzichten wollte, führte er zur Karnevalszeit wilde Pferderennen ein, die ihr Ziel in der Piazza Venezia hatten.
So musste für den Papst ein Balkon gebaut werden – der später übrigens von Mussolini für seine Reden beansprucht wurde – um den Zieleinlauf von dort noch besser beobachten zu können. Diese Pferderennen fanden beim Volk großen Zuspruch. Da dabei aber immer wieder Menschen starben, die die Rennbahn querten (zuletzt ein Junge Ende des 19. Jahrhunderts), wurden diese Rennen eingestellt.
Der Palast wechselte des Öfteren den Besitzer: Österreich bestimmte zum Beispiel Ende des 18. Jahrhunderts über das Gebäude. Dann war der Palast – unter Napoleon I. – kurz in französischer Hand und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er wieder es als Sitz der österreichischen Botschaft genutzt.
1943 wurde er sogar zum Regierungssitz Mussolinis. Jetzt ist er nicht nur ein Museum, sondern auch Sitz des Institutes für Archäologie und Kunstgeschichte und der Direktion der staatlichen Museen in der Region Latium.
Der Palazzo Venezia wurde mehrmals umgebaut oder erweitert. Der wohl bedeutendste Umbau war sicher die Versetzung des päpstlichen Gartens, um für das Vaterlandsdenkmal (Vittoriano) Platz zu machen. Dabei hat sich der Garten sogar etwas verkleinert, was für die Schönheit allerdings nicht beeinträchtigend war. 😉
Dass das Gebäude gegenüber (Generali Versicherung) wie das Spiegelbild aussieht, ist übrigens erst seit dem 20. Jahrhundert so. Aus „optischen Gründen“ hat man das Gebäude genauso wie den Palazzo Venezia mit einem Turm und Zinnen ausgestattet.
Interessante
Werke
1) „La Trinità“ von Andrea Guardi
Dieses Relief stammt aus dem 15. Jahrhundert. Betrachtet man Jesus auf dem Kreuz stehend, also von oben, so wirken die Beine Jesus´ als viel zu kurz geraten und unförmig. Kniet man sich allerdings hin und betrachtet das Werk von unten sind die Dimensionen perfekt.
Der Künstler zeigt hier eindeutig, dass Hierarchien bzw. Rangordnungen Ansichtssache sind, folglich immer im Auge des Betrachters liegen. Auf der anderen Seite des Kreuzes wird Maria mit dem Jesuskind dargestellt. Ihre Gestalt hingegen wirkt aus jeglicher Perspektive vollkommen.
2) „Due amici“ von Giorgiono (Giorgio de Castelfranco)
Ein weiteres schönes Beispiel ist das Bild von Giorgiono, „Due amici“ aus dem 16. Jahrhundert. Giorgione verzichtet für seinen Stil typisch auch in diesem Bild auf Umrisslinien und gibt seine Figuren so eine gewisse Beweglichkeit.
Unklar ist jedoch, ob die beiden Gestalten eigentlich ein und dieselbe, nur zu einem anderen Moment, oder zwei völlig verschieden Personen sind. Während der eine nachdenklich wirkt, weist der andere einen eher spöttischen Gesichtsausdruck auf. Beide scheinen sie aber auf das Gleiche zu reagieren: nämlich auf die Orange in der Hand, die bittersüß wie die Venus ist, und mit den schwankenden Gefühlen der Liebe in Verbindung gebracht werden kann.
Offizielle Webseite des Palazzo Venezia (EN): museopalazzovenezia.beniculturali.it/
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan