Palazzo Barberini
Palazzo Barberini
Galleria Nazionale d'Arte Antica
Palazzo Barberini
Gebaut für Papst Urban VIII. (richtiger Name Maffeo Barberini), ist der Palazzo heute eine Kunstgalerie, die nicht jeder kennt. Für uns gehört diese Galerie zu unseren Empfehlungen, denn hier kann man ganz entspannt Werke von Caravaggio, El Greco, Bernini oder Borromini erleben.
Meine Bewertung:
Positiv:
In einem wunderschönen barocken Palast kann man in großen Räume eine sehr schöne Kunstsammlung bestaunen - und das ohne viel Gedränge!
Negativ:
Es ist eigentlich nur schade, dass der Audioguide nicht auf Deutsch verfügbar ist.
Tipp:
Zählt die Bienen! Bienen waren Teil des Papstwappens von Papst Urban VIII. (der aus der Familie Barberini stammt). Im ganzen Gebäude werdet ihr Bienen auf unterschiedlichen Orten (Wänden, Gemälden, Geländer …) entdecken.
Zuletzt aktualisiert: 12.03.2024 | Céline & Susi
Palazzo Barberini
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Alles Wichtige
auf einen Blick
Was gibt es
zu sehen?
Nicht unweit vom Trevibrunnen, also Mitten in Rom, gibt es eine von Mauern etwas verborgene Grünfläche, die ein anschauliches Palais beherbergt: der Palazzo Barberini. Das Gebäude wirkt durch die große Freifläche, die nur durch einen Brunnen gebrochen wird, mächtig und imposant. Der Palazzo Barberini ist durch und durch ein Kunstwerk: von außen und auch von innen…
Am Palais haben die berühmtesten Architekten Roms mitgearbeitet: Carlo Maderno, der unter anderem für die Fassade des Petersdom bekannt ist. Francesco Borromini, der für die Architektur barocker Kirchen, wie zum Beispiel die Sant’ Ivo alla Sapienza, Geschichte geschrieben hat. Und last, but not least Gian Lorenzo Bernini, der heute noch täglich tausende Menschen auf der Piazza Navona mit seinem Vier-Ströme-Brunnen zum Staunen bringt.
Im Inneren des Palazzo Barberini befindet sich einer der beiden Teile des Kunstmuseums “Galleria Nazionale d’Arte Antica” (der andere Teil befindet sich in der Galleria Corsini, in Trastevere). Wie man schon von außen vermutet, sind auch die Räume und Säle im Gebäude riesig und beeindruckend. Dies wird durch die atemberaubende Kunstsammlung, die hier aufbewahrt wird, natürlich verstärkt.
Wenn du den großen Saal betrittst, besteht die Gefahr, dass du durch den Anblick des Deckenfresko „Allegorie der göttlichen Vorsehung“ von Pietro da Cortona aus dem 17. Jahrhundert vor Staunen auf das Atmen vergisst. Nicht anders wird es dir wahrscheinlich auch in den Sälen davor gehen, wenn du auf Caravaggios Meisterleistung „Judith und Holofernes“ (Giuditta che taglia la testa a Oloferne, 1597/1600) oder auf El Grecos „Anbetung der Hirten” (“Adorazione dei Pastori e Battesimo di Cristo“, 1546–1548) triffst. Also: Vorsicht 😉
Wer bis heute noch nichts von El Greco, Caravaggio, Filippo Lippi oder Pietro da Cortona gehört hat, dem sei ans Herz gelegt, das Museum im Palazzo Barberini zu besuchen. Spätestens dann, wirst du verstehen, warum wir im 21. Jahrhundert Künstlern der späten Renaissance und des Barocks diese große Bewunderung schenken. Und all jenen, die schon Fans von eben genannten Künstlern sind, sei an dieser Stelle die Frage gestellt: Worauf wartest du noch?
Palazzo Barberini
Zur Geschichte
Der Palast wurde von Papst Urban VIII. im 17. Jahrhundert gekauft. Er war es auch, der die innovativen Künstler wie Maderno, Bernini oder Borromini beauftragt hat, die ursprüngliche Villa in ein Palais umzubauen.
Den Namen “Barberini“ trägt der Palazzo, da Papst Urban VIII. aus der Familie Barberini stammte. Als dieser (richtiger Name Maffeo Barberini, 1568 –1644) zum Papst wurde, wurden im Papstwappen Bienen integriert. Diese müssten eigentlich Fliegen sein, denn sein ursprünglicher Familienname war Tafani (übersetzt auf Deutsch: Bremsen/Fliegen). Da Fliegen für ein Wappen eher ungeeignet sind, ließ er sich nach seinen Heimatort Barberino umbenennen und aus den Fliegen wurden Bienen. An vielen Orten im Gebäude sind diese Biene auch zu finden, wie beispielsweise auf Statuen oder Stuckdecken. Heute würde man dies in der Werbebranche als Branding bezeichnen…
Der Umbau des Palais begann im Jahr 1627 und wurde 11 Jahre später fertiggestellt. Im Palazzo gibt es 187 Zimmer, die sich auf 12.000 m2 verteilen. Was einst Wohnraum war, wird heute für eine Kunstsammlung von mehr als 5000 Gemälde, Fresken und Skulpturen (hauptsächlich aus dem 16. und 17. Jahrhundert) genutzt. Das war nicht immer so. Erst 1949 wurde das Palais Eigentum des Staates. Wenige Jahre später wurde das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach Vollendung der Renovierungsarbeiten ist der gesamte Palast erst seit 2011 für Besucher geöffnet.
Bernini & Borromini
Die Treppenhäuser
Treppenhäuser? Ja! Du hast richtig gehört. Auch Treppenhäuser können wunderschön sein. Schau dir nur die beiden Exemplare hier im Palazzo Barberini an!
1) Das ovale Treppenhaus ist von dem Architekten Francesco Borromini (1599 – 1667). Er stammt ursprünglich aus der Schweiz, seine Hauptwerke schuf er aber in Rom. Er wurde quasi zum Antoni Gaudí Roms (Gaudí = der beliebteste Architekt Barcelonas), denn er hat unzählige Kirchen und Paläste entworfen, restauriert oder umgebaut! Dazu gehören zum Beispiel
- der Lateran (Kirche, Umbau)
- San Carlo alle Quattro Fontane (Kirche)
- Santa Lucia in Selci (Kirche, Restaurierung)
- Sant’Ivo alla Sapienza (Kirche), Sant’Agnese in Agone (Kirche)
- Palazzo Spada (Palast, perspektivischer Gang)
- Palazzo Barberini (Palast, Treppenhaus)
- Palazzo Pamphilj (Palast, Festsaal und Galerie)
- oder auch der Palazzo di Propaganda Fide (Palast an der Spanischen Treppe).
2) Das andere, quadratische Treppenhaus ist von Gian Lorenzo Bernini (1598 – 1680). Sein Stil ist deutlich härter und gradliniger, aber nicht weniger schön. Bernini war Bildhauer und Architekt. Deswegen bist du ihm hier auf unserer Rom-Seite sicher schon einmal begegnet. Er entwarf zum Beispiel die wundervollen Figuren des David, Apollo und Daphne oder den Raub der Proserpina in der Galleria Borghese! Und als Architekt schuf er die Fassade und das zweite Treppenhaus im Palazzo Barberini. Weitere Brunnen und Bauten, an denen er mitwirkte, sind:
- Der Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona
- Tritonenbrunnen auf der Piazza Barberini
- Der Baldachin des Ziboriums im Petersdom
- Den Petersplatz
- Umbau der Santa Maria del Popolo
Wer war
Caravaggio?
Michelangelo Merisi (1571-1610), genannt und bekannt als Caravaggio. Was eigentlich der Name seines Heimatortes ist, wird in der Not zu seinem Markenzeichen! Warum? Er musste sich einen Künstlernamen suchen, denn einen Michelangelo gab es zu dieser Zeit schon. Und ganz ehrlich, wer will schon “der 2.” sein?
Caravaggio kam mit Anfang zwanzig aus Norditalien nach Rom, da er Maler und nicht wie sein Vater Maurer werden wollte. Begonnen hat er seine Karriere in einer Werkstatt mit dem Zeichnen von Köpfen. Anschließen malte er vor allem Früchte und Pflanzen, bis er dann anfing sich selbst zu porträtieren. Er malte sich als “Knabe mit Früchtekorb”, als “Bacchus” sowie als “kranken Bacchus”, was auch viel über seine eigene Biografie Preis gibt. Berühmt wurde Caravaggio dann aber vor allem durch seine öffentlichen Werke in Kirchen. Bekannt ist Caravaggio für seine realitätsgetreue Malerei, beispielsweise malt er schmutzige Personen. Das war für jene Zeit sehr untypisch!
Ein besonderes Merkmal seiner Malerei ist seine Verwendung von Hell-Dunkel-Effekten. Mit diesen schafft er es, seine Bilder besonders dramatisch in Szene zu setzen. Die hellen Flächen seiner Bilder werden vom “göttlichen Lichtfleck” beleuchtet. Wobei es nie ganz klar ist, aus welcher Ecke dieses Licht kommt, ob es Tag oder Nacht ist und ob das Licht von einer natürlichen Lichtquelle (Sonne/Mond) oder einer unnatürlichen (Kerzenschein) stammt. Wer seine Bilder betrachtet, hat das Gefühl, direkt in das Geschehen miteinbezogen zu werden. So, als ob der Betrachter ein Augenzeuge wäre. So, als wäre das Bild eine Szene in einem Film, der vor seinen Augen abgespielt wird.
Sein Leben war, wie für Künstler dieser Zeit üblich, ein Leben mit viel Alkohol, mit vielen Höhen und Tiefen. Als vermeintlicher Mörder muss er aus Rom flüchten, zuerst nach Neapel, dann nach Sizilien. Caravaggio stirbt mit 38 Jahren bei einer versuchten Rückkehr nach Rom. Wie er starb, ist aber bis heute unklar.
Judith und Holofernes (1597/1600)
Caravaggio malte hier eine biblische Szene: Judith köpft den Holofernes. Es stammt wohl aus dem Jahr 1598/99, aber es ging irgendwann verloren und erst 1950 wurde es wieder entdeckt. Seitdem befindet es sich in der Sammlung des Palazzo Barberini. Es zeigt den Moment in dem die Witwe Judith Holofernes mit einem Schwert den Kopf abhackt/säbelt. Sie wird begleitet von einer älteren Magd. Was ist aber passiert? Was bewegt Judith zu dieser Tat? Der syrische Holofernes war ein gefürchteter General. Seine Soldaten raubten, mordeten und steckten Dörfer in Brand. Eines Tages kamen Sie auch in das Dorf Judiths. Diese wollte ihre Stadt retten und stellte Holofernes eine Falle. Sie war nämlich nicht nur tapfer, sondern auch besonders hübsch. Sie ging zusammen mit ihrer Magd in sein Lager und er war gleich Feuer und Flamme für sie.
Er lud sie zum Essen ein und versprach sich mehr davon. Judith machte ihn aber betrunken und zusammen verschwanden sie in sein Zelt… Dort nutzen sie und ihre Magd die Chance und enthaupteten ihn. Sie nahmen den Kopf des Holofernes mit in ihre Stadt und die Soldaten fanden am nächsten Morgen nur den leblosen Torso vor: vor Schreck flohen diese und die Stadt war gerettet!
Eine andere schöne Darstellung der Judith ist zum Beispiel die „Judith“ von Gustav Klimt, die du dir irgendwann einmal im Schloss Belvedere in Wien anschauen kannst. 😉
Wer war
El Greco?
El Greco (1541-1614), spanisch für „der Grieche“, wurde als Domenikos Theotokopoulos geboren und stammt – wie sein Künstlername erahnen lässt – aus Griechenland. 1568 kam er nach Venedig, später dann auch nach Rom (1570-1577). In Italien blieb er nicht allzu lange. So hat er bis zu seinem Tod in Spanien gelebt. Er war Künstler, Bildhauer und Architekt.
El Greco stellt meist religiöse Themen in seinen Bildern dar. Seine Kunst ist “anders”, auffallend, einzigartig. Und das, obwohl er ganz sicher klassische Werke seiner Vorgänger Michelangelo sowie Raffael studiert hat. Mit vielen, kurzen Pinselstrichen komponiert El Greco Werke, die wir heute noch als “modern” und unkonventionell bezeichnen würden. In Spanien dürfte aber selbst vor 400 Jahren niemand ein Problem mit dieser Malweise gehabt haben.
Erst später begann man seine unnatürlichen Formen und Farben zu kritisieren und seine Malerei als lächerlich darzustellen. El Grecos Kunst ist somit eine “wiederentdeckte”/”wieder verstandene” Kunst. Der Grieche lässt sich aber auch von Werken spanischer Künstler wie San Juan de la Cruz oder Teresa von Ávila inspirieren und bleibt sein Leben lang kreativ.
Was ihn und seine Art des Schaffens besonders macht, ist, dass er zu jedem seiner Werke eine kleinformatige Kopie behielt und einzelne Motive später erneut aufgriff.
Seine Bilder heben sich von klassischen katholischen Werken ab. So interpretiert er als Ikonenmaler Themen neu. Er versucht, spirituelle Ereignisse einen neuen Ausdruck zu geben. Weg vom Naturalismus hin zum Individualismus. Eigentlich fast logisch, dass seine Kunst daher weniger von adeligen Bürgern, sondern eher von Intellektuellen, Geistlichen und Humanisten gefördert wurde. Je älter der Künstler, desto klassischer und ruhiger werden auch seine Bilder. El Greco stirbt im Alter von 73 Jahren in Toledo. Im Palazzo Barberini könnt ihr seine Anbetung der Hirten und die Taufe Christi (1546-1548) bewundern.
Offizielle Webseite (IT): www.barberinicorsini.org
Text- und Bildrechte: © Céline Mülich, 2020 – 2024
Mit Unterstützung von Susanne Vukan.
Mit Genehmigung des Palazzo Barberini / Galleria Nazionale d’Arte Antica